You are currently viewing Haie, Tsunami, Übelkeit … aber sehr schön hier

Haie, Tsunami, Übelkeit … aber sehr schön hier

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kategorie:Ozeanien

Bula, Leute! Das wird ein Monsterartikel. Ich habe heute zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder genügend Strom und Internet für meinen Laptop. Na gut, eigentlich hatte ich das schon gestern, aber da war ich außer Gefecht gesetzt. Dazu später mehr. Jetzt müssen wir zwölf Tage aufholen. Also alle mal tief Luft holen und rein in die Materie.

Bula heißt auf Fidschi „Hallo“. Obwohl ich glaube, dass es im Prinzip alles heißen kann. Man hört es wirklich ständig. Wenn man Inselhüpfen auf den Yasawas machen will, kann man sich dafür zum Beispiel den viel beworbenen Bula-Pass kaufen. Ich wollte auch hüpfen, aber bei genauerem Nachrechnen stellte sich heraus, dass sich der Pass für mich nicht rentierte. Der ist nur was für Expresshüpfer. Mit Einzeltickets kam ich billiger.

Tag 1: Von Nadi nach Nanuya Lailai

Die Yasawas sind eine Inselgruppe westlich der Hauptinsel Viti Levu. Die Inseln, die ich besuchen wollte, suchte ich mir nach den Unterkünften aus, die ich mir leisten konnte. Zwar gibt es auf den Yasawas einige Resorts mit günstigen Schlafsälen. Das Problem sind aber die Essenspakete, die verpflichtend mitgebucht werden müssen und schnell das Doppelte des Übernachtungspreises kosten. 

Deshalb für mich keine Resorts sondern Home Stays. Wobei die Interpretationen, was ein Home Stay ist, bei meinen drei Unterkünften etwas auseinandergingen. Grundlegend versteht man darunter, dass man bei einer Familie übernachtet.

Tag 1 meiner kleinen Yasawa-Rundreise begann im Morgengrauen mit einer Taxifahrt von meinem Hostel in Nadi zum Hafen von Lautoka. Das Taxi hatte ich mir am Vortag hart erkämpft. Die Hostelmitarbeiterin, die ich mit der Taxibestellung beauftragt hatte, wirkte leider aufgrund ausgiebigen Kavakonsums etwas abwesend, sodass ich sie den ganzen Tag immer wieder nett daran erinnern musste, bitte das Taxi noch zu buchen. 

Am späten Abend erfuhr ich, dass sich Mitfahrer nach Lautoka gefunden hatten  – halber Taxipreis für mich. Yeah.

Die Mitfahrer entpuppten sich als neuseeländische Kleinfamilie. Der Familienvater hatte am Morgen doch tatsächlich die Nerven, mich zu fragen, ob ICH bei IHNEN mitfahren wollte. Dass da in aller Herrgottsfrühe tatsächlich ein Taxi erschien, hatten sie meiner Penetranz zu verdanken. Frechheit.

Wir waren am Fähranleger des Tavewa Seabus in Lautoka so ziemlich die einzigen Touristen. Im Gegensatz zum Konkurrenten – dem Yasawa Flyer – wird der Seabus wohl eher von Einheimischen genutzt. Neben uns warteten auch rund 40 fidschianische Rugby-Nachwuchstalente auf dem Weg ins Trainingscamp auf die Einschiffung.

 

Die Chefin am Pier nahm die neuseeländische Familie und mich ans Händchen und gab uns eine Rundumbetreuung. Vielleicht sahen wir so verloren aus.

Und dann ging es an die Überfahrt. Die dauerte ewig – bestimmt fünf Stunden. Kein Wunder, mein erstes Ziel war eine der nördlichsten Inseln der Yasawas.

Die Fähren fahren die Inseln nicht direkt an, sondern halten in einigem Abstand und die Passagiere werden von kleinen Booten der Unterkünfte direkt von der Fähre abgeholt. Ich war etwas nervös, ob mein Boot denn auch kommen würde, aber die Sorgen waren unberechtigt. Lice, die Betreiberin des Homestays, holte mich höchstpersönlich ab. 

Ich wurde aus ihr in den vier Tagen meines Aufenthalts nicht ganz schlau. Manchmal war sie super kurz angebunden und dann wieder ganz lieb. Ich glaube, sie war einfach nicht so kommunikativ.

Ich hatte einen Schlafsaal gebucht, bekam aber eine Doppelstelzenhaushälfte für mich alleine. Da will ich mich nicht beschweren. Mein Verdacht ist ja, dass Lice mir den Schlafsaal nicht antun wollte. Da war nämlich eine achtköpfige deutsche Gruppe untergebracht, die sich oft ziemlich daneben benahm. Lice war überhaupt kein Fan von denen.

Die Familie wohnte übrigens in einem separaten Haus auf dem Gelände.

Ich hatte gehört, dass es auf Nanuya Lailai sogar ein Geschäft geben soll, deswegen hatte ich keinen Proviant mitgebracht. Somit war meine Aufgabe für den Nachmittag klar: einmal quer über die Insel zum Einkaufen. So lange kann das ja nicht dauern, dachte ich. Die Insel ist nämlich nur etwa 1,5 Kilometer im Durchmesser. Das Verkehrswegesystem ist auch recht schnell durchschaut. 

Ein Pfad, zwei Abzweigungen...alles klar!

Ich hatte nicht miteinkalkuliert, dass der Weg ein winziger, teils überwucherter, teils steiler Trampelpfad ist. Die Aussicht war aber super.

Immer wenn ich in den folgenden Tagen mit meinem Rucksack diesen Trampelhügelpfad zum Einkaufen lief, kam ich mir etwas vor wie bei „Die gefährlichsten Schulwege der Welt“. Nun war der Weg weder besonders gefährlich noch dauerte er sieben Stunden. Aber trotzdem. So ein bisschen eben.

Abendessen gab es im Sunrise Lagoon Homestay immer um 19 Uhr „fiji-time“. Noch so ein Ausdruck, den man hier ständig hört. Es ist sozusagen das Gegenkonzept zur deutschen Pünktlichkeit. 

Im Aufenthaltsraum gab es zwei große Tische. Der erste Tisch war an meinem ersten Abend schon voll besetzt, also setzte ich mich an den Tisch mit den deutschen Chaoten, deren Reputation ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht kannte. Ich kam aber ganz gut mit ein paar von ihnen klar.

Tag 2: Nanuya Lailai

Am nächsten Morgen wollte ich mich wieder an den selben Tisch setzen, aber da kam Lice angerannt, packte meinen Teller und mich gleich mit und schickte mich an den anderen Tisch. Sie wollte wahrscheinlich wirklich, dass wir anderen der Chaotengruppe so wenig wie möglich ausgesetzt waren.

Nach dem Frühstück musste ich auf die andere Seite der Stelzendoppelhaushälfte umziehen und außerdem mal wieder meine Wäsche handwaschen. Beides beschäftigte mich den kompletten Vormittag. 

Danach machte ich mich auf zu Lo’s Teahouse. Das Teahouse und Los Donuts sind so ein bisschen legendär unter Yasawa-Reisenden. Diesmal musste ich nicht über den Trampelpfad sondern konnte bequem kurze fünf Minuten am Strand entlanggehen.

Das Teehaus befand sich früher gleich am Strand, wurde aber bei einem Zyklon zerstört. Aktuell ist es deshalb in Los Privathaus untergebracht, das etwas erhöht steht. Vor dem Haus sitzen Lo und die weiblichen Familienmitglieder und halten nach Kundschaft Ausschau, während die Männer (und Kinder) etwas unterhalb das neue Teahouse bauen. 

Ich bestellte einen Donut und eine hausgemachte Limonade. Damit war Lo einigermaßen zufrieden. Dann nahm ich neben Lo auf einer Bank Platz, während ich auf meine Bestellung wartete. Lo war ähnlich wie Lice erst ziemlich kurz angebunden. 

Irgendwann meinte sie aber, dass es ja so heiß sei und begann mich mit ihrem Fächer anzufächern, während ich Donut mit Cremefüllung und Schokosauce aß. Wir müssen ja ein Bild abgegeben haben. Just in dem Moment kamen drei Jungs der Chaotentruppe vorbei und sprachen bei Lo vor. Sie wollten nur Donuts. Damit war Lo überhaupt nicht zufrieden. Einer knickte ein und bestellte doch noch eine Limo. Das Fächer-Zusatzpaket bekamen sie aber nicht.

Am Nachmittag machte ich mich wieder auf den Weg zur anderen Seite der Insel, diesmal bog ich aber Richtung „Blue Lagoon“ ab. Das ist der beste Strand von Nanuya Lailai. Fun Fact: Der Film „Blue Lagoon“ wurde auf der Nachbarinsel von Nanuya Lailai gedreht. 

 

Auf dem Weg zur Blue Lagoon

Kurz vor dem Strand warnt ein großes Schild Besuchende davor, dass das Gelände in privater Hand ist. Es gehört einem Kreuzfahrtunternehmen. Ist das Schiff nicht da, darf man den Strand benutzen, wenn das Schiff da ist, nicht. Blöderweise war das Schiff ausgerechnet an dem Tag da und ich als regelergebene Deutsche trat natürlich unverrichteter Dinge den geordneten Rückzug an.

Blue Lagoon mit Schiff aus sicherer Entfernung

Das Abendessen verbrachte ich wieder am „gesitteten“ Tisch und langsam wurden wir eine richtige Stammtischgruppe. Jordi und Franka aus den Niederlanden gehörten dazu. Johannes aus Brandenburg, Klara aus Bochum, später auch Jan und Frederike aus Kiel. 

Da die Insel so klein ist, lief man auch tagsüber immer irgendjemandem irgendwo über den Weg: auf dem Trampelpfad, bei Lo oder am Strand. Das war echt cool.

Tag 3: Nanuya Lailai

Sicht auf den Sonnenaufgang von meiner Terrasse aus

Zum Frühstück mögen es die Fidschianer anscheinend frittiert. Ich habe in fast allen Homestays bislang zum Frühstück frittierte Teigbällchen bekommen. Manchmal war die Form etwas anders, aber im Prinzip schmeckt es immer wie Berliner ohne Marmelade.

Nach dem Frühstück ging es für mich ins Boot, zusammen mit Johannes und Klara. 

Wir wollten zu den Sawa-i-Lau-Höhlen auf einer Insel weiter nördlich. In den Höhlen könne man schwimmen, viel mehr wussten wir nicht. 

Nach fünf Minuten legten wir aber erstmal in Nacula Island an, um einen weiteren Passagier einzusammeln. Ich hätte meinen Augen fast nicht getraut. Wisst ihr, wer da am Strand ins Boot kletterte? Der Rudi aus München!! Ist das nicht verrückt? 

Ok, ich bin mir im Klaren darüber, dass sich die meisten von euch jetzt am Kopf kratzen. Ist ja auch schon eine Weile her, dass ich über Rudi geschrieben habe: Ich hatte ihn in Vanuatu in Luganville bei Malakai kennengelernt und mit ihm ein unterhaltsames Abendessen verbracht. Dass er auch nach Fidschi wollte, hatte ich aber nicht mehr auf dem Schirm. Die Welt ist klein.

Mit Rudi waren wir vollzählig und fuhren noch circa 25 Minuten bis zur Höhle. Die kleinen Boote haben hier alle ordentlich Power.

Die Treppe, die ihr auf dem ersten Bild seht, liefen wir hoch und landeten an einer weiteren Treppe, die wieder nach unten und in die Höhle hinein führte. Der Eingang war sehr eng. Dahinter bot sich aber ein ganz anderes Bild: eine Kathedrale aus Kalkstein. Das Wasser war zur Abwechslung mal angenehm frisch. 

Gut war auch, dass wir so früh angekommen waren, es waren noch recht wenige andere Touristen da.

Dann wurde es gruselig. Die Sache ist die: Von dieser ersten Höhle kann man in eine zweite gelangen. Dafür muss man aber durch einen Verbindungskanal tauchen. Das ist der Stoff, aus dem meine Albträume sind. 

Wir beobachteten das Ganze erst einmal aus sicherer Erfahrung. Wir sahen, wie ein Guide vor einer Höhlenwand einen Freiwilligen nach dem anderen unter Wasser drückte und keiner ward je wieder gesehen. 

Ich kämpfte sehr mit mir, aber am Ende überwog die Neugier. Ich lieh mir eine Taucherbrille von einer noch ängstlicheren Kanadierin. Denn natürlich hatte uns Lice in ihrer Kommunikationswut nicht mitgeteilt, dass wir so etwas brauchen würden.

Ich schwamm zum Guide und machte erst einmal ein Probetauchen, um zu wissen, was mich erwartet. Ich sah den engen Gang, durch den ich tauchen sollte und ganz am Ende ein paar Taucherflossen. Die waren vom anderen Guide, der mir helfen sollte, an der richtigen Stelle wieder aufzutauchen.

Es waren wahrscheinlich nur zwischen fünf und zehn Sekunden, aber es kam mir vor wie eine Minute, die ich durch diesen fast dunklen, zerklüfteten Gang tauchen musste. Als mich der Guide am anderen Ende hochzog, war ich soooo erleichtert. 

Die zweite Höhle war stockdunkel, wenn die Taschenlampen aus waren. Man konnte nirgendwo stehen und es war sehr eng. Ein Junge schrie immer wieder ohrenbetäubend laut. Ich bin mir nicht ganz sicher warum. Möglicherweise war das was Rituelles, weil die Höhle für die Fidschianer ein heiliger Ort ist.

Den Rückweg fand ich noch schlimmer, weil inzwischen mehr Touristen da waren, infolgedessen in beide Richtungen getaucht wurde und ich deshalb noch irgendwo unterwegs links abbiegen sollte um nicht im Gegenverkehr zu landen. Ich hab ja sonst nichts zu tun. Irgendwelche Leute zogen mich am Ende in die richtige Richtung.

Danach erstmal von den Strapazen erholen: Ich hielt ein kleines Schwätzchen mit meiner neuseeländischen Taxifamilie, die ich zufällig am Höhleneingang wiedertraf und paddelte dann mit Johannes, Klara und Rudi etwas im warmen Meerwasser rum.

Nach der Rückkehr nach Nanuya Lailai schaute ich bei Lo vorbei und befasste mich ausgiebig mit ihrem Katzenbaby. Jordi und Franka traf ich dort auch. Jordi ließ sich im Teehaus die Haare schneiden. Warum auch nicht.

Tag 4: Nanuya Lailai

Der zweite Versuch, die Blue Lagoon zu besuchen, klappte. Diesmal kein Kreuzfahrtschiff in Sicht. Dafür aber Johannes und Klara, zu denen ich mich gesellte. Diesmal hatten wir auch unsere Schnorchel dabei. 

Ich hätte lieber auch mal meine GoPro mitgenommen. Die Fische dort waren absolut crazy. Die hatten überhaupt keine Angst vor uns, sondern umzirkelten uns regelrecht. Ich gehe stark davon aus, dass sie es gewöhnt sind, gefüttert zu werden. Anders kann ich mir das nicht erklären.

Der Rest des Tages verlief dann wie gewohnt: Noch ein Besuch im Teahouse, noch ein Besuch im Geschäft und eine gemütliche Abendessenrunde mit meinem Stammtisch. 

Tag 5: Von Nanuya Lailai nach Naviti Island

Ich war etwas traurig, als ich die Insel am nächsten Mittag verlassen musste. Ich war in so netter Gesellschaft gewesen und alles war so entspannt. 

Zusammen mit Jordi und Franka wurde ich mit dem Boot wieder zur Fähre gebracht – diesmal zum Yasawa Flyer. An Bord gab es kurz Heckmeck, da ich nur ein E-Ticket hatte und keinen Boardingpass, aber das ließ sich zum Glück schnell klären. 

Für mich dauerte die Fahrt nicht einmal eine Stunde, dann winkte ich Jordi und Franka nochmal zu und ab ging es ins kleine Boot. Dort lernte ich Alex aus England kennen, der ins selbe Homestay unterwegs war und mit dem ich mir in den nächsten zwei Tagen auch den Bungalow teilte. Der Schlafsaal war nämlich noch nicht wieder hergerichtet.

Ankunft im Korovou Homestay

Ich muss ein bisschen was zu meiner Unterkunft erklären. Bei der handelte es sich diesmal nämlich um ein ehemaliges Resort. Das hatte zu Coronazeiten dicht gemacht und jetzt soll es so ganz langsam wieder öffnen. Es gibt nur wenige Mitarbeiter, noch keine Bar und kein Wasser im Pool und es sind auch nur ein paar Bungalows einsatzbereit. Und weil alles im Moment sehr provisorisch ist, nennen sie sich gerade Homestay.

Ich versuchte, vor dem Abendessen noch ein wenig schnorcheln zu gehen, war aber wenig erfolgreich. Das Wasser vor dem Resort erschien mir etwas trüb und schöne Korallen fand ich auch nicht.

Ich gab das Unterfangen also auf und lernte stattdessen Rebekka kennen. (Ich weiß nicht, wie Rebekka sich schreibt, aber zu Ehren meiner Freundin Rebekka nehme ich die kk-Schreibweise.) Rebekka wurde während der nächsten Tage meine treue Begleiterin, worüber ich mich sehr freute.

Rebekka

In der ersten Nacht sorgte sie aber für allgemeine Unruhe. Da schlief sie nämlich auf Alex‘ und meiner Veranda. Mitten in der Nacht wurde ich wach, weil Rebekka wie verrückt bellte und knurrte. Alex wurde davon komischerweise nicht wach. Dann ging plötzlich die Tür auf und ein Mann kam ins Zimmer. 

Für einen kurzen Moment bekam ich einen riesigen Schreck, bis mir in meinem umnächtigten Zustand klar wurde, dass Alex gar nicht in seinem Bett gelegen hatte, sondern gerade zur Tür reinkam. Wie er am nächsten Morgen erklärte, war er zu einem schlaflosen Nachtspaziergang aufgebrochen. Sowas ist Rebekka wohl nicht gewohnt, jedenfalls hatte sie wegen Alex das Theater veranstaltet.

Tag 6: Naviti Island

Am nächsten Morgen machte ich einen längeren Strandspaziergang. Ansonsten gab es in dem Resort nicht viel anderes zu tun. 

Immer wieder hüpfte ich auch ins Wasser, um das Schnorchelpotenzial verschiedener Stellen auszuchecken, fand aber wieder nur Sand und Seegras. Ich wollte schon fast aufgeben, da wurde ich doch noch fündig. Und was für eine fantastische Stelle das war. 

Ich würde mich sogar dazu hinreißen lassen, zu behaupten, dass es die schönste Schnorchelstelle war, die ich je gesehen habe. Die Korallenriffe bildeten tiefe Schluchten. Es erinnerte mich an eine versunkene Stadt. Und könnt ihr euch das vorstellen: Ich habe sogar einen Hai gesehen. Den ersten Hai meines Lebens. Er war nur ganz klein, vielleicht 80 Zentimeter, sonst wäre ich wohl etwas nervös geworden.

Nach dem Mittagessen wanderte ich noch die andere Seite des Strandes ab und dann schnell zurück zur ersten Schnorchelstelle, wo ich diesmal Gesellschaft von Simon und einem Gästekind hatte, dessen Namen ich mir partout nicht behalten konnte. 

Simon und seine Freundin Franka waren schon seit zwei Wochen im Resort, also quasi seit der Wiedereröffnung. Sie konnten sich einfach nicht trennen. Das Gästekind war der Enkelsohn von Meina, beide aus Fidschi. Außerdem waren noch Michael und Mia aus Deutschland da (so viele Deutsche) und mehr Gäste gab es an diesem Tag nicht.

Wir hatten einen sehr coolen Abend. Es gab nämlich ein Lagerfeuer am Strand mit allen Gästen und der Belegschaft. Wir rösteten Stockbrot, das es mit frisch gefangenem und gegrilltem Fisch zum Abendessen gab.

Tag 7: Naviti Island

Den nächsten Morgen nutzte ich dazu, endlich in meine Südostasienplanung einzusteigen. Mein Flug nach Singapur kommt immer näher, aber meine Langzeitplanung hörte bislang mit diesem Flug auch auf. 

Ich habe mich ein wenig mit Malaysia beschäftigt. Es ist ja naheliegend, dorthin nach Singapur weiterzureisen, weil es gleich nebenan liegt und ich da noch nicht war. Und danach? Wahrscheinlich Kambodscha. Sri Lanka wäre eine Alternative. Jordi und Franka aus den Niederlanden waren da vor einer Weile und meinten, die Sicherheitslage sei ok. Mal schauen.

Das Mittagessen begann ganz friedlich mit einem wunderschönen Regenbogen, der sich im Wasser spiegelte.

Dann wurde es  – ganz fidschi-untypisch – kurz hektisch für mich. Schuld daran waren Ace und die Mantarochen. 

Von Ace habe ich noch gar nichts erzählt. Er managt für den Besitzer des Resorts so ein wenig den Wiederaufbau. Wobei ich mitbekommen habe, dass er dabei wohl ziemlich im Stich gelassen wird. Franka und Simon helfen ihm deshalb zum Beispiel aktuell mit der Website des Resorts und dem AirBnB-Auftritt. 

Aber ich schweife ab. Jedenfalls hatte Ace es versäumt mir mitzuteilen, dass er mit Michael und Mia eine Bootsfahrt zu den Mantarochen machen wollte. Da wollte ich doch mit! Naja, beim Lunch bekam ich zufällig Wind davon, dass sie kurz vor dem Aufbruch standen. Also nix fiji-time sondern zackig-zackig.

Den Rest meines Lunches bekam Rebekka. Dann schnelle Verabschiedung von Meina, ihrem Enkelkind und Alex, die am Nachmittag die Fähre nehmen wollten. Franka trieb mir in der Zeit ein paar Flossen auf. Ich saß schon im Boot als mir Ace mitteilte, ich solle doch Geld mitnehmen, dann könne ich mir Cola kaufen, weil wir einen kleinen Abstecher zu einem richtigen Resort machen würden. Also nochmal zurück zum Bungalow gerannt und versucht, nicht über Rebekka zu stolpern, die immer schön mitrannte.

Zwischen Naviti Island und Drawaqua Island liegt ein Strömungskanal, in dem sich im Sommer die Mantarochen einfinden. Die Saison hatte gerade erst begonnen, sodass die Aussichten, wirklich schon welche zu sehen, schlecht standen, aber wir wollten es trotzdem versuchen.

Ace und ein anderer Mitarbeiter sahen tatsächlich einen vom Boot aus. Michael, Mia und ich nicht. An der Sichtungsstelle sprangen wir ins Wasser. Aufgrund der Strömung brauchten wir uns einfach nur treiben lassen und konnten dabei unfassbar viele Fische bestaunen. Rochen sahen wir leider weiterhin nicht, aber es war auch ohne Rochen wunderschön. Leider war meine GoPro nicht geladen, deswegen habe ich vom Ausflug keine Bilder.

Am Ende des Strömungskanals warteten Ace und sein Begleiter (Johnny?) auf uns. So, wie jetzt wieder ins blöde Boot kommen? Eine Leiter gab es nicht. Michael stemmte sich über die Bordkante selbst ins Boot. Mia zogen sie über die Bordkante rein. Und ich? Ich weigerte mich, mich ziehen zu lassen, weil dann wahrscheinlich alle Versuchsteilnehmer gesammelt über Bord gegangen wären. Ace meinte, ich könnte mich auch auf dem Motor abstützen. Das ging und der Motor blieb erstaunlicherweise sogar dran.

Das ganze Prozedere wiederholten wir. Anschließend fuhren wir zu einer seichteren Stelle vor Drawaqua Island, wo wir auch noch einmal schnorcheln gingen, dort dann aber im Anschluss an den Strand schwimmen konnten. 

Dort fand sich auch das Barefoot Manta Resort, in dem ich mir meine Cola kaufen konnte und in dem wir zwei Spanierinnen abholten. Die hatten am Vortag für eine kurze Aufregung bei uns gesorgt. Am Nachmittag hatte uns die große Fähre nämlich mehrfach angehupt. Wir wunderten uns alle warum, weil keine neuen Gäste erwartet wurden. 

Ace fuhr dann mit dem Boot hin und kam mit den zwei Spanierinnen im Schlepptau zurück. Wie sich herausstellte, hatten die ihren Stopp in Barefoot Manta verpennt und wurden jetzt bei uns rausgeworfen. Ace brachte sie von uns zum Resort und brachte sie wohl auch dazu, in der nächsten Nacht bei uns zu buchen.

Carola und Carmen wurden für die nächste Nacht meine neuen Mitbewohnerinnen und waren sehr nett, wie eigentlich alle, die ich auf den Inseln getroffen habe.

Tag 8: Von Naviti Island nach Wayalailai

Mein letzter Vormittag im Korovou Homestay war noch einmal richtig schön. Johnny (?) kam irgendwann mit einer Schubkarre Kokosnüsse an und wir konnten ihm dabei zusehen, wie er die dicke Schale mit Hilfe eines spitzen Stabs entfernte und wie er das Kokosfleisch kleinraspelte und daraus wunderbar süße Kokosnussmilch presste. Wir durften natürlich auch selbst Hand anlegen.

Wieder einmal war ich etwas traurig, mein Homestay zu verlassen. Zumal Simon Geburtstag hatte und ich die große Party am Abend verpassen würde. (Später erfuhr ich von Michael und Mia, die ich durch Zufall noch einmal wiedertraf, dass sie wirklich sehr schön war.)

Für mich ging es zusammen mit Carola und Carmen wieder im kleinen Boot zum Yasawa Flyer. Diesmal dauerte die Fahrt rund zwei Stunden und die Klimaanlage war mörderisch. Ich fror zum ersten Mal seit Ewigkeiten bitterlich. 

Auf der Fähre traf ich aber auch mal wieder meine neuseeländische Taxifamilie, die diesmal auf dem Weg nach Barefoot Manta war. Mein Stop war Wayalailai weiter im Süden. Ich wurde bei stürmischer See von fünf Kindern in einem Boot abgeholt. Sie brachten mich aber sicher an Land.

Als Allererstes sagte ich Klara und Johannes Hallo. Das waren die beiden, mit denen ich unter anderem die Unterwasserhöhlen besucht hatte. Bei den beiden wusste ich, dass ich sie hier wiedertreffen würde. Jordi und Franka aus den Niederlanden verpasste ich leider knapp. Sie waren am Vormittag abgereist, Jordi wohl mit verdorbenem Magen, wurde mir erzählt.

Ansonsten war ich von dem Homestay doch überrascht, weil es mehr Gäste gab, als ich angenommen hatte. Ich – und auch Johannes und Klara – hatten das Inserat bei AirBnB so verstanden, dass es nur zwei Zimmer gibt. Neben uns dreien übernachteten aber auch noch vier Franzosen und Lars und Helen aus Deutschland. 

Ich erfuhr dann auch, dass hier alles gar nicht so streng war, wie es sich in der AirBnB-Beschreibung angehört hatte. Im Homestay konnten wir rumlaufen, wie wir wollten. Im Dorf halt nicht gerade im Bikini, aber mein Sarong blieb im Rucksack. Genauso wie mein hart erkämpftes Kavawurzelbüschel. 

Eine Gabe an den Chief war anscheinend doch nicht notwendig. Ich weiß nicht, was da in der Vorabkommunikation mit meinen Gastgebern Ruthi und Mali falsch gelaufen war. Ich habe das Büschel immer noch und weiß nicht, was ich damit machen soll. Also wenn einer von euch ein Büschel Kavawurzeln will … Scherz! Vielleicht vergesse ich es still und heimlich in meiner aktuellen Unterkunft. Irgendjemand wird sich schon freuen.

Davon abgesehen war es aber die „homestayigste“ Unterkunft auf den Yasawas, weil wir mit der Familie unter dem selben Dach schliefen. In der ersten Nacht war mir das etwas viel Kontakt, weil ich in einem Durchgangszimmer untergebracht war. 

Mussten wir nachts auf Toilette, durften Klara, Johannes (sie schliefen auch im Nebenhaus) und ich das Klo der Oma nutzen. Die war gerade nicht da und ihr Haus war durch eine der Türen mit meinem Zimmer verbunden. Wir bekamen einen Schlüssel für die Tür und sollten sie tagsüber verschlossen halten, damit die Kinder keinen Schabernack in Großmutters Hütte anstellen. 

Es rannten überall sehr viele Kinder und Jugendliche und Tanten und Cousins rum. Es war unmöglich, einen Überblick zu bekommen, wie alle zusammenhingen. Es tauchten auch ständig neue Gesichter auf.

Tag 9: Wayalailai

Mein nächster Morgen begann damit, dass Johannes in mein Zimmer kam, um sich für den Trubel in der Nacht zu entschuldigen. Ich wusste gar nicht, wovon er sprach, ich hatte nichts mitbekommen. Er erzählte mir, dass Klara am Abend übel geworden war und quasi die ganze Nacht durchgekotzt hatte. 

Als nächstes erschien Freddie, der es sich mit seinem Baby Missi auf meinem Fußboden bequem machte. Freddie hieß eigentlich Rati (würde ich behaupten), aber in meinem Kopf war er Freddie: aufgrund seines riesigen Freddie-Mercury-Gedächtnisschnauzers und weil er auch ständig sang und uns mit der Gitarre belustigte.

Nach dem Frühstück stand einmal mehr meine verhasste Handwäsche an. Ich habe es so satt. Ich will endlich mal wieder geweichspülerte, zweistundengewaschene Maschinenwäsche in meine Packwürfel falten. Als ich die Wäsche endlich auf der Leine hatte, ging erst einmal ein epischer Regenguss los. War aber auch irgendwo egal, ich hatte die Sachen zuvor eh mit Regenwasser gewaschen.

Danach geschah erst einmal nicht viel. Klara, Johannes und zwei Franzosen reisten ab, Nick aus Dresden reiste an. Ich zog in Klaras und Johannes‘ altes Zimmer, das zwar keine Tür hatte, aber auch kein Durchgangszimmer war. 

Ich ging mit Lars, Helen und Nick schnorcheln und sah zum ersten Mal Quallen in der Südsee. Zum Lunch blieben wir Deutschen unter uns, weil sich die zwei übriggebliebenen Franzosen den Magen verdorben hatten.

Gegen 16 Uhr fragte ich bei den Jungs des Homestays mal vorsichtig an, wann denn meine Sonnenuntergangsgipfelwanderung stattfinden sollte. Eigentlich hatte ich am Morgen mit der Familie verabredet, dass ich diese Wanderung am Nachmittag machen sollte, aber anscheinend hatte keiner Nathan und Wes Bescheid gesagt, die die Besucher normalerweise hoch auf die Felsen über dem Homestay führen. 

Die beiden diskutierten jedenfalls eine Weil auf Fidschi hin und her, bis sie mir schließlich mitteilten, dass wir jetzt sofort losgehen. Ach ja. Hätten sie mir doch einfach gesagt, dass wir schon zu spät dran waren und wir es besser am nächsten Tag machen … Das erfuhr ich nämlich erst später. Ich hatte hingegen irgendwo aufgeschnappt, dass die einfache Strecke bis zum Gipfel 40 Minuten betrage und ging deshalb davon aus, dass 16 Uhr eine sehr pünktliche Zeit sei, um loszugehen.

Ok, wir stiefelten jedenfalls zu dritt los. Beziehungsweise stiefelte nur ich. Wes und Nathan waren barfuß unterwegs. Und ungefähr 327 Mal fitter als ich. Die nächsten zwei Stunden waren würdelos. Der Weg war steil, matschig, rutschig. Mir lief der Schweiß in die Augen und ich möchte mir gar nicht vorstellen, worüber Wes und Nathan sich die ganze Zeit auf Fidschi unterhielten.

Auf dem Weg teilten sie mir dann schließlich die Timing-Probleme mit. Die beiden brauchen ohne touristischen Anhang zwei Stunden für die komplette Tour und sind bei diesem Tempo danach dann auch kaputt. Wir entschieden uns also gemeinschaftlich dafür, einen Aussichtspunkt auf halber Strecke anzusteuern. Damit war ich komplett zufrieden. Denn irgendwie musste ich diese Rutschpartie ja auch wieder nach unten meistern. Davor graute es mir noch mehr als vor dem Aufstieg.

So hatten wir also weniger Zeitdruck, machten ein paar Pausen und die Aussicht war auch aus halber Höhe sehr schön.

Für den Abstieg schnitzten mir die Jungs einen Wanderstock, mit dem ich ganz gut vorankam. Nathan besorgte unterwegs noch ein paar Orangen und wir kamen noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder im Homestay an. Der Muskelkater begleitete mich die folgenden Tage.

Tag 10: Wayalailai

Für den nächsten Morgen hatten Nick, Lars, Helen und ich große Pläne geschmiedet. Wir wollten Haie sehen. Also eigentlich die anderen und ich hatte mich überreden lassen, mitzukommen. Vor dem Frühstück traf ich Lars am Toilettenhäuschen. Ein Häufchen Elend. Ihm und Helen war am Abend übel geworden. Sie hatten die Nacht durchgekotzt. 

Also blieben die Haie an Nick und mir hängen. Zusammen mit Wes, Nathan und Freddie fuhren wir mit dem Boot aufs Meer. Die Fahrt war so turbulent, dass ich irgendwann das Treffen mit den Haien mit ihren possierlichen Zahnreihen kaum noch erwarten konnte.

Erst einmal schmissen wir aber Freddie über Bord. Ne, nicht ganz. Er sprang freiwillig, weil er mit seiner Harpune ein paar Fische kaltmachte, mit denen wir anschließend die Haie anlocken wollten. Als Freddie die Fische abgeliefert hatte, fuhren Nathan und Wes aber tatsächlich einfach los und ließen den Armen mitten im Ozean zurück. 

Ein wenig später ankerten wir wieder und ab ging es ins Wasser. Meine leise Hoffnung, keine Haie zu finden, wurde sofort zerstört. Da schwammen sie. Weißspitzen-Riffhaie. Fünf Stück sahen wir. Zum Glück gehören sie mit einer Körperlänge von 1,50 Metern nicht zu den ganz großen Kalibern. 

Nathan und Wes hielten jeder Teile der zerstückelten Fische in der Hand und die ganze Meute der winzigen Rifffische machte sich sofort darüber her und scherte sich nicht um uns. 

Die großen Haie hingegen schwammen recht lange in deutlichem Abstand zu uns und trauten sich nur ganz allmählich näher. Hätten sie wegen mir auch gar nicht machen brauchen. 

Einmal tauchte ich kurz auf, um meine Taucherbrille zu richten und als ich wieder unter Wasser schaute, war ein Hai genau unter mir. Ein kurzer Schreck. Aber davon abgesehen, war es wirklich sehr faszinierend, die Tiere zu beobachten. Und es wurde schnell deutlich, dass sie überhaupt keinen aggressiven Eindruck machten und sofort abhauten, wenn man ihnen zu nah kam.

Es war ein ganz besonderes Erlebnis. Ich bin froh, dass ich mitgefahren bin. Blieb nur wieder die Frage, wie ich ins Boot komme. Der Motor stand diesmal nicht zur Auswahl. Die Aussicht darauf, wie womöglich drei Jungs an mir rumzerren, um mich ins Boot zu hieven, setzte wahrscheinlich soviel Adrenalin in mir frei, dass ich es diesmal allein über die Bordkante schaffte.

Auf dem Rückweg zum Homestay sammelten wir Freddie wieder ein, der irgendwie auch nicht sauer war, dass er zurückgelassen worden war. Den Rest des Tages faulenzte ich.

Ich hatte befürchtet, dass das Abendessen an diesem Tag eine sehr einsame Angelegenheit werden würde, da Nick sich nach dem Lunch ins Bett verabschiedete. Ihm ging es nicht gut. Übelkeit. Dafür ging es Helen schon wieder besser und sie konnte etwas mit mir essen. Außerdem hatten wir mit Johnny noch einen deutschen Neuankömmling.

Den Abend verbrachte ich mit Mike und Sophie aus dem Nachbarhomestay am Strand. Das Wetter war ziemlich stürmisch, aber zum Glück blieb es trocken.

Zag 11: Von Wayalailai nach Nadi

Es war irgendwann nach dem Frühstück an meinem letzten Morgen in Wayalailai, als mein Magen begann, sich ziemlich flau anzufühlen. 

Ok, Leute. Ich muss wohl mal noch zwei Sätze zu dieser ganzen Kotzerei der vergangenen Tage schreiben. Fakt ist, erwischt hat es so ziemlich jeden.

Wir haben aber keine Ahnung, woran es lag. Am wahrscheinlichsten erschien uns das Wasser, das aus irgendeiner Quelle kam. Keine Ahnung. In Nanuya Lailai und Naviti Island tranken wir immer Regenwasser und das war auch kein Problem gewesen.

Oder im Zweifel war es das Hühnchenfleisch, das es häufiger mal gab. Ich jedenfalls fühlte mich ziemlich schlapp und lag den Vormittag über in der Hängematte. Zum Lunch bekam ich nur trockenen Reis runter. 

Und mit diesem Magen sollte ich nun auf die Fähre. Ein mir bis dahin unbekanntes Familienmitglied brachte mich hin, da die üblichen Verdächtigen zu einem Besorgungstrip nach Lautoka aufgebrochen waren.

Die kleinen Boote bringen die Passagiere zur Fähre

Natürlich war die Fährfahrt die wildeste Bootsfahrt meines Lebens. Das waren wirklich Monsterwellen. Ich rechnete jeden Moment damit, dass das Boot auseinanderbricht, wenn wir mal wieder metertief zurück ins Wasser krachten. 

Meine Magensituation verschlimmerte die Fahrt zum Glück nicht noch weiter. Oder vielleicht wirkten auch die zwei Vomex vom Vormittag noch. 

Am Hafen brachten uns Busse des Fähranbieters weiter an unsere Zielorte. Mein Zielort war die Fiji Airways Aviation Academy. Dort wollte mich nämlich meine Gastgeberin für die nächste Nacht, Malti, abholen. 

Mein Plan war es, mich nach der Ankunft in meinem Homestay möglichst schnell ins Bett zu verabschieden. Daraus wurde nichts. Nachdem mir Malti mein Zimmer gezeigt hatte, tischte sie mir zuerst Hühnergemüsesuppe mit Reis auf. Ich würde es als eine der Top 10 Verdienste meines Leben bezeichnen, dass ich diese Suppe untenbehielt.

Doch mein Abend war noch nicht vorbei. Nun kam Maltis Ehemann ins Spiel, der auf der Suche nach einer Kava-Trinkpartnerin war. Mich erkor er als geeignetes Opfer aus. Ich fühlte mich nicht in der Lage, abzulehnen. Also tranken wir jeder rund sechs Schalen Kava und redeten übers Fischen. Der Kava in Fidschi ist zum Glück viel milder als in Vanuatu und mein Magen rebellierte nicht noch mehr.

Als ich dann später tatsächlich in meinem Bett lag (das bequemste Bett seit Brisbane) legte sich meine Übelkeit. Ich fühlte mich aber auch am nächsten Morgen noch wie eine ausgequetschte Kartoffel.

 

Guckt mal, in Fidschi gibt es 7-Euro-Scheine. Den entdeckte ich durch Zufall beim Packen in meinem Portemonnaie

Tag 12: Von Nadi zur Coral Coast

Zum Frühstück gab es zur Abwechslung mal keine frittierten Teigbällchen sondern Toasts mit herzhafter Füllung. Vielleicht weil meine Gastfamilie zu den Indo-Fijians zählt, also indischen Ursprungs ist. Diese Gruppe macht fast 40 Prozent der Einwohner von Fidschi aus.

Nach dem Frühstück verabschiedete ich mich auch schon wieder von meiner Gastfamilie. Nadi war diesmal nur ein Zwischenstopp für mich gewesen. Ich lief zum nahe gelegenen Flughafen und nahm dort einen Bus in Richtung der Hauptstadt Suva. 

Ich saß den größten Teil der Fahrt  auf dem Mittelsitz einer Dreierreihe mit viel zu schmalen Sitzen. Festgeklebt zwischen zwei anderen Frauen. Wo sind diese Klimaanlagen, wenn man sie braucht?

Nach zwei Stunden war das überstanden und der Busfahrer ließ mich am Beachhouse an der Coral Coast raus. Das ist so ziemlich das einzige Hostel auf Viti Levu außerhalb von Nadi und so ziemlich jeder Backpacker lässt sich hier früher oder später blicken.

Nach dem Einchecken ließ ich mich in der Bar nieder und begann, meine gesammelten Fotos der vergangenen Tage zu ordnen. Da kam auf einmal ein Mann bei mir vorbei, der sich später als Chef des Hostels herausstellte. Jedenfalls teilte er mir mit, dass es in 8- oder 900 Kilometer  Entfernung ein schweres Erdbeben gegeben haben soll. Dann lief er weiter. 

Haut mich nicht, aber ich wusste erst einmal überhaupt nicht, was er mir damit sagen wollte. Ich bekam dann nur am Rande mit, wie er Anweisungen gab, Bar und Rezeption zu schließen. Dann fiel irgendwann das Stichwort „Tsunami“. Die Anlage leerte sich auf einmal sehr schnell. Alle, die ein Auto hatten, fuhren weg. 

Aber es gab überhaupt keine offiziellen Ansagen. Die Leute verschwanden einfach. Ich packte dann auch meine Sachen zusammen und versuchte noch einen der Mitarbeiter zu finden. Als ich den fand, fragte ich erst einmal, was denn genau los war. Der Mitarbeiter rief mir nur zu: „Lauf den Hügel rauf. Wir evakuieren wegen Tsunamigefahr.“ 

Ja und dann verließ ich also mit den letzten Verbliebenen unser Hostel direkt am Meer und suchte Zuflucht auf dem nächsten Hügel. Ich bekomme gerade einen fetten Kloß im Hals, während ich das schreibe. 

Hinterher ist man immer schlauer, aber in dem Moment hatte ich eine Riesenangst. Weil alle einfach abhauten. In solchen Momenten ist man wohl wirklich auf sich alleine gestellt. Und weil ich überhaupt keine Informationen hatte. 

Ich wusste nicht, wann das Erdbeben war, ob ein Tsunami kommt, wann ein Tsunami kommt, wie hoch die Welle sein würde und ob wir auf unserem verdammten Minihügel dann wirklich sicher sein würden. Ich hatte einfach nur die Thailand-Bilder vor meinem inneren Auge. Zusammen mit einer Kanadierin versuchte ich dann noch, höheres Gelände zu erreichen, aber es ging einfach nicht, weil die Hänge zu steil waren. Wir saßen auf dem Hügel fest.

Ich machte mich dann natürlich gleich bei Twitter auf die Suche nach offiziellen Informationen. Am Anfang fand ich da nur die Tsunamiwarnungen für mehrere Pazifikinseln. Aber irgendwann kamen die Prognosen rein: Für Fidschi wurde eine Welle mit einer Höhe von maximal einem Meter erwartet. Spätere Berichte bestätigten diese Anfangsprognose. 

Da war ich natürlich beruhigt. Aber wie gesagt, hinterher ist man immer schlauer. 

Nach rund zwei Stunden konnten wir zurück ins Hostel gehen und nichts erinnerte mehr an die Aufregung kurz zuvor.

Und damit schließe ich meinen Bericht für heute. Ein herzliches Vinaka an alle, die mit mir bis zum Schluss durchgehalten haben.

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare

  1. Rebekka

    Ein Wuff names Rebekka – wie cool ;-)! Das sind traumhafte Fotos und Erlebnisse, die du da schilderst. Besonders die Schnorchel- bzw. Tauchbilder sind der Hammer! Krass mit der Tsunami-Warnung, da wäre mir auch ganz schön flau geworden. Gut, dass es so ausgegangen ist.

    1. Anne

      Und Rebekka wurde wenigstens gut behandelt. Zu Hunden sind sie leider nicht so nett in Fidschi 🙁 Die Tsunamiwarnung hätte ich wirklich nicht gebraucht. Davon abgesehen aber hammer Tage.

  2. Marie

    Ich habe diesen langen Beitrag sehr genossen und freue mich schon sehr auf den nächsten Bericht!!

    1. Anne

      Dann bin ich ja froh, dass die Länge nicht zu sehr abgeschreckt hat. Der nächste Bericht wird aber auf keinen Fall so lang. Ich war nämlich sehr voll. Und wann hattest du überhaupt Zeit zum Lesen frage ich mich 🙂

      1. Anne

        Haha, ich sehe gerade, dass ich geschrieben hatte, dass ich voll war 😀 Ich meinte faul. Ich schwöre!!

  3. Opa Hans

    Bula, das war ja wieder ein sehr langer und sehr interessanter Reisebericht. Ich komme nicht aus dem Staunen heraus, wie Du mit der Kommunikation mit den Eingeborenen und Zugereisten aus aller Herren Länder zurechtkommst. Zumal wenn sich auch noch Naturkatastrophen ankündigen, wo Missverständnisse lebensgefährlich werden können. Alle Achtung vor Deinem Mut, wie Du die sehr abenteuerlichen Unternehmungen angehst. Ein Tauchgang in eine Höhle oder zu Meeresbewohnern die nicht gerade zu den Zierfischen gehören braucht diesen schon.
    Aber et it ja noch immer allet jut jegange und ich hoffe, dass es auch so bleibt.

    1. Anne

      Ja, ich habe mich wirklich manchmal sehr abenteuerlich gefühlt in den vergangenen Wochen. Aber wie du schon sagst, bislang ist immer alles gutgegangen.

Schreibe einen Kommentar