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Mein Kuraufenthalt in Busan

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Zum Glück, zum Glück hatte ich mir Antibiotika aus Deutschland mitgebracht. Ich hätte im Notfall zwar auch in Korea zum Arzt gehen können, aber so war es doch etwas einfacher. Am Montagabend startete ich mit der Selbstbehandlung und Dienstagmorgen ging es mir deutlich besser. Die Halsschmerzen waren weg. Der Husten war leider hartnäckig. Ich saß in der Nacht zwecks Hustenanfall eine Stunde in der Dusche unseres Hostelzimmers, um meine Bettnachbarinnen nicht komplett um den Schlaf zu bringen. 

Ich blieb bis zum Mittag im Bett liegen, weil ich Mama versprochen hatte mich zu schonen. Nach so viel Erholung sah ich mich schließlich in der Lage, eine kleine Stadtbesichtigung zu wagen. Busan ist die zweitgrößte Stadt Koreas und hat rund 3,5 Millionen Einwohner. Das war mir vor meiner Ankunft gar nicht klar. Ich muss echt im Voraus mal besser recherchieren. Das sollte ich ja eigentlich können.

Mir gefällt die Stadt sehr gut, also das, was ich gesehen habe. Größtenteils habe ich mich nämlich nur in Haeundae rumgetrieben, dem Stadtteil, in dem mein Hostel war.

Warum ich mich aber eigentlich aus dem Bett erhoben hatte, war, um den Strand zu sehen. Wie Andrea unter dem letzten Bericht richtig angemerkt hatte, liegt Sokcho auch am Meer. Aber aufgrund des Taifuns war ich dort nicht in den Genuss einer Strandwanderung gekommen. In Busan war das Wetter hingegen sehr gut und so schlich ich, wie es sich für eine Kranke geziemt, in A5-Feierabendverkehr-Tempo den Haeundae Strand entlang, atmete die frische Luft des Ostmeeres und spürte meine Genesung rasch voranschreiten. 

Hier zwei Fotos des Strandes. Auf dem Hinweg war es noch Tag, auf dem Rückweg ging bereits die Sonne unter.

Am nächsten Tag wiederholte ich dieses Programm im Wesentlichen, ließ den Rest der Stadt aber aus und widmete mich voll und ganz dem kurativen Strandspaziergang. 

Meine Abende verbrachte ich in dem Hostel tatsächlich immer alleine. Mein erster Verdacht bestätigte sich nämlich, dass soziale Kontakte in diesem Hostel nicht möglich sind, wenn man sie nicht mit der Brechstange heraufbeschwören möchte. Und so eine bin ich ja nicht. Selbst meine Zimmernachbarinnen bekam ich während vier Tagen Aufenthalt nur ein einziges Mal zu Gesicht. 

Egal, weiter im Text. An meinem letzten vollen Tag in Busan fuhr ich zum UN-Friedhof. Shaun wollte unbedingt, dass ich mir das ansehe, ansonsten hätte es vielleicht nicht ganz oben auf meiner Liste gestanden. Aber es war wirklich sehr interessant. 

Auf dem Friedhof befinden sich die Gräber von mehr als 2.000 Soldaten, die im Koreakrieg gekämpft haben. Briten, Australier, Kanadier, Amerikaner, Franzosen und so weiter. Es ist weltweit der einzige Friedhof der Vereinten Nationen. Auf der Anlage gibt es auch viele Denkmäler und ein kleines Museum mit Informationen zu einzelnen Soldaten. 

Die Anlage ist topgepflegt und ein sehr friedlicher, stiller Ort. Ich kam mir nur ein wenig schluderig vor, weil viele andere Besucher ganz fein angezogen waren. In dem winzigen Museum geriet ich außerdem in eine Horde Matrosen und es dauerte eine Weile, bis ich mich befreien konnte.

 

Oma und Opa: Frei übersetzt heißt die Inschrift auf dem letzten Foto: „Mit Liebe bewahren wir eure Namen in unseren Herzen, mit Wertschätzung bewahren wir eure Namen in unserem Land – in ewiger Erinnerung an die Gefallenen der UN-Streitkräfte im Koreakrieg“.

Nach diesem Moment der Kontemplation machte ich mich auf die Suche nach einem Bus, der mich zu einem weiteren beliebten Strand in Busan bringt, dem Gwangalli Beach. Er erinnert an sich stark an den Haeundae Beach, ist aber dennoch unverkennbar, weil man vom Strand einen 1a-Ausblick auf die ewig lange Gwangandaegyo-Brücke hat, die davor ins Meer gebaut wurde. 

Den Rückweg zum Hostel bestritt ich zu Fuß. Es war zwar noch ein gutes Stück, aber ich fühlte mich fast topfit und hatte so die Möglichkeit, die beeindruckende Brücke noch einmal aus der Nähe zu betrachten. (Auf dem Weg zum Friedhof war ich mit dem Bus bereits über die Brücke gefahren.)

Heute Morgen war Abreise: Um vier Uhr stand ich auf. Um fünf Uhr fuhr laut Google Maps (liebe Cousine) mein Bus zum Flughafen ab. Als ich an der Bushaltestelle ankam, gab es allerdings eine leichte Verwirrung. Just in dem Moment erschien ein Bus, an dem zwar „Flughafen“ angeschrieben war, allerdings bemerkte ich bereits beim Einsteigen, dass dies wohl nicht der normale Linienbus, sondern ein Shuttlebus war. 

Naja, ich stand ja bereits halb im Bus und wollte dann auch nicht mehr aussteigen. Dieser Bus war nur deutlich teurer als der normale. Das Guthaben auf meiner Metrokarte reichte nicht mehr aus. Das verstand ich aber erst, als ich bereits auf meinem Platz saß, der Busfahrer am nächsten Stop anhielt, zu mir nach hinten gelaufen kam und mir signalisierte, dass ich gefälligst mein Geld zücken soll. Alles aber freundlich. Ea war mir trotzdem sehr peinlich. Ich verstand auch nicht, wieviel ich bezahlen soll und warf so lange beliebige Geldscheine in den Bezahlkasten (die sehen hier immer aus wie Spendenboxen), bis sich der Busfahrer zufrieden zeigte. 

Am Flughafen lief alles nach Plan. Ein schönes, kleines Erlebnis hatte ich, als ich vor der Ausreise einem Schalterbeamten meinen Pass zeigen sollte. Wie generell alle Mitarbeiter an Flughäfen wirkte auch dieser sehr mürrisch und nahm wortlos und ohne Blickkontakt meinen Pass. Als er ihn mir aber zurückgab, schaute er plötzlich hoch, grinste mich ganz unverhofft an und wünschte mir „Auf Wiedersehen“, also auf Deutsch. Da war ich fast gerührt. Denn, und hier schließe ich mein kurzes Koreafazit an, natürlich möchte ich dieses Land wiedersehen. 

Ich denke, in meinen vergangenen Berichten ist bereits zur Genüge deutlich geworden, wie sehr mir Korea gefallen hat. Und ich bin heilfroh, dass China so komplizierte Visavorschriften hat. Denn Korea war ursprünglich nur mein Plan B, eben weil China nicht geklappt hat. Und jetzt kann ich es kaum erwarten zurückzukommen.

Es gibt noch so viele Städte und Orte, von denen mir Shaun und andere Reisende erzählten, die ich nicht gesehen habe. (Rebekka, das wird jetzt schwierig. Wir hatten uns ja schon auf einen Abenteuerurlaub in der Mongolei geeinigt. Aber vielleicht könnten wir einen kurzen Abstecher nach Korea einbauen, auf dem Rückweg die Transsib nehmen und zum Abschluss geschwind in Riga vorbeischauen. Ja…so müsste es passen.)

Ich hoffe jetzt fast, dass mir Taiwan nicht gefällt, sonst wächst mir die Liste der Länder, die ich noch einmal bereisen möchte, wirklich über den Kopf. Ich befürchte aber, dass Taiwan auch toll ist. Habe ich zumindest schon von vielen anderen gehört. Außerdem sollen in Taiwan die zweitfreundlichsten Menschen der Welt wohnen (nach dem Iran). Bis jetzt kann ich das nur bestätigen. Im Zug Richtung Innenstadt bot mir eine Frau ein Bonbon an und nahm mir im Anschluss das Einwickelpapier ab, die Hostelmitarbeiterin trug mir meinen Rucksack ins Zimmer und man wird von jedem angelächelt. 

Von der Stadt habe ich allerdings bislang noch nicht viel gesehen. Ich war nur eben mal schnell zum Essen draußen. Hier wieder zwei erste Impressionen.

 

Ich merke auf jeden Fall, dass Südostasien nicht mehr weit weg ist. Die Luftfeuchtigkeit ist deutlich höher als in Korea, es gibt mehr Garküchen auf der Straße und viel mehr Rollerfahrer, alles Dinge, wie ich sie auch in Thailand erlebt habe.

Das Hostel gefällt mir bislang sehr gut. Es gibt einen großen Aufenthaltsbereich, der es leicht macht, mit anderen in Kontakt zu kommen. Und mein Bett ist nach einem ersten Probeliegen eines der gemütlichsten meiner bisherigen Reise. Ich hoffe, ich komme davon morgen früh rechtzeitig los. Ich habe einiges zu tun, vor allem, was meine weitere Reiseplanung angeht. Sonst bin ich in vier Tagen obdachlos. 

PS: Ich bin jetzt bereits seit einem Vierteljahr unterwegs. Vor drei Monaten um diese Zeit war ich in Prag, vor zwei Monaten in Tallinn und vor einem Monat in Ulan-Bator. Ist das nicht total verrückt? Ulan-Bator kommt mir vor, als hätte ich da gestern erst meinen Rucksack abgestellt. Und Tallinn eigentlich auch.

Dieser Beitrag hat 10 Kommentare

  1. Marie

    Ich finde es unfassbar, dass Mama hier ihre persönliche Widmung erhält wobei ICH doch diejenige bin, die dir Angina tonsillaris Bilder hat zukommen lassen, damit deine Krankheit überhaupt einen Namen hat ☝️.
    Aber nun gut. Das sind wirklich tolle Bilder. Ich hoffe du bist wieder fit und kannst die Reise weiter in vollen Zügen genießen.

    1. Anne

      Ich entschuldige mich tausendfach für diesen Faux Pas und versuche es wieder gut zu machen 😀

  2. Andrea

    Zum Thena Zeit habe ich gerade eine Weisheit gelesen, die passt:
    „Die schlechte Nachricht ist: Die Zeit vergeht wie im Flug. Die gute ist: Du bist der Pilot.“ Michael Althsuler 😊

    1. Anne

      Ich werde es mir zu Herzen nehmen 😀

  3. Andrea

    Ja Anne, Du bist im letzten Vierteljahr irgendwie ein Teil meines Lebens geworden. Traditionell gehört es schon dazu, dass ich alle zwei bis drei Tage auf Deine Seite gehe und schaue was Du so geschrieben und somit erlebt hast. Sehr witzig finde ich immer wieder diese komplizierten asiatischen Schreibweisen z.b. der Orte: Gwangandaegyo-Brücke! Mir kommt es vor, als müsste man schon beim Schreiben einen Knoten in den Zeigefinger bekommen😂 …. Ach ja: Es freut mich sehr, dass Du in Busan heilsame Spaziergänge am Meer entlang machen konntest. ❤

    1. Anne

      Wenns nur das Schreiben wäre, man muss den ganzen Mist ja auch irgendwie aussprechen können 😀

  4. Rebekka

    Wow, die Zeit rast echt… Toll, dass dir Korea so gut gefallen hat. Ist doch super, wenn einen Orte so positiv überraschen, die man gar nicht so auf dem Schirm hatte. Und logo, lass uns über eine Mini-Weltreise reden, die wir in den Jahresurlaub quetschen! Ich bin dabei. 😜 Viel Spaß in Taiwan!!

    1. Anne

      Eben, wir sollten uns ein Beispiel an den Asiaten nehmen: Die quetschen 18 europäische Länder in ihren fünftägigen Jahresurlaub.

  5. Oma & Opa

    Ja ,wie schnell doch die Zeit vergeht. Ein Vierteljahr bist Du nun schon tatsächlich als “ Blaumacherin auf kleiner Weltreise “ unterwegs. Vor allem was Du in Diesem Vierteljahr schon gesehen hast …. für uns unvorstellbar.
    Aber zum Glück gibt es ja Deine interessanten Reiseberichte.
    Auch dieser ist wieder beeindruckend. Diese moderne Architektur und die topgepflegten Anlagen sind schon toll anzusehen. Schade nur, das Deine gesundheitlichen Einschränkungen Dich bei Deinen Erkundungen etwas ausbremsen.
    Wir hoffen, Deine Selbstmedikation und die guten Ratschläge Deiner Mama vertreiben schnell auch die letzten Viren.
    Viel Spaß beim Entdecken Deiner neuen Insel ….und wir bleiben weiter neugierig.

    1. Anne

      Also im Moment fühle ich mich topfit (auch wenn ich es immer noch nicht beschreien will) 😀

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