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Die Wracks von Moreton Island

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  • Beitrags-Kategorie:Ozeanien

Ich habe mir in den vergangenen Tagen eine Auszeit gegönnt, weil meine Batterien wirklich leer waren. Das hatte ich ja in den letzten Berichten schon erwähnt. Jetzt bin ich aber mit neuer Energie zurück.

Die faulen Tage kann ich recht schnell zusammenfassen. In Mooloolaba habe ich nach meinem Ausflug zur Strandpromenade tatsächlich überhaupt nichts Erwähnenswertes mehr unternommen. Ein Highlight war die Waschmaschine im Hostel, die man mit einer Kombination aus Handy, QR-Code und Paypal starten konnte.

Dann lasst uns doch jetzt gleich schon zu meiner Weiterfahrt nach Rainbow Beach springen, dem nördlichsten Punkt meiner Reise durch Australien.

Als ich an der Bushaltestelle ankam, wartete da außer mir kein Mensch. Das verwunderte mich sehr, weil ich drei Tage zuvor mit einem großen Tross in Mooloolaba angekommen war. Auch der Bus kam und kam nicht. War ich an der falschen Bushaltestelle?

Zum Glück kann man die Busse online tracken, wie ich herausfand, als mein Puls schon auf 180 war. Keine Panik, der Bus hatte Mooloolaba noch nicht passiert, er war einfach nur eine halbe Stunde zu spät.

Im Bus angekommen, saß ich neben einem netten Engländer. Der Arme war auf dem Weg nach Cairns  – 18 Stunden. Das erinnerte mich an Klassenfahrten nach Spanien. Ich hingegen war nach vier Stunden erlöst. 

Und nicht nur ich, fast der komplette Bus stieg in Rainbow Beach aus und weil es dort nur zwei Hostels gibt, lief auch fast der komplette Bus zum Check-in des Freedom Hostels Rainbow Beach, das glücklicherweise genau gegenüber der Bushaltestelle liegt. Wir belagerten mit mindestens 30 Leuten die Rezeption. Ich sagte ja, wie Klassenfahrt.

Das Hostel war ziemlich groß. Es war eher eine Anlage mit vielen Gebäuden und zwei Pools, zwei Küchen, Aufenthaltsräumen. Und ich habe kein einziges Foto gemacht. 

In meinem Zimmer lernte ich meine Bettnachbarin Meiken aus Husum kennen, mit der ich mich gleich anfreundete und dann war auch schon Schlafenszeit.

Am nächsten Tag erkundete ich Rainbow Beach. Das hört sich tatkräftiger an, als es ist. Der Ort besteht neben den zwei Hostels aus einer kleinen Einkaufszeile, zwei Tankstellen, ein paar Apartmentanlagen, ein paar Wohnhäusern und dem Strand. 

Am Strand schaute ich natürlich vorbei und wollte ihn eigentlich einmal komplett ablaufen, aber er hörte und hörte nicht auf, sodass es für immer ein Rätsel für mich bleiben wird, was am Ende des Strandes liegt.

Ein Ärgernis gab es für mich – auf dem zweiten Bild konntet ihr sie schon sehen, die Reifenspuren. Der Strand war nämlich in großen Teilen eine offizielle Straße. (Erinnert ihr euch noch an die Strandautobahn in Neuseeland?) Nur ein kleiner Teil war ausschließlich unmotorisierten Menschen vorbehalten. Und teilweise war richtig viel Betrieb.

Wahrscheinlich wegen dieser Straße habe ich in ganz Rainbow Beach kein einziges „normales“ Auto – also ohne Allradantrieb – gesehen. Ganz ohne ist das Fahren auf Sand aber trotzdem nicht. Vor allem wenn man Ebbe und Flut nicht im Blick hat. An der Touristinformation findet man diese erheiternde Fotowand.

Wall of Shame - die "Wand der Schande"

An meinem zweiten Tag in Rainbow Beach machte ich gar nichts, außer mal kurz im Supermarkt vorbeizuschauen. Ach und dieses schöne Selfie mit einer Schiffsschraube hab ich gemacht. Weil ich Angst hatte, dass ich aufgrund meiner Faulheit nicht genug Bildmaterial aus Rainbow Beach zusammenbekomme und außerdem: Warum nicht?

Eigentlich wollte ich meinen Aufenthalt in Rainbow Beach auch für einen Abstecher nach Fraser Island nutzen. Davon haben immer alle geredet: Fraser Island hier, Fraser Island da. Das ist mit rund 120 Kilometern Länge die längste Sandinsel der Welt und von Rainbow Beach aus gut mit dem Boot zu erreichen. Es gibt einige Anbieter, die Mehrtages- oder Tagestouren anbieten.

Auf jeden Fall ist die Insel so heißbegehrt, das alles schon ausgebucht war. Da war ich dann kurz traurig, aber habe mich an meine Weltreisefreundin Lena erinnert, die letztes Jahr auch nur in Rainbow Beach rumgegammelt hat und nicht auf Fraser Island war. Man kann ja auch nicht jeden Spaß mitmachen.

Ein sandiges Erlebnis hatte ich trotzdem noch. In den Hügeln über Rainbow Beach gibt es eine große Sanddüne: Die Düne heißt Carlo (Hallo, Carlo) und wurde von Captain Cook höchstpersönlich nach einem seiner Crewmitglieder benannt.

Ich bin ein wenig auf der Düne rumgelaufen und habe mich dann ein letztes Mal in Richtung Strand orientiert. Hier noch ein paar Eindrücke von der Promenade oberhalb des Strandes.

Am Freitag machte ich mich zu meinem letzten Ziel in Australien auf. (Bin ich nicht vor einer halben Stunde erst hier gelandet?) Es ging wieder vier Stunden südwärts nach Brisbane. Den Busbahnhof kannte ich schon von meinem Zwischenaufenthalt auf dem Weg nach Mooloolaba. Den Weg zum Hostel musste mir Google Maps soufflieren. Das war diesmal noch eine halbe Stunde Fußmarsch entfernt. 

Was ich währenddessen von der Stadt sah, gefiel mir bereits sehr gut. Von den meisten hatte ich immer eher Negatives über Brisbane gehört. Nur eine Australierin, die ich bei einer meiner Busfahrten getroffen hatte, meinte, dass mir Brisbane gefallen würde, weil es etwas an Perth erinnert. Und Perth ist nach wie vor meine Lieblingsstadt in Australien.

Mein Hostel ist diesmal ganz modern und mein Schlafsaal gefällt mir besonders gut. Es ist ein Zehnbettzimmer, aber verteilt auf zwei Etagen und mein Bett hat alles, was das Backpackerherz begehrt: Eine bequeme Matratze, ein Licht, Steckdose, kleines Regal. Und im Schlafsaal und im Bad sind auch ganz viele Haken zum Sachen aufhängen. 

Es wirkt fast so, als hätten die Designer Ahnung gehabt. In manchen Hostels frage ich mich ja, ob die Zuständigen je in ihrem Leben selbst in einem Schlafsaal übernachtet haben.

Am Abend landete ich auf der Suche nach etwas Essbarem in einem der Vergnügungsviertel von Brisbane. Und dafür musste ich nur zwei Minuten laufen. Das hat mich echt überrascht, denn die Straße vor dem Hostel wirkt total unscheinbar. Aber um die Ecke findet man einen illustren Mix aus Clubs, Chinatown und Rotlichtviertel.

So, und jetzt ziehen wir hier mal deutlich das Tempo an. Ich sah mich gestern in der Lage, die Innenstadt von Brisbane zu besichtigen. Der erste Eindruck bestätigte sich. Gefiel mir, was ich da sah. Und vor allem ist die Stadt nicht ganz so überfüllt wie Melbourne und Sydney.

Am südlichen Zipfel der Innenstadt, die vom Brisbane River eingekesselt wird, liegt der Botanische Garten. Der ist total schön mit mehreren Teichen und Seerosen und Blumen und Bäumen natürlich.

Highlight des Tages war aber Southbank auf der anderen Flussseite. Ich hatte mich gewundert, warum mein Reiseführer einen ganzen Tag für diesen kleinen Abschnitt am Fluss vorschlägt, aber jetzt weiß ich warum.

Ich habe mit meiner Bettnachbarin über Southbank gesprochen und sie meinte, sie hat sich gefühlt, wie in einem Vergnüngungspark, aber im guten Sinne. 

Also Southbank ist ein Erholungsgebiet mit einer schön angelegten Promenade am Brisbane River. Aber es gibt auch zwei große, kostenlose Swimmingpools, ein Riesenrad, einen Regenwaldpfad, einen nepalesischen Tempel, Meditationsliegen und bestimmt ganz viele Dinge, die ich vergessen habe. Es hat mir soo gut gefallen.

Zurück zum Hostel bin ich mit dem Bus gefahren. Ich wollte mal den ÖPNV von Brisbane auschecken und habe mir extra eine Busfahrkarte gekauft, damit ich mich diesmal nicht wieder kilometerweit entkräftet durch die Stadt schleppen muss, so wie in Melbourne.

Und dann lag ich ausnahmsweise schon um 22 Uhr um Bett, weil ich am Sonntagmorgen um 5:30 Uhr rausmusste. Ich hatte nämlich endlich mal wieder eine Tour gebucht. Ziel war Moreton Island. Das ist sozusagen die kleine Schwester von Fraser Island – immerhin noch die drittgrößte Sandinsel der Welt. 

Auf dem Weg zum Busbahnhof durch die angenehm leeren sonntagmorgendlichen Straßen von Brisbane kam ich an der ältesten erhaltenen Struktur der Stadt vorbei. Es handelt sich um eine Windmühle, die 1828 gebaut wurde, zu einer Zeit, in der Brisbane von den Europäern noch als Strafkolonie genutzt wurde.

Der Bus war überpünktlich und brachte uns zum Fähranleger im Norden von Brisbane. Die Abfahrt war spektakulär, weil wir durch den Frachthafen von Brisbane fuhren und ziemlich nah an einigen Containerschiffen entlangfuhren, die gerade beladen wurden. Eines wurde auch gerade von zwei Schleppern an den Kai gedrückt.

Den Rest der rund 75-minütigen Fahrt habe ich verschlafen. Pünktlich zur Ankunft auf Moreton Island war ich aber wieder fit.

Auf der Insel wurde unsere Gruppe aufgeteilt. Der eine Teil blieb am Wasser und meine Gruppe wurde in einen Bus mit Allradantrieb verfrachtet. Ziel war eine große Sanddüne, für die wir in Anbetracht der Tatsache, dass es sich bei Moreton Island um eine Sandinsel handelt, doch ziemlich lange fahren mussten. 

Wie ihr auf den Fotos seht, gibt es nämlich auch ganz viel Wald auf der Insel. Ich verstehe gar nicht, wie Bäume in Sand wachsen können.

Die Fahrt zu der Sanddüne war sehr spannend. Auf einer engen Straße – natürlich aus Sand – navigierte unser Tourguide den Bus durch den Wald. Gegenverkehr inklusive. 

Wie das in etwa aussah, seht ihr in dem Video. Was ich den Rest des Tages so getrieben habe auch. (Das Video ist auch der Grund dafür, warum mein Bericht so spät kommt. Mein Computer fällt inzwischen wirklich auseinander und erkennt keine externen Geräte mehr. Ich habe zwei Tage dafür gebraucht, eine Lösung zu finden, wie ich mein GoPro-Material auf den Computer bekomme.)

Music by RomanSenykMusic from Pixabay

An der Sanddüne angekommen, stand wieder Sandboarden auf dem Programm. Das hatte ich ganz am Anfang meiner Reise in Neuseeland schon einmal gemacht gehabt, oben am Cape Reinga. Vielleicht erinnert ihr euch ja. Diesmal war die Düne aber noch steiler, da war etwas Überwindung meinerseits nötig. 

In einem Affenzahn ging es den Berg runter und egal, wie elegant man das Ganze anging, unten angekommen hatten alle den Mund voller Sand. Davon abgesehen war es sehr lustig.

Nach der Abdünung (das ist ganz sicher ein Wort) fuhren wir über die Ruckelpiste zurück zum Strand, wo es nach einer kleinen Badepause erst einmal Mittagessen in Form von Wraps, Chips und Keksen gab.

Auf die nächste Aktivität freute ich mich ganz doll. Sie war der Grund, warum ich die Tour überhaupt gebucht hatte. Die Sache ist die: Vor Moreton Island wurden 15 Wracks halb versenkt, damit in ihnen Riffe entstehen, in denen Fische Schutz finden. Nimm das, Fraser Island! Sowas hast du nicht.

Zwischen diesen Wracks konnten wir rumschnorcheln. Dafür hat uns ein Jetskifahrer in unserer Schnorchelausrüstung auf einem Brett mit Haltegriffen erst einmal raus zu den Wracks gezogen. Und dann haben wir die Wracks und die Fische erkundet. Also so ein richtiges Schnorcheln war es nicht, weil die meisten von uns Rettungswesten trugen und wir praktisch einfach nur den Kopf unter Wasser halten und uns treiben lassen konnten. Was wir da gesehen haben, könnt ihr auch oben im Video sehen. Hier die Wracks vom Strand aus.

Als letztes stand Kajakfahren auf dem Programm – und zwar in durchsichtigen Kajaks. Das war auch toll, damit über die Wracks zu fahren und die Fische unter dir zu sehen, die oft über längere Zeit unter dem Boot mitgeschwommen sind. 

Nach der Kajaktour blieb noch kurz Zeit zum Umziehen, dann tutete die Fähre zum Aufbruch. Neben uns Fußgängern wollten auch wieder viele Autos mit zurück nach Brisbane. 

Auf unsere Tourgruppe wartete auf dem Festland wieder unser Bus, der uns zurück in die Innenstadt brachte. Und damit endete nach langer Zeit wieder einmal ein Tag voller Action. Schön wars.

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Carlo Trossen

    Ich fühle mich sehr geehrt, dass eine Sanddüne nach mir benannt wurde 😅😅
    Und ich bin von dem Video begeistert. Bitte mehr davon 😊

    1. Anne

      Ja, da bin ich schon etwas neidisch. Eine „Anne-Düne“ ist mir noch nicht über den Weg gelaufen. Solange mein Laptop noch irgendwie mitmacht, werde ich versuchen, ab und zu weitere Videos zusammenzustümpern 🙂

  2. Die Kuhsine

    Das GoPro Video ist ja wieder besonders toll. Auch sehr erbauliche Musikunterlegung.

    Ich weiß, Du bist mit einem Bein schon weg aus Australien, aber kennst Du die Serie wellmania auf Netflix? Hab die grad angefangen. Die ist australisch und bislang ganz niedlich.

    1. Anne

      Die Musik fand ich diesmal auch besonders festlich 🙂 Nein, Wellmania sagt mir nichts. Ich werde es mir mal anschauen…. Wenn ich in einem anderen Land bin. Internet ist hier etwas schwierig.

  3. Opa Hans

    Erstmal der positive Eindruck: Auf allen Deinen Bildern in diesem Reisebericht strahlend blauer Himmel. Das hast Du ja auf Deiner Reise auch schon leider anders erlebt. Und mit diesem himmlischen Glanz sieht natürlich auch das Ganze schon mal besser aus. Bisher hattest Du immer ein glückliches Händchen bei der Auswahl Deiner Reiseziele und ich wünsche Dir das Glück weiter an Deiner Seite. Deine tollen Berichte sind die Highlights und ich freue mich schon immer auf Fortsetzungen.
    Bleibe schön Gesund und pass immer gut auf dich auf.

    1. Anne

      Ja, da hat Australien sich zum Schluss echt nochmal von seiner besten Seite gezeigt 🙂 Aber hier in Vanuatu war heute auch sehr schön sonnig.

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