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Budapest unterirdisch

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Unter dem Burgberg von Budapest befindet sich ein kilometerlanges, natürliches Höhlensystem. Dieses wurde von den Menschen jahrhundertelang zum Beispiel zur Lagerung genutzt. Und in Kriegszeiten fanden sie dort Schutz. Aber dazu später mehr.

Wie ihr euch inzwischen denken könnt, bin ich jetzt in Ungarn. Die Fahrt von Bratislava nach Budapest war recht unspektakulär. Bis auf die Tatsache, dass im Bus alle um mich herum gehustet und geschnieft haben. Heute war ich kurzzeitig der Meinung, von den Teufelsviren befallen worden zu sein. Aber dann trat rasche Genesung ein. 

Mein neues Hostel ist etwas speziell. Es liegt im ersten Stock eines Altbaus an einer zentralen Partymeile und erinnert allein schon von der Größe eher an eine WG als an ein Hostel. Am Eingang muss man die Schuhe ausziehen. Statt Cola und Bier gibt es Club Mate. Und man kann irgendwelche Feng-Shui-Massagen buchen. Das Zimmer an sich ist sehr gemütlich.

Schlafsaal im Hostel in Budapest
Es ist wieder ein Achtbettzimmer

Allerdings blicke ich nicht ganz durch, wer die anderen Personen sind, die sich hier aufhalten. Meiner Meinung nach gehören 75 Prozent der Leute zum Personal, sind also junge Leute, die hier arbeiten und dafür kostenlos übernachten dürfen. Die meisten davon sind Russen, die, so scheint mir, sehr viel über die Arbeit reden („Rabota, rabotaju“… dafür reichen meine Sprachkenntnisse). 

Und dann scheint es hier noch Tagesgäste zu geben, oder die Freunde der Leute, die hier arbeiten oder so. Jedenfalls ist die Küche immer überbevölkert und so viele Betten hat das Hostel gar nicht, wie das Menschen sind. Also alles ein wenig chaotisch hier.

Aber ich bin ja hier um mir die Stadt anzugucken und die ist echt der Hammer. Ich hatte vor meiner Ankunft überhaupt keine Vorstellung davon, wie Budapest sein könnte. Nach meinen ersten 24 Stunden hier muss ich sagen: Budapest ist total dynamisch, lebhaft, jung, abwechslungsreich, ziemlich sauber und schön. Nur zwei Sachen fallen auf: der Verkehr ist grenzwertig und es gibt leider viele Obdachlose. 

Die Stadt wird von der Donau in Buda und Pest geteilt. Mein Hostel ist auf der Pester Seite, die ich mir bei einem schönen Abendspaziergang an meinem Ankunftstag ein wenig angeschaut habe. (Die Bilder sind diesmal mit Erklärungen. Die seht ihr, wenn ihr mit der Maus drüberfahrt).

 

Heute war ein teurer Tag für mich. Da muss ich mir selbst mal auf die Finger hauen. Ich habe am Vormittag eine Free Walking Tour mitgemacht (An die Großeltern: Die werden meistens von jungen Einheimischen durchgeführt. Theoretisch kostet es nix, aber am Ende sollte man doch nach eigenem Ermessen eine Bezahlung anstreben). 

So eine Tour hatte ich schon in Prag mitgemacht und es hat sich wieder gelohnt. Mir ist zum Beispiel in Erinnerung geblieben, dass in der ehrwürdigen Sankt-Stephans-Basilika in Pest nicht nur die einbalsamierte, rechte Hand des ersten ungarischen Königs Stephan zu finden ist, sondern auch der berühmteste ungarische Fußballspieler Ferenc Puskás hier beigesetzt wurde. Man möge sich nur mal vorstellen, den sterblichen Überresten von Oliver Kahn könnte irgendwann mal im Kölner Dom zu huldigen sein.

Im Rahmen der Tour sind wir auch auf die andere Stadtseite nach Buda auf den Burgberg gelaufen. Dort befindet sich unter anderem das größte Gebäude Ungarns, der Burgpalast.

 

Im Anschluss habe ich mir ein Museum gegönnt und damit wären wir wieder am Anfang der heutigen Geschichte. Ich war im sogenannten Felsenkrankenhaus. Dieses Krankenhaus wurde im Höhlensystem unter dem Burgberg errichtet. Im zweiten Weltkrieg wurden dort Soldaten und Zivilisten versorgt, unter schrecklichen Bedingungen (Hitze, Gestank, kein Wasser, keine Medikamente). 

Übrigens, in Budapest lieferten sich sowjetische Truppen einen monatelangen Häuserkampf mit den ungarisch/deutschen Gegnern. In der Folge wurde Budapest im zweiten Weltkrieg fast komplett zerstört.

Zurück zum Krankenhaus. Auch während der Revolutionsversuche in Ungarn 1956 wurde es noch einmal genutzt. Später wurde es dann für einen möglichen Atomschlag bereit gehalten. Heute ist das Krankenhaus ein Museum, das man im Rahmen einer geführten Tour anschauen kann. Sehr zu empfehlen. Leider darf man von innen keine Fotos machen.

Das Felsenkrankenhaus von Budapest

Exkurs: „Essen international“ mit Anne

Die Führer bei den Walking Tours geben auch immer Tipps zu lokalem Essen und Getränken. Neben Gulasch und Fleischgerichten hat unser Guide uns von Túró Rudi erzählt. Das ist wohl sowas wie die Nationalsüßigkeit von Ungarn. Er meinte, es sei Schokolade mit Frischkäse und die meisten Nicht-Ungarn fänden das eklig. Davon habe ich mir auf dem Heimweg natürlich sofort einen Riegel gekauft.

Der Schokoriegel Túró Rudi ist eine ungarische Spezialität
Der Schokoriegel Túró Rudi besteht aus Schokolade und Quark

Die Riegel sind im Kühlregal zu finden und es gibt ganz viele Geschmacksrichtungen. Ich habe mir den Klassikriegel gekauft. Es schmeckt eigentlich wie Quarkkuchen ohne Boden, mit Schokolade umhüllt. Nicht das beste, was ich je probiert habe, aber auch nicht schlimm.

Dieser Beitrag hat 12 Kommentare

  1. Rebekka

    Ach cool, Budapest steht auch schon länger bei mir auf dem Zettel. Nach deinen Schilderungen ist das ja wirklich eine Reise wert. Hab es gut in deinem Chaos-Hostel!

    1. Anne

      Ja, kannste auf jeden Fall mal machen. In Budapest gibt es auch ganz viele sogenannte „Ruin Bars“. Also Bars in Abrisshäusern. Keine Ahnung, ob es das in anderen Städten auch gibt. Aber du magst ja abgeranzte Urlaubsorte 😀

      1. Rebekka

        Höre ich da einen leichten Unterton? 😜 Ranzig ist gut!

        1. Anne

          Das kannste aber glauben, dass da ein Unterton ist. Deine Urlaubsvorlieben sind eben komisch.

  2. Oma & Opa

    Also Anne, wir sind hellauf begeistert von der Art Deiner Reiseschilderungen in Wort und Bild. Dokumentiere Deine Eindrücke weiter so und am Ende Deiner Reise wird es ein interessantes Gesamtwerk geben.

    1. Anne

      Vielen Dank Oma und Opa. Ich werde mir weiterhin viel Mühe geben.

  3. Kaka

    Das ist alles sehr schön. Ich vermisse allerdings einen separaten Thread über die lokale Toilettenkultur. Ich denke da liegt viel Potential verborgen. Mir schwebt da eine Art Fotobuch vor. Fotographische Dokumentation. Hostels mit 10 Bett Zimmern verdienen diesbezüglich jawohl einen eigenen Blogeintrag.

    1. Anne

      Hallo Kaka, sobald es die Toilettensituation wert ist, sie zu erwähnen, werde ich das sicherlich tun 😀 Im Moment ist noch alles ganz normal. Trotz Zehnbettzimmer. Aber Fotos werde ich euch auf jeden Fall ersparen. Das Foto von damals kann eh nichts toppen 🙂

  4. Mama

    Deine Tante und ich und ein Jahr später dein Vater und ich waren vor vielen Jahren mal gemeinsam in Budapest. Mir hat die Stadt damals schon seeeehr gut gefallen. Allerdings haben wir nicht sehr viel „Kultur“ gemacht, denn wir waren vor allem auf Shoppingtour. Dort gab es damals in den Hinterhöfen kleine private Geschäfte, vor allem Bekleidung. Gibt es das noch? Und dein Vater hat in den Plattenläden gestöbert.

    1. Anne

      Also es gibt hier unfassbar viele Geschäfte und Einkaufsstraßen. Das ist mir mit als Erstes aufgefallen. Heute bin ich durch eine ganz noble mit Gucci und so gelaufen. Hinterhofgeschäfte habe ich keine gesehen, aber da ich eh nicht auf Shoppen aus bin, hab ich auch nicht so sehr auf die einzelnen Geschäfte geachtet. Ich habe nur die Masse gesehen.

  5. Marie

    Ohhhh Budapest spricht mit uns!!

    1. Anne

      Ja Marie, da kann ich dir guten Gewissens einen Städtetrip ans Herz legen.

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