Meine kleine Korearundreise geht weiter: Am vergangenen Donnerstag fuhr ich mit dem Bus von Seoul weiter nach Sokcho, eine Stadt an der Ostküste des Landes. Sokcho grenzt an den Seoraksan Nationalpark, der als einer der schönsten Südkoreas gilt, deshalb hatte ich mir den Ort ausgesucht. Ich wollte endlich einmal wieder etwas Natur um mich haben.
Die Busfahrt war sehr angenehm, da die Sitze in etwa so viel Arm-und Beinfreiheit boten wie die Business Class im Flugzeug. Wir fuhren zweieinhalb Stunden durch oft tolle, grüne, saftige, bergige Landschaft und durch unzählige Tunnel, die unter den Bergen durchführten. Nach einem kleinen Zwischenstop an einer Raststätte zählte der Busfahrer zweimal pflichtbewusst durch, ob alle da sind, bevor er weiterfuhr.
Ich kam am frühen Nachmittag in Sokcho an, leider am falschen Busbahnhof. Es gibt dort zwei: einen in unmittelbarer Nähe zum Hostel und einen in einigen Kilometern Entfernung. Ich landete an letzterem. Nach einem kurzen, interessierten Blick auf den Abfahrplan an der Bushaltestelle schulterte ich meinen Rucksack und stapfte zu Fuß zum Hostel.
Ich war mindestens eine Stunde unterwegs und dabei haute mich die Stadt erstmal nicht so um. Nicht Glanz und Gloria wie in Seoul sondern alles eher…hmm… zweckmäßig.
Das Hostel hingegen war tatsächlich eine richtige Schönheit und ein krasser Kontrast zum Lazy Fox Hostel in Seoul. In Seoul wurde das Hostel von feierlustigen Volunteers geschmissen, die auf der Suche nach dem Sinn des Lebens sind, im House Hostel in Sokcho ist Mister Joo der Chef.
Mister Joo war unheimlich nett, erklärte mir zwanzig Minuten lang was ich wo alles angucken und essen kann und welche Busse ich wohin nehmen muss. Mister Joo führte aber auch ein sehr strenges Regiment wenn es um Sauberkeit und Ordnung in seinem Hostel ging. Darauf werde ich später noch einmal zurückkommen. Das House Hostel ist auf jeden Fall sehr liebevoll gestaltet.
Leider funktionierte meine Kreditkarte nicht, mit der ich für mein Zimmer bezahlen wollte. Schon seit der Ankunft habe ich hier in Korea Probleme mit meinen Karten, nicht nur in Geschäften, sondern auch an Bankautomaten. Bargeld hatte ich nicht mehr genug und deshalb zog ich erstmal eine Weile durch Sokcho um einen Automaten zu finden, der bereit war, mir Geld zu geben. Bei der dritten Bank hatte ich dann mit meiner Visa Card Glück. Meine Master Card ging nicht.
Den Rest des Abends verbrachte ich damit, mir im Hof des Hostels von Mücken die Beine zerstechen zu lassen und mich mit ein paar Deutschen und einem koreanischen Pärchen zu unterhalten. Deutsche und Koreaner sind anscheinend das Hauptklientel des Hostels. Vermutlich weil Deutsche gerne wandern und die Koreaner aus der Seouler Ecke zum Kurzurlaub anreisen.
Meinen Schlafsaal hatte ich in dieser Nacht für mich allein. Welch ein Luxus. Ein Luxus genau im richtigen Moment, denn ich bekam in der Nacht Fieber. Und am nächsten Morgen Halsschmerzen. Und starken Husten. Jap, wieder krank.
Das Fieber war zum Glück schnell überstanden, Husten und Halsschmerzen habe ich immer noch, soviel kann ich ja schon einmal vorwegnehmen.
Weil ich mich körperlich trotzdem einigermaßen ok fühlte, brach ich am nächsten Morgen trotzdem in den Nationalpark auf. Am Abend davor hatte es nämlich eine Taifunwarnung für das nahende Wochenende gegeben, sodass ich den einzigen Tag mit gutem Wetter nutzen wollte.
Die Busfahrt zum Park meisterte ich blendend, denn ich hatte von meinen Mitbewohnern erfahren, dass meine Metrocard für die Seouler U-Bahn gar keine Metrocard für die Seouler U-Bahn ist, sondern eine Karte, mit der man in ganz Korea für den ÖPNV bezahlen kann. Fantastisch. Das ersparte mir die Kommunikation mit dem Busfahrer, da ich die Karte ja nur am Eingang ans Lesegerät halten musste.
Im Park angekommen entschied ich mich dafür, mich erstmal nicht selbst zu bewegen sondern mich fahren zu lassen. Mit einer Seilbahn ging es hoch zu einem Berggipfel.
Im Anschluss wanderte ich zu zwei Wasserfällen. Ursprünglich hatte ich auf einen der höheren Gipfel im Park steigen wollen, aber das wäre gesundheitlich einfach nicht drin gewesen. Zudem war der Gipfel wegen des nahenden Taifuns eh gesperrt, das erfuhr ich aber erst später von den anderen Hostelbewohnern, die es dort versucht hatten.
Die Wasserfallwanderung hatte auch ein paar anspruchsvollere Steinkletterstellen, aber ich war noch total im Mongoleitraining, sodass ich selbst kranken Fußes den Aufstieg meisterte.
Zurück im Hostel lernte ich Maria kennen. Sie war meine neue Bettnachbarin, kommt aus Russland, lebt aber schon seit Ewigkeiten in Madrid. Wir verstanden uns auf Anhieb super. Gemeinsam mit dem koreanischen Ehepaar, das ich schon am ersten Abend kennengelernt hatte, verbrachten wir einen sehr lustigen Abend (und den ersten Teil der Nacht) mit Soju vor dem Hostel.
Den zweiten Tag in Sokcho ging ich etwas ruhiger an. Während Maria schon früh am Morgen in die Berge fuhr, blieb ich am Vormittag im Hostel um zu genesen. Migi aus der Schweiz leistete mir dabei Gesellschaft. Er ist genau wie ich Langzeitreisender. Als solche haben wir den Luxus, nicht jeden Tag atemberaubende Dinge erleben zu müssen, weil wir viel mehr Zeit haben als normale Urlauber.
Wir schafften es schließlich doch noch vor die Tür, kauften zuerst Bustickets für unsere Weiterreise (Migi nach Seoul, Anne nach Busan) und spazierten dann um einen See im Norden der Stadt. Es war zwar Wochenende, aber die Spazierwege waren ziemlich ausgestorben.
Auf dem Rückweg gerieten wir in einen Regenguss – Vorbote des Taifuns – und retteten uns ins Hostel. Dort widmeten wir uns einige Zeit der Frage, ob es uns gelingen könnte, bei einem koreanischen Pizzalieferdienst (Dominos Korea) eine Bestellung aufzugeben (So gut wie niemand in Korea spricht Englisch). Am Ende scheiterte es daran, dass keiner von uns beiden eine telefonierfähige SIM-Karte besaß.
Stattdessen setzten wir uns in den Bus um persönlich in einer Pizzeria vorstellig zu werden, landeten am Ende aber in einem „Chicken & Beer“-Restaurant. Chicken & Beer, also Hähnchen und Bier, ist in Korea ein äußerst beliebtes Mahl. An jeder Ecke findet man darauf spezialisierte Restaurants.
Die Speisekarte war wieder nur auf koreanisch, was diesmal für uns aber kein Problem darstellte. Migi hatte mich nämlich kurz zuvor in die fantastische Welt der Google-Übersetzer-App eingeführt. Ich muss gestehen: Ich hatte ja keine Ahnung, dass es sowas gibt und fühlte mich wie eine Besucherin aus der Steinzeit.
Falls es unter meinen Lesern jemanden gibt, der tatsächlich noch genauso ahnungslos ist, wie ich es war: Mit der App kann man in Sekundenschnelle fremde Sprachen ins Deutsche übersetzen. Alles, was man dazu tun muss, ist die Handykamera über die Schrift halten und schon wird übersetzt. Auf diese Weise war die Speisekarte also kein Mysterium für uns, sondern wir wussten genau, was wir bestellen wollten.
Den einzigen Fehler, den wir möglicherweise begingen, war, dass wir uns jeweils für uns selbst eine Hähnchenplatte bestellten, die eigentlich für zwei Personen gedacht war. Aber nicht schlimm. So konnten wir uns mal so richtig sattessen.
Im Restaurant bekam ich eine weitere Taifunwarnung aufs Handy – er wurde für den nächsten Tag erwartet. Und richtig: Als ich am nächsten Morgen aufwachte, regnete und windete es draußen heftig und es hörte den ganzen Tag auch nicht mehr auf. So wie das auf der Wetterkarte aussah, zog der Taifun wohl genau zwischen Korea und Japan durch.
Ich dachte gar nicht daran, bei dem Wetter irgendetwas zu unternehmen, das es nötig gemacht hätte, das Hostel zu verlassen. Stattdessen vertrieb ich mir die Zeit unter anderem mit Nina aus Deutschland, die auch Journalistin ist und natürlich mit Maria.
Am Abend stießen Maria und ich auf unseren baldigen Abschied noch einmal mit Soju an und bekamen dabei Gesellschaft von einem Neuseeländer und einem sehr betrunkenen Koreaner, dessen Lautstärke wir es zu verdanken hatten, das Mister Joo irgendwann aus dem Haus kam und uns einen Platzverweis aussprach. Ich erwähnte ja bereits weiter oben, dass er es mit Zucht und Ordnung sehr genau nahm. Wir tranken unseren Soju in sicherer Entfernung zum Hostel (und Mister Joo) aus und kletterten dann ein letzten Mal in unsere Betten in Sokcho. (Am nächsten Morgen war Mister Joo übrigens wieder sehr freundlich zu uns.)
Heute verbrachte ich die meiste Zeit des Tages im Bus, denn vom Nordosten Koreas wollte ich ganz runter in den Südosten nach Busan, eine Großstadt direkt am Meer. Die Busfahrt war recht ereignislos und endete meiner Meinung nach etwas zu früh. Denn wie ich nach der Ankunft feststellte, war ich immer noch knapp 20 Kilometer vom Zentrum von Busan entfernt. Ich war müde und immer noch krank. Ich nahm ein Taxi.
Das Hostel ist im Gegensatz zu meinen letzten beiden in Seoul und Sokcho sehr groß und sehr unpersönlich. Nach zwei Wochen voller Geselligkeit fühle ich mich hier fast ein bisschen einsam. Aber das hat vielleicht auch sein Gutes. Denn meine Halsschmerzen sind heute noch einmal schlimmer geworden. Ich habe gerade mit meiner Mama telefoniert, die mir eine Antibiotikakur verordnet hat. Ich werde die nächsten Tage jetzt brav meine Medikamente nehmen, früh schlafen gehen, dem Soju abschwören und mich schonen. In vier Tagen geht es schon nach Taiwan. Ich hoffe, ich bin bis dahin die blöde Krankheit endlich los.
Hier zum Abschluss noch zwei erste Eindrücke von der Gegend rund um mein Hostel.
Полезно
Diese Teufelserkältung… Voll doof, hoffe, dass du sie schnell wieder los bist! Megabilder aus dem Nationalpark und das Hostel sieht auch voll fotogen aus.
Gute Besserung!
Sag mal, Du weißt aber schon, dass Google Maps – zumindest in Deutschland- auch den ÖVP integriert hat, oder? Funktioniert das in Korea nicht? Das würde doch Dein Leben erleichtern.
😀 Ja das weiß selbst ich. Das funktioniert in Korea auch einigermaßen. Aber manchmal schreibt Google Maps die Orte dann auch in koreanischen Zeichen und in Sokcho wusste ich ja auch nach der Ankunft noch nicht, dass meine Metrocard dort funktioniert und ich wusste nicht, wie ich dem Busfahrer sagen sollte, wo ich hin muss.
Ich hab mal recherchiert: Liegt Sokcho nicht auch am Meer? Warst nicht am Strand? Oder liege ich da falsch…? – Busan erinnert mich mit seinen Hochhäusern irgendwie an Frankfurt… aber das scheinen schon die Gemeinsamkeiten gewesen zu sein 😉
Da hast du natürlich vollkommen richtig recherchiert. Ja, Sokcho liegt auch am Meer. Und ich wollte eigentlich am letzten Tag zum Strand, aber da hat es ja nur geregnet. Da ich aber ja wusste, dass ich als Nächstes nach Busan fahre, das auch direkt am Meer liegt, war ich darüber nicht allzu traurig.
Oh, wie gemein, ICH wollte doch das mit der Sächsischen Schweiz schreiben. Naja, wer zu spät kommt …. . Die Natur in dem Park sieht sehr beeindruckend aus und menschenleer auch. Die Stadt gefällt mir nicht so gut, aber es sind ja auch Bilder vom Tag und vielleicht kann das Meer noch was rausreißen. GUTE BESSERUNG.
😀 😀 Wie schön, dass wieder alle das selbe gedacht haben. Mit der Stadt meinst du Sokcho? Ja die war in der Tat nicht so schön. Busan hingegen ist mit Strand und Hochhäusern eigentlich recht cool.
Mit Deinem neuen Reisebericht fängt für uns die Woche wieder gut an. Bei dem Busfahrplan währe ich mit großer Wahrscheinlichkeit auch gelaufen. aber bis jetzt “ it ja immer allet jut jegange „. Der Nationalpark ist ja von beeindruckender Schönheit. Deine Tante Sieglind wird bei der Betrachtung sicherlich eine Beziehung zur Sächsischen Schweiz entdecken. Zumindest was das Felsgestein betrifft. Sorgen machen uns Deine gesundheitlichen Attacken,
aber wir sind guter Hoffnung, dass Du das auch noch in den Griff bekommst. Wir wünschen Dir wieder interessante Erlebnisse …und bleiben wie immer schön neugierig.
Ich frage mich, warum ich überhaupt eine Weltreise mache, wenn ich auch einfach ein Jahr durch die Sächsische Schweiz wandern könnte 😀 Gesundheitlich geht es mir jetzt übrigens schon wieder viel besser. Ich hoffe, das bleibt diesmal auch dabei.