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Balinesische Berge

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An meinem zweiten Morgen in Ubud wurde ich von der Hostelmitarbeiterin geweckt, die für das Frühstück zuständig ist. Sie tauchte neben meinem Bett auf, als ich noch im Halbschlaf war und wollte in Anbetracht der fortgeschrittenen Uhrzeit wissen, wann ich gedenke zu speisen. Ich sah mich also gezwungen mein Tagwerk zu beginnen: mit Bananenpfannkuchen und einer anschließenden Runde im Pool. Im Kampf gegen die Hitze in Ubud war der Hostelpool mein bester Verbündeter. 

Im Anschluss drehte ich dem Pool und den Sonnenliegen wehmütig den Rücken und ließ mich von einem Hostelmitarbeiter in die Stadt fahren. Das Hostel bietet einen kostenlosen Shuttleservice in die Stadt an, ich weiß nicht, ob ich das bereits erwähnt hatte. 

Mein Ziel war der berühmte Affenwald von Ubud. Das Gelände liegt mitten in der Stadt und beherbergt eine Unzahl halbwilder Affen. Die sind ausgesprochen frech und klauen alles, was die Besucher nicht fest im Griff haben, sind ansonsten aber recht friedlich. Man solle ihnen nur nicht in die Augen schauen, da das die Affen aggressiv mache, so die Warnschilder.

Mal ganz abgesehen von den Affen war die gesamte Anlage wunderschön. Sie beherbergt auch einen alten Tempel, knorrige Bäume und moosbewachsene Brücken, die versteckte Pfade verbinden.

Als ich mich auf einer Bank niederließ um die Szenerie aufzusaugen, merkte ich, wie etwas wiederholt an meinem Rucksack zupft. Ein Affe hatte sich von hinten angeschlichen um mich um mein Basecap zu erleichtern. Das war zum Glück mit einem Karabinerhaken am Rucksack befestigt. Der Übeltäter sah seine Niederlage ein und schlich von dannen. 

Nach dem schattigen, ruhigen Aufenthalt im Affenwald waren Hitze und Lautstärke der Stadt umso erdrückender. Trotzdem machte ich mich noch auf den halbstündigen Fußmarsch zum Puri Saren Agung, einem alten Königspalast. Hätte ich fast bleiben lassen können. Die Anlage war zwar ganz nett, aber winzig. Oder zum großen Teil abgesperrt oder ich war zu blöd, den Rest zu finden.

Nach einem kleinen Abendessen machte ich mich auf den Rückweg zu dem Supermarkt, wo der Hostelshuttle immer hält. Leider konnte ich den Fahrer auch nach mehreren Versuchen nicht erreichen und weil ich zu geizig für ein Bezahltaxi war, machte ich mich zu Fuß auf den Rückweg. An sich war die Strecke in Ordnung, am Abend war es ja nicht mehr so heiß. 

In einer der kleinen Sträßchen rottete sich nur leider bei meinem Anblick ein Rudel Hunde zusammen, das mich lauthals bellend verfolgte. Mit dem Herz in der Hose zwang ich mich, nicht loszurennen und erwartete jede Sekunde den ersten Wadenbiss. Ein alter Mann am Straßenrand sah uns interessiert zu und lachte ein wenig. Vielleicht waren die Hunde doch nicht so gefährlich, wie ich mir einbildete.

Als ich zurück im Hostel war, hatte ich fast sturmfrei und den Pool und die Außenanlage ganz für mich alleine. Mondscheinbaden ist noch besser als Morgenbaden.

Am nächsten Tag stromerte ich ohne erwähnenswerte Highlights ein wenig umher und am übernächsten Tag ließ ich mich nach Munduk fahren. Mit dem Taxi, da ja, wie bereits beim letzten Mal erwähnt, Busse eine Seltenheit sind. Rund zwei Stunden wanden wir uns über schmale Straßen immer weiter in die Berge. 

Munduk ist ein Bergdorf im Norden von Bali. Im Gegensatz zu Ubud und Canggu wirkt die Gegend geradezu ausgestorben. Das Dörfchen an sich ist nichts Besonderes. Es gibt ein paar nette Häuser und natürlich eine tolle Aussicht auf Berge und Täler.

Das Hostel, in dem ich unterkam, ist mit nur einem Sechsbettzimmer winzig. Trotzdem waren oft nur zwei oder drei Betten belegt. Die meisten Touristen bleiben eben an der Küste oder in Ubud. 

Um die Umgebung etwas besser kennenzulernen, machte ich als Erstes eine Wanderung zu einer kleinen Reisterrasse. Meine Wanderschuhe waren nach der feuchten Flusswanderung in Khao Sok zum Glück endlich wieder trocken.

Es ist kühler in Munduk als in Ubud, haben sie gesagt. Abends braucht man einen Pullover, haben sie gesagt. Haha. Obwohl ich erst am Nachmittag loslief, klebten mir nach zehn Minuten meine Klamotten am Leib. Nach dem Asphalt der vergangenen Tage war es trotzdem toll, die Grillen zirpen zu hören. Als ich wieder zurück im Hostel war, ging ein Regenguss vom Himmel, wie ich ihn bislang nur in Südostasien erlebt habe. Ich saß unterm Hosteldach und beobachtete die armen Rollerfahrer, die hier aber alle auf solche Regenfälle eingerichtet sind und mit flatternden Regenumhängen die Straße entlangbrausten.

Am nächsten Tag lief ich wieder los. Diesmal zu einem Wasserfall. Bali – und insbesondere der Norden – ist voller Wasserfälle. Die meisten waren leider für mich fußläufig nicht erreichbar. Drei Wasserfälle jedoch liegen einen strammen Fußmarsch von Munduk entfernt. So lang war der Weg gar nicht, aber die Steigung war brutal. Und immer in der Sonne an der Straße entlang. Nach einer knappen Stunde konnte ich den Verkehr endlich hinter mir lassen und in einen gemütlichen Waldweg abbiegen.

Die Beschilderung zum Wasserfall war reichlich verwirrend, deshalb verlief ich mich erstmal. Als ich schließlich das Kassenhäuschen fand, wusste ich, dass ich richtig bin. In Bali ist nichts umsonst. Da läufst du Stunden durch den Dschungel und triffst nichts und niemanden. Aber du kannst dir sicher sein, dass am Ende deines Weges ein Kassierer auf dich wartet, wenn du einen Blick  auf einen versteckten Wasserfall oder von einem schönen Aussichtspunkt haben willst. 

Mit rund einem Euro hielten sich die Kosten hier aber in Grenzen und ich hatte den Wasserfall dazu noch für mich alleine. Den Sprühregen nutzte ich als kalte Dusche. Erfrischend.

Heute war ich faul. Ich wollte eigentlich zu einem Wassertempel. Dieser liegt aber auf dem Weg nach Ubud (ich fahre morgen zurück nach Ubud) und ich habe jetzt bei der Taxibuchung ausgemacht, dass der Fahrer auf dem Weg am Wassertempel anhält. So hatte ich heute also frei, worüber ich nicht unglücklich war, weil ich nämlich immer noch Game of Thrones schaue. Das macht so süchtig. Ich habe heute einige Folgen der vierten Staffel abarbeiten können. Hier im Hostel ist das Internet ausnahmsweise richtig gut. Das muss ich ausnutzen.

Dieser Beitrag hat 14 Kommentare

  1. Anonymous

    Das war ich, Peter – habe ich vergessen.

  2. Anonymous

    Ach Anne – Bali – eine unserer schönsten Reisen bisher. Hast du schon Opferzeremonien oder irgendwelche religiösen Feste, Hochzeiten, Beerdigungen oder dergleichen gesehen? Oder oder ein Schattenspiel? Auf Bali gibt es immer irgendwo irgendein Fest – Farbenfroh und faszinierend! Musst dich unbedingt informieren. Nur so lernt man das wahre Bali und das Leben dort kennen. Weiterhin viel Spaß beim Entdecken – bin immer wieder aufs Neue gespannt auf deine (gnadenlos gut geschriebenen) Berichte!

    1. Anne

      Hey Peter, jetzt habe ich ein ganz schlechtes Gewissen, dass ich noch keine Feste, Hochzeiten oder Beerdigungen gesehen habe. Ich habe ein Gebetsritual beobachtet, falls das auch zählt 😀 Ansonsten muss ich ja gestehen, dass ich mehr an Natur als an Kultur interessiert bin. Aber ich werde die Augen offen halten.

  3. Oma & Opa

    Na hallo, da gibt es schon wieder einen neuen Reisebericht und Oma fragt – schon lange nichts von Anne gehört. Glatt die Zeit verpennt, aber um so größer heute die Freude. Das Grün der Landschaft ist wirklich beeindruckend. Da hat man nicht den Eindruck, das die Natur gefährdet ist. Auch die Tempel-anlagen sind wie aus einer Märchenwelt. Genieße die Zeit und lade Deine Akkus richtig auf, das Du nach Deiner großen Reise noch recht lange davon zehren kannst.
    Weiterhin schöne Erlebnisse, pass schön auf Dich auf und halte Dich von den bösen Viren fern … und wir bleiben schön neugierig 😍

    1. Anne

      Huhu, ich bin ein großer Fan der Architektur in Bali. Die Tempel sind wirklich märchenhaft. Erholung kommt hier nicht zu kurz. Übermorgen geht es auch wieder ans Meer 😀

  4. Marie

    Bananenpfannkuchen 😍
    Ich habe über den Kassierer am Wasserfall herrlich schmunzeln müssen. Vielen Dank dafür!
    Das Grün der Landschaft sieht auf den Fotos einfach unglaublich aus. Ich hoffe es wird bald etwas kühler. Die Koarks mögen die Hitze nicht 😂

    1. Rebekka

      Huhu Anne, ach Mensch, das sieht doch alles sehr schön aus – so viel schönes Grün. Bin ein großer Fan der Terrassenbilder… So schön. Aber auf diese Hitze hätte ich grad keine richtige Lust. In einer Woche könnten wir uns temperaturtechnisch wahrscheinlich in der Mitte treffen und dann wäre es für dich ertäglicher (Sonntag geht’s nach Russland). Bin gespannt, wohin es dich als Nächstes verschlägt…

      1. Anne

        Waah, Rebekka also morgen dann schon? Ich freue mich so auf deine Berichte. Das stimmt, ich habe wettertechnisch das eine Extrem und du das andere. Lustig 😀

    2. Anne

      Marie, nein die mögen wir wahrlich nicht 😀

  5. Andrea

    Was mich noch interessiert: Ist Dein nächstes Ziel Malaysia oder Australien? Falls Malaysia kommt hier noch ein wichtiges und krasses Datum: 08.02.2020 – Der 1. Vollmond im Februar z.b. in Penang oder Kuala Lumpur: https://www.flocutus.de/thaipusam-malaysia/ – Das ist mit nichts vergleichbar… und nix für schwache Nerven!

    1. Anne

      Oh mein Gott, danke für diesen gruseligen Link 😀 Jetzt bin ich richtig froh, dass ich nicht nach Malaysia gehe. Ich werde Australien durchziehen.

  6. Andrea

    Oh Anne…bei Deinen Bildern kommen Erinnerungen auf 🙂 *seufz – Mir sind noch zwei tolle Aktivitäten in Ubud eingefallen: Rafting!… macht seeehr viel Spaß… und eine Fahrradtour durch die Reisfelder incl. Vulkanblick. Ist (in meiner Erinnerung jedenfalls) nicht besonders anstrengend. Man erfährt viel über Land und Leute , incl. einem Essen bei Einheimischen. Und in Lovina natürlich am frühen Morgen Delphine beobachten! Hab viel Spaß und eine entspannte Zeit. Bin ja sooo neidisch! Liebe Grüße Andrea

    1. Anne

      Ich habe überlegt, ob ich nach Lovina gehe, aber hab mich jetzt dagegen entschieden. Aber vielen Dank für den Tipp mit dem Rafting. Ich habe für morgen eine Tour gebucht 😀 Die Fahrradtour hört sich für mich bei der Hitze doch ein wenig zu schweißtreibend an 😀

      1. Andrea

        Super! Hab viiiel Spaß beim Rafting! 🙂

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