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Die Eremitin von El Nido

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Ich entschuldige mich hochachtungsvoll dafür, dass ich mich nicht früher gemeldet habe. Meine Ausrede ist das Internet in El Nido. Das war katastrophal bis nicht vorhanden. Nun fluppt aber alles wieder und ich kann die letzten Tage auf den Philippinen Revue passieren lassen. 

Wir waren bei meinem Supermarktbesuch in Puerto Princesa stehen geblieben. Den Weg dorthin lief ich, um gleich ein wenig Sightseeing mit abzudecken. Aber wie alle philippinischen Städte, die ich bislang gesehen habe, ist auch Puerto Princesa keine klassische Augenweide. Hier mal eine typisch puertoprincesische Straße, etwas abseits der Hauptverkehrsadern.

Nach dem Supermarkt-Sightseeing-Trip wartete ich im Hostel bis mich am Abend mein Tourbus abholte. Im Dunkeln fuhren wir zu einem weiteren Mangrovenwald. Auf dem Weg kamen wir an einer riesigen Hahnenkampfarena vorbei. Ich glaube, das war das modernste Gebäude, das ich in meiner Zeit auf den Philippinen gesehen habe. Hahnenkampf ist hier ganz groß.

An unserem Ziel angekommen bekamen wir erst Abendessen und wurden dann mal wieder in Paddelboote verfrachtet. Das war schon eine tolle Sache, bei völliger Dunkelheit und Stille einen mangrovenbewachsenen Fluss entlangzuschippern, über unseren Köpfen ein Sternenhimmel, der beinahe an mongolische Verhältnisse herankam.

Der eigentliche Grund für unsere Paddeltour waren allerdings die Glühwürmchen, die in einigen Mangroven wohnen. Die Bäume sahen aus wie mit funkelnden Lichterketten geschmückt. Meine Kamera konnte diese Schönheit leider nicht einfangen, deshalb gibt es an dieser Stelle statt mystischen Glühwürmchen ein verwackeltes Foto von unserem Ablegesteg.

Am nächsten Morgen verließ ich Puerto Princesa. Im Hostelgarten wartete ich auf meinen Van, der mich nach El Nido im Norden von Palawan bringen sollte. Statt dem Van kam ein Taxi, das mich erstmal zu einer Reiseagentur karrte. Dort musste ich bezahlen: Statt der zuvor ausgemachten 600 Pesos auf einmal 700. Dann wurde ich auf einen Stuhl verwiesen bis endlich der Van erschien. Ein etwas hakeliger Reisebeginn.

Die Fahrt war über weite Strecken ein Albtraum. Ich saß auf dem Beifahrersitz und durfte somit hautnah dabei sein, wie der Fahrer am Steuer munter in sein Handy textete, sich Rennen mit anderen Vanfahrern lieferte und vor Kurven hupend Lkw überholte. Wenigstens hatte er sich vor Fahrtantritt bekreuzigt. Ich mich leider nicht. Als der Meisterchauffeur mich an meinem Hostel in El Nido rausließ, rief er mir noch nach, ich solle mich melden, wenn ich zurück nach Puerto Princesa will.

Mein neues Hostel war ein Traum. Es lag etwas außerhalb der Stadt und direkt am Meer. Und damit meine ich, dass bei Flut die Wellen abends bis an die Türschwelle schwappten. Außerdem war der vordere Teil des Gebäudes offen, die Terrasse im zweiten Stock wurde für sechs Tage mein neues Zuhause. Hier Strand, Terrasse und Blick auf das Hostel vom Wasser aus (Es ist das Haus, vor dem das gelbe Kanu liegt).

 

Das beste waren allerdings die Sonnenuntergänge, bei gutem Wetter ein wahres Spektakel. Ich habe die verschiedenen Stufen fotografisch festgehalten. Das Endstadium habt ihr ja schon in Form des Titelfotos zu Gesicht bekommen.

Zwei Haken hatte das Ganze: Zum einen war ich mal wieder in einem Partyhostel gelandet. Dagegen habe ich im Grunde nichts. Ich war nur dummerweise bei meiner Ankunft in El Nido in einer Phase, in der ich mal etwas Abstand brauchte und nicht immer Menschen um mich herum haben wollte. 

Ich verkroch mich deshalb die meiste Zeit mit meinem Buch auf die schon erwähnte Terrasse und ignorierte meine Mitbewohner sowie die allabendlichen Partys. Vielleicht fanden mich die anderen etwas sonderbar, aber ich genoss den Müßiggang.

Haken Nummer Zwei war schwerwiegender: Das Hostelrestaurant versuchte mich zu vergiften. Wer kann auch ahnen, dass in den Philippinen mit Olivenöl gekocht wird. Für alle, die es nicht wissen: Ich bin allergisch gegen Olivenöl. Meine Lippen sehen dann in etwa so aus, als hätte ich gerade eine Botoxbehandlung hinter mich gebracht. Und mein Mund fühlt sich an, als hätte ich mit Salzsäure gegurgelt. 

Am Anfang schob ich die Symptome auf meine Moskitolotion. Ich hatte kurz vorher erst bemerkt, dass diese auf Olivenöl basiert. Und so bestellte ich munter weiter Essen in der Hostelküche. Bis ich endlich verstand, was los war, dauerte es eine Weile. Als Konsequenz ernährte ich mich von da an hauptsächlich von Bananenpfannkuchen, dem klassischen Backpackerfrühstück. 

Mit meinen allergischen Symptomen habe ich leider auch jetzt, nach einer Woche, noch zu kämpfen.

Genug gejammert, neben Einsiedelei und Allergie unternahm ich dann doch noch ein bisschen was in El Nido. Das Hostel bietet zwei Inselhoppingtouren an. An Tag 3 schwang ich mich aufs Boot um mich zu den Inseln nördlich von El Nido bringen zu lassen. Leere Strände. Palmen. Kristallklares Wasser. Korallenriffe. Cola Rum. 

Wir schwammen und schnorchelten den ganzen Tag und ich muss zugeben, dass ich beim Sonnenbaden auf dem Bootsdeck das eine oder andere Mal ein wenig schadenfroh an den nahenden Winter in Deutschland dachte.

Vielleicht bestrafte mich ja der Wettergott für meine Häme. Der nächste Morgen begrüßte mich mit strömendem Regen und donnerndem Gewitter. Fast den ganzen Tag ging das so. Ich zeige euch nochmal ein Foto mit der gleichen Aussicht, wie auf den Sonnenuntergangsfotos. Diesmal sind die Inseln in der Ferne allerdings im Nebel versunken.

Das Wetter sorgte dafür, dass ich mit meinem Buch gut voran kam. Aber die Stunden und Tage meines Nichtstuns muss ich ja hier nicht weiter ausbreiten. Machen wir an der Stelle weiter, an der ich Nicole aus Kanada kennenlerne. Sie quatschte mich an der Bar an, als ich mir gerade mein Abendessen bestellte und gesellte sich im Anschluss zu mir. 

Wir verbrachten den Rest des Abends gemeinsam und sahen uns am nächsten Morgen auf dem Hostelboot wieder. Zum Abschluss meines El-Nido-Aufenthalts hatte ich nämlich die zweite Inselhoppingtour des Hostels gebucht. Andere Inseln, aber gleicher Ablauf.

Dieses Strand- und Meerleben hätte ich locker noch ein paar Tage fortführen können. Aber meine Weiterreise war ja schon fix. Und so begab ich mich gestern auf eine Marathonfahrt: Sie begann mit der Rückkehr nach Puerto Princesa – sechs Stunden im Van. Diesmal saß ich aber ganz hinten und unser Fahrer war etwas gemäßigter. 

Mein Flug nach Manila hatte zwei Stunden Verspätung. Die Zeit nutzte ich, um mich für den Rest meiner Philippinischen Pesos mit so viel Essen wie möglich vollzustopfen.

In Manila landete ich schließlich kurz vor Mitternacht. Der dortige Flughafen ist die Hölle. Zum einen gibt es vier Terminals, die ziemlich weit auseinander liegen. Ich landete in Terminal 4, fand aber keine hundertprozentige Angabe darüber, zu welchem Terminal ich für meinen Weiterflug musste. 

Immerhin war ich mir zumindest zu 80 Prozent sicher, dass es Terminal 3 sein müsse. Ich nahm ein Taxi dorthin. Auf dem Papier gibt es zwar auch einen Shuttlebus, aber die Sicherheitsbeamtin winkte nur ab, als ich mich danach erkundigte.

Im Terminal angekommen, wies keine Hinweistafel auf meinen Flug hin. Es gibt im kompletten Flughafen nur eine kleine Hinweistafel. Und die funktioniert nicht richtig. Will man den korrekten Check-In-Schalter und das korrekte Gate finden, muss man sich durchfragen. 

Ich war ziemlich entnervt und verständnislos, landete aber schließlich doch im richtigen Flieger nach Kuala Lumpur. Nach sieben Stunden Aufenthalt in Malaysia folgte eine dreistündige Flugreise nach Hanoi. Das Taxi vom Flughafen brauchte eine Stunde bis in die Stadt. Ziemlich genau 30 Stunden nach meiner Abfahrt aus El Nido erreichte ich endlich mein nächstes Ziel.

Hier zwei erste Impressionen aus Hanoi: Die Straße vor dem Hostel und die Aussicht von der Dachterrasse.

Mein Philippinenfazit setze ich an das Ende des heutigen Berichts. Ich brauchte eine Weile um mich an das Land zu gewöhnen – an die Infrastruktur, die Lebensweise, an den Lärm, die Möglichkeiten der Fortbewegung. Mein Anfang in Cebu City war deshalb ziemlich ruckelig gewesen. In Bohol begann ich zu verstehen, in Camiguin zu erkunden, in Palawan zu genießen. 

Wenn man unter einer Palme am Strand liegt und auf das türkisfarbene Wasser blickt, dann fühlt man sich dem Paradies sehr nahe. Die Philippinen sind aber auch ein Dritte-Welt-Land. Nur Leute, die sich vom Flughafen direkt in ihr Strandresort fahren lassen und dieses nicht verlassen, werden davon nichts mitbekommen. 

Sollte ich wiederkommen – und ja, das kann ich mir sehr gut vorstellen – würde ich ein paar Dinge anders machen. Mich von großen Städten fernhalten zum Beispiel. Und vorher Rollerfahren üben.

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare

  1. Rebekka

    Oha, vll. solltest du über ein T-Shirt mit einem Verbotsschild für Olivenöl nachdenken?! 😉 Megatolle Bilder – da kann man echt neidisch werden…

    1. Anne

      Ich versuche erstmal die Variante mit mehr Wachsamkeit, aber ich behalte es im Hinterkopf 😀

  2. Mama

    Trotzdem: Augen auf bei der Essensauswahl!
    Das Meer macht mich sehr neidisch ( Wellen? Das Wasser sieht eher gemütlich aus. ) Ansonsten bleibt es für mich bisher dabei: Asien ist nicht so meins.

    1. Anne

      Es waren schon Wellen da, aber eher so Schwappwellen als donnernde Wellen, wenn du verstehst was ich meine. Ja, gemütlich eben 🙂 Ich kann mir dich auch nicht so recht in Asien vorstellen 😀

  3. Oma & Opa

    Schon nach Deinem letzten Beitrag konnten wir gespannt sein, wie die Fortsetzung weitergeht. Wieder malerische Landschaften, ein Leben im Paradies wenn es da nicht zwischendurch immer mal die irdischen Unzulänglichkeiten geben würde.
    Aber nichts desto Trotz hast Du doch bisher eine interessante Reise erleben können.
    Deine allergische Reaktionen auf die mit Olivenöl zubereiteten Speisen tun uns leid.
    Da aber die Anbauzone des gesunden „Lausitzer Leinöls“ z.Zt weit von Dir entfernt ist , musst Du leider mit Anschlägen auf Dein Wohlbefinden rechnen. Jetzt aber erst einmal ein neues Land und neue, hoffentlich schöne Erlebnisse und wir bleiben wie immer …schön neugierig.

    1. Anne

      Wenn doch die ganze Welt gutes Lausitzer Leinöl verwenden würde 😀 Ich bin auch gespannt auf meine Erlebnisse in Vietnam. Hanoi ist, wie zu erwarten war, sehr turbulent.

  4. Marie

    Die Fotos sehen wieder super aus. Das mit dem Olivenöl konnte ja nun wirklich keiner ahnen. Echt ärgerlich, hoffe es wird demnächst besser.
    Die letzte Reise Etappe klingt ja mega stressig. Wie gut, dass du sie nun erfolgreich gemeistert hast. Ich wünsche dir schöne erste Eindrücke.

    1. Anne

      Ja, ist echt ärgerlich. Vor allem weil ich so oft Olivenölgerichte gegessen habe. Das kann sich noch hinziehen, bis das alles wieder ausgeschwitzt ist. Aber ich glaube, hier in Vietnam benutzen die sowas nicht 🙂

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