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Die Insel im Mekong

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Über meinen Aufenthalt in Thakhek lässt sich gar nicht viel sagen. Ich hatte ja beim letzten Mal schon geschrieben, dass ich den Ort nur als Zwischenstation nutzte, um eine Busfahrt zu unterbrechen, die ansonsten sehr lang  und unzumutbar  gewesen wäre. 

Die meisten Touristen, die nach Thakhek kommen, beginnen hier einen viertägigen Motorradloop. Also sowas wie das, was ich in Ha Giang in Vietnam gemacht hatte. Laos ist aber tourentechnisch noch nicht so organisiert wie Vietnam, es gibt keine geführte Loop Tour, sondern man muss auf eigene Faust los. Der Loop kam deshalb für mich nicht infrage.

Ich machte stattdessen ein wenig Sightseeing in Thakhek und war nach einer Stunde damit fertig. Es gibt eine nette Uferstraße (siehe Fotos), eine Straße mit französischer Kolonialarchitektur und einen Tempel etwas außerhalb, zu dem ich aber nicht fuhr, weil man da als Frau einen langen Rock tragen soll, was ich nicht habe und nicht einsehe.

 

Ich bin auf meiner Reise durch Laos kontinuierlich dem Lauf des Mekong von Nord nach Süd gefolgt. Im Süden von Laos bildet der Fluss für eine Weile die Grenze zu Thailand. In Thakhek war ich also ganz nah dran an meinem nächsten Reiseland.

Thailändische Siedlung auf der anderen Seite des Mekong

Wenn ich nicht gerade an der Uferstraße entlangwanderte, verbrachte ich meine Zeit auf dem zentralen Platz von Thakhek, auf dem es Sitzbänke gibt und eine Auswahl an Restaurants. 

Ich fand ein kleines Café am Platz, das interessanterweise sehr passable Spaghetti Carbonara servierte. Ein sehr gutes Abendessen hatte ich auch in einem Lao-Restaurant, das vom Hostel empfohlen wurde. Es war ein Freiluftrestaurant an einer Straßenecke. Also kein kleiner Garküchenwagen sondern eine richtige Küche, nur eben ohne Decke, Wände und Fußboden. 

Alle Gerichte kosteten einen Euro und für diesen Euro bekam ich einen riesigen Teller gebratene Nudeln mit Hühnchen und Gemüse. Alles vor meinen Augen frisch zubereitet. 

Zum Essen gab es mal wieder Stäbchen und ich war gerade dabei mich selbst ausschweifend dafür zu loben, wie gut ich inzwischen mit Stäbchen klarkomme, als die Restaurantoma an mir vorbeilief, mich anstarrte und etwas zu ihrer Mitarbeiterin auf Laotisch sagte. Diese kam zehn Sekunden später an meinem Tisch vorbei und brachte mir Gabel und Löffel. Naja.

Und mehr lässt sich zu meinem Thakhek-Aufenthalt nun wirklich nicht sagen. Es folgte wiedermal eine mehrstündige Busfahrt weiter in den Süden. Diese war diesmal sogar einigermaßen komfortabel, da die Sitze ausreichend Beinfreiheit boten und der Bus nicht komplett belegt war. 

Irritierend waren lediglich die fliegenden Händler, die in regelmäßigen Abständen in Scharen zustiegen um Obst, Chips, gekochte Eier und überdimensionierte Fleischspieße zu verkaufen. Mit diesen Spießen quetschten sie sich dann durch den engen Gang und hielten sie uns Reisenden unter die Nase. Ein Spektakel war das.

Der Busbahnhof an meinem Zielort Pakse war wieder ein wenig außerhalb. Beziehungsweise glaube ich, dass die Busfahrer einen Deal mit den Tuktukfahrern haben, die Touristen nicht bis in die Stadt zu fahren, damit alle ein wenig an uns verdienen können. Denn laut meinen Recherchen gibt es auch einen Busbahnhof in der Innenstadt. Aber genau weiß ich es nicht.

Jedenfalls bin ich in Sachen Transport inzwischen schon entspannter geworden. Statt mich, aus Angst zu stranden, in ein schon bereits sehr volles Tuktuk zu quetschen, stellte ich erstmal meinen Rucksack ab und wartete auf eine bessere Option, die sich ein paar Minuten später in Form eines weiteren, angenehm halbvollen Tuktuks auftat. 

Der Fahrer ließ uns in der Innenstadt raus und von da war das Hostel nicht mehr weit. Ein ganz tolles Hostel war das, in dem ich in Pakse unterkam. Zum einen waren die Mitarbeiter richtig herzlich und engagiert. Zum anderen war alles sehr sauber, die Einrichtung liebevoll und es gab jede Menge kleiner Annehmlichkeiten. Zum Beispiel kostenlose Bananen oder ein Nähset, das man sich ausleihen konnte. Jeden Tag wurden wir mit frischgebackenen Muffins verköstigt. Auf der Theke stand ein kleiner Weihnachtsbaum.

 

Aber mein allerallergrößtes Highlight: Man konnte im Hostel Ritter-Sport-Tafeln kaufen. Allen gleichgesinnten Schokoladeabhängigen, die noch nie in Südostasien waren, lasse gesagt sein, dass es hier richtig schwer ist, Schokolade zu finden. 

Das liegt meiner Meinung nach vor allem an der Hitze. Hier gibt es ja so gut wie keine klimatisierten Supermärkte, sondern nur kleine Lädchen, die meistens zur Straße hin offen sind. In einem solchen Umfeld hält sich die Schokolade nicht. Manche Läden bewahren etwas Schokolade im Kühlschrank auf. Das sind dann meistens Hershey’s-Riegel (Amerikanische Schokolade. Schmeckt nach Erbrochenem.), KitKat (mit weiß/braunen Altersflecken) und M&Ms (beste Option). 

So, aber richtig frische Ritter Sport habe ich hier noch nirgends gesehen. Ich wäre deshalb vor Entzücken fast umgefallen, als ich den Korb im Hostel sah.

Außer dem tollen Hostel hat Pakse leider nicht viel zu bieten. Thakhek war zwar auch ereignislos, aber es war wenigstens ruhig und gemütlich. Hier die Hauptstraße von Pakse.

Meine touristischen Unternehmungen in Pakse hielten sich aufgrund mangelnder Optionen deshalb in Grenzen. 

Zweimal unternahm ich eine kleine Wanderung zu einem Tempel. Dazu muss ich kurz ausholen. Ich spiele ja aktuell wieder Wizards Unite. Das Spiel basiert auf GPS. Das heißt, ich muss zu realen Standorten laufen um dort gewisse Aufgaben absolvieren zu können. Meistens sind das praktischerweise touristisch relevante Orte wie eben zum Beispiel der Tempel in Pakse, den mir mein Spiel als „Aufgabenort“ anzeigte. 

Der Tempel erwies sich allerdings als Flop. Zuerst musste ich die ganze Strecke bei ziemlich stürmischem Wetter dort hinlatschen. Auf der Brücke über den Xedon hätte es mir fast das Handy aus der Hand geweht.

 

Dann landete ich in einer dieser Gegenden, in der ich mich als Touristin ziemlich fehl am Platz fühle. Ich habe dann immer das Gefühl, alle Einheimischen starren mich an und fragen sich: „Was will die denn hier?“

Und als ich dann endlich die Stelle erreichte, an der mir mein Spiel den Tempel versprach, fand ich dort nur ein Tor. Der Tempel, der normalerweise hinter solchen Toren steht, war nicht vorhanden.

War aber auch nicht so wild. Spieletechnisch war es tatsächlich ein sehr guter Standort, was erklärt, warum ich zwei Tage hintereinander den Nicht-Tempel besuchte.

Die Abende und Nächte in Pakse (und davor schon in Thakhek) waren übrigens schweinekalt. Also nicht kalt im Sinne von: „Es müsste jeden Moment anfangen zu schneien“, sondern eher so Richtung deutsche Oktobernacht. Wenn man seit Monaten den Sommer gewohnt ist, ist das wirklich unangenehm. 

Meine vorletzte Busfahrt in Laos brachte mich von Pakse nach Don Det. Diesmal war es leider wieder ein Bus in der Ausführung für kleine Menschen. Mein deutscher Sitznachbar und ich konnten nicht so sitzen, dass unsere Arme und Beine nicht aneinander klebten. Äußerst unangenehm. Mein Sitznachbar war leider auch ein Schwätzer vor dem Herrn, der überall schon war und alles kennt. Am Anfang schwallte er ein deutsches Paar rechts von uns voll. Später machte ich den Fehler, mich als Deutsche zu outen. Daraufhin kaute er mir ein Ohr ab. 

Während der Fahrt tat der Bus auf einmal einen lauten Schlag. Der Busfahrer hielt am Straßenrand und machte sich ans werkeln. Mein Sitznachbar sah es als seine Aufgabe an, beim Busfahrer Nachforschungen anzustellen. Nach zwei Minuten kam er zurück und verkündete uns Mitfahrern, dass, genauso wie er vermutet hatte,  eine Blattfeder gebrochen sei. Die Richtigkeit dieses Statements kann ich nicht nachprüfen. Wir setzten uns jedenfalls keine fünf Minuten später wieder in Bewegung.

In Nakasong gelang es mir, meinen Sitznachbarn abzuschütteln. Dort mussten wir vom Bus ins Boot umsteigen.

 

Mein Tagesziel, Don Det, ist eine Insel im Mekong. Es ist allerdings nicht die einzige. Die Region wird Si Phan Don, oder auch „4000 Inseln“ genannt. Der Mekong ist hier 14 Kilometer breit, fasert sich in ganz viele Arme auf und umschließt zahlreiche kleinere und größere Inseln. Ob es wirklich 4000 sind, weiß ich aber nicht.

In meiner ersten Nacht auf Don Det kam ich im – laut Internet –  besten Haus am Platz unter. Auf den ersten Blick sieht das Hotel auch wirklich klasse aus (man beachte den Poolbesucher auf dem zweiten Bild).

Der Pool war definitiv super. Dort verbrachte ich den Nachmittag. Außerdem hat das Hotel als eine der wenigen Unterkünfte auf der Insel warmes Wasser, eine Klospülung und Klimaanlage. Der Rest war aber nicht so dolle. Die Zimmer haben definitiv schon bessere Zeiten gesehen, das Personal war desinteressiert und das Frühstücksbuffet lieblos. 

Der Ausblick von der Restauranterrasse war wiederum angenehm.

Am nächsten Morgen zog ich in meine Wunschunterkunft um. Ich war durch Zufall im Internet auf das Gästehaus Mama Leuah von Lutz aus Deutschland gestoßen. Es gefiel mir auf Anhieb, nur leider hatte Lutz für meine erste Nacht auf der Insel nichts mehr frei. Das war der Grund, warum ich mir eine Nacht in einem Hotel gönnte. 

Das Gästehaus war nur zwei Kilometer entfernt. Ich machte mich zu Fuß auf den Weg. Rund um das Hotel ist das touristische Zentrum der Insel, weil dort im Norden die Boote anlegen. Je weiter man sich Richtung Süden bewegt, desto leerer wird alles. (Die Insel ist insgesamt nur circa vier Kilometer lang und an der dicksten Stelle vielleicht 1,5 Kilometer breit). Die Entwicklung erkennt ihr gut an den Fotos, die ich von der Straße machte.

Ich fand das Gästehaus genau so vor, wie ich es mir vorgestellt hatte: Ein eigener Bungalow mit Terrasse und Hängematte direkt am Mekong. Dazu ein kleines Restaurant mit vorzüglichem Essen. Da Lutz ursprünglich aus Deutschland kommt, gibt es auch ein paar deutsche Gerichte. 

Gestern hatte ich Cordon Bleu mit Bratkartoffeln und Soße. Da hätte ich mich reinschmeißen können. Ich glaube nicht, dass ein gutbürgerliches, deutsches Traditionslokal das besser hinbekommt. Ich merkte beim Essen erst so richtig, wie doll ich doch ne ordentliche Kartoffel vermisst hatte. In Deutschland ziehe ich Nudeln eigentlich immer Kartoffeln vor.

Hier ein paar Eindrücke von meinem Bungalow, der Aussicht und dem Restaurant.

Wie ihr auf dem dritten Foto seht, grasen zwischen den Bungalows Kühe. 

Am Abend machte ich nur noch einen kleinen Spaziergang und sah mir das Inselinnere an.

Gestern veranstaltete ich das erste Mal seit langem wieder etwas richtig Produktives. Ich unternahm eine Fahrradtour. Das Fahrrad ist hier neben dem Roller das ideale Fortbewegungsmittel. Es gibt nur schmale Staubwege. Autos würden da gar nicht draufpassen. 

Ich fuhr auf dem Sträßchen am Mekongufer entlang und kam schließlich zu einer Brücke, über die ich die Nachbarinsel Don Khon erreichte. 

Auf Don Khon machte ich Halt an einem wilden Wasserfall. Eigentlich würde ich es eher Stromschnellen nennen, aber es wird als Wasserfall angepriesen. War auf jeden Fall sehr beeindruckend und das Wasser hat jede Menge Radau gemacht.

Im Anschluss drehte ich noch eine Runde um Don Det, aß mein tolles Cordon Bleu, von dem ich euch bereits erzählt habe und damit war mein Tagewerk beendet.

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Rebekka

    Saucool – wieder so eine Ecke, die man wahrscheinlich sonst eher weniger auf dem Schirm hat. Bist du dann eigentlich über Weihnachten in Thailand? Hab viel Spaß!

    1. Anne

      Jap, Weihnachten und Silvester. Ich bin mal gespannt, wie das wird. Ich hoffe, ich erwische gute Hostels für die Feiertage. Nicht zu rumorig, nicht zu einsam 🙂

  2. Andrea

    Da kann ich mich Oma & Opa nur anschließen: Dein Reisebericht ist ein Volltreffer! Deine Mekong-Insel sieht wundervoll chillig, nach asiatischer Gelassenheit, aus. Möchte man/ Anne da überhaupt so schnell weg? 😉

    1. Anne

      Du hast es erfasst, ne ich wollte da überhaupt nicht weg. Aber leider hatte ich keinen Spielraum mehr, da mein Visum auslief und ich schon das nächste Hostel gebucht hatte. Also musste ich schweren Herzens schon nach vier Nächten meinen Rucksack wieder packen 🙁 Aber Don Det war definitiv ein Highlight auf meiner Reise.

  3. Oma & Opa

    Wieder ein Volltreffer – Dein neuer Reisebericht! Gelesen haben wir ihn sofort , für uns virtuell Mitreisende dauert es dann aber eine weile die eindrucksvollen Bilder zu verarbeiten. Wenn man den bisherigen Verlauf Deiner Reiseroute öffnet kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus.
    Es ist schon mächtig gewaltig was Du in dieser Zeit bisher erlebt und gesehen hast.
    Das Du bei den Einheimischen dort manchmal auch als Exot betrachtest wird ist eigentlich nicht verwunderlich. Wie von Dir schon angekündigt, wird Thailand Dein nächstes Reiseziel sein. Wir wünschen Dir auf dem Wege wieder angenehme, nicht aufdringliche Reisebegleitungen und pass schön auf Dich auf.

    1. Anne

      Danke Oma und Opa. Ich bin jetzt eben auch schon fast ein halbes Jahr unterwegs. Da sammeln sich dann schon ein paar Länder und Orte an:) Ich bin gespannt, was Thailand für mich bereit hält.

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