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Anleitung zum Bau eines Warmwasserpools

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  • Beitrags-Kategorie:Ozeanien

Wer zum Hot Water Beach kommt, muss zwei Dinge erledigen: Zuerst muss man sich einen Spaten mieten. Keine Angst, es gibt genug Spatenverleihanbieter. Als zweites muss man herausfinden, wann Ebbe ist. Ist hinter beide Aufgaben ein Haken gesetzt, kann der Pool gebaut werden.

Das ist nämlich der Grund, warum die Menschen zum Hot Water Beach strömen. Die Sache ist die: Unter dem Strand gibt es zwei Heißwasserquellen. Bei Ebbe kann man rund um die Quellen ein Loch im Sand buddeln. Man muss gar nicht tief buddeln, dann füllt es sich schon mit warmem bis sehr heißem Wasser – je nachdem wie nah an der Quelle man sich befindet. Und dann kann man sich in seinen Pool setzen und relaxen und den anderen Menschen beim Buddeln zuschauen.

Und damit habt ihr auch die Auflösung vom Ende meines letzten Beitrags, wozu ich mir einen Spaten besorgt habe. Denn natürlich wollte ich bei dem Spaß dabei sein. Hier schonmal ein Video für die Ungeduldigen.

Von meinem Campingplatz waren es nur rund zehn Minuten zu Fuß bis zum Hot Water Beach. Ebbe war am Dienstag für 13:46 Uhr angesagt. Ab zwei Stunden davor und bis zwei Stunden danach sind die heißen Quellen freigelegt. Also machte ich mich gegen 11:30 Uhr auf den Weg. Der führte über Holzstege durch eine schöne Palmenkulisse. 

Als ich am Strand ankam, waren auch schon einige Leute eifrig am Buddeln, obwohl die Flut doch noch viel Platz in Beschlag nahm. Dann stand ich erst einmal vor der Frage, wo genau ich denn jetzt meinen Pool bauen sollte. Ich lief an ein paar verlassenen Löchern vorbei, die alle nur mit kaltem Wasser gefüllt waren. Da waren die Buddler wohl auch ahnungslos gewesen.

Ich fragte dann eine Frau, die in einem Loch saß, ob ihr Wasser denn heiß sei. Sie bejahte und ließ mich fühlen. Es war wirklich sehr heiß. Sie gab mir den Tipp, dass man einfach nur Stellen mit sehr heißem Sand finden müsse. Darunter sei natürlich das Wasser auch warm.

Dann bot die Frau mir noch an, dass sie mir ihr Loch vermachen könnte. Ihr Freund und sie wollten sowieso gehen. Zu einer fertig gebauten Poolimmobilie sagte ich natürlich nicht nein. Zumal sie in bester Lage war, wie ich feststellte. Zum einen war der Pool schon weit genug vom Wasser entfernt, sodass auch heftigere Wellen ihn nicht erreichten. 

Zum anderen konnte ich die Wassertemperatur regulieren, wie ich bald feststellte. Wühlte ich mit der rechten Hand etwas im Sand rum, kam heißes Wasser nach, wühlte ich auf der linken Seite, füllte sich der Pool etwas mehr mit kaltem Wasser.

Ich lag dann eine ganze Weile glücklich in meinem Loch und beobachtete das Treiben um mich herum. Immer mehr Menschen kamen und die, die näher am Wasser bauten, mussten Durchhaltevermögen beweisen, weil immer wieder Wellen kamen, die ihre Baufortschritte zunichte machten.

Hier noch ein paar allgemeine Impressionen.

Nach getanem Relaxen kühlte ich mich im Meer ab. Richtig schwimmen konnte man nicht, weil vor allem die Unterströmung richtig stark ist. Aber es reichte schon, bis zu den Knien reinzugehen, um von großen Wellen umgeschubst zu werden.

Den Rest des Nachmittags faulenzte ich, ging aber am Abend nochmal zum Strand, um mir alles mal bei Flut anzuschauen. Wie ihr auf den Vergleichsfotos seht, ist der „Poolbereich“ bei Flut natürlich wirklich komplett unter Wasser.

Mein absolutes Highlight am Hot Water Beach erlebte ich aber in der Nacht. Gegen 2 Uhr war wieder Ebbe angesagt. Also zog ich gegen Mitternacht noch einmal los zum Strand. Es war gar nicht so gruselig, wie ich befürchtet hatte. Zwar war es stockduster, aber gefährliche Tiere gibt es ja in Neuseeland nicht und Menschen eigentlich auch nicht.

Das einzig leicht Bedrohliche war das Geräusch der Brandung. Ich hatte schon am Tag beobachtet, dass das Meer manchmal vergaß, dass gerade Ebbe ist und einfach so ab und zu richtig große Wellen schickte, die manche Hot Pools überfluteten. Und in der Nacht, wenn man die Welle nicht kommen sieht, wäre das bestimmt nicht so toll gewesen. Aber ich greife vor.

Ich bin nämlich wieder mit meinem Spaten losgezogen, weil ich das Poolerlebnis bei Nacht ausprobieren wollte. Den Tipp hatte mir der Fahrer des Busshuttles gegeben. Außer mir waren noch zwei andere Leute am Strand, aber ohne Pool. Die zogen irgendwann ab.

Ich hatte das Glück, dass ich wieder ein vorgebuddeltes Loch fand – es dampfte richtig daraus – das ich nur nochmal etwas tiefer ausheben musste. Tja, und dann lag ich komplett alleine an einem riesigen Strand in Neuseeland in einem heißen Pool unter einem Sternenhimmel, der seinen Namen wirklich verdient hat. Mit Milchstraße und allem Pipapo. Unfassbar.

Am nächsten Tag ging ich wieder zum Strand. Es tut mir leid, dass der Artikel bislang etwas monothematisch ist. Wenn man kein Auto hat oder kein Geld für Ausflüge, ist der Strand so ziemlich das einzige, was man in der Gegend tun kann. Für mich persönlich war das aber kein Problem. Ich nutzte die drei Tage sozusagen als Kurzurlaub.

Diesmal ließ ich den Spaten zuhause. Ich hatte ja schon zwei Poolerfahrungen auf dem Deckel. Stattdessen wanderte ich den Strand einmal in seiner kompletten Länge ab. Der ist schon stattlich. Und nur der kleine Part mit den heißen Quellen ist stark frequentiert. Der Rest ist sehr ruhig.

Danach war ich ganz lange zum Wellenhüpfen im Meer und weil ich im Anschluss richtig hungrig war, gönnte ich mir Pommes mit Chicken Nuggets auf dem Campingplatz.

Am nächsten Morgen holte mich um 7:30 Uhr mein Busshuttle wieder ab. Es war der selbe Fahrer wie auf der Hinfahrt. Wir haben uns wieder sehr nett unterhalten. Er ließ mich in Waihi raus, wo ich noch eine Stunde auf meinen Intercity Bus nach Tauranga warten musste. 

Auch an der Haltestelle hatte ich wieder nette Gesellschaft von ein paar Neuseeländern, die ebenfalls auf den Bus warteten. Hier ist ja Smalltalk mit Fremden ein großes Ding im Gegensatz zu Deutschland.

An meinem Zielort Tauranga kam ich ausnahmsweise mal nicht spät abends an, sondern musste sogar noch ein wenig warten, bis ich im Hostel einchecken konnte. Das sieht richtig schick aus.

Wie ihr vielleicht sehen könnt, gibt es auch eine große Terrasse, von der man einen tollen Blick hat, weil wir hier gleich am Wasser sind.

Bis ich jedoch einchecken und diesen Ausblick genießen konnte, vertrieb ich mir die Zeit mit der Suche nach etwas Essbarem. Ich hatte dummerweise meine Lebensmitteltüte auf dem Campingplatz vergessen. Es war zum Glück nicht mehr allzu viel drin, aber aus diesem Grund hatte ich noch nichts gefrühstückt. 

Ich fand eine Bäckerei und entschied mich für einen Pie. Pie gibt es in Neuseeland überall zu kaufen. Es sind Blätterteigpasteten, die meistens mit Hackfleisch gefüllt sind. Es gibt aber auch ganz viele andere Füllungen. Ich nahm Hühnchen und Käse und es war sooo lecker. 

Während ich das hier schreibe, mache ich mir eine mentale Notiz, dass ich mir vor meiner Abreise unbedingt noch so einen Pie kaufen muss. Es schmeckte jedenfalls wie Ragout Fin mit einem Kilo geschmolzenem Käse.

Die Nahrungsfindung beschäftigte mich auch am Nachmittag wieder eine Weile, weil ich meine Vorräte aufstocken musste und ein größerer Supermarkt ziemlich weit entfernt war.

Gestern stand Mount Maunganui auf dem Plan. Das ist ein Vorort von Tauranga und auch der Name des Bergs, der am Zipfel des Ortes zu finden ist. Es handelt sich – wen wundert’s – um einen erloschenen Vulkan. 

Auf dem Weg zum Bus kam ich aber erstmal an dieser lustigen Konstruktion vorbei.

Ich bin ja auf meinen Reisen schon einigen kuriosen Skulpturen und Statuen begegnet – ich sage nur Jekaterinburg. Aber diesmal hatte das Ganze eine sinnvolle Erklärung. Zu sehen sind die vierbeinigen Charaktere der international bekannten Kinderbruchreihe „Hairy Maclary“ der Schriftstellerin Lynley Dodd, die aus Tauranga kommt. Nur damit ihr das auch mal wisst.

Mit dem Bus ging es dann weiter nach Mount Maunganui, wo ich gleich mal auf einen bekannten Anblick stieß.

Auf diesem Campingplatz stand ich nämlich 2017 schonmal. Es war der letzte Abend meiner vierwöchigen Campervantour durch Neuseeland und ich hatte damals leider keine Zeit mehr, um auf den Gipfel des Mount Maunganui zu steigen, sondern musste mich mit der halben Strecke begnügen. 

Aber falls ihr jetzt denkt, ich bin extra an diesen Ort zurückgekehrt, um die Herausforderung zu beenden, kann ich euch versichern, dass dem nicht so ist. Mir ist erst lange nach dem Buchen des Hostels in Tauranga eingefallen, dass ich schonmal dagewesen war. Beziehungsweise zu meiner Verteidigung: An den Mount Maunganui konnte ich mich schon erinnern, nur nicht, dass Tauranga gleich daneben liegt.

Zuerst umrundete ich den Fuß des Berges. Das war eine angenehme Angelegenheit von knapp drei Kilometern.

Dann folgte der Aufstieg. Der Gipfel liegt zwar nur 230 Meter hoch, aber wenn der Weg bis dahin auf sanfte Windungen und Schlängelungen um den Berg verzichtet, sondern auf rund 800 Metern ziemlich gerade nach oben führt, ist das schon unangenehm. 

Das kleine Schäfchen schaute neugierig beim Aufstieg zu. Es hatte wohl seine Herde verloren.

Aber wie das meistens so ist: Der Ausblick von oben entschädigte für alle Strapazen. 

Wusstet ihr, dass Tauranga das größte Containerterminal von Neuseeland hat? Rund 40 Prozent aller Container werden hier abgefertigt. Um das zu sehen, gibt es auf dem Berg sogar einen eigenen Aussichtspunkt.

Containerterminal von Tauranga

Nach dem Abstieg bin ich etwas am Strand langgelaufen. Da war große Action. Es fand nämlich ein Wettkampf zwischen vielen Surfrettungsvereinen des Landes statt. Die mussten da irgendwelche Aufgaben im Wasser und auf Surfbrettern bewältigen. Außerdem hatte ich nochmal eine gute Gesamtsicht auf den Mount Maunganui. Die war ich euch ja bislang schuldig geblieben.

Mount Maunganui

Vom Strand aus hat man auch Zugang zu Moturiki Island. Das ist eine ganz kleine unbewohnte Insel vor dem Strand. Hier seht ihr sie von oben und ein paar Fotos, die ich auf der Insel gemacht habe.

Ja und dann ging der Regen los, gerade als ich mit meinem Tagesplan fertig war. Also ab in den Bus und zurück zum Hostel. Leider hat sich an diesem Wetter bis jetzt nicht viel verändert. Es ist auch recht frisch und windig. Vielleicht gehe ich heute gar nicht mehr raus, sondern beschäftige mich mit meiner weiteren Reiseplanung. Das wäre sowieso mal nötig.

Zum Abschluss meines heutigen Berichts möchte ich meiner Mama noch ganz herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag sagen. Ich bin etwas traurig, dass ich die große Sause in Senftenberg verpasse, aber du weißt ja Mama: In Gedanken sitze ich an eurer Kaffeetafel.

Dieser Beitrag hat 10 Kommentare

  1. Rebekka

    Hot Pools bei Nachr – saucool! Hätte ich auch gemacht, wenn man das alles für sich quasi alleine hat. Ach Strand und Meer! Sooo schön!

    1. Anne

      Ja, das ist echt noch ein Bonus, dass es gar nicht so viele Menschen in Neuseeland gibt, da findet man oft verlassene Orte, selbst an Touristenattraktionen.

  2. Matthias

    Toll zu lesen, Deine Pool-Buddeleien. Vor allem die Nacht-Aktion kann ich gut nachvollziehen. Saß mal auf Korsika nachts im Meer (was im Hochsommer Pool-Temperatur hatte) und habe in den Himmel geschaut – ohne Lichtquellen in der Nähe, war toll. Jetzt fange ich an, mal ein bisschen in Deinen älteren Aufzeichnungen zu lesen, denn wir wollen im Sommer ins Baltikum. Lieben Gruß aus dem ICE von Ffm nach Kiel. Übrigens: Sonnenschein, 0 Grad. Und – natürlich – Verspätung.

    1. Anne

      Huhu Matthias, ja das war bestimmt auch klasse auf Korsika wenn die Sterne funkeln. Baltikum ist eine super Idee. Ich war leider nur in den Hauptstädten und in Kaunas, aber Riga ist eine meiner Lieblingsstädte in Europa. Also auf jeden Fall gute Idee mit dem Baltikum. Schön, dass mit den ICEs alles noch beim Alten ist.

  3. Marie

    Ein weiterer sehr schöner Beitrag auf deiner langen Reise! Er hat mich sehr erheitert, danke dafür 🙂

    1. Anne

      Das freut mich 🙂 Ich hoffe, du hast das Video auch Paula gezeigt.

  4. Sarah W.

    Wunderschöne Bilder hast du uns da präsentiert 😍

    Die Bäume mit den Lichtern und den Hängebrücken erinnert mich an Lórien.
    Das plus die Erwähnung von Hobbinton und natürlich die heißen Pool-Löcher am Strand haben mich überzeugt: nächstes Jahr gucke ich mir das mal selbst an. 😎
    (Aber ehrlichgesagt habe ich grade Hunger und als du die verschiedenen Pies beschrieben hast, fing ich an zu speicheln und jetzt will ich unbedingt diese Pies essen. Das mag auch dazu beigetragen haben…)

    Liebe Grüße aus dem Ländle ❤️

    1. Anne

      Herrlich, du hast mich mit deinem Kommentar sehr zum Lachen gebracht 😀 Die Pies sind wirklich sehr lecker. Ich will morgen auch nochmal an nem Pieshop vorbeischleichen, ganz zufällig natürlich. Und ja, komm auf jeden Fall mal vorbei. Die Hängebrücken bei Nacht haben mich auch total an Herr der Ringe erinnert 🙂

  5. Opa Hans

    Aha, nun ist ja das Geheimnis mit dem Spaten auch gelöst. Ist ja toll, was man mit so einem einfachen Gerät und schmalem GELDBEUTEL sich am richtigen Ort leisten kann. Und der Ausspruch „wer Anderen eine Grube gräbt ….“ erhält hier ja auch eine ganz andere Bedeutung. Interessant ist auch die einfache Regelung der Wassertemperatur. Und erstaunlich, wie beim Straßenverkehr sind auch dabei die Seiten vertauscht. Bei uns kommt rechts das kalte Wasser und links das Warme.
    Ja Anne, leider kannst Du nicht bei der großen Geburtstagsfeier Deiner Mama dabei sein und auch wir werden Dich vermissen. Aber wir werden genauso an Dich denken und Dein neuester Reisebericht wird dabei sicher mit zum Thema gehören. Also pass weiter schön auf Dich auf, viel Spaß und ich bleibe wie immer Neugierig

    1. Anne

      Das war mir gar nicht aufgefallen, dass die Wasserregelung auch vertauscht war 🙂 Ja, so ein tolles Erlebnis und das alles ganz kostenlos. Nur die Unterkunft war leider nicht so billig an so einem verlassenen Ort.

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