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Laotische Adventsgrüße

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An alle Lieben daheim: Ich wünsche euch einen ganz festlichen 1. Advent und eine gemütliche Adventszeit. Um meine Grüße fototechnisch zu untermauern, habe ich keine Kosten und Mühen gescheut, kein Weg war mir zu weit um den einzigen Weihnachtsbaum in ganz Laos ausfindig zu machen. Oder vielleicht lief ich auch durch Zufall daran vorbei.

Ich habe euch in Sachen Update ganz schön hängen lassen in den letzten Tagen. Das tut mir leid. Ich bin momentan im Lesefieber und verbringe meine Abende lieber mit Herrn Tolkien als mit meinem Laptop. Aber das sei mir gegönnt, behaupte ich jetzt mal.

Wir waren in Vang Vieng stehen geblieben. Nach meinem Hängemattenaufenthalt in Nong Khiaw kam ich diesmal wieder in einem Hostel unter. Ein knarzendes, ächzendes Holzhaus, aber im Prinzip recht gemütlich und in einer ruhigen Seitenstraße gelegen.

 

Nicht, dass es ansonsten in Vang Vieng besonders turbulent zugänge. Es ist ein kleines Städtchen mit vielen Restaurants und Tourbüros, ansonsten aber eher behäbig.

Vor zehn Jahren muss das hier noch ganz anders ausgesehen haben. Vang Vieng war nämlich mal DIE Partyhochburg von Laos. Und das lag am Tubing. Dabei ließ man sich in einem großen Gummireifen den Fluss Nam Xong bei Vang Vieng heruntertreiben. Das Problem an der Sache war, das es überall am Fluss schwimmende Bars gab, in denen reichlich Alkohol und Drogen verkauft wurden. Es gab zahlreiche Todesfälle, weil betrunkene Backpacker im Fluss ertranken. Die laotische Regierung ließ deshalb 2012 fast alle Flussbars dichtmachen. 

Tubing gibt es auch heute noch in Vang Vieng, aber in kleinerem Rahmen. Und wo ich schon einmal da war, wollte ich es auch ausprobieren. Ein Tuktuk holte unsere Gruppe im Hostel ab und brachte uns zum Fluss. Die ersten fünf Minuten waren sehr angenehm. Wir trieben ganz gemütlich vor uns hin, bis vor uns eine schwimmende Bar auftauchte, an der wir anhalten sollten. Ich war einigermaßen irritiert, weil ich aufgrund der Vorgeschichte davon ausgegangen war, dass Tubing heutzutage ohne Barbesuche angeboten wird. Da lag ich offensichtlich falsch. 

Barmitarbeiter warfen uns Seile zu und zogen uns in unseren Reifen an den Steg. Dann wurden wir an die Theke gebeten, die nicht nur reichlich Alkohol sondern auch Joints und Luftballons mit Rauschgasen (?) bot. (Mama, ich versichere dir hoch und heilig, dass ich lediglich Koffein in Form von zwei Dosen Cola zu mir nahm.) 

Und so stand ich da mitten am Tag in meinem Bikini, bei dröhnender Partymusik in der feuchtfröhlichen Meute und fühlte mich etwas zu alt für diesen Scheiß 🙂 Es war die erste von drei Bars, die wir an diesem Tag anfuhren.

Nach unserem ersten Barbesuch hatten wir zum Glück eine längere Strecke in unseren Reifen auf dem Fluss zurückzulegen. Das war sehr entspannend, man musste ja selbst nix machen. Die (sehr schwache) Strömung brachte uns voran.

Bei Barbesuch Nummer 2 und 3 war ich dann aber doch langsam genervt, setzte mich etwas abseits, spielte ein paar Handyspiele und passte auf, dass niemand von den anderen im Fluss absoff.

Ich war sehr froh, als unsere Tuktuks uns am Abend wieder abholten und zurück ins Hostel brachten. Das Tubing hat sehr viel Spaß gemacht, das Drumherum war lästig.

Am Abend war ich wieder in der wunderbaren italienischen Pizzeria Il Tavolo, die ich schon an meinem ersten Tag ausprobiert hatte. Pizza Carbonara. Himmmlisch. Wahrscheinlich die beste Pizza meines Lebens. Schon alleine deshalb muss ich eigentlich irgendwann nochmal nach Vang Vieng zurückkommen.

Für den nächsten Tag hatten Ally, meine Bettnachbarin, und ich uns vorgenommen, zu einer Lagune zu fahren. Als unsere Wecker morgens um 8 Uhr klingelten, schauten wir uns beide kurz verschlafen an und beschlossen dann, den Tag lieber gemütlich angehen zu lassen. 8 Uhr ist auch wirklich keine vernünftige Aufstehzeit.

Im zweiten Anlauf, einen Tag später, klappte es dann. Ally (England) und ich nahmen noch Tim (Australien), einen weiteren Bettnachbarn, mit und machten uns auf die Suche nach einem Transportmittel. 

Direkt neben unserem Hostel schlief ein Tuktukfahrer in seiner Hängematte, die er im „Fahrgastraum“ montiert hatte. Er hatte jedoch magische Kräfte, spürte unser Erscheinen, wachte plötzlich auf und wedelte uns zu sich. Ally handelte einen Preis für die Fahrt aus und dann konnte es losgehen. 

Rund um Vang Vieng gibt es mehrere Lagunen, allerdings wusste ich nicht ganz, was ich mir darunter vorstellen kann. Ich dachte immer, Lagunen haben was mit Meer zu tun. Die Lagune, bei der wir schließlich anhielten sah jedenfalls so aus, wie ein natürlicher Swimmingpool im Wald. Ally, Tim und ich verbrachten dort einen gemütlichen Vormittag und schwammen ein wenig im ziemlich kalten Wasser.

 

Am Mittag ließen wir uns von unserem Fahrer, der auf uns gewartet hatte, wieder ins Hostel zurückbringen. Ich musste nämlich meinen 13-Uhr-Bus nach Vientiane erwischen. Ich versuche gerade, mich an die Fahrt zu erinnern, aber ich habe sie anscheinend vollständig aus meinem Gehirn gelöscht. Im Zweifelsfall war sie bestimmt schrecklich, so wie alle Busfahrten in Laos. Außerdem kamen wir um Dunkeln in Vientiane an. Das hasse ich ja immer.

Zum Glück war mein Hostel nur einen kurzen Fußmarsch von der Bushaltestelle entfernt. Ich checkte ein, aß im benachbarten Burgerrestaurant zu Abend und die erste Avocado meines Lebens (war im Burger drin, war ok, aber muss nicht sein). 

Danach wollte ich eigentlich auf der Terrasse des Hostels noch ein wenig Tolkien lesen, traf dort aber auf Danny aus Baden-Baden, der jetzt in Australien wohnt und seinen Lebensunterhalt mit Pokerspielen verdient. Wir haben uns gut unterhalten. 

Hier noch der Ausblick von der Hostelterrasse.

Vientiane ist das Hauptstädtchen von Laos, mit rund 350.000 Einwohnern. Ich hatte davor immer wieder gehört/gelesen, dass es sich nicht lohnt nach Vientiane zu fahren, da hässlich/uninteressant. Dem kann ich nicht so recht zustimmen. 

Vientiane ist bei weitem nicht die hässlichste Stadt, die ich in Südostasien gesehen habe. Im Gegenteil, vor allem heute, als ich bei meiner Abreise mit dem Tuktuk durch die Stadt gefahren bin, kam ich an wirklich schönen Parkanlagen und Tempeln vorbei.

Zu Fuß erkundete ich die Stadt während meinen zwei Tagen Aufenthalt allerdings nur in bescheidenem Rahmen. Ich hielt mich vor allem im und um den hostelnahen Park auf (und spielte endlich mal wieder Wizards Unite). Hier mal ein paar Impressionen.

Ich habe aktuell etwas die Nase voll von asiatischem Essen. Am zweiten Abend in Vientiane erweckte deshalb erneut eine Pizzeria mein Interesse. Auch wieder echt italienisch, wenn auch nicht ganz so gut wie in Vang Vieng. (Das Foto mit dem Weihnachtsbaum ist übrigens dort entstanden). 

Meinem Geldbeutel tut das ewige Pizzaessen allerdings nicht so gut. Eine Pizza im italienischen Restaurant kostet sieben bis acht Euro, gebratene Nudeln oder Reis kosten ein bis zwei Euro. 

Fast wäre ich in Versuchung gekommen, eine echte deutsche Rostbratwurst zu essen. Neben dem Park, in dem ich mich herumtrieb, fand gerade das europäische Film- und Food-Festival statt. Mit deutschem Bratwurststand. Danny hatte sie bereits getestet und mich vorgewarnt, dass die Bratwurst dann doch nicht so deutsch schmeckte, wie erhofft. 

Ich schlenderte trotzdem etwas über das Festivalgelände und den benachbarten Markt und bewunderte diesen schönen Abendhimmel.

Heute war schon wieder Reisetag. Sieben Stunden mit dem Bus nach Thakek. Absoluter Horror. Ich hatte den VIP-Bus gebucht. In Laos muss VIP eine andere Bedeutung haben als bei uns. Der Sitz war so eng, dass ich meine Beine in den Gang stellen musste. Im Gang saßen nur leider zusätzlich Reisende auf kleinen Plastikhockern, weil es nicht genug Sitzplätze für alle gab. Der Reisende vor mir wollte unbedingt seine Lehne zurückstellen, die Reisende links von mir stellte eine große Reisetasche auf ihrem und zum Teil auf meinem Schoß ab. 

Als wir endlich ankamen, war es wieder mal dunkel und zum Hostel waren es noch fünf Kilometer. Ich kam aber relativ schnell in einem Tuktuk unter, in dem schon andere Reisende saßen, konnte also das Fahrtgeld teilen.

Jetzt sitze ich hier in Thakek und weiß noch gar nicht so recht, was ich hier machen soll. Ich nutze das hier nur als Zwischenstop und will eigentlich weiter Richtung Süden. Ich wollte mir aber keine 15-stündige Busfahrt zumuten und teile die Tortur lieber auf mehrere Etappen auf. 

Gerade bin ich auf der Suche nach Abendessen ein wenig herumgelaufen. Alles sehr ruhig hier. Ich habe aber auch schon einen schönen Platz mit Sitzbänken (absolute Seltenheit in Südostasien) und einem kleinen Tempel gefunden. 

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare

  1. Andrea

    Danke liebe Anne für die orginellen Adventsgrüße! Trotz Kälte, Deko und Weihnachrsmärkten hab ich dieses Jahr auch einige „Anlaufschwierigkeiten“ mit der vorweihnachtl. Stimmung. Watt kummt datt kummt…. und wenn net, dann halt net. 😊 – Hab weiterhin eine entspannte Zeit und weniger lange und nervige Busfahrten.

    1. Anne

      Das ging mir in den letzten Jahren auch meistens so. Aber der 2. Advent ist ja schon rum. Jetzt musst du mal hinne machen mit der vorweihnachtlichen Stimmung 😀

  2. Rebekka

    Chaos for Life! Es wird langsam Zeit für die Top10 Survivaltipps einer Backpackerin. War eigentlich Photoshop-Philipp am Werk bei deinem Titelbild? Dir auch eine schöne Vorweihnachtszeit in Exotien… 😉

    1. Anne

      Ohhh, das ist aber eine sehr gute Artikelidee. Die werde ich mir vielleicht klauen 😀 Und mache mir bitte mein Photoshop-Philipp-Meisterwerk nicht madig. Damit wollte ich mich eigentlich nach meiner Rückkehr in irgendeiner Onlineredaktion bewerben.

  3. Anonymous

    Anne, welch suesse Bilder! Wünsche weiterhin noch eine spannende Zeit und viel Spass :^) LG, Dean

    1. Anne

      Hey Dean, willkommen auf meinem Blog 😀 Vielen Dank für die Glückwünsche.

  4. Oma & Opa

    Danke für Deine exotischen ( äh) laotischen Adventsgrüsse. Das vorweihnachtliche Flair wird Dich ja auf Deiner Reise in diesem Jahr sicherlich weniger umgeben.
    Dafür wirst Du mit eindrucksvollen Erlebnissen entschädigt. Wobei wir Deinen Ausflug zu den Chaoten unter den Laoten mal ausklammern.
    Trotz aller Strapazen auf Deiner spartanischen Reise wünschen wir Dir, dass Du
    Deine gesteckten Ziele immer unbeschadet erreichst ….und wir bleiben wie immer schön neugierig

    1. Anne

      Ne, ich bin hier leider nicht wirklich in Weihnachtsstimmung. Obwohl wir hier wettertechnisch gerade echt bibbern. Ziemlich kalt in Laos. Der Chaoten-Trip war an sich auch gut, wenn nur die Chaoten nicht gewesen wären 😀

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