Das war knapp: Zwei Tage vor meinem zweiten Abschied aus Australien habe ich es endlich noch geschafft, echte Kängurus zu sehen. Vor meinem ersten Australienaufenthalt hatte ich gedacht, die sieht man hinter jeder Ecke hüpfen. Ich hatte Kängurus bislang aber leider höchstens als Verkehrsopfer am Straßenrand gesehen.
Also, in Brisbane gibt es neben dem Zoo des berühmten Krokodilflüsterers Steve Irwin auch ein Koalarefugium, das in den 20er Jahren zum Schutz der Tiere ins Leben gerufen wurde – damals mit nur zwei Koalas: Jack und Jill. Heute leben dort mehr als 130 Koalas. Und obendrauf noch viele andere Tiere, die in Australien heimisch sind.
Eine beliebte Anreiseoption zum Lone Pine Koala Sanctuary – so der vollständige Name – ist per Schiff. Das kann man direkt im Paket buchen. Aber aus Rücksicht auf meine Backpackerfinanzen fuhr ich lieber eine Stunde mit dem Bus. Die Busfahrer in Brisbane sind so unfreundlich. Das habe ich wirklich noch in keiner anderen Stadt in Australien erlebt. Eigentlich sind die Australier ein sehr freundliches Volk.
Ans Ziel gebracht hat mich der Bus trotzem. Ich war fast überfordert von den vielen Koalas, verteilt auf mehrere Gehege. Man kann die Tiere auch auf den Arm nehmen und sich mit ihnen fotografieren lassen, das habe ich aber nicht gemacht.
Stattdessen hatte ich eine nette Begegnung mit einem Dingo. Als ich gerade vor dem Dingogehege stand und nach den Tieren Ausschau hielt, kam eine Zoopflegerin mit einem Dingo an der Leine an mir vorbei und meinte, ich könne ihn mal streicheln. Dingos sind wilde Hunde, die neben Australien auch in Südostasien vorkommen.
Der Tasmanische Teufel hat seinen Lebensmittelpunkt schon im Namen. Sie sind zwar klein, aber dennoch die größten jagenden Beuteltiere der Welt. Und gegen mich aufbringen würde ich so einen Kerl auch nicht wollen. Denn im Verhältnis zur Körpergröße haben die Teufel auch die stärkste Bisskraft aller Säugetiere.
Kleine (oder auch mal nicht so kleine) Echsen sieht man in Australien im Gegensatz zu Kängurus wirklich an jeder Ecke. Aber im Sanctuary gibt es auch ein paar außergewöhnlichere Exemplare und weitere Reptilien.
Und dann endlich die Kängurus. Die wohnen in einem ganz großen Gehege, in das die Besucher hineingehen können. Wer will, kann die Kängurus auch füttern, so wie im Senftenberger Tierpark die Ziegen. Es wohnen dort vier unterschiedliche Arten, die ich nicht mehr zusammenbekomme, zwei Arten Wallabys, Rotes Riesenkänguru und noch eins.
Mir fällt es wirklich schwer, die Kängurus in eine Schublade zu packen. Sind sie nun niedlich, lustig, oder furchteinflößend? Wenn man mal so ein Video von einem Känguru-Boxkampf sieht, ist ein bisschen Vorsicht bestimmt angemessen. Aber die Kängurus in der Sanctuary sind ja total an Menschen gewöhnt.
Ein weiteres Tier im Zoo hat es mir ja besonders angetan: Der Helmkasuar. Es ist nach dem Strauß und dem Emu der drittgrößte Vogel der Welt und ich hatte bislang noch nie etwas von ihm gehört. Aber guckt doch mal – diese tolle blaue Farbe.
Mein heimlicher Star des Tages war aber eine Eule. Ich habe mir eine Flugshow im Zoo angeschaut, wo ein Falke, ein Adler und besagte Eule ihre Flugfertigkeiten zur Schau stellten. Das war wirklich spektakulär. Der Falke ist zum Beispiel immer haarscharf über unsere Köpfe hinweggeflogen.
Aber die Eule, die Eule… Die saß nach ihrem Flug ganz friedlich auf dem Arm des Tierpflegers, bis der eine Maus hervorholte. Da ist sie total ausgetickt. Die Augen so groß wie Wagenräder, 20 Flügelschläge pro Sekunde. Die Maus hat sie im Ganzen verschlungen. Absolute Psychopathin.
Sehr zu benehmen wussten sich hingegen der Hütehund und seine acht Schafe. Gekonnt leitete der Collie seine Schäfchen durch mehrere Hindernisse und Tore. War sehr interessant, sowas mal zu sehen.
Das war es jetzt aber mit Annes Tierblog. Mit dem Bus ging es wieder zurück in die Stadt. Drei Haltestellen vor meinem eigentlichen Ziel sind auf einmal alle anderen Passagiere ausgestiegen. Da bin ich lieber auch schnell mit ausgestiegen. Die Angst vorm Busfahrer, sie ist real in Brisbane, ich sags euch.
Und dann war mein letzter Tag in Brisbane gekommen. Für den hatte ich mir nicht allzu viel vorgenommen, weil ich mich sowohl praktisch als auch seelisch und moralisch auf Vanuatu vorbereiten musste. Viel zu viel Zeit verschlang zum Beispiel die Frage, wie ich zum Flughafen komme. Weil ich aus meiner Recherche nicht schlau wurde, lief ich im Endeffekt zum Bahnhof und wurde bei einem Schalterbeamten vorstellig, der mir meine Fragen beantworten konnte.
Es gab weitere Standardfragen zu klären: Brauche ich WIRKLICH kein Visum für Vanuatu? Haben sich die Corona-Vorschriften nochmal geändert? Wie kommt man dort an eine SIM Card, wie an Geld?
Zwischen Recherche und Packen blieb mir noch Zeit für einen Spaziergang am Fluss. Brisbane hat nämlich eine ganz lange Flusspromenade.
Und hier ist doch jetzt ein guter Platz für mein Australienfazit. Genauso wie Neuseeland ist Australien super einfach zu bereisen. Es gibt viele Hostels, Busse, Touranbieter und keine Sprachbarriere. Ein Auto wäre toll gewesen, um häufiger mal von der Küste wegzukommen aber das läuft mir ja nicht weg.
Die Strände waren fantastisch. Ich habe noch nie in meinem Leben so viele, so lange, so menschenleere Strände gesehen, wie zwischen Melbourne und Rainbow Beach. Dieses Strand-und-Surf-Feeling, diese Relaxtheit haben mich einen Monat lang begleitet, selbst an den Stränden der Metropolen Melbourne und Sydney.
Besser als die Städte haben mir die kleinen verschlafenen Orte gefallen, ein Highlight war sicher Murwillumbah mit seinem süßen blauen Hostel am Fluss. Aber auch Rainbow Beach am Ende – ein Ort an dem man fast gezwungen ist, nichts zu tun – war ganz große Klasse. Ich hatte eine tolle Zeit in Australiens Osten. Mein Herz schlägt aber weiterhin für Perth, Cottesloe, Fremantle & Co im Südwesten des Landes.
Am nächsten Morgen ging mein Zug schon um 7:18 Uhr. Das war im Endeffekt wirklich alles ganz unkompliziert und die Fahrt dauerte auch nur 20 Minuten.
Einchecken und Sicherheitskontrolle verliefen auch recht reibungslos, sodass ich noch viel Zeit vor dem Abflug hatte, zumal mein Flug eine halbe Stunde Verspätung hatte. Mein letztes Bargeld hätte ich gerne noch in ein bisschen Fast Food investiert, wurde aber nicht fündig. Stattdessen dann eben ein Schokoladenvorrat.
Als ich vor dem Boarden zum ersten Mal richtig auf mein Ticket schaute, war ich etwas schockiert: Sitz 20B – Mittelplatz! Sowas hatte ich ja noch nie gehabt. Da muss ich vergessen haben, mir einen Platz auszusuchen. Zum Glück blieb der Gangplatz in meiner Reihe im Endeffekt frei, sodass ich ausweichen konnte.
Der Flug dauerte nur 2,5 Stunden. Beim Landeanflug gab es ehrfürchtiges Schweigen, unterbrochen von aufgeregten Seufzern. Die Inseln sahen wirklich sehr fotogen von oben aus. Ein Beweisfoto habe ich leider nicht.
In der Schlange vor der Einreisekontrolle setzte bei mir wieder die obligatorische Einreisekontrollenpanik ein. Das ist wirklich eine meiner Phobien. Erschwerend kam diesmal hinzu, dass vor den Schaltern ein großes Schild hing, auf dem stand, dass man seinen Weiterflug nachweisen muss. Darauf war ich nicht vorbereitet, da ich meinen Weiterflug schon in Australien hatte nachweisen müssen.
Die Sache war jedenfalls die, dass ich keinen Offline-Nachweis hatte und nicht ins Internet kam, da das Flughafen WLAN nicht funktionierte. Alles was ich hatte, war ein unscharfes, abfotografiertes Foto von meinem Laptopbildschirm, auf dem man die Flugverbindungsdaten sieht, aber nicht einmal meinen Namen.
Lange Rede… Damit war die Schalterfrau tatsächlich zufrieden. Und ich hatte mich schon in einem Verhörraum sitzen sehen. Aber die Frau war insgesamt sehr nett und alle anderen Menschen, denen ich begegnete, ebenfalls. Achso, und ich bekam endlich mal wieder einen Stempel in meinen Pass. Australien und Neuseeland verteilen keine mehr.
Mit vanuatischen Vatu in der Tasche und einer SIM Card im Handy stand ich schließlich vor dem Flughafen in Port Vila und sah mich vor der nächsten Herausforderung: Wie komme ich zu meiner Unterkunft?
Es gab zwei Möglichkeiten: Taxi oder Minibus. Taxi wäre die einfache Variante gewesen, allerdings auch zehnmal so teuer wie der Minibus. Also Minibus. Die Sache ist die: Es gibt keine festen Haltestellen und keine festen Routen. Man muss die Busse heranwinken und dem Fahrer sagen, wo man hinwill und dann fährt der nach und nach die Ziele aller Passagiere ab. Also eher ein Sammeltaxi.
So richtig traute ich mich aber nicht, einen Bus heranzuwinken. Ich wusste auch gar nicht, ob die alle überhaupt in die Richtung meines Motels fahren würden und dann noch mit meinem Gepäck und allem. Naja, im Endeffekt nahm ich meinen Mut zusammen und sprach einen Fahrer an, der mit seinem Minibus an der Seite parkte. Schien mir einfacher als Heranwinken.
Im Nachhinein glaube ich, dass das ein Fehler war. Denn der Fahrer erzählte mir, dass er auf seinen Schwager warten würde, der am Flughafen arbeite und den er jeden Abend abhole, weil sie weit außerhalb wohnen. Er meinte aber, wenn ich kurz Zeit hätte, um mit auf den Schwager zu warten, würde er mich zum Motel bringen.
Ich denke also, dass er gar nicht mehr im Dienst war, sondern mich nur aus Höflichkeit mitgenommen hat. Naja, er meinte, es sei kein Problem und war sehr nett. Aber das mit den Bussen muss ich noch üben.
Jetzt habe ich schon einige Absätze über meine ersten Erlebnisse in Vanuatu geschrieben, aber das Wichtigste noch gar nicht erklärt: Wer oder was ist Vanuatu? Die Frage habe ich jedenfalls von euch in letzter Zeit häufiger gestellt bekommen.
Hier bitte: Vanuatu ist ein Inselstaat in der Südsee. Das Land besteht aus 83 Inseln, die zum Teil sehr weit auseinanderliegen. Insgesamt erstreckt sich Vanuatu nämlich über eine Länge von 1.300 Kilometern. Es leben rund 300.000 Menschen auf Vanuatu. Die Einheimischen werden Ni-Vanuatu genannt.
Die Hauptsprache nennt sich Bislama, aber auch Englisch und Französisch sind Amtssprachen. Was aber nicht heißt, dass auch alle Einwohner Englisch und Französisch sprechen. Port Vila ist die Hauptstadt von Vanuatu und auch der Ort, an dem ich mich gerade aufhalte. Die Insel, auf der Port Vila liegt, heißt Efate.
Damit wäre der Einführungskurs Vanuatu abgehandelt, denke ich. Kommen wir zu meiner Ankunft in der Unterkunft, in der ich gleich eine Überraschung erlebte. Im März hatte es hier einen heftigen Zyklon gegeben, bei dem auch zwei Bäume auf das Motel gefallen waren. Dabei wurde der Schlafsaal beschädigt, für den ich ein Bett gebucht hatte. Ich habe jetzt ein kostenloses Upgrade bekommen und übernachte in einem Privatzimmer.
Das Zimmer an sich ist total in Ordnung, nur das Bett ist eine Herausforderung für meinen Rücken. Die Matratze ist so dünn und weich, dass es sich anfühlt, als würde ich auf dem Fußboden schlafen. Ich hoffe, dass das nicht die favorisierte Matratzenkonfiguration in ganz Vanuatu ist.
Am Ankunftsabend schaute ich noch schnell in einem kleinen Supermarkt vorbei und genoss dann endlich mal wieder eine tropische Nacht. In Australien war es abends ja immer frisch geworden.
Heute habe ich mir Port Vila ein bisschen angeschaut. Vom Motel läuft man circa eine viertel Stunde bis ins Stadtzentrum.
Es gibt meistens kleine Gehwege oder Trampelpfade entlang der Straße. Da war ich sehr positiv überrascht. In Südostasien hatte ich da ja teils traumatische Erlebnisse als Fußgängerin. Und noch einen großen Unterschied gibt es zu vielen südostasiatischen Orten. Du wirst hier nicht permanent angequatscht, ob du Touren, Taxis, Kokosnüsse oder Sonnenbrillen willst.
Ich wurde heute nur ein einziges Mal von einem Taxifahrer angehupt. Das war mir schon am Flughafen aufgefallen, dass sich da niemand auf mich gestürzt hat. Sehr angenehm.
Eine Metropole ist Port Vila nicht gerade. Aber es geht doch lebhaft zu. Auch wenn das auf den Fotos gar nicht so aussieht. Ich war irgendwie heute zu sehr mit Gucken beschäftigt, um regelmäßig an Fotos zu denken.
Eine kleine Promenade am Wasser gibt es auch, wo ganz viele Einheimische gesessen und gegessen haben. Gleich daneben ist der Markt, der täglich geöffnet hat und wo es viel Gemüse und Obst gibt, das ich noch nie gesehen habe. Fertig gekochte Gerichte kann man sich da auch kaufen. Aber das ist glaub ich für Fortgeschrittene. Also zu verstehen, wie man das macht.
Nach der Promenade bin ich wieder der Hauptstraße gefolgt, die um die Bucht von Port Vila herumführt. Als das Gebiet industrieller wurde, bin ich umgekehrt. Es war auch viel zu heiß.
Auf dem Rückweg wollte ich in einem großen Supermarkt mal kurz abkühlen, aber ich glaube, es gibt hier gar keine Klimaanlagen. Also wenn selbst ein großer Supermarkt keine Klimaanlage hat…
Aber zum Glück hat mein Motel ja einen recht großen Pool, in den ich nach meiner Rückkehr gesprungen bin. Richtig kalt war das Poolwasser auch nicht, aber etwas Linderung hat es schon gebracht.
Morgen werde ich mich wohl wieder der Minibusproblematik annehmen müssen, um neue Abenteuer zu erleben. Denn ich glaube, in Port Vila habe ich jetzt schon alles gesehen.
Da ist mein Wunsch nach Fortsetzungen ja schnell in Erfüllung gegangen und schwupp kommt das nächste Abenteuer diesmal aus aus einer ganz anderen Ecke. Da komme ich ja mit meinen geographischen Kenntnissen langsam in die Bredouille.
Schön fand ich zum Abschluss in Brisbane Deine intensive Berührung mit der Fauna Australiens. Da hattest Du ja eine niedliche Gesellschaft um Dich versammelt. Nun bin ich schon wieder gespannt welch Abenteuer Dich auf den Inseln erwartet. Hoffentlich begegnest Du keine Piraten.
Immer schön aufpassen.
Piraten habe ich noch keine gesehen, aber mein heutiger Tag war auf jeden Fall sehr abenteuerlich. Du kannst dich schon einmal auf den neuen Bericht freuen 🙂