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다음에 봐, Seoul!

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Ich bin in einem ganz jämmerlichen Zustand. Ich habe heute Vormittag Seoul verlassen und mich plagt großes Fern-/Heimweh oder wie auch immer man das nennen mag. Nach der Stadt und nach dem Hostel. Na gut, lasst mich erstmal erzählen, was ich den letzten Tagen so getrieben habe.

Wir waren am Samstagabend stehen geblieben, wo ich im Hostel blieb, weil die anderen zum Karaoke wollten und ich morgens früh raus wollte um etwas zu unternehmen. Haha. Am Sonntag war es so unfassbar heiß, dass ich mich nicht von der angenehm windigen Dachterrasse des Hostels trennen konnte. Erst der  Nachmittag brachte etwas Abkühlung und ich machte mich auf den Weg zum Berg Namsan. Der steht mitten in der Stadt und ist ein begehrter Touristenanlaufpunkt, weil man von dort einen freien Blick auf Seoul hat. 

Zuerst legte ich aus abendessentechnischen Gründen noch einen kleinen Zwischenstop in Myeong-dong ein (die große Shoppinggegend, vielleicht erinnert ihr euch). Ich hatte noch einmal Lust auf mariniertes Hühnchen mit Gnocchi, fand diesmal aber einen Stand, der extra damit warb, unscharfes Essen zu verkaufen.  

 

Der Berg Namsan ist nicht allzu hoch, aber da es schon dunkel war, nahm ich die Seilbahn nach oben. So wie mit mir noch 12.000 andere Touristen. Ich musste ewig in der Schlange stehen. Aber meiner Meinung nach lohnte es sich am Ende. Der Ausblick war wirklich sehr schön (siehe Titelbild) und auf dem Gipfel gibt es auch einige Restaurants und Bars, in denen man laue Sommernächte genießen kann. 

Was es dort auch gibt, sind diese Liebesschlösser, die man ja aus vielen Städten kennt. Pärchen hängen sie oft an Brücken und Geländer. Auf dem Namsan wurde das aber auf die Spitze getrieben. Jedes Geländer auf dem großen Areal war damit mehrlagig zugepflastert, das waren bestimmt über eine Million Schlösser. 

Als ich am späten Abend zurück ins Hostel kam, bot sich mir ein seltener Anblick: Der Aufenthaltsraum war völlig ausgestorben, nur Raj, einer der Volunteers im Hostel, saß einsam vor dem Fernseher. Am Morgen hatte es eine große Abreisewelle gegeben. Raj und ich verbrachten den Rest des Abends damit, Metallieder zu hören, als gesunde Abwechslung zu dem ganzen Hip Hop in den Clubs.

Der nächste Tag ist schnell erzählt. Ich wollte eigentlich zum Hangang (Fluss), wurde aber mal wieder von der einbrechenden Dunkelheit überrascht (es wird hier wirklich sehr früh und schnell dunkel) und beschloss stattdessen, durch die kleinen Gässchen von Hongdae zu wandern, von denen es Hunderte gibt und in denen man sich schneller verläuft, als man „Hongdae“ sagen kann. 

Im Anschluss ging es dann mit den inzwischen neuangekommenen Hostelgästen in einen Club (natürlich wieder Hip Hop) und damit wäre der Montag verarztet.

Am Dienstag war ich in einem inzwischen weltberühmten Seouler Stadtteil: Gangnam. Bekannt geworden ist er natürlich durch das Lied „Gangnam Style“ und ein Denkmal hat das Lied direkt neben der U-Bahnstation von Gangnam bekommen. 

 

Davon abgesehen gilt Gangnam als Schickimickistadtteil mit teuren Geschäften und Bars, in denen man auch mal mehrere hundert Euro für eine Flasche Hochprozentiges ausgibt. So wurde es mir erzählt. Ich habe das natürlich selbst nicht ausprobiert.

Zurück im Hostel traf ich auf Cam aus den USA und Kyle aus Kanada, die, genauso wie mich, der Hunger plagte. Zum Glück ist es in Hongdae auch um Mitternacht kein Problem ein offenes Restaurant zu finden. Theoretisch. Denn unsere Koreanischkenntisse (wir haben keine Koreanischkenntnisse) waren nicht dazu geeignet, die Speisekarten zu verstehen. 

Wir irrten deshalb eine Weile durch die Gegend, bis wir ein Restaurant fanden, dessen Speisekarte aus Bildern bestand. Und so kam es, dass ich in Korea eines der besten Pad Thais meines Lebens aß (thailändische Nudeln mit Tofu und Erdnüssen). Es war auch das erste Mal in meinem Leben, dass ich mit Stäbchen hantieren musste. Ich hatte keine Ahnung, was ich mit meinen Fingern tun soll, aber Nudeln sind zum Glück ein dankbares erstes Stäbchengericht. 

Nach dem obligatorischen Abstecher ins hongdaesche Nachtleben kletterte ich mal wieder zu sehr fortgeschrittener Stunde in mein wackliges, aber gemütliches Doppelstockbett.

An meinem letzten, vollen Tag in Seoul besuchte ich Shaun. Er ist Koreaner und heißt eigentlich Seong Ho, aber wie viele Asiaten, die schon einmal international zu tun hatten, hat er auch einen englischen Namen, weil asiatische Namen eben oft sehr schwer auszusprechen sind. Ich hatte Shaun im Hostel in Riga kennengelernt. Wir hatten uns damals gut verstanden und ausgemacht, dass ich mich melde, wenn ich in Korea bin. 

Shaun lebt in Hwaseong, das ist eine Stadt etwa eine Stunde südlich von Seoul. Dummerweise fuhr keine Bahn dorthin, sondern nur der von mir so gefürchtete Bus. Sowohl Shaun als auch Raj aus dem Hostel gaben mir eine handbuchdicke Anleitung mit auf den Weg, wie ich wo, wann und warum ein- und aussteigen muss. Nur die Kommunikation mit dem Busfahrer konnten sie mir nicht abnehmen, der natürlich nicht verstand, wo ich hinwollte. Ich hielt ihm dann diverse Screenshots vor die Nase und das klappte schließlich auch. Die Haltestellenansagen im Bus waren ausschließlich auf koreanisch, ich musste deshalb eine Stunde lang im Kopf mitzählen und an der 27. Haltestelle aussteigen. 

Während ich an der Bushaltestelle auf Shaun wartete, liefen mehrere Schulmädchen im Teenageralter an mir vorbei, die bei meinem Anblick anfingen zu schreien. Laut und aufgeregt. Man muss dazu wissen, dass Hwaseong absolut keine Touristenstadt ist. Weiße sind wohl dort eine seltene Erscheinung. Trotzdem traf mich dieser Gefühlsausbruch etwas unvorbereitet. Schließlich kräht im nur eine Stunde entfernten Seoul kein Hahn danach. Naja, wir winkten uns gegenseitig zu, riefen „Hello“ und dann ging ich schnell ein paar Meter weiter. 

Shaun holte mich nach der Arbeit ab und wir fuhren zuerst zu einem richtig coolen Platz außerhalb der Stadt. Hwaseong ist absolut keine Schönheit, viele graue Hochhäuser. Aber dort gab es einen kleinen See, viel hohes Gras, interessant geformte Bäume. Die Stelle wird wohl die „Serengeti von Korea“ genannt, soll aber bald bebaut werden. Ich hatte also Glück, noch in den Genuss zu kommen. Wir blieben bis zum Sonnenuntergang und fuhren im Anschluss wieder in die Stadt zurück. 

 

Dort trafen wir uns mit Yeong (Yong, Joung??) einem Freund von Shaun und die beiden führten mich in die Geheimnisse des koreanischen Barbecues ein. Das ist hier total beliebt und gehört quasi zur Kultur. Es gibt spezielle Restaurants, die koreanisches Barbecue anbieten. In die Tische sind bereits Feuerstellen eingelassen. Man bekommt dann große Stücke rohes Fleisch, die man erst anbrät, dann mit der Schere kleinschneidet und dann zu Ende grillt. Das Ganze isst man dann mit Salat, Zwiebeln, Knoblauch, Reis, Mais und anderem. 

Es war sehr, sehr lecker. Nur leider gab es wieder nur Stäbchen und es war mir doch ein wenig peinlich neben zwei professionellen Koreanern ein sehr dilettantisches Stäbchenschauspiel abzuliefern. Davon abgesehen war es ein sehr lustiger und informativer Abend. Wir haben natürlich viel über kulturelle Unterschiede zwischen Korea und Deutschland geredet, ich habe gemerkt, dass Koreaner sehr direkt sind und Shaun und Yeong haben mir 23 Mal versucht beizubringen, was „Hallo“ und „Danke“ auf koreanisch heißen und ich habe es mindestens 24 Mal wieder vergessen.

Von links: Yeong, Anne, Shaun

Im Anschluss blieb mir dankenswerterweise die Busfahrt erspart, Shaun brachte mich mit dem Auto zurück nach Seoul. Und somit hatte mein Aufenthalt in der Stadt einen tollen Abschluss. 

Heute morgen packte ich sehr, sehr unmotiviert meinen Rucksack und hätte am liebsten einfach nochmal im Hostel verlängert. Ich hatte davor schon einmal um vier Tage verlängert. Diesmal wäre das aber nicht so einfach gegangen, da ich meine restlichen Tage in Korea schon verplant hatte.

Wie ich am Anfang des Berichts schrieb, vermisse ich zum einen die Stadt. Seoul, die Stadt, die immer leuchtet, in der rund um die Uhr etwas passiert, die aber auch sicher und modern ist, in der man ruhige Plätze findet oder morgens um 4 Uhr frisches Streetfood. Seoul ist wie eine Mischung zwischen New York und Bangkok dachte ich am ersten Tag, aber natürlich ist sie dann doch noch vielmehr ihr eigenes Ding. Ich weiß, ich habe das schon über viele Städte gesagt, aber ich muss es wieder tun: Ich liebe Seoul.

Aber ich vermisse eben auch das Hostel, das coolste in dem ich bislang war, weil ich so viele tolle Leute kennengelernt habe, Leute, die die Welt bereisen, genau wie ich. Die dich mit offenen Armen empfangen, mit denen man nicht nur lachen, sondern auch ernsthaft reden kann. Es hat sich angefühlt, wie eine kleine Familie auf Zeit. Mama, du wirst jetzt wahrscheinlich unter dem Artikel kommentieren: „Anne! Das sind ja ganz ungewohnte Töne“. Aber so ist es nunmal. Und damit belasse ich es für heute. Über meine Erlebnisse in Sokcho, wo ich inzwischen bin, berichte ich dann beim nächsten Mal.

Achso, die Überschrift bedeutet übrigens: „Bis zum nächsten Mal, Seoul“. (Glaube ich :)) 

Dieser Beitrag hat 9 Kommentare

  1. Andrea

    Anne, ich erinnere mich, dass Du vor Deiner tollen Neuseeland-Reise genau das zu mir gesagt hast, was Deine Mama von sich gehauptet (Zitat: Ich will auf Reisen immer nur meine Ruhe und keine neuen Leute kennenlernen) – Aber dies trifft auf dieser Reise mal NULL auf Dich zu! Weiter so! … und es freut mich sehr! 🙂 Denn auf so einer langen Reise wird man immer wieder von sich selbst überrascht… Was mich aber doch sehr überrascht: In Südkorea scheint es dauernd dunkel zu sein*kicher

    1. Anne

      Das stimmt. Ich habe gerade schon unter Mamas Kommentar geschrieben, dass ich jetzt auf meiner Langzeitreise meine Taktik ändern muss. Einen Monat Einsamkeit wie in Neuseeland war super, aber ein Jahr ist ein bisschen zu lang dafür. Und es gibt schon eine Menge nette Menschen auf der Welt 🙂
      Übrigens, ich hatte befürchtet, dass jemand den „Fehler“ in den Bildern entdeckt. Also das kein einziges bei Tageslicht entstanden ist 😀

  2. Oma & Opa

    Nur das Genie beherrscht das Chaos …. Anne wie Du bei Deiner abenteuerlichen Reise bisher die Übersicht über Raum und Zeit behältst grenzt für uns schon wie ein Wunder. Wir hatten schon auf unserer Lüneburg Fahrt mit unserem Navi ein Orientierungsproblem. Dein Neuer Reisebericht wieder ganz große Klasse. Vor allem freut es uns, das Du anscheinend Deine gesundheitlichen Probleme wieder in den Griff bekommen hast. Also weiterhin nette Menschen auf Deinem Weg, noch viele interessante Erlebnisse und pass gut auf Dich auf. …. und wir bleiben wie immer recht neugierig.

    1. Anne

      Das wirkt nur so, als würde ich das Chaos beherrschen. Ich bin sehr oft sehr ahnungslos 😀 Und übrigens schlechte Nachrichten: Ich habe die gesundheitlichen Probleme nicht im Griff. Ich bin schon wieder krank seit heute Nacht 🙁

      1. Oma & Opa

        Oh , wir hoffen doch , dass Dein Immunsystem schon die richtigen Abwehrstoffe zum Einsatz bringt und Du schnell wieder gesund wirst Toi, toi, toi

  3. Die Kuhsine

    다시 좋은 보고서!

    1. Anne

      Spaciba Mucho! Du bist so polyglott 😀

  4. Mama

    Ich habe gar keinen Grund ungewohnte Töne zu kommentieren, sondern freue mich mit dir über deine tollen Erlebnisse, finde wieder einmal bestätigt, dass du doch so anders bist als ich ( Ich will auf Reisen immer nur meine Ruhe und keine neuen Leute kennenlernen, aber das weißt du ja.) und bin doch wieder einigermaßen überrascht, dass dir diese asiatische Stadt, die scheinbar niemals schläft, so gut gefällt. Ich dachte, du wärst lieber ein Landei und liebst Geröll und Steine?

    1. Anne

      Ja, also auf Dauer und für immer würde ich in Seoul auch nicht leben wollen, da dann doch lieber Steine. Aber für einen längeren, wenn auch zeitlich begrenzten Aufenthalt dort könnte ich mich schon begeistern. Und mit der Ruhe ist das so eine Sache. Normalerweise bin ich da voll bei dir, aber ein Jahr lang Ruhe ist dann doch recht lang. Da ist es schon schön, sich mit anderen auch mal unterhalten zu können.

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