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Die Fidschi-Flaute

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  • Beitrags-Kategorie:Asien / Ozeanien

Warnung! Der folgende Bericht enthält keine großen Highlights, lustige Anekdoten, niedliche Tierchen, bezaubernde Fotos oder Abenteuer noch so bescheidener Art. Alle, die schnell zu Langeweile neigen, sollten also am besten während des Lesens zusätzlich einen Tatort schauen oder wenigstens die Bügelwäsche abarbeiten. Als Einschlafhilfe ist der Artikel hingegen stark zu empfehlen.

So, nachdem ich 95 Prozent aller potenziellen Leser erfolgreich vergrault habe, kann ich anfangen, vom Nichts der vergangenen Tage zu erzählen.

Der Morgen nach dem Tsunami-Schocker in meinem Hostel an der Coral Coast begann in strömendem Regen. Ein Zustand, der fast den ganzen Tag anhielt. Ich schaute Sudokuvideos auf dem Handy und buchte meinen Bus nach Malaysia. 

Alibi-Highlight des Tages: Ich gönnte mir ein englisches Frühstück mit Toast, Spiegelei, Baked Beans und Würstchen. Davon hatte ich lange geträumt.

Die nächsten zwei Tage im Beachhouse bekomme ich in meinem Kopf überhaupt nicht mehr auseinanderklamüsert. Es hatte sich zwar ausgeregnet, aber meinen Hintern bekam ich trotzdem nicht hoch. Ich kann gar nicht genau erklären, woran das lag. 

Na gut, Grund Nummer 1 war sicherlich, dass ich den Strand vorm Hostel nicht besonders einladend fand und so das Schnorcheln und Schwimmen wegfiel.

Und vielleicht auch, weil ich es insgeheim ausnutzen wollte, nach meinen ganzen Homestays und auch den einsamen Unterkünften in Vanuatu mal wieder in der Masse untergehen zu können. Es fiel ja keinem auf, wenn ich den ganzen Tag rumlag.

Der Außenbereich lud aber auch zum Nichtstun ein

Möglicher Grund Nummer 3: Ich fand die Mitarbeiter nicht sonderlich freundlich. Die waren schon kurz angebunden, als ich mich nach dem Bus nach Nadi erkundigte. Da verging mir die Lust darauf, nach irgendwelchen Touren zu fragen. Ich machte mir stattdessen zwei weitere gemütliche Tage. 

Alibi-Highlight: Unser Schlafzimmer hatte ein Außenbad. Die waren mir manchmal schon in Südostasien begegnet. Wenn ich groß bin, will ich sowas auch haben.

Nach vier Nächten an der Coral Coast ging es für mich zurück nach Nadi.  Ich hatte lange überlegt, zum Abschluss der Hauptstadt Suva ein paar Tage einen Besuch abzustatten, aber jeder, den ich nach seiner Meinung zu Suva gefragt hatte, hatte mir davon abgeraten. 

Also entschied ich mich, meine letzten Tage in Nadi zu verbringen. Da war ich zwar schon zweimal kurz gewesen, hatte aber eigentlich nie groß etwas von der Stadt gesehen. Und ein paar Ausflüge könnte ich von da auch noch machen. Dachte ich.

Es war erfrischend unkompliziert, einen Bus nach Nadi an der Straße heranzuwinken. Eine Stunde lang war der Bus auch erfrischend dünn besetzt. Das änderte sich in Sigatoka, der einzigen größeren Stadt auf dem Weg. Zusammengequetscht ging es eine weitere Stunde bis zum Busbahnhof in Nadi. 

Ich hatte mich erneut in einem Home Stay eingebucht und schleppte mein Gepäck und mich noch 3,5 Kilometer in den Stadtteil Martintar, den ich schon ein bisschen kannte, weil sich dort der Burger King und das Kavawurzelgeschäft (Jap, die waren immer noch in meinem Handgepäck) befinden, zu denen ich bei meinem ersten Aufenthalt gepilgert war.

Mein Gastgeber Kiso winkte mir schon von der Terrasse zu und bat mich in die Wohnung. In der wohnt er zusammen mit seiner Frau Kulae. Die beiden vermieten alle drei Schlafzimmer ihrer Wohnung. Sie selbst leben in einem abgetrennten Bereich der Küche, wenn ich das so richtig gesehen habe. Und das große Wohnzimmer haben sie noch. 

Aber wahrscheinlich verdienen sie mit AirBnB so viel, dass sie die Einschränkungen in Kauf nehmen. Arbeiten tun die beiden nicht, meinte ein anderer Gast zu mir. Ich selbst habe sie nicht gefragt. 

Die Wohnung ist jedenfalls die modernste, die ich während meines Aufenthaltes in Fidschi gesehen habe. Mein wunderbar klimagekühltes Zimmer mit Queensizebett, eigenem Bad mit großer Dusche und separatem Gepäckabstellraum sah aus wie ein schickes Hotelzimmer. 

Alibi-Highlight des Tages: Kiso ist gelernter Koch und ich hatte im Voraus zwei Abendessen mitgebucht. Zwei verschiedene Sorten von Fischcurry. Die Kommunikation lief leider mal wieder etwas schief. Ich bekam nämlich beide Abendessen gleich am Ankunftstag serviert. 

Oh Mann, mein armer, armer Magen. Die Menge hat mich fertig gemacht, aber das Fischcurry an sich war zum Niederknien.

Kartoffelstamps, Manniok und die zwei Currys. Gar nicht übertrieben...

Am nächsten Tag lief ich zurück Richtung Busbahnhof, weil ich mir Nadi Town etwas näher anschauen wollte. Dort ging es ziemlich trubelig zu und überall gibt es Geschäfte. Nervigerweise wurde ich ständig angesprochen, ob ich mir nicht den Handarbeitsmarkt anschauen wollte. 

Nein, wollte ich nicht. Stattdessen lief ich eine Runde über den Obst- und Gemüsemarkt und schaute bei der Post vorbei, um einen Karton für mein Kaffeepäckchen für Rebekka zu besorgen.

Es folgte mein Alibi-Highlight des Tages. Dafür muss ich etwas ausholen. Ich schaute bei der Touristinfo vorbei, um eine Tagestour zu buchen. Dabei kam ich mit der Mitarbeiterin, Preti, ins Gespräch. 

Sie fragte mich unter anderem, wo ich auf den Yasawas war und als ich ihr von meinem Homestay auf Wayalailai erzählte, meinte sie, dass sie darüber ja nicht so viel Gutes gehört habe in letzter Zeit, weil dort allen Gästen schlecht würde. Oh je, die Familie tut mir soo leid. Die wissen ja selbst nicht, woran es liegt. Und wenn sich das jetzt auch noch herumspricht.

Jedenfalls erzählte ich ihr dann, dass es mir im Home Stay sehr gut gefallen habe, abgesehen von dem Missverständnis mit den Kavawurzeln, die ich nach wie vor mit mir rumschleppte, weil ich keine Ahnung hatte, was ich damit tun soll. Preti meinte, ihr Mann würde sich sehr darüber freuen. Jackpot. Ich musste die Wurzeln also nicht wegwerfen. (Kulae und Kiso in meinem Homestay tranken keinen Kava). 

Also versprach ich Preti, die Wurzeln am nächsten Tag vorbeizubringen, da ich eh mit dem fertiggepackten Päckchen für Rebekka nochmal zur Post musste.

Zurück bei Kiso und Kulae bekam ich wieder Abendessen. Diesmal nur eine Portion, aber immer noch reichlich. 

Kartoffelstamps, Flussalgen (sehr knackig) und Mahi Mahi (Goldmakrele)

Irgendwann nach dem Abendessen begann leider mein Hals zu zwicken. Am nächsten Morgen zwickte er noch viel mehr. Mandelentzündung. Eine meiner Spezialitäten. 

Ich musste mich beeilen, um vor dem Fieber noch schnell meine Erledigungen zu machen. Diesmal fuhr ich aber mit dem Taxi in die Stadt. Ich schaute bei Preti vorbei und brachte ihr die Kavawurzeln. Als Dankeschön gab sie mir eine Muschelkette. Da habe ich mich natürlich sehr gefreut. Ich würde sagen: Alibi-Highlight des Tages.

Bei der Post stand ich eine Ewigkeit und beobachtete, wie die Schalterbeamtin mein Kaffeepäckchen nach und nach mit Zetteln, Briefmarken und Stempeln jeder erdenklichen Art zukleisterte. 

Falls ihr euch nicht mehr erinnert, das war der Kaffee, den ich in Vanuatu in der Manufaktur gekauft hatte und den jetzt meine Freundin Rebekka bekommt. Also sollte das Päckchen jemals ankommen. Drei Wochen soll es dauern. Ich bin gespannt.

Dann mit einem anderen Taxi schnell wieder zurück. Der Taxifahrer war sehr nett, meinte aber zu mir, dass er mich in den vergangenen Tagen ständig an der Straße hat langlaufen sehen. Schon gruselig, wie man hier auffällt. Ein anderer Kerl hatte mich tags zuvor am Supermarkt angesprochen, dass er mich dort schon am Vortag gesehen hatte. 

Ja und dann ging ich ganz schnell ins Bett, wo mir eine fiebrige Nacht bevorstand. Es kam mir nicht so vor, als ob ich auch nur ein einziges Mal richtig eingeschlafen wäre. Am nächsten Morgen quälte ich mich aus dem Bett, um Kulae zu bitten, die gebuchte Tagestour für mich abzusagen. 

Ich zwängte mir dann noch ein bisschen Frühstück rein, ließ aber einen großen Teil heimlich in meiner Tupperdose verschwinden. 

Den Rest des Tages verbrachte ich im Bett und weinte meiner tollen Tour hinterher: Bootsfahrt zu einer Privatinsel mit weißem Strand und Schnorcheln und Kajakfahren und Buffet und dem ganzen Schnickschnack. Was für ein schönes Fidschifinale wäre das geworden.

Stattdessen Alibi-Highlight des Tages: Das Fieber verschwand irgendwann gegen Mittag. Zum Glück, so konnte ich dann gleich in meiner digitalen Einreisekarte für Singapur „Nein“ bei Fieber ankreuzen. Zu Hals- und Ohrenschmerzen wollten sie zum Glück nix wissen.

Mein Flug nach Singapur stand mir am nächsten Tag bevor: 10,5 Stunden. Argh. Zum Glück ging es mir körperlich deutlich besser als am Vortag. Nur die Halsschmerzen wollten einfach nicht verschwinden. 

Mit dem Taxi ging es zum Flughafen. Der Check-in verlief unkompliziert. Leider hatte der Flug eine Stunde Verspätung, weil die Maschine auf einen Flug mit Transitpassagieren aus Suva warten musste. Das erfuhr der Rest von uns aber erst, als wir schon im Flugzeug saßen. 

Flieger vor fidschianischer Bergkulisse

Ich hatte im Flieger zwei Sitze für mich. Nicht durch Zufall, sondern weil ich am Vortag den zweiten Sitz für 100 Euro dazugebucht hatte, um mir meinen Krankentransport erträglicher zu gestalten. 

Ich schwöre, wir sind nach dem Abheben über die Privatinsel geflogen, die ich hatte besuchen wollen. Ne, ganz sicher bin ich mir nicht. Aber sie sah genauso aus, wie in der Broschüre.

Wirklich schade, dass die letzte meiner drei Wochen in Fidschi so ereignisarm ausgefallen ist. Zuerst die Faulenzerei an der Coral Coast und dann die blöde Mandelentzündung. Die ersten beiden Wochen hingegen waren so super. 

Vor allem meine zehn Tage auf den Yasawas sind für mich ein Gesamthighlight meiner bisherigen Reise. Alles so entspannt, so familiär und doch jede Menge erlebt. Im Nachhinein hätte ich meine Reise etwas anders geplant und noch mindestens eine weitere Insel auf den Yasawas besucht. 

Aber jetzt ist es das, was es war. Ich werde Fidschi in guter Erinnerung behalten. Ich mochte vor allem meine ganzen Home Stays, die alle ganz unterschiedlich waren, in denen ich mich aber immer so wohl gefühlt hatte. Mehr als in den Hostels. Vielleicht sollte ich auch in Ländern mit guter Hostelinfrastruktur häufiger mal ins Home Stay. Mal schauen.

Jetzt erst einmal Singapur. Vor der untergehenden Sonne tauchte der Flughafen unter uns auf. 

Vor der Einreise in Singapur hatte ich mal wieder besonders Angst. Die sind doch hier so streng. Aber es war alles easy. Weil ich die Einreisekarte vorher digital ausgefüllt hatte, konnte ich einen Computerterminal zur Passkontrolle nutzen, an dem keine Schlange war. Beim Zoll winkten sie mich zwar noch einmal für einen Rucksackscan raus, aber beanstandeten auch nichts.

Hinterm Zoll erwartete mich die reinste Hölle. An jedem vernünftigen Flughafen gibt es nach dem Zoll einen SIM-Kartenstand, einen Geldautomaten und ein Kiosk. In Singapur gibt es das auch. Irgendwo.

Denn hinter dem Sicherheitsbereich steht man plötzlich in einer riesigen Shoppingmall, in einem Wirrwarr aus Rolltreppen, Aufzügen, Gärten, Höfen, Etagen und Zwischenetagen. Wäre ich nicht gerade halbkrank elf Stunden geflogen und hätte nicht 23 Kilo Gepäck mit mir rumgeschleppt, wäre das bestimmt spannend gewesen.

Ich wollte doch nur eine Cola...

Ich habe mich ewig durch den Trubel gekämpft, bis ich endlich Geld, SIM Card und Cola beisammen hatte. Dann nur noch zum Taxistand und auf ins Hostel. 

Die Fahrt war sehr angenehm. Der Fahrer fragte mich nämlich nicht gleich als Erstes die drei Fragen, die mir in Vanuatu und Fidschi von ausnahmslos jedem Taxifahrer und Mann im Allgemeinen gestellt wurde: „Wie alt bist du? Bist du verheiratet? Hast du Kinder?“ Und zwar innerhalb von zehn Sekunden unserer Begegnung. Das hat mich unfassbar genervt. Keine einzige Frau hat mich das dort jemals gefragt.

Im Hostel nahm sich der Rezeptionist ganz viel Zeit, zwei anderen Neuankömmlingen und mir zu erklären, was es in der Umgebung des Hostels zu sehen und zu essen gibt. Das fand ich sehr nett und wird von mir zum Alibi-Highlight des Tages gekürt.

Dann aber schnell ins Bett, nach meiner Fidschi-Zeit war es schon mitten in der Nacht.

Heute morgen waren meine Halsschmerzen fast weg. Ich hege leise Hoffnungen, dass ich vielleicht doch nicht zum Arzt muss und mein mitgebrachtes Antibiotikum zum Schluss doch noch angeschlagen hat. Wir werden es sehen. Bei meiner letzten Reise kam meine Mandelentzündung mehrmals zurück, weil ich sie nie richtig auskurierte.

Den Fehler will ich nicht wieder machen und ging den heutigen Tag sehr langsam an. Ich lief eigentlich nur rund 2,5 Kilometer die Straße runter zum Wasser an der Straße von Singapur. 

Die Luftfeuchtigkeit hier ist viel extremer als im Südpazifik. Wie in Bangkok. Alle fünf Minuten muss man irgendwo mit Klimaanlage zwischenparken. Ich machte deshalb unter anderem einen Abstecher zu einem Food Court und gönnte mir ein Stück Pizza. Auf Pizza hatte ich schon seit Australien Lust gehabt, aber nie welche gefunden (die auch bezahlbar war).

Am Wasser im Süden von Singapur gibt es eine ganz lange Parkanlage. Ich war schon von weitem entzückt. Diese Aussicht. Soo viele Frachtschiffe, die dort auf Reede liegen. Ganz großes Highlight. Habe im ersten Satz des Berichts gelogen.

Heute wollte ich mir einen längeren Marsch noch nicht zumuten, aber morgen will ich den Strand ablaufen und ganz viele Schiffe spotten. Drückt mir die Daumen, dass es mit mir weiter bergauf geht und die Mandeln halten.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Carlo

    Na so langweilig war es doch garnicht. Ich drücke die Daumen, dass du die blöde Mandelentzündung loswirst.

    Aber eine Frage: was sind sudokuvideos? Ich meine – gespielt habe ich das auch schon. Aber warum guckt man sich davon Videos an?

    1. Anne

      Das ist eine ganz vorzügliche Frage 😀 Man schaut sich Sudokuvideos an, weil es unfassbar komplizierte Sudokus mit allen möglichen Varianten gibt, die zumindest mein kleines Hirn selbst nicht ohne Hilfe lösen könnte. Es gibt einen ganz tollen Youtube-Kanal. Der heißt „Cracking the Cryptic“ und da lösen Simon und Marc jeden Tag Sudokus mit unterschiedlicher Schwierigkeitsstufe. Die beiden sind super. Da lässt es sich schön miträtseln ohne dass mir der Kopf zu stark zu qualmen beginnt, weil ja alles erklärt wird. Und jetzt schau mal rein und werde Fan 😀 Das Sudoku von gestern war zum Beispiel sehr spannend: https://www.youtube.com/watch?v=U0La5iQNkl4&t=2750s

  2. Rebekka

    Huhu, ich bin sehr froh zu hören, dass es dir wieder etwas besser geht und ich drück dir die Daumen, dass die Halsschmerzen komplett und nachhaltig verschwinden. Ich freu mich schon auf den Kaffee – vielen Dank, dass du das alles auf dich genommen hast. Hab eine tolle Zeit!

    1. Anne

      Bislang haben sich die Halsschmerzen nicht wieder zurückgemeldet 🙂 Und ich habe gar nichts auf mich genommen. Habe es ja gerne gemacht und hoffe nun einfach, dass es ankommt und du nicht vorgeladen wirst 😀

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