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Rund um Lipton Miraculix

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Eine Sache ist mir sowohl in Tschechien, als auch in der Slowakei und Ungarn aufgefallen: Viele Leute sind ziemlich mürrisch und scheinen wenig hilfsbereit. Vor allem die, die mein Geld haben wollen: Verkäufer in Supermärkten, an Bahn – oder Ticketschaltern. Aber es gibt auch Ausnahmen. 

Da wäre zum Beispiel der Schaffner, der am Bahnhof von Kutná Hora zu mir gekommen ist um mir zu zeigen, dass der Zug heute an einem anderen Gleis hält. Oder die alte Dame, die mir im Bus in Bratislava lachend Platz gemacht hat, als sie mich mit meinem Riesenrucksack gesehen hat. Und auch der junge Kerl, der mich an der Metrostation in Budapest angesprochen hat, als ich da verloren rumirrte. Und hier beginnt die heutige Geschichte: mit meiner Abreise aus Budapest.

Um zum Bahnhof Népliget zu kommen, sollte ich laut Google Maps zuerst die Straßenbahn und dann die U-Bahn nehmen. Als ich an der U-Bahnstation ankam, sah die aber nach ziemlicher Baustelle aus. Überall Schilder auf ungarisch. Wochenendbaustelle, erklärte mir mein Helfer und brachte mich zur Haltestelle des Ersatzbusses, die ich alleine nie gefunden hätte.

Danach flutschte es erstmal: Rein in den Flixbus, raus aus dem Flixbus. Der hat mich diesmal bis nach Ružomberok in der Slowakei gebracht. Willkommen im Nirgendwo.

 

Bahnhof von Ruzomberok

Von da ging es für mich aber noch weiter. Mein eigentliches Ziel war der unmerkbare Ort Liptovský Mikuláš, der sich in meinem Kopf als Lipton Miraculix etabliert hat. Er ist nur eine halbstündige Zugfahrt von Ružomberok entfernt. Es gab aber an diesem Bahnhof keine Anzeigetafeln, keine Abfahrpläne, keine Zug- oder wenigstens Gleisnummern. Es gab auch niemanden, der englisch sprach. 

Immer wenn ein Zug einfuhr, habe ich einem Beistehenden mein Ticket mitsamt Zielort unter die Nase gehalten und das solange wiederholt, bis schließlich jemand genickt hat. 

In Liptovský Mikuláš war der Busbahnhof ähnlich unbeschildert. Und mein Kampfesgeist war bereits geschwächt. Ich fuhr mit dem Taxi zur Pension.

In Liptovsky Mikulas
So sieht es rund um meine Pension aus: Landschaft und Architektur gehen eine gekonnte Verbindung ein

Ja, kein Hostel, sondern Pension. Ich habe ein eigenes Zimmer mit eigenem Bad. Hostels gibt es hier in der Gegend nicht so richtig und viel teurer als ein Bett im Mehrbettzimmer ist das hier auch nicht. Nochmal zur Lage: so wie ich das verstanden hab, liegt Lipton Miraculix noch in der Niederen Tatra, aber an der Grenze zur Hohen Tatra. 

Und falls ihr euch fragt, ob ich verwirrt bin, weil ich schon wieder in der Slowakei bin. Geografisch hat das Sinn, da ich mit Budapest meinen Südschlenker beendet habe und nun Richtung Nordost reise.

An meinem ersten vollen Tag hier habe ich die Demänováer Freiheitshöhle, die Demänovská jaskyňa Slobody, im Demänovska-Tal besucht. Sie ist mehrere Kilometer lang und sehr beeindruckend. Mal steht man in riesigen unterirdischen Hallen, mal quetscht man sich durch enge Gänge. Ich habe jeden Moment darauf gewartet, dass die Trommeln beginnen zu schlagen und ich von Orks angegriffen werde (Herr der Ringe). 

Die Höhle darf man nur im Rahmen einer Führung besichtigen. Die Höhlenführerin meinte zu mir, dass Fotos Machen verboten sei, weil dadurch das Seherlebnis beeinträchtigt würde. Von wegen, an der Kasse stand, dass man für 10 Euro eine Fotoberechtigung erwerben könne. 

Naja, die Gruppe war groß und während die Höhlenführerin vorne den Interessierten ihre Erklärungen – ausschließlich auf slowakisch  – entgegengebrüllte, habe ich ganz hinten heimlich ein paar Fotos gemacht. Die tatsächlich nicht sehr gut sind, da sehr dunkel.

Im Demänovska-Tal soll man auch ganz vorzüglich wandern können, habe ich gelesen. Ohne sich genau darüber zu informieren, wo die Wanderwege verlaufen, allerdings etwas schwierig, habe ich bei meinem ersten Versuch gemerkt.

Gestern war ich am Štrbské pleso (Tschirmer See) in der Hohen Tatra. Den Tipp hatte mir eine Mitarbeiterin in meinem Hostel in Bratislava gegeben. Es handelt sich um einen Gletschersee in ungefähr 1350 Meter Höhe, der ein sehr beliebtes Ausflugsziel ist. 

Von Strba aus erreicht man den See mit einer klapprigen Bahn. Wir haben uns teilweise so schneckenartig den Berg hinaufgequält, dass ich manchmal dachte, gleich macht sie schlapp und wir rollen wieder rückwärts.

Die Bergbahn zum Tschirmer See
Die Bergbahn zum Tschirmer See

Am See war tatsächlich richtig viel los. Und überall war Polizei, keine Ahnung ob das immer so ist. Die haben Autos kontrolliert, sind um den See patrouilliert. Man kann entweder um den See rumlaufen oder aber einen der Wanderwege nutzen, die von da weiter in die Berge führen. Das habe ich gemacht und als Belohnung gab es einen tollen Blick auf den See.

Bis hoch zum Gipfel habe ich es aus zeitlichen Gründen nicht geschafft. Die Anreise zum See hatte wegen mehrfachen Umsteigens zwei Stunden gedauert. Außerdem fahren Busse und Bahnen nicht so häufig, da wollte ich sichergehen, dass ich nicht bis zum späten Abend in Strba festsitze. Aber ich bin stolz auf mich. Ich habe sechs Ein- und Umstiege ohne Slowakischkenntnisse bewältigt.

Dieser Beitrag hat 12 Kommentare

  1. Jürgen

    Ich hab Dich im Auge Anne…… viel Spaß

    1. Anne

      Oh je, jetzt muss ich mir ja extra Mühe geben 😀 Ich habe euch übrigens auch im Auge. Viele Grüße nach Karlsruhe 🙂

  2. Oma & Opa

    Ja, wir können den voran gegangenen Kommentaren nur beipflichten, es ist schon Toll was Du in der kurzen Zeit schon alles erlebt und gesehen hast. Dank Deiner ausführlichen Berichterstattung und den tollen Bildern sind wir mittendrin im Geschehen. Danke und wir drücken Dir weiterhin die Daumen für Dein großes Unternehmen.

  3. Marie

    Ohhhh mein Gott… Der fahrende Ritter hat dich gefunden 😍😍
    Tolle Bilder hast du da. Ich bin sehr froh, dass du endlich die Notwendigkeit der Notfall-Trillerpfeife erkannt hast. Das macht die Mama bestimmt ganz stolz.

    1. Anne

      Jaaa, der fahrende Ritter. Das muss es gewesen sein. Anders kann ich mir das plötzliche Auftauchen tatsächlich nicht erklären 😀

  4. Carlo

    Immer wieder tolle Bilder. Ganz besonders begeistern mich deine Videos. Freue mich schon auf die nächsten Beiträge. Ich drücke die Daumen, dass es weiter so reibungslos klappt und du ganz viele tolle Sachen erlebst 🙂

    1. Anne

      Danke Carlo. Und ich hab schon das nächste Video fertig geschnibbelt 🙂

  5. Adrian

    Hallo Anne,
    mit ein wenig Neid und Fernweh folge ich deinen Erzählungen.
    Großartige Stories, die Marie immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
    Super fand ich die Lipton Miraculix – Eselsbrücke 🙂
    Weiterhin viel Spaß und hoffentlich noch ganz viele tolle Anekdoten für uns.
    Hessische Grüße
    Adrian

    1. Anne

      Hallo Adrian,
      ja Liptovsky Mikulas ist wirklich der Horror, vom Namen her. Vor allem wenn man das beim Ticketschalter aussprechen soll 🙂
      Viele Grüße nach Hessen.

  6. Rebekka

    Respekt – mit Einfallsreichtum und Händen und Füßen geht es doch immee irgendwie. Der See sieht ziemlich schön aus auch wenn die Bettenburg etwas strange aussieht. Mega, was du in kurzer Zeit schon alles erlebt hast!

    1. Anne

      Das denke ich mir auch, dabei bin ich ja erst 2 Wochen unterwegs. Ich weiß noch nicht, ob ich das Tempo beibehalte.

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