You are currently viewing Dampf in allen Gassen

Dampf in allen Gassen

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kategorie:Ozeanien

Das halbe Hostel versammelte sich am Donnerstmorgen vor der Touristinfo, um auf den Bus nach Auckland zu warten. Als er tatsächlich eintraf, war die Freude groß, auch bei der Fahrerin, die jubelnd aus dem Bus stieg, um uns in Empfang zu nehmen.

Der schönste Anblick seit drei Tagen

Wir mussten ein paar Umwege fahren, um ans Ziel zu gelangen, weil noch immer nicht alle Straßen geräumt waren. Aber am Ende waren es in Auckland doch nur 20 Minuten Verspätung. Für mich eh egal, weil ich noch bis zum Abend auf meine Weiterfahrt nach Rotorua warten musste. 

Am Busbahnhof verabschiedete ich mich von Ilka, meiner ehemaligen Bettnachbarin Claire und Jule aus Baden-Württemberg, die ich auch in Paihia im Hostel kennengelernt hatte.

Zum Glück konnte ich mein Gepäck für ein paar Stunden im Intercitybüro abgeben. Das habe ich genutzt, um gepäckbefreit noch einmal runter zur Queens Wharf zu gehen, da sitzt es sich ganz schön.

Von der Busfahrt nach Rotorua gibt es nichts Spannendes zu erzählen. Wir kamen planmäßig gegen 23 Uhr vor der Touristinfo an. Beim Aussteigen kam mir der Geruch entgegen, für den Rotorua so bekannt ist. Es riecht dort nämlich immer etwas (oder auch mal doll) nach faulen Eiern. Was am Schwefel liegt. Was wiederum daran liegt, dass Rotorua ein geothermisches Wunderland ist.

Vor dem Hostel traf ich Hitch aus Colorado, mit dem ich mich eine Weile unterhielt, bevor ich mich auf Zehenspitzen in mein Zimmer schlich, in dem natürlich alle schon wieder schliefen.

Am nächsten Morgen bin ich erstmal zum Lake Rotorua gelaufen, der ist nicht weit vom Hostel entfernt. Tolle Anlage.

In Rotorua sind die Schwäne nicht weiß, sondern schwarz. Ob das wohl auch am Schwefel liegt… Auf jeden Fall strecken sie ihre Popos immer lustig in die Höhe, wenn sie versuchen, an die Algen im Wasser zu kommen. Und die Gansentenvögel treffen sich hier immer zum Chillen.

Als nächstes sah mein Plan vor, dem Whakarewarewa Forest einen Besuch abzustatten. Dort gibt es riesige Redwood-Bäume, die man aus Kalifornien kennt. Also wo Menschen die Bäume umarmen und so. Der Fußgängerweg dorthin war leider auch aufgrund des Zyklons in Teilen gesperrt, da musste ich dann an der Autobahn langlaufen, die aber natürlich hier nicht mit der deutschen Autobahn vergleichbar ist. 

Auf dem Weg sah ich einige Landschaften, die von den geothermischen Aktivitäten unter Rotorua zeugen. Ein Foto vom Museum von Rotorua findet ihr auch in der Galerie. Das ist mir nämlich auch auf dem Weg begegnet.

Im Whakarewarewa Wald gibt es einen Treewalk: Über 23 Hängebrücken geht es auf rund 550 Metern von Baum zu Baum. Dabei lernt man unter anderem, dass die Neuseeländer vor rund 100 Jahren damit begonnen haben, die kalifornischen Redwoods im Rahmen einer großen Aufforstungsaktion anzupflanzen. 

Es wurden verschiedene Bäume aus mit Neuseeland vergleichbaren Klimazonen der Welt angepflanzt und mit den Redwoods hat es meist ganz gut geklappt. Sie wachsen in Neuseeland im Vergleich zu Kalifornien aber viel schneller (vermutlich mehr Regen) und ihr Holz ist deutlich weicher.

Wie ihr seht, lernte ich etwas bei meinem Spaziergang, genoss aber auch einfach die tolle Aussicht. Zwischen den Bäumen hängen große Laternen, die abends erleuchten.

In dem Wald gibt es auch verschiedene Wanderwege. Vom Boden aus sehen die Bäume noch imposanter aus. Leider kommt auf dem Bild nicht rüber, wie dick und hoch sie sind. Ihr müsst mir also einfach glauben, dass sie dick und hoch sind. Bei den größten bräuchte man bestimmt mindestens drei Leute, um den Stamm zu umarmen.

Einen letzten Punkt musste ich auf meinem Tagesplan noch abhaken: den Kuirau Park. In dem wird das geboten, was für Rotorua so typisch ist: Es dampft überall. Aus Felsspalten oder aus dem Wasser. An seinem Südende ließ sich der Park davon noch nichts anmerken.

Aber je weiter ich mich nach Norden vorarbeitete, desto mehr qualmte es um mich herum. Den Höhepunkt bildete der Kuirau Lake, der sich komplett in Nebel hüllte. 100 Grad ist die Temperatur des Wassers, stand auf einem der vielen Warnschilder. 

Überhaupt gibt es in Rotorua sehr viele Warnschilder. Es wird vor Schwefelfeuern gewarnt, oder davor, dass man bei lebendigem Leib gekocht würde, sollte man manche heißen Quellen betreten, oder auch, dass man in Ohnmacht fallen könnte, wenn man zu viel Schwefelwasserstoff einatmet. Also alles ganz normal hier…

An den Eiergeruch gewöhnte ich mich übrigens mit der Zeit, aber auf der Zunge hinterließ der Schwefel einen unangenehmen Geschmack.

Auf dem Weg zurück zum Hostel lief mir Ilka über den Weg. Das war aber kein Zufall, wir hatten diesmal schon in Paihia zusammen das Hostel in Rotorua gebucht. Ilka kam aber einen Tag später als ich an, weil sie noch Hobbiton dazwischengeschoben hatte. 

Leider hatten wir in Sachen Hostel nicht mehr viel Auswahl gehabt und so mussten wir nehmen, was übrig war. Und dieses Hostel war eindeutig eines aus der Kategorie: „Hauptsache ich habe einen Platz zum Schlafen.“ Es war ziemlich abgewohnt und das Bett richtig wackelig. Aber es hingen auch überall Schilder, was denn alles verboten sei und was alles extra koste. Und die Mitarbeiter saßen an der Rezeption hinter einer dicken Scheibe. 

Mein Hostel in Rotorua

Am Abend waren Ilka und ich auch ganz allein im Aufenthaltsraum, obwohl der zumindest fast gemütlich war. Ich weiß nicht wo die anderen alle waren, denn klein ist das Hostel nicht gerade.

Egal, am nächsten Morgen musste ich zu einer ordentlichen Zeit aufstehen, weil ich eine Tour ins Waimangu Volcanic Valley – also in ein vulkanisches Tal – gebucht hatte. 

Im Shuttlebus traf ich Diddi wieder, sie ist aus Dänemark und schlief im selben Zimmer wie Ilka und ich. Sie machte aber einen Trip in ein anderes Tal.

Hier kommt ein kleiner Schlaumeierabsatz: Das Waimangu Volcanic Valley ist das jüngste geothermische Tal der Welt. Es entstand am 10. Juni 1886, als der Tarawera Vulkan ausbrach und der Boden durch die Eruption von 22 Kratern auf einer Länge von 17 Kilometer aufgerissen wurde. Und in diesem Tal brodelt es jetzt gewaltig.

Der Parkeingang liegt am oberen Ende des Tals, sodass man von dort gemütlich bergab laufen kann. Ich kam wieder an allen möglichen rauchenden Seen, wasserspuckenden Felsspalten, blubbernden Wasserlöchern und Gestein in allen Farben vorbei.

Der Weg endete am See Rotomahana, auf dem man auch noch eine Bootstour machen kann. Aber der Preis für den Eintritt hatte mich sowieso schon innerlich in Tränen ausbrechen lassen, da musste das Boot leider ohne mich ablegen. 

In Seenähe dampfte nichts mehr, aber der Weg führte trotzdem durch eine tolle Landschaft.

Am See angekommen nahm ich das parkeigene Busangebot gerne an und ließ mich zurück zum Eingang fahren. Zum einen war das natürlich sehr bequem, zum anderen hätte ich die Rückwanderung zeitlich gar nicht mehr geschafft, da ich mein Shuttle erreichen musste. 

Die Busfahrt war etwas nervenaufreibend, weil die kleine Schotterstraße wirklich sehr eng, kurvig und steil war und nicht selten kamen mir Abgründe oder Felswände näher, als mir liebgewesen wäre.

Mein Shuttle zurück nach Rotorua war pünktlich und zurück im Hostel hatte ich erstmal frei. Wenn ich mich nicht bewege, kann ich auch kein Geld ausgeben. 

Gegen 20 Uhr machte ich mich mit Diddi – die Dänin, ihr erinnert euch? – auf den Weg zum Redwoods Treewalk. Keine Angst, ich hatte nicht vergessen, dass ich da schon gewesen war. Aber ich habe euch ja auch von den Laternen erzählt, die zwischen den Bäumen hängen und im Dunkeln soll der ganze Wald erleuchtet und wunderschön sein, also ein ganz anderes Erlebnis als bei Tag, wurde uns mehrfach gesagt. Das musste ich sehen.

Diddi und ich sparten uns wieder die drei Dollar für den Bus und nahmen die fünf Kilometer bis zum Wald zu Fuß in Angriff. Auf dem Weg hatte ich auch endlich mal die Möglichkeit herauszufinden, ob ich Dänisch verstehen würde, würde eine Dänin sich dazu überreden lassen, gaaanz laaaangsam mit mir zu sprechen. Das Ergebnis des Versuchsaufbaus: Ja, es klappt. Yeah! (Für alle die sich jetzt wundern zum Verständnis: Ich lerne Norwegisch.)

Am Eingang des Waldes sammelten wir Ilka ein – die war schon am Nachmittag für eine Wanderung hingegangen – und stellten uns in die lange Schlange der Leute, die auch die tollen Lichter sehen wollten.

Es hat dann aber gar nicht soo lange gedauert und es war einfach nur schön. Wirklich ganz anders als bei Tag. Zu Beginn sah der Wald aus, als würden Millionen Glühwürmchen darin herumfliegen, danach gerieten die riesigen Laternen in den Blick, es wurden Eulen auf Baumstämme projiziert, Schmetterlinge flogen durch die Luft, Bäume wurden in bunten Farben angestrahlt.  

Und damit hatte mein Rotorua-Abenteuer ein würdiges Finale. Jetzt wird ja vor allem meine Weltreisefreundin Lena schimpfen, dass ich mir überhaupt nichts in Sachen Maori-Kultur angeschaut habe. Womit sie auch Recht hätte, weil es in Rotorua dazu ein großes Angebot gibt. Aber es gibt insgesamt einfach viel in Rotorua zu tun.

Am nächsten Morgen musste ich dennoch ganz früh meine Sachen packen. Um 7:40 Uhr ging schon mein Bus nach Bombay. Das stand jedenfalls auf meiner Fahrkarte. In Wirklichkeit war mein Ziel eine Tankstelle am Highway 1 irgendwo zwischen Hamilton und Auckland im Nirgendwo. 

Vier Stunden Aufenthalt

Das hatte aber schon alles seine Richtigkeit. Dort sollte mich nämlich mein Shuttlebus nach Coromandel abholen, wo mit dem Hot Water Beach mein nächstes Reiseziel auf mich wartete.

Vier Stunden später sammelte mich der Kleinbus tatsächlich auf. Ich saß vorne neben dem Fahrer, der mir unter anderem erzählte, dass er 2019 einen ganz schlimmen Unfall hatte, weil ein Deutscher in seinem Campervan vergessen hatte, dass man in Neuseeland auf der linken Seite fährt. Er sei aber immer noch in Kontakt mit dem Mann und er sei ihm nicht böse. Schon krass.

Der Fahrer ließ mich am Campingplatz am Hot Water Beach raus. Hier habe ich mich in einem kleinen Häuschen eingemietet. Offiziell heißt es Deluxe Cabin. Irgendwie war ich davon ausgegangen, dass zu Deluxe auch ein eigenes Bad gehört, ist leider aber nicht so. Dafür ist das Bett richtig bequem und ich habe keine Zimmermitbewohner. 

Mein "Deluxe Cabin"

Und dass ich überhaupt jemals auf dem Campingplatz ankommen würde, war auch lange nicht klar. Erst schrieb mir die Unterkunft, dass sie mir das Mehrbettzimmer, dass ich gebucht hatte, nicht geben können, da sie überbucht seien. Ich entschied mich deshalb für das Cabin, aber dann schrieb mir der Shuttlebusanbieter, dass sie ihre Route zum Hot Water Beach geändert hätten. 

Ich musste daraufhin meinerseits meine Route ganz schön umschmeißen. um den Shuttle weiterhin nutzen zu können. Na und dann kam natürlich Gabrielle und ich schmiss die Route ein zweites Mal um. Aber jetzt bin ich hier und es gefällt mir sehr gut. 

In meinem nächsten Eintrag wird es dann um meine Abenteuer mit diesem Spaten hier gehen.

Dieser Beitrag hat 9 Kommentare

  1. Rebekka

    Was für tolle Landschaftsfotos – dort würde es mir auch gefallen!! Genieße es!

    1. Anne

      Danke, das tue ich jeden Tag. Es gibt einfach so viele schöne Ecken in Neuseeland 🙂

  2. Marie ohne Paula

    Also ich war lange nicht mehr so neidisch! Frechheit!

    1. Anne

      😀 Ja da darf man halt nicht monaltelang in den USA rumturnen. Aber die wichtigste Frage: Wo ist Paula???

  3. Opa Hans

    Die Unordnung, die „Gabrielle“ in Deine Reiseplanung geblasen hat, ist doch noch recht passabel ausgegangen. Zumindest liest sich Dein Reisebericht wieder sehr spannend und und die Bilder dazu – große Klasse. Bisher hattest Du bei der Auswahl Deiner Reiseroute immer ein gutes Händchen und ich hoffe. dass es auch so bleibt. Damit ist auch meine spannende Lektüre gesichert – Danke.
    ,

    1. Anne

      Ja, ich bin jetzt wieder in der richtigen Spur, mal gucken, ob es so bleibt 🙂

  4. Weltreisefreundin Lena

    Mensch Anne, stimmt schon.
    Da muss ich schimpfen, dass du das Māori Kultur Angebot nicht wahrgenommen hast, aber der Preis für den Eintritt hätte dich sowieso schon innerlich in Tränen aubsrechen lassen. 😉
    Aber war ja nicht dein letztes Mal in Neuseeland – nächstes mal dann! 😉

    1. Weltreisefreundin Lena

      *ausbrechen.
      Hab ich falsch von dir abgeschrieben. 😀

      1. Anne

        Darf ich den Rechtschreibfehler jetzt korrigieren? 😀 Nächstes Mal machen wir dann zusammen Haka.

Schreibe einen Kommentar