Mein letzter Beitrag endete mit der Bitte an mich selbst, mal wieder etwas mehr Abwechslung und Abenteuer in meinen Reisealltag zu bringen. Mission geglückt. Aber lest selbst.
Auf Koh Phangan brachte ich mich nach der ganzen Nichtstuerei ganz allmählich wieder auf Touren. Zuerst mit einem kleinen Spaziergang rund um mein Hotel, der so ablief wie gewohnt: Ich latschte an einer Hauptstraße ohne Bürgersteig entlang, wich Rollerfahrern aus und schwitzte vor mich hin. Einen kleinen Tempel sah ich, ansonsten nichts Besonderes.
An diesem Tag bekam ich außerdem zwei neue Mitbewohner. Meine Hoffnungen, das Zimmer für mich alleine behalten zu können, wurden also zerstört. Der Argentinier mit Namen Luciano oder Christiano war nett. Die andere, eine namenlose Deutsche, ging mir furchtbar auf den Senkel. Als sie zum ersten Mal ins Zimmer kam, schlief ich noch, wurde aber durch ihre Ankunft natürlich wach. Während ich halbverschlafen im Bett saß, zählte sie mir alle Dinge auf, die sie an Thailand, am Reisen und an ihrem Leben stören. Ach und irgendwas von psychedelischen Trommeln. Ich ging ihr in den kommenden Tagen aus dem Weg.
Das war auch gar nicht so schwer, denn am nächsten Tag machte ich im Rahmen meines Abenteuerrehabilitierungsprogramms noch einmal eine Schnorcheltour. Bislang fanden meine Schnorcheltouren immer auf etwas größeren Booten statt, auf denen man auch mal herumlaufen konnte. Diesmal wurden wir von einem kleinen Kahn abgeholt (Foto unten), auf dem es doch etwas beengt war. Das war blöd. Blöd war auch, dass es an dem Tag recht frisch war. Und dreimal blöd war, dass der Bootsführer Cola ins Meer goss um Fische anzulocken.
Pluspunkte waren aber die tollen Korallenriffe, die viel tiefer lagen als zum Beispiel zuletzt in Koh Tao, wo wir eher in flachem Gewässer schwammen. Gut war außerdem, dass wir nach den Schnorchelgängen noch etwas Zeit hatten am Strand zu faulenzen und sich dazu passend zum Glück endlich auch die Sonne zeigte.
Am nächsten Morgen – ich getraue es mich gar nicht zu schreiben – war ich wieder einmal krank. Diese gottverdammten Klimaanlagen. Für Erholung war aber keine Zeit. Ich hatte Weiterreisetag. Es ging zuerst mit dem Hoteltaxi zum Büro des Reiseveranstalters, wo ich mein Ticket abholen musste. Danach mit dem Shuttlebus zum Pier. Von dort mit dem Boot zurück aufs Festland. Weiter mit dem Minibus nach Surat Thani. Dort Umstieg in einen weiteren Minibus nach Khao Sok. Ab der Haltestelle in Khao Sok mit dem Taxi zum Hostel. Gar nicht anstrengend oder so.
Am nächsten Tag blieb ich bis zum Nachmittag im Bett und versuchte Kräfte zu sammeln für meine bevorstehende Tour. Ich hatte über das Hostel ein kleines Tourpaket gebucht. Der erste Teil fand am Abend statt: Eine Nachtwanderung durch den Dschungel. Das Hostel liegt nämlich gleich neben dem Khao Sok Nationalpark.
Ich wurde von Ranger Kung abgeholt, mit Stirnlampe ausgestattet und dann ging es los. Neben mir nahm noch Eric aus den USA an der Wanderung teil (der interessanterweise eine Zeit lang in Pforzheim gelebt hat. Die Welt ist klein). Ich fand es super, dass wir so eine kleine Gruppe waren und anscheinend war das kein Zufall, sondern gewollt. Ab und zu trafen wir im Urwald andere Ranger und die hatten auch alle immer nur zwei Schützlinge bei sich.
Die Wanderung war zum Glück nicht anstrengend, sodass ich sie trotz Erkältung ohne Probleme meistern konnte. Am Anfang wanderten wir auf einem breiten, gut befestigten Weg in den Urwald. Nach einer Weile verließen wir diesen aber und schlugen uns von da an auf Trampelpfaden durchs Dickicht. Wir sahen einen ganz flauschigen, schwarzen Affen (ich habe den Namen der Gattung vergessen), riesige Spinnen, fette Raupen, Frösche, Schmetterlinge, tausend verschiedene Käfer und einen Skorpion. Ungefähr die Hälfte davon sei giftig, aber nur ein bisschen, versicherte uns Kung.
Am coolsten fand ich die Stabheuschrecken. Obwohl ich mir gerade nicht sicher bin, ob das die richtige Bezeichnung ist. Ich meine die Insekten, die aussehen wie Zweige. Ich habe euch auf dem Foto mal ein Exemplar eingekringelt. Das ist doch wirklich nicht von einem Astzweig zu unterscheiden.
Am nächsten Morgen sammelte mich um 9 Uhr ein Minibus vorm Hostel ein. Diesmal war ich in einer größeren Gruppe unterwegs. Ich glaube wir waren 17 oder 18 Leute. Der Bus brachte uns in Richtung Norden zum Chiao-Lan-See, der auch Teil des Khao Sok Nationalparks ist. Am See stiegen wir ins Boot um und durften uns für die nächste Stunde an der spektakulären Landschaft erfreuen.
Genauso spektakulär wie die Landschaft war unsere Unterkunft, die wir mit dem Boot ansteuerten. Wir wurden nämlich in schwimmenden Bungalows einquartiert, die nur vom Wasser aus erreichbar sind. Ich teilte mir meinen Bungalow mit Nina aus Stuttgart (die ich davor bereits auf Koh Tao getroffen hatte). In das Hüttchen passten lediglich zwei Matratzen. Aber was braucht man mehr.
Nach einem reichhaltigen Mittagessen mit Reis und Curry hatten wir ein wenig Freizeit. Nina und ich ließen auf unserer kleinen Bungalowterrasse die Beine baumeln und wurden dabei neugierig von einer Fischfamilie angestarrt.
Am Nachmittag brachen wir zu einer Dschungelwanderung auf, diesmal bei Tageslicht. Ich war etwas nervös, ob ich würde mithalten können, weil ich mich immer noch ziemlich schlapp fühlte. Und unsere Guides legten tatsächlich ein ordentliches Tempo vor. Am Anfang machte mir aber mehr der rutschige, abschüssige Untergrund zu schaffen, als meine Kondition. Unser Weg führte uns nämlich zunächst an einem sehr schmalen und sehr schlechten Trampelpfad an einem Fluss entlang.
Nach diesem Abschnitt wurde der Weg deutlich besser. Wir kamen in einen der schönsten Wälder, den ich je gesehen habe. Er kam mir richtig verwunschen vor. Statt wortreicher Beschreibungen hier ein paar Bilder.
Wie ihr auf einem der Fotos seht, mussten wir immer wieder durch Wasserstellen waten. Das ist ja an sich kein Problem. Ich war nur leider diesbezüglich fehlinformiert. Ich hatte das bei der Vorbesprechung so verstanden, dass wir einmal durch einen Fluss schwimmen müssten.
Wäre das so gewesen, hätte ich mir meine Schuhe vorher ausgezogen, über den Kopf gehalten und alles wäre gut gewesen. So aber blieb gar keine Zeit ständig die Schuhe auszuziehen. Meine armen Wanderschuhe. Sie sind auch jetzt, mehr als einen Tag nach der Wanderung noch nicht wieder trocken. Aber ich war zum Glück nicht die Einzige, der es so erging.
Während der Wald – wie bereits erwähnt- wunderschön war, habe ich mal wieder gemerkt, dass Gruppenwanderungen nichts für mich sind. Erstens kann ich die Natur nicht genießen, wenn ich mit einer Horde herumrenne und zweitens möchte ich kein Tempo aufgezwungen bekommen. Ich hatte kaum Zeit nach links oder recht zu gucken, so schnell liefen unsere Guides voran.
Ziel unserer Wanderung war eine riesige Höhle im Wald. Als ich erfuhr, dass es in der stockdunklen Höhle enge Passagen gibt, die man nur schwimmend überwinden kann und als ich zudem erfuhr, dass eine Tourteilnehmerin nicht mit in die Höhle gehen, sondern davor warten würde, beschloss ich spontan, dieser Teilnehmerin Gesellschaft zu leisten. Eine nasse, enge Höhle verträgt sich nicht gut mit Platzangst und Rotznase.
Nathalie aus England und ich machten es uns also auf ein paar Steinen im Wald bequem. Eineinhalb Stunden müssten wir warten, meinte unser Tourguide. Solange würde die Gruppe brauchen um die restlichen 1,5 Kilometer zum Höhleneingang zu laufen, die Höhle zu passieren und auf der anderen Seite in der Nähe unserer Wartestelle wieder herauszukommen.
Als die anderen abgezogen waren, drehten Nathalie und ich ein paar Minuten Däumchen, bis ich vorschlug, dass wir doch eigentlich auch die 1,5 Kilometer bis zur Höhle laufen, uns den Eingang anschauen und dann wieder umdrehen könnten. Sie erwiderte, dass sie genau das dem Guide vorgeschlagen hätte, dieser aber gemeint hatte, das sei nicht möglich. Wahrscheinlich aus Angst, dass wir uns alleine auf dem Rückweg verlaufen.
Nathalie und ich versicherten uns, dass wir umdrehen würden, sobald wir uns mit dem Weg nicht mehr sicher seien und stapften los. Zu zweit war das Wandern so viel angenehmer. Wir fühlten uns sehr abenteuerlich so ganz alleine im weiten Urwald. Nur der Höhleneingang wollte und wollte nicht kommen. Nach einer Weile wurden wir doch etwas unruhig, weil wir natürlich auf jeden Fall verhindern mussten, dass die Gruppe vor uns wieder am Treffpunkt ankommt und unseretwegen eine Vermisstensuche gestartet wird.
Während wir überlegten ob wir umdrehen sollten, stießen wir zum Glück auf eine andere Gruppe. Deren Guide sagte uns, dass der Höhleneingang noch einen halben Kilometer entfernt sei. Das kam uns etwas merkwürdig vor. Sollten wir wirklich so lange für einen mageren Kilometer gebraucht haben? Wir gingen nichtsdestotrotz auf Nummer sicher, drehten um, fanden unseren Weg ohne Probleme zurück und waren auch vor den anderen da.
Die kamen nach einer Viertelstunde klatschnass aus der Höhle gestapft, erzählten uns, dass es ein Höllengaudi gewesen sei und zeigten uns Fotos von Riesenspinnen, die in der Höhle hausen. Ich war nicht traurig, dass ich draußen gewartet hatte.
Als wir uns auf den Rückweg machten, begann es zu regnen. Der Flußpfad war so matschig, dass es manchmal nur noch mit Händen und Hintern voranging. Ich ging als letzte in der Gruppe, wie ich es am liebsten mag, da sitzt mir niemand im Rücken. Vor mir war eine Familie mit Oma und Kind. Ich konnte also ganz gemächlich machen und hatte endlich Zeit, das tolle Flusstal zu genießen, das ich auf dem Hinweg bei all der Hetze gar nicht wahrgenommen hatte.
Ich war trotzdem ganz schön geschafft, als wir wieder in unserem schwimmenden Camp ankamen. Nach dem Abendessen setzte ich mich vor den Bungalow um ein bisschen zu lesen. Als Nina um halb 10 kam und meinte, dass sie jetzt ins Bett gehen würde, tat ich es ihr gleich. Gegen 23 Uhr hatten wir einen kleinen Vorfall mit einem Käfer, der sich unter unser Moskitonetz geschlichen hatte. Gegen 1 Uhr wurde ich von anderen Gruppenmitgliedern geweckt, die vor unserem Bungalow eine Schwimmparty veranstalteten. Um 6:30 Uhr klingelte der Wecker.
Noch vor dem Frühstück brachen wir zu einer morgendlichen Bootstour auf um Gibbons zu suchen. Wir sahen auch ein paar in den Bäumen herumschwingen (zu weit weg für ordentliche Fotos) und hörten laut und deutlich ihre Schreie. Noch aufregender als die Affen war aber die nebelverhangene Landschaft.
Das Frühstück im Anschluss bestand natürlich aus Bananenpfannkuchen mit Honig. Wir hatten dann noch ein wenig Zeit zum Schwimmen und Faulenzen bevor wir uns mit dem Boot auf den Rückweg machten. Es war ein richtig heißer Tag und trotz kühlendem Fahrtwind brummte mir der Schädel. Unsere Tourguides suchten sich als Ort fürs Mittagessen ausgerechnet einen steinigen Abhang am Flussufer aus, den wir in Flipflops erklimmen mussten (da Wanderschuhe nach wie vor pitschnass) um Hoffnung auf ein wenig Schatten zu haben. Naja.
Nach dem Essen ging es zum Glück ohne weitere Unterbrechungen zurück zum Ufer, zum Bus und zum Hostel.
Am Nachmittag war ich mit Reisevorbereitungen beschäftigt. Morgen Abend fliege ich nach Indonesien. Einen Tag bevor ich in ein neues Land fliege, buche ich normalerweise ein Weiterreiseticket für das übernächste Land. Das muss man am Flughafen oft vorzeigen. Die Einreisebeamten wollen sichergehen, dass du auch wirklich vorhast, wieder auszureisen.
Diesmal ist es mir schwergefallen. Ursprünglich wollte ich nach Indonesien nach Australien fliegen. Mit den ganzen Buschbränden in Australien ist das jetzt für mich einigermaßen schwer zu planen. Ich hatte deshalb kurzzeitig mit dem Gedanken gespielt, Australien ganz auszulassen und stattdessen nach Malaysia zu fliegen. Aber irgendwie reicht es für mich auch langsam mit Südostasien und ich habe Lust auf einen größeren Tapetenwechsel.
Also doch Australien? Aber wohin genau? Im Februar soll es dort auch überall unmenschlich heiß sein. Eine schnelle Recherche im Internet ergab, dass der Südwesten wohl auch im Februar ganz annehmbar sein soll. Und so lasse ich jetzt Sydney, Melbourne und Brisbane erstmal außen vor und fliege stattdessen nach Perth auf der anderen Seite des Landes. Womöglich. Das Ticket habe ich gekauft. Es war spottbillig. Je nachdem wie sich die Feuer entwickeln, würde es nicht allzu weh tun, es verfallen zu lassen. Aber das hat ja alles noch Zeit. Jetzt erstmal Indonesien. Bali. Juhu.
Das sind wirklich sehr beeindruckende Fotos. Respekt, dass du es trotz Erkältung so durchgezogen hast!
Inzwischen habe ich mich fast schon an die ständigen Erkältungen gewöhnt 🙁
Ja, das gefällt der Anne. Ich bin sehr stolz auf dich, dass du mutig die nächtliche Dschungelwanderung mitgemacht hast. Ich kenne ja deine eigentliche Abneigung gegen Krabbeltiere. (:-)
Ich musste ja zum Glück nicht im Dschungel neben den Krabbeltieren übernachten 😀
Oh Anne…was hast Du denn für tolle Exkursionen gemacht!?! Du warst echt aktiv! Die Wasser-Bungalows sind ja der Hammer! Schaut alles sehr chillig aus… – Ich hoffe, dass es Dir wieder gut geht und Du Bali benießen kannst. Wenn Du möchtest, kann ich Dir einige wunderschöne und z.T. auch günstige Unterkunfts-Tipps auf der Insel geben. Besonders für das Insel-Innere (Munduk und Ubud) und den Norden. Liebe Grüße und einen guten Flug wünscht Dir Andrea
Tipps für Unterkünfte nehme ich gerne entgegen 😀 Ich muss mich morgen erstmal schlau machen, wo genau ich in Bali überhaupt hin will. Aber Ubud steht auf jeden Fall schon mal auf der Liste.
Mir gehts schon wieder besser, nur der Husten ist hartnäckig.
Hier die entspannte Unterkunft in Ubud: http://sagitariusinnubud.com/
…und hier DIE Hammerunterkunft in den Bergen in Munduk…die Gästehäuser sind den Erntehäusern in den Reisfeldern nachempfunden und stehen auch in einem Reisfeld. Ist nicht so günstig – aber ein Traum! http://purilumbung.com/
Aaaaahh, die Unterkunft in Munduk ist ja wirklich der Hammer. Leider nicht in meinem Budget drin 🙁 Sonst hätte ich mich da sofort einquartiert. Und auch die Unterkunft in Ubud sieht toll aus, aber ich hatte hier schon ein Hostel gebucht, bevor du geschrieben hattest. Aber trotzdem vielen Dank, vielleicht kann ich darauf in Zukunft nochmal zurückgreifen 😀