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Déjà-vu

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  • Beitrags-Kategorie:Ozeanien

Ich würde ja gerne behaupten, dass ich nach vier Tagen auf Reisen schon wieder der totale Profi bin und alles im Griff habe. Aber ich bin immer noch eher in der „Ich-kann-es-nicht-fassen-Phase“. Und in der „Wieder-ans-Hostelleben-gewöhnen-Phase“.

Meine letzten Tage in der Heimat waren ziemlich turbulent: Auto abmelden, Arbeitsamt, Krankenkasse, Reiseapotheke, Mist…brauche ich etwas einen Impfnachweis für die USA? Lauter Kram eben, der natürlich last minute noch erledigt werden musste. Und nebenbei noch die Verabschiedungen.

Am Montag fühlte ich mich zwar immer noch nicht vorbereitet, das änderte dennoch nichts an der Tatsache, dass ich um fünf Uhr morgens ins Auto steigen musste, um mich nach Frankfurt fahren zu lassen. Mama und Frank fuhren mich hin. Zum Glück ausnahmsweise kein Schneechaos im Hunsrück.

Am Flughafen lief auch alles glatt, nicht mal mein Rucksack musste ins Sperrgepäck. Das war in letzter Zeit leider häufiger der Fall gewesen. Weil ich nicht wusste, wie lange die Security dauert, habe ich mich dann rechtzeitig von Mama und Frank verabschiedet (wir waren alle tapfer) und habe dann wirklich in der langsamsten Securityschlange meines Lebens gestanden. Bis auf dass ich meine Schuhe ausziehen musste, ist dort aber dann auch nichts Spannendes passiert.

Letztes Selfie vor dem Abflug aus Frankfurt

Im Flieger erlebte ich eine angenehme Überraschung. Der Platz rechts von mir blieb nämlich frei, da wurde doch alles gleich etwas erträglicher. Und dann hieß es Leinen los und auf nach San Francisco. 11 Stunden, 55 Minuten. Yeah. Ich habe mir die Zeit mit Maultaschen á la Lufthansa, dem neuen Eberhofer-Krimi (wieder ganz niedlich, Mama) und den ersten vier Folgen von House of the Dragon (Ich weiß, I’m late to the party) vertrieben. 

Ankunft irgendwann zur Mittagszeit in San Francisco. Ich war schon wieder sehr nervös wegen der gefürchteten Immigration in den USA, durch die man durch muss, auch wenn man nur zum Transit dort ist. Und was war? Nix. Die wollten weder meinen Impfausweis sehen, noch mein ESTA (so eine Art Visum), noch mein komisches Impfformular, von dem das Auswärtige Amt behauptet, man benötige es. Nur auf meine Fingerabdrücke waren sie wieder scharf. Ich weiß nicht, wie viele von denen sie schon von mir gesammelt haben.

Ein Vorteil hatte die ganze Sache mit der Immigration. Ich konnte im Anschluss den Flughafen verlassen, weil ich ja offiziell eingereist war. Zu einer Stadtbesichtigung von San Francisco reichte aber meine Willenskraft nicht (ich hatte im Flugzeug vielleicht eine halbe Stunde geschlafen). Aber ein paar Sonnenstrahlen konnte ich genießen. 

Mehr habe ich von San Francisco nicht zu Gesicht bekommen

Eine schockierende, riesengroße, niederschmetternde Enttäuschung habe ich in San Francisco auch erlebt. Ich hatte monatelang davon erzählt, wie ich mich am Flughafen durch alle Fast-Food-Angebote essen würde: Zur Vorspeise einen soft shell Taco von Taco Bell, als Hauptspeise Orange Chicken von Panda Express, zum Dessert Cinnabon. Dann kurze Verschnaufpause und auf zu In-N-Out Burger, Quiznos und Cold Stone. Aber die hatten das alles nicht!! Einen mickrigen Wendys habe ich gesehen. Ich bin kilometerweit den Terminal abgelaufen. Ich kann diese Niederlage immer noch nicht verkraften.

Die nächste Enttäuschung kam sieben Stunden später, als ich endlich im Flieger nach Neuseeland saß: Air New Zealand hatte leider House of the Dragon nur bis Folge 7. Ich bin ja total begeistert von der Serie und kann nicht glauben, dass ich sie bislang nicht geguckt hatte. Geht es euch auch so? Reiß dich zusammen, Anne, das ist hier kein Serienblog.

Der Flug nach Auckland dauerte nochmal reichlich 11 Stunden und ging auch einigermaßen gut vorbei. Um 6 Uhr morgens legte der Pilot eine turbulente Landung hin. In Auckland war es nämlich richtig stürmisch und nass. Viele von euch haben ja mitbekommen, dass es in Auckland wenige Tage zuvor zu großen Überschwemmungen gekommen war und auch der Flughafen unter Wasser stand. Davon war nun nicht mehr viel zu sehen. Wie ich gehört habe, waren die Flugpläne aber noch aus dem Takt, so dass ich froh sein konnte, dass mein Flugzeug planmäßig abgehoben war.

Weil es so früh am Morgen war, blieb ich noch für ein paar Stunden am Flughafen, weil im Hostel noch keine Check-in-Zeit war. Gegen 13 Uhr ging es dann aber mit dem Doppeldeckerbus endlich die 40 Minuten ins Zentrum von Auckland.

Mein wunderbarer Ausblick von der ersten Reihe im Bus

An der Bushaltestelle angekommen, musste ich nur links um die Ecke und die Straße runter (natürlich ohne Google Maps, man kennt sich ja aus) und dann war der Moment gekommen, auf den ich fast drei Jahre gewartet hatte: Ich zog wieder in mein altes Hostel „The Attic Backpackers“ in Auckland ein, in dem ich 2020 den Corona-Lockdown in Neuseeland aussaß und meine Weltreise abbrechen musste. 

Der Geruch im Fahrstuhl hat gleich Erinnerungen geweckt, im Hostelfoyer steht immer noch die legendäre Kleiderspendenbox, in den Betten kann man immer noch nicht aufrecht sitzen, in der Küche sind die Kühlschränke immer noch bis auf den letzten Zentimeter vollgestopft. Kurz gesagt: komplettes Déjà-vu. 

Das Gefühl änderte sich auch am nächsten Morgen nicht (den Rest des Vortags können wir vernachlässigen, da habe ich nur noch geschlafen): Kurzer Zwischenstopp beim Countdown, dem Supermarkt um die Ecke. Alles beim Alten. Nur die neuseeländischen Preise hatte ich zu sehr aus meiner Erinnerung verdrängt.

Danach lief ich runter an den Fähr- und Yachthafen. Immer noch viel Baustelle. Ein Ticket für Waiheke Island habe ich mir gleich mal besorgt. Das wird mein nächstes Übernachtungsziel sein.

Wenn ihr bei der letzten Reise auch mitgelesen habt, dürften euch die Fotos ja schon sehr bekannt vorkommen. Ich habe extra Orte besucht, an denen ich schon gewesen war. Trotzdem der Vollständigkeit halber und für neue Leserinnen und Leser hier auch nochmal ein paar Fotos von Downtown Auckland.

Ich habe mich aber auch etwas treiben lassen und bin zu einem winzigen Park gekommen, der es einem nicht leicht machte, durchzulaufen. Denn riesige Bäume haben die Wege in Beschlag genommen.

Zum Kriechen und Klettern

Praktisch waren die dicken Äste aber auch. Denn da konnte ich mich erst einmal eine Weile unterstellen, als der Regen begann. In einer kleinen Regenpause stattete ich noch dem Albert Park einen kleinen Besuch ab. Auch ein alter Bekannter. Komischerweise musste ich da den Standort doch googlen, weil ich ihn an ganz anderer Stelle in Erinnerung hatte.

Kein Foto von Auckland ohne Sky Tower

Heute bin ich schon zu strömendem Regen aufgewacht und habe mich deshalb auf einen Bürotag eingestellt. Ich musste ein paar Dinge mit deutschen Ämtern klären und nach dem Blogeintrag werde ich mal checken, ob meine Route, die ich durch Neuseeland geplant habe, aufgrund möglicher Straßensperren durch den vielen Regen überhaupt noch funktioniert.

Jetzt ist der Eintrag schon wieder so lang geworden und es ist ja noch gar nichts passiert. Waren die immer so lang?

Ich möchte mir auf jeden Fall aber noch kurz Zeit nehmen und meinen ehemaligen Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen in Mainz danken. Ich habe eure lieben Worte zum Abschied gelesen und bin ganz gerührt und sentimental geworden. Ich würde mich freuen, wenn der eine oder die andere von euch hier mitliest.

Dieser Beitrag hat 16 Kommentare

  1. Rebekka

    Anne, wann sehen wir hier dein erstes Haka-Training? Es macht so viel Spaß deinen Eintrag zu lesen. So schön, dass du wieder loslegen kannst. Hab eine gute Zeit! Grüße aus Abisko

    1. Anne

      Na toll, jetzt bin ich neidisch, dass du in Abisko bist 😀 Ganz viel Spaß mit den Polarlichtern. Und ne, an den Haka wage ich mich nicht ran.

  2. Carlo

    Juhu, endlich wieder tolle Geschichten von deiner Weltreise. Ich freue mich schon auf weitere Beiträge und bleibe auf jeden Fall dabei 🙂

    1. Anne

      Hey Carlo, toll von dir zu hören 🙂 Ich denke, morgen kommt ein neuer Beitrag, wenn nichts dazwischen kommt.

  3. Sarah W.

    Liebe Anne,
    auch ich melde mich als treue Blog-Leserin zurück und wünsche dir gute Gelingen bei deiner Rückkehr ins Nomadenleben ☺️
    Lass dein Herz dein Kompass sein 😉
    Ganz liebe Grüße aus dem Ländle
    Sarah

    1. Anne

      Hey Sarah, ach wie schön dass du auch wieder mit dabei bist. Da muss ich gleich wieder an Warschau denken 🙂

  4. Paula und Marie

    Auch wir haben voller Freude deinen neuen Beitrag gelesen und freuen uns jetzt schon auf viele weitere 🙂

    1. Anne

      Musst du Paula natürlich auch alles vorlesen 😀

  5. Mama

    Dein Blog wird eine willkommene und (erhoffte) Bettlektüre werden. Ich freue mich auf deine Geschichten. Und Hand aufs Herz: Hast du die Auswahl im Kleidercontainer schon gecheckt?

    1. Anne

      Mama, ich habe den Kleidercontainer nicht angerührt, versprochen 😀

  6. Die Kuhsine

    Kommentare hier auf dem Blog schreiben – hab auch grad ein Déjà vu 😀

    Hab viel Spaß! Und San Francisco Flughafen gehört von jeder Transit-Liste gestrichen. Geht gar nicht sowas!

    1. Anne

      Willkommen zurück 🙂 Und ja, nie wieder werde ich einen Fuß in diesen Flughafen setzen 🙂

  7. Opa Hans

    Na Hallo, den Laptop angeworfen, den Sessel noch gerade gerückt und schon ist mein Alltag wieder spannender geworden. Danke, Dein erster Reisebericht hat nichts an Qualität eingebüßt und ich freue mich schon auf Fortsetzungen. Also Anne, ich drücke Dir natürlich wieder die Daumen und wünsche einen angenehmen Verlauf Deiner „kleinen Weltreise“ Teil 2

    1. Anne

      Danke Opa, dann bin ich ja beruhigt, dass die Qualität in den fast drei Jahren nicht gelitten hat 🙂

  8. Matthias Weber

    Liebe Anne, wir vermissen Dich weiter ganz doll – freuen uns aber für Dich, dass Du Deinen großen Traum wieder leben kannst. Und da wir gerne über unseren rheinland-pfälzischen Tellererrand hinausschauen (gerne auch bis Neuseeland), freuen wir uns über Texte und Bilder von Dir. Bis auf 14 tiefgefrorene Königspythons (–> https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/trier/koenigspythons-in-konz-ausgesetzt-und-erfroren-100.html) ist es bei uns eher ruhig. Und das Wetter ist richtig mies. Lieben Gruß von Matthias

    1. Anne

      Hey Matthias, das ist aber schön von dir zu hören. Und die Königspythons sind ja ein Aufreger. Danke auch für den externen Link, gut fürs Google Ranking wissen wir ja 😀

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