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Das Land inmitten des Meeres

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Meine Reise nach Indonesien war eine lästige Angelegenheit. In meinem Hostel in Khao Sok sagte man mir, ich müsse den 9-Uhr-Bus nach Phuket nehmen, da ich mit dem 13-Uhr-Bus nicht rechtzeitig am Flughafen ankäme. Ich hinterfragte das nicht weiter. Hätte ich besser getan. Denn bereits um kurz nach 11 fuhren wir am Terminal vor. Mein Flug ging um 8 Uhr abends. Herrlich. 

Ich halte mich eigentlich ganz gerne an Flughäfen auf, solange sie einen gewissen Charme haben. Der Flughafen Phuket lässt solchen vermissen. Mein Versuch frühzeitig einzuchecken misslang. Ich solle um 17 Uhr wiederkommen. Mein Gepäck wurde ich zum Glück in einer Aufbewahrstation los, tingelte die nächsten sechs Stunden ziellos herum und stand um 16:59 Uhr wieder am Check In, nur um gesagt zu bekommen, dass ich im falschen Terminal sei. 

Da mein erster Flug nach Bangkok ging, war ich davon ausgegangen, dass ich zum Terminal für nationale Flüge müsse. So war es bislang immer. Nicht so in Phuket, man schickte mich zum internationalen Terminal nach nebenan. Das hätte man mir ja auch mal früher sagen können. Der Airlinemitarbeiter am internationalen Schalter bappte mir einen Sticker aufs T-Shirt und teilte mir mit, den müsse ich jetzt bis Bali tragen. Der Sinn erschloss sich mir erst, als später am Gate eine weitere Airlinemitarbeiterin alle bestickerten Passagiere einsammelte und uns durch die Hintertür zurück in den nationalen Terminal zu unserem Flugzeug nach Bangkok brachte.

In Bangkok angekommen wurden wir erneut eingesammelt und in den Transferbereich geführt. Es war inzwischen 22 Uhr abends und mein zweiter Flug ging erst um 6 Uhr am nächsten Morgen. Richtig gut schlafen konnte ich auf den Wartebänken nicht und so schlurfte ich auch hier die meiste Zeit umher, frühstückte um 5 Uhr zwei Cheeseburger und war froh, als ich endlich boarden konnte. Das Flugzeug brachte mich in vier Stunden über den Äquator auf die Südhalbkugel.

Den Flughafen in Bali fand ich im Gegensatz zu den zwei anderen richtig schick. Vor allem den Außenbereich. Da mich aber sofort ein Taxifahrer einsammelte, konnte ich nur im Gehen schnell ein nicht so gelungenes Foto machen. 

Mein erstes Ziel auf Bali war der Küstenort Canggu, etwa eine Stunde vom Flughafen entfernt. Mein Weihnachtsgeld investierte ich in ein Einzelzimmer in einem ruhigen Hostel mit tollem Pool im Innenhof. Es war himmlisch. Während ich auf meinem Queen Size Bett lag, fragte ich mich, wie ich es sechs Monate in Schlafsälen ausgehalten hatte. 

Während mein Hostel ein Volltreffer war, merkte ich schnell, dass Bali drei Haken hat. Erstens gibt es viel zu viele Mücken. (Ok, in Thailand gab es auch viele Mücken, aber das ist ja keine Entschuldigung.) Zweitens ist Bali teuer. Vielleicht nicht deutschlandteuer aber viel teurer als die anderen Orte Südostasiens, in denen ich war. Das merkte ich zum ersten Mal bei der Taxifahrt und erneut beim abendlichen Restaurantbesuch. 

Ich bin zugegebenermaßen auch ein bisschen selbst Schuld. Ich landete in einer edlen Pizzeria. Eine von der Sorte, in der man ein Amuse-Bouche bekommt. Das konnte ich von außen ja nicht ahnen. Es war jedenfalls schon einige Monate her, dass ich das letzte Mal einen zweistelligen Eurobetrag für ein Essen ausgeben musste. Dafür war das teuer erkaufte Essen wenigstens unheimlich lecker: Selbstgemachte Gnocchi mit Trüffelbutter und Parmesansauce. 

Ach ja und drittens ist es viel zu heiß. Viieel zu heiß. Viel viel zu heiß. Und schwül. Viel zu schwül. Ich beginne nach zwei Schritten zu tropfen. Ich kann mich kaum bewegen. Ich war deshalb an zwei Tagen am Strand, wo wenigstens eine ordentliche Brise ging. Und es gab richtige Wellen. Meistens ist das Meer in Südostasien zu zahm. 

Canggu ist übrigens als hipper Urlaubsort für junge Leute bekannt. Mit veganen Cafés, Yogastudios und kleinen Designerboutiquen. Ziemlich trubelig. Hier eine typische Straßenszene.

Anstatt auch an Tag 3 schwitzend durch Canggu zu laufen, beschloss ich, mir lieber schwitzend Tanah Lot anzuschauen. Der Pura Tanah Lot ist ein hinduistischer Meerestempel (siehe Titelbild) etwa eine halbe Stunde von Canggu entfernt. Übersetzt heißt Tanah Lot „Land inmitten des Meeres“. Er geht wohl auf einen Hindupriester zurück, der im 16. Jahrhundert vor den Muslimen von Java nach Bali flüchtete und sich zum Meditieren mit seinen Anhängern auf die Felseninsel verzog um Zoff mit dem ortsansäßigen Priester zu verhindern. 

Wie dem auch sei, der Tempel ist schön anzuschauen, aber was für ein Touristenspektakel. Natürlich kostest der ganze Spaß Eintritt. Der Taxifahrer ließ mich auf dem Parkplatz raus und dann musste ich durch ein Souvenirladen- und Ständelabyrinth meinen Weg zum Tempel finden. Hunderte von kleinen Läden. Aus dem Boden gestampft um ein paar Rupien an den Touristen zu verdienen. 

Den Tempel selbst kann man nur vom Ufer aus angucken. Bei Flut sowieso und bei Ebbe könnte manz zwar rüberwaten, ist aber verboten. Wahrscheinlich besser so. So viele Menschen könnte das winzige Ding gar nicht vertragen.

Die Uferanlage gegenüber des Tempels war aber insgesamt sehr schön. Mit einem Park und anderen tempelähnlichen Gebäuden. (Ich habe mich nicht näher eingelesen.)

Nach anderthalb Stunden gesellte ich mich zurück zu meinem Taxifahrer. Er hatte auf dem Parkplatz auf mich gewartet. Zurück im Hostel gab es für mich eine Kopfschmerztablette wegen der Sonne und einen halbwegs billigen Burger zum Abendbrot. 

Am nächsten Vormittag ging es weiter nach Ubud, das ungefähr anderthalb Stunden nordöstlich von Canggu im Inland liegt. Ich musste die Strecke tatsächlich wieder mit dem Taxi fahren, da es hier keine Busse gibt. Das stellt mich echt vor Probleme. Mein ursprünglicher Plan war es, die Insel großräumig zu bereisen, aber das kann ich mir überhaupt nicht leisten, wenn ich nur mit dem Taxi von A nach B komme. Wahrscheinlich werde ich meinen Radius einschränken und hier länger am selben Ort bleiben. Mal schauen.

In Ubud bin ich auf jeden Fall wieder in einem Schlafsaal untergekommen. Das Hostel liegt etwas außerhalb und ist total gemütlich. Es gibt hier auch einen Pool, den ich sofort nach meiner Ankunft einweihte. Ich hatte tagsüber kein Foto gemacht, deshalb hier stattdessen eins von gerade eben.

 

Die Mädels in meinem Schlafsaal sind übrigens total nett. Chrissi aus Ulm, Hannah und Becks aus England und Lauren aus Ohio (Marie, ich habe ihr gleich von unserem tollen Cedar-Point-Tag erzählt und sie ist auch ein großer Fan vom Top Thrill Dragster). Wir fuhren am Abend zusammen mit zwei Jungs aus Deutschland und zwei Niederländern in die Stadt zum Essen. So viele soziale Kontakte waren für mich nach Thailand ganz ungewohnt, da ich in Thailand in den meisten Hostels mit dem Publikum nicht so warm geworden war. 

Heute morgen sind Becks und Chrissi abgereist, Lauren und Hannah sind durch ein Reisfeld spaziert und ich habe mir einen ganz faulen Tag gemacht. Ich wollte eigentlich auch etwas Produktives machen. Aber, wie schon erwähnt, die Hitze. Es ist unmöglich. Erst am späten Nachmittag lief ich auf der Suche nach einem Restaurant ein wenig herum und kam dabei auch an schönen Reisfeldern vorbei, die hier überall zwischen den Häusern sprießen.

Neben einem der Reisfelder fand ich ein abgeschiedenes Restaurant in das ich einkehrte. Als ich bereits mit einem Fuß auf der Terrasse stand, merkte ich, dass ich der einzige Gast bin und erneut in einem Lokal der feineren Sorte gelandet war. Jetzt musst du die Sache durchziehen, dachte ich mir, mitsamt meinen Flipflops, den nassen Haaren und dem Philippinentanktop. 

Ich bestellte gegrillte Hühnchenspieße mit Erdnusssauce und man brachte mir einen kleinen Tischgrill und diverse Schälchen und Schüsselchen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich die Speisen korrekt zu mir nehme und während mir der Rauch des Tischgrills ins Gesicht blies und mir zu dezenter Pianomusik Reis und Sauce auf die Tischdecke kleckste, trug ich wahrscheinlich sehr zur Erheiterung des Personals bei. Nachtisch bestellte ich trotzdem noch. Man servierte mir etwas, das wie roher Schokoplätzchenteig schmeckte. Mega. Die ganze Adventszeit sehnte ich mich nach Plätzchen und unverhofft wurde mein Wunsch doch noch erfüllt. 

Morgen muss ich mir wirklich mal genauer überlegen, was ich mit meiner Zeit in Bali anstelle. Ich fühle mich wirklich planlos. Aber ich bin nicht die einzige. Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich an einem Tisch mit Lauren und Hanna, die beide gerade wild in ihre Handys tippen um eine Erleuchtung zu bekommen, wie sie ihre Weiterreise gestalten sollen.

Jetzt bin ich fast fertig für heute. Nur noch zwei abschließende Bemerkungen. Zuerst eine Notiz zu meinem Gesundheitszustand: Erkältung Nummer 4 ist überstanden. Nur noch ein bisschen Resthusten. Dafür habe ich seit vorgestern eine taube Wade. Keine Ahnung, wo das jetzt schon wieder herkommt.

Und mein Thailandfazit muss ich auch noch abliefern: Thailand ist wahrscheinlich das Land in Südostasien, das sich am einfachsten bereisen lässt, da es mit Abstand die beste touristische Infrastruktur hat. Wenn man mal vom Osten des Landes absieht. Die Landschaft ist toll, aber nicht schöner als in Laos oder Vietnam. Das Publikum in den Hostels war für meinen Geschmack fast immer zu jung und zu partyorientiert. Im Nachhinein hat es mir tatsächlich in Ubud so ganz ohne Touristen am besten gefallen. Das fühlte sich am meisten nach Abenteuer an. Für meinen nächsten Urlaub in Südostasien würde ich Thailand zu Gunsten von Laos oder Vietnam erst einmal hintenanstellen. Aber wer noch nicht dort war, sollte natürlich auf jeden Fall vorbeischauen.

 

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare

  1. Marie

    Das freut mich zu hören das die Mitreisenden nun wieder ein wenig erträglicher wurden 😀 Leute aus Ohio müssen immer nett sein ☝️hach, der top thrill dragster 😍

    1. Anne

      Ja, hier laufen echt ein paar annehmbare Mitreisende rum 😀 Das hat mich nicht daran gehindert, für meine nächste Unterkunft noch einmal ein Privatzimmer zu buchen.

  2. Andrea

    Aaaah…Ubud*strahl. Erinnerungen an meinen Urlaub zum 50. Geburtstag. Ich habe Deinen Bericht verschlungen! 🙂 Anne, aber es gibt einen Überlandbus-Service! Ich bin von Kuta aus mit dem Bus(le) über Munduk nach Ubud. Das was so ein Hopp of-Ticket. Erkundige Dich mal. Übrigens ist es in Munduk erheblich kühler und da gibt es wunderschöne Exkursionen durch den Dschungel und zu Wasserfällen. Im Nordosten der Insel liegt Amed… sehr schön. Und vor der Küste ein versunkenes japan.Schiffswrak. Dort kann man wunderbar schnorcheln… Nur mal so einige Tipps für Dich 🙂

    1. Anne

      Also Andrea, ich weiß nicht was das für ein Bus sein soll. Ich habe in Ubud überall wegen Bussen rumgefragt. Es gibt zwar einen Shuttlebus, den kann man aber, warum auch immer, nur buchen, wenn man mindestens zu zweit ist. So wurde mir das gesagt. Von Denpasar aus soll es wohl auch einen Bus geben. Aber das hätte mir ja in Canggu und Ubud nichts genutzt. Ich finde es sehr verwirrend :). Naja, jetzt bin ich erstmal in Munduk. Mit Amed habe ich auch schon geliebäugelt. Und vielleicht Padang Bai, Lovina, Sanur, die Nusas…das sind so meine Überlegungen.

      1. Andrea

        Komisch… Ich hatte das Busticket in einem Büro in Kuta gebucht. Bin Nähe Munuk aus- und eingestiegen und dann nach Ubud. Von dort aus nach einigen Tagen weiter an die Küste. Ich glaube die Bus-Haltestelle war in Ubud an der Touristeninformation.
        Munuk! Wie gefällt es Dir dort? Ist das Klima etwas erträglicher?

        1. Anne

          Munduk ist super, auch wenn es für meinen Geschmack immer noch viel zu heiß ist. Auf meinen Wanderungen habe ich mächtig geschwitzt.
          Ich habe jetzt übrigens einen Bus von Munduk nach Ubud ausfindig gemacht. Bzw fährt der in der Nähe von Munduk los. Aber so früh am Morgen, dass ich jetzt doch wieder das Taxi nehme 😀 Also es scheint doch Busse zu geben, wenn auch sehr vereinzelt.

  3. Oma & Opa

    Hallo, fleißige Blaumacherin, während wir noch Deinen vorangegangenen Reisebericht verinnerlichen, erscheint schon die nächste Ausgabe. Und …es sind wieder herrliche Aufnahmen. Ist schon toll, was Du bisher bei Deinen Reisen gesehen und erlebt hast. Und nun den Äquator überquert und dem Horizont immer noch nicht näher gekommen. Schön das Du auch immer wieder mal nette Reisebekanntschaften triffst, die die Strapazen der Ortswechsel aufbessern.
    ansonsten gilt weiterhin – pass schön auf auf Dich auf …. und wir bleiben schön neugierig. 👍👍

    1. Anne

      Ja, in den meisten Hostels finde ich nette Reisebekanntschaften. Thailand war da echt die Ausnahme, einfach ein anderes Publikum.

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