Es ist soweit: Nach sechs Monaten steht mein Asienabenteuer kurz vor dem Ende. Wenn ich meinen nächsten Bericht schreibe, werde ich bereits in Australien sein. Und das ist gut so, denn inzwischen bin ich doch etwas asienmüde geworden, was auch etwas mit den Ereignissen der letzten Tage zu tun hat.
Aber alles nach der Reihe. Nach meiner aufregenden Rollerfahrt auf Nusa Lembongan tauschte ich am Tag darauf den Helm wieder gegen Flipflops ein und entdeckte zu Fuß den Südwesten der Insel, den ich am Vortag ausgelassen hatte. Das Wetter war zum Glück auf meiner Seite: Der Himmel war bedeckt, sodass die Sonne mich nicht ärgern konnte. Abseits der Hauptstraße lief ich auf kleinen Sträßchen durchs grüne Hinterland und machte zunächst Stops an zwei Stränden: Sandy Bay Beach und Dream Beach.
Danach machte ich mich auf die Suche nach einer von Nusa Lembongans bekanntesten Sehenswürdigkeiten, einer halbkreisförmigen Felsenbucht an der sich bei rauer See die Wellen brechen und das Wasser in Fontänen nach oben spritzt. Die Bucht wird Devil’s Tear genannt. (Ich weiß gar nicht, ob man das korrekt mit Teufelsträne oder Teufelsspalt übersetzt, passt irgendwie beides.)
Dafür, dass sie ein so bekanntes Ausflugsziel ist, fand ich sie ganz schön schwer zu finden und entdeckte erst nach mehreren Anläufen einen kleinen Wegweiser. Dort angekommen war ich wieder einmal baff, dass sich neben der Bucht, aber ansonsten mitten im Nirgendwo, mindestens 15 Touristenverkaufsbuden angesiedelt haben. Außerdem war ich etwas enttäuscht, weil an diesem Tag das Wasser kaum spritzen wollte.
Auf dem Rückweg zum Hotel kam ich an weiteren Klippen vorbei, wo das Wasser auch nicht spritzte, die aber nette Ausblicke boten.
Ich hatte mich gerade in einem Warung niedergelassen (ein Warung ist ein indonesisches Restaurant, in dem es meist einfache, traditionelle Gerichte gibt) und meine geliebten gebratenen Nudeln bestellt (indonesische gebratene Nudeln sind die besten) als sich der Himmel öffnete. Der Regen nahm Fahrt auf, während ich zurück zum Hotel eilte und hörte an diesem Tag nicht mehr auf.
Am nächsten Morgen brachte mich ein Hotelmitarbeiter netterweise zur Gelben Brücke, wo die Fähren nach Nusa Penida ablegen. Nusa Penida ist eine weitere Insel vor Bali, deutlich größer als Nusa Lembongan und nur eine zehnminütige Bootsfahrt entfernt.
Als wir dort am Hafen ankamen, wimmelte ich erstmal 23 Rollertaxifahrer ab, die mich zum Hotel bringen wollten. Ich hasse es, mit dem großen Rucksack auf dem Roller zu fahren. So eine wacklige Angelegenheit. Und so ließ ich die Taxifahrer leicht perplex zurück, als ich meinen Entschluss mitteilte, zu Fuß zum Hotel zu laufen. Es waren zwar nur zwei Kilometer, aber immer stramm den Berg hinauf. Im Endeffekt gabelte mich ein Autotaxi entkräftet am Straßenrand auf. Der Fahrer machte ein gutes Geschäft mit mir, denn er bot mir gleich eine Inseltour für den nächsten Tag an und ich willigte ein.
Mein Hotel war wieder eine Bungalowanlage, ganz winzig mit vier Einheiten und mit ganz vielen Pflanzen und Bäumen auf der Anlage. Obwohl der Bungalow ganz toll war, fühlte ich mich am Anfang etwas unwohl, weil ich der einzige Gast war. Ich kam mir etwas beobachtet vor und wenn ich das Hotel verließ, fragte mich der Besitzer grundsätzlich, wohin ich gehe.
Davon abgesehen war er aber sehr nett und bot mir gleich eine Inseltour für den nächsten Tag an. Als ich ihm erklärte, dass ich bereits eine Inseltour für den nächsten Tag beim Autotaxifahrer gebucht hatte, bot er mir gleich eine Inseltour für den übernächsten Tag an. Zum Glück ist die Insel groß.
Am Abend schlug mir der Besitzer vor, dass sein Sohn mich zu einem Restaurant fahren könne, das sehr zu empfehlen sei. Zehn Minuten später wusste ich auch woher diese Empfehlung kam. Das Restaurant gehört einem Familienmitglied. Das Essen war aber tatsächlich sehr lecker.
Am nächsten Morgen holte mich mein Autotaxifahrer zur Westküstentour ab. Wir besuchten zuerst eine Felsformation, die übersetzt „Kleiner Finger“ genannt wird.
Mein Fahrer fragte mich, ob ich hinunter an den Strand laufen wolle. Ich zögerte nicht lange und lehnte dankend ab. 40 Minuten alleine für den Abstieg, heißt es. Ich war ja bereits stehend schweißgebadet.
Fast noch interessanter als den Felsen fand ich die Baumfotografen. Zahlreiche Tourguides kletterten an einer geeigneten Stelle für besonders gelungene Fotos in die Bäume und fotografierten ihre Schützlinge. Zu sehen auf folgendem Foto (inklusive Schlange der Wartenden).
Nächstes Ziel: mehr Felsen und Klippen. Diesmal inklusive Felsentor.
Diese ganzen rauen Klippen waren sehr schön, genauso schön war aber das Inselinnere mit den Palmen und Steinmauern und Hügeln. Auf den schmalen Straßen konnte ich meinen Fahrer aber kaum bitten anzuhalten, also machte ich leider nur ein paar Fotos während der Fahrt.
Den Nachmittag verbrachten wir am Strand. Diamantenstrand oder Kristallstrand oder so hieß der. Hauptsache rein. Dafür, dass ich mich so häufig an Meeren und Stränden herumtreibe, gehe ich recht selten tatsächlich schwimmen. Diesmal nutzte ich die Möglichkeit aber voll aus.
Wieder zurück im Hotel brachte mich der Besitzer diesmal persönlich mit dem Roller in sein Familienrestaurant. Ich hinten drauf, sein Hund im Fußraum. Der Hund liebt Rollerfahren und ergreift jede Chance, die er kriegen kann.
Am nächsten Tag durfte er aber nicht mit, als der Hotelbesitzer mit mir die Ostküstentour bestritt. Das war ein ganz schöner Ritt mit dem Roller. Ich war sehr froh, dass ich nicht selber auf den kurvigen, steilen Sträßchen fahren musste.
Wieder Klippen und Felsen. Wir hielten zuerst an einem Felsen, der ins Meer ragte, den man aber nur über viele Treppenstufen in der prallen Sonne erreichte. Mein Fahrer schickte mich runter, während er es vorzog, im Schatten auf mich zu warten. Der Ausblick belohnte meine Anstrengungen.
Mir fiel erst jetzt beim Sichten der Fotos aus, dass man von dort aus bereits im Hintergrund den Strand sehen konnte, den wir als nächstes anfuhren. Die Fahrt kam mir deutlich länger vor.
Nach dem ersten Abstieg hatte ich eigentlich gedacht, das Schlimmste läge hinter mir. Aber nein, der Abstieg zum Strand war nicht nur deutlich länger, er war auch richtig steil. Die letzten Meter musste man sich halb an einem Seil die Felsen hinabhangeln.
Aber es war die Mühe wert. Denn die Wellen an dem Strand waren endlich mal ganz nach meinem Geschmack: teilweise mehr als einen Meter hoch. Wie gut, dass ich Schwimmsachen dabei hatte.
Natürlich war die Erfrischung nur von kurzer Dauer und wurde durch meinen anschließenden Wiederaufstieg zunichte gemacht. Zurück am Parkplatz kaufte ich mir erstmal eine Kokosnuss.
Unseren nächsten Stop legten wir an einem Geschäft ein. Mein Fahrer bat mich abzusteigen und hielt mir einen Sarong unter die Nase. Ich war kurz einigermaßen enttäuscht, dass er einer von denen ist, die mir mein Geld aus der Tasche ziehen wollen. Ich brauchte ein paar Sekunden um zu verstehen, dass es sich um einen Leihsarong handelté, den ich anziehen sollte, weil wir einen Tempel besuchen würden.
Diesen Tempel lag auf einem Hügel (natürlich) und sah am Anfang recht unspektakulär aus, bis mein Fahrer auf einmal in einem Loch verschwand. In einer Ecke des Tempels gab es eine winzige Felsöffnung, durch die man sich durchquetschen musste um danach wie eine Ente unter einer tiefhängenden Decke durchzuwatscheln (auf allen Vieren wäre einfacher gewesen, aber ich glaube, wegen dem Sarong darf man das nicht).
Als wir fertig gewatschelt hatten, war ich kurz sprachlos. Wir standen plötzlich in einer gigantischen Höhle, mit Kerzen beleuchtet. Dort finden regelmäßig religiöse Zeremonien statt. Nach dem engen Loch hatte ich mit einem winzigen Gebetsraum gerechnet, aber nicht mit einer riesigen Höhle von den Ausmaßen einer riesigen Höhle. Fotos gibt’s keine, da zu dunkel.
Weitere Unternehmungen konnte ich auf Nusa Penida leider nicht mehr tätigen, da mir das Geld ausgegangen war. Der Hotelbesitzer fuhr mit mir zwar netterweise zu den zwei Automaten auf der Insel, die aber beide meine Karte nicht akzeptierten. Blöde Situation. Ich hatte noch eine Rechnung im Hotel zu begleichen und war einen Tag lang ziemlich nervös, dass der Kartenleser meine Karte beim Auschecken auch nicht akzeptieren würde, aber zum Glück klappte es.
Ich hatte gerade noch Bargeld genug um meine Fährüberfahrt nach Lombok zu finanzieren. Die Fahrt war mühsam, weil wir zuerst zurück nach Bali fuhren um dort das Boot zu wechseln. Dafür mussten wir mit unserem Gepäck erst zu irgendeinem Büro laufen um dort erneut einzuchecken und dann zurück zum Hafen und das richtige Boot finden. Und niemand erklärt einem irgendwas, man muss hoffen, irgendwie mitzubekommen, was man zu tun hat.
Wir kamen total verspätet in Lombok an, was mir sehr leidtat für meinen Fahrer, den mir diesmal mein neues Hotel in Lombok bereits im Voraus organisiert hatte und der stundenlang auf mich warten musste.
Vom Fährhafen Bangsal im Nordwesten von Lombok ging es runter in den Süden nach Kuta. Zuerst stoppten wir aber an einem Geldautomaten und mir fielen fünf Steine vom Herzen, als ich endlich wieder Scheine in Händen hielt. Kurze Zeit später hielten wir am Straßenrand und mein Fahrer verschand für eine Viertelstunde in einer Moschee für sein Nachmittagsgebet. Im Gegensatz zu Bali ist Lombok eindeutig muslimisch geprägt.
Ich gönnte mir zum Abschluss meiner Asienreise noch einmal einen Bungalow. In Australien werde ich mir kein Einzelzimmer mehr leisten können. Die Hotelmitarbeiter sind sehr nett, aber die Anlage hat schon deutlich bessere Zeiten gesehen. Nach meinen zwei vorherigen tiptopgepflegten Bungalows fiel mir die Eingewöhnung schwer.
Gestern habe ich einen Strandspaziergang gemacht. Kuta liegt direkt am Meer.
Das war nicht so erholsam, wie ich gehofft hatte. Alle paar Meter wollte mir jemand eine Taxifahrt andrehen, oder einen Sarong, oder Mangos. Ich wurde von Kindern mit Armbändern und von einem Kokosnussverkäufer verfolgt.
Ubud war schon extrem. Wenn man dort durch die Innenstadt lief, wurde man auch alle fünf Sekunden gefragt, ob man ein Taxi braucht. Aber da liefen dir die Leute wenigstens nicht hinterher. Hier wird man selbst in Restaurants belagert. Und es hilft auch nicht, dass im Moment Nebensaison ist und die wenigen Touristen dadurch noch penetranter angegangen werden.
Den Vogel schoss aber heute der Fahrer ab, der mich von Bangsal nach Kuta gebracht hatte. Er hatte mir auf der Fahrt erklärt, dass er auch Schnorcheltouren organisiert und mir seine Nummer gegeben. Ich habe ihn heute angeschrieben und nach dem Preis für eine Schnorcheltour gefragt. Er nannte mir nach einigem Hin und Her endlich einen Preis, der viel zu hoch für mich war, da er mir eine Privattour und keine Gruppentour andrehen wollte.
Als ich ihm zurückschrieb, dass das für mich nicht in Frage kommt, teilte er mir mit, dass er die Tour nun bereits für mich gebucht habe. Da wurde ich richtig wütend. Ich habe einfach keine Lust mehr, als wandelnder Geldbeutel betrachtet zu werden. Und Erlebnisse wie dieses nehmen mir die Lust, Indonesien so schnell noch einmal zu besuchen. Sie nehmen mir auch die Lust, das Hotel hier in den nächsten Tagen überhaupt noch einmal zu verlassen. Vielleicht gehe ich morgen nochmal an den Strand. Ich gehe aber bestimmt nicht schnorcheln.
Wie ich am Anfang des Berichts schrieb, bin ich gerade etwas asienmüde. Ich freue mich sehr auf Australien.
Ja Anne, da hast Du die asiatischen Schönheiten von allen Seiten entdeckt und auch die Mentalität der Einheimischen kennengelernt. Das Du Dich nun langsam wieder nach einem anderen Kulturkreis sehnst ist auch verständlich. Für uns haben Deine Reiseberichte und auch wieder der Letzte immer die virtuelle Teilnahme ausgelöst. Nun möchtest Du einen neuen Erdteil erkunden. Bei der Verständigung und Orientierung werden nun ja für Dich goldene Zeiten anbrechen. Wir wünschen Dir einen guten Flug und einen angenehmen Aufenthalt mit wieder interessanten Erlebnissen. Wir freuen uns schon auf Deinen neuen Bericht über Land und Leute …. und bleiben wie immer schön neugierig 👍👍💕
Verständigung und Orientierung waren heute an meinem Ankunftstag in Australien auf jeden Fall schon einmal sooo erholsam. Ich freue mich auch auf die nächsten Wochen 😀