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Ich hab den schönsten Wasserfall gefunden

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Beginnen wir mit einem kleinen Nachgedanken: Ich bin doch sehr froh, mit dem Flugzeug von Hanoi nach Luang Prabang geflogen zu sein. Ich habe nämlich am Rande eine Geschichte von einem Reisenden mitbekommen, der die rund 750 Kilometer im Bus gefahren ist: 29 Stunden, mehrere Fahrzeugwechsel, Polizei, Taxis, Hühner auf Tour usw. Es muss eine Tortur gewesen sein. Da waren meine 45 Minuten im Flugzeug definitiv die entspanntere Methode.

Nun zu Luang Prabang: Den ersten Tag dort vertrödelte ich damit, mir meinen Reiseplan für Laos zu erstellen. (Den ich inzwischen schon wieder teilweise über den Haufen geworfen habe.) 

Am zweiten Tag machte ich mich zu einem kleinen Stadtrundgang auf. Ich hatte davor ein paar Mal gelesen und gehört, dass Luang Prabang die schönste Stadt Südostasiens sein soll. Meine Erwartungen waren allerdings nicht hoch, da ich in Südostasien noch nie eine annähernd ansehnliche Stadt gesehen habe. Läge Ludwigshafen in Südostasien, wäre es die schönste Stadt Südoastasiens. 

Aber Luang Prabang ist tatsächlich recht nett. Für euch zur Einordnung: Die Stadt hat rund 66.000 Einwohner, liegt am Mekong, ist historische Königshauptstadt und hat heute noch viele französische Kolonialbauten. Und obwohl Luang Prabang touristisches Zentrum von Laos ist, wirkt das Städtchen doch eher verschlafen. Man kann also wunderbar ungestört Spaziergänge auf den fast überall vorhandenen Gehwegen unternehmen und sich an Architektur und Natur erfreuen. 

Nur am Mekong wurde es dann etwas nervig, weil mir alle fünf Meter Leute Bootstouren im Sonnenuntergang andrehen wollten. Durch Luang Prabang fließt außerdem der Nam Khan. Dort gab es keine Bootstourverkäufer, dafür aber mehrere Bambusbrücken, die jedes Jahr in der Trockenzeit aufgebaut werden und in der Regenzeit vom Fluss weggerissen werden.

Zurück im Hostel machte ich Bekanntschaft mit einer Karlsruherin. Ich habe keine Ahnung, wie sie hieß. Manchmal werde ich müde nach Namen zu fragen, weil ich nie weiß, ob ich die Person vielleicht nur für fünf Minuten sehe. Wir aßen jedenfalls in einem richtig tollen Restaurant zu Abend, unterhielten uns gut und sahen uns danach nie wieder.

Als krönenden Abschluss besuchte ich den Kuang-Si-Wasserfall etwa eine halbe Stunde außerhalb von Luang Prabang. Ohne Worte. Ok, ich versuch’s mit Worten: Es ist ein mehrstufiger Wasserfall, der sich auf einer Länge von vielleicht 2-oder 300 Metern in mehrere Becken ergießt. Das Wasser ist oft strahlend aquamarin bis türkis. Rundherum ist Wald. Es wachsen Bäume, Gräser, Büsche im Wasser, rund ums Wasser. Mit jedem Schritt wandelt sich das Bild. Ich habe mehr als 100 Fotos gemacht und Bilder, die normalerweise das Highlight eines jeden Blogeintrags gewesen wären, haben es nicht in die Endauswahl geschafft. 

Ist diese Szenerie nicht der Hammer? Ich war so verzaubert. Der einzige Haken waren die tausend anderen verzauberten Touristen, die mir ständig ins Bild liefen. 

Am Ende des Wasserfalls führte ein steiler Pfad in die Berge. In der Hoffnung, einen tollen Rundumblick auf die Wasserbecken zu bekommen, kletterte ich nach oben. Meine Hoffnungen wurden allerdings nicht erfüllt. Die Bäume versperrten die Sicht, aber das Durch-die-Wipfel-Brechen nach einer anstrengenden Klettertour ist auch immer wieder eine nette Belohnung für die erschöpfte Wanderin.

Mein nächstes Ziel in Laos war Nong Khiaw, ein kleines Dorf und beliebtes touristisches Ziel nördlich von Luang Prabang. Die Fahrt im Minibus dauerte drei Stunden, fühlte sich aufgrund der suboptimalen Straßenverhältnisse aber an wie zehn Stunden. In Nong Khiaw war in einer kleinen, holprigen Seitenstraße Endstation. Ziemlich genau vor meinem Gästehaus. Glück muss man haben. 

In Nong Khiaw gibt es keine Hostels. Ich hatte also mal wieder eine gute Ausrede, ein Einzelzimmer zu buchen. Ich wurde allerdings nicht im Hauptgebäude untergebracht, sondern bekam eine kleine Holzhütte zugewiesen. Perfekt. Ich hatte als einzige eine Terrasse mit Hängematte und fühlte mich pudelwohl, auch wenn die Unterkunft schlicht war. 

Es gab zum Beispiel keine Toilettenspülung sondern einen Eimer mit Schöpfkelle. Und meine Dusche gab mir Rätsel auf. Es war wieder eine von der Art, wo es keinen abgetrennten Bereich gibt, sondern man mitten im Bad duscht. Ich fand aber keinen Abfluss. Der Gästehausmitarbeiter verstand mein Problem nicht, als ich ihn fragte, ob das Wasser ablaufen kann. Ich probierte es dann einfach aus und das Wasser verschwand auf magische Weise. Keine Ahnung wohin. Die Fugen auf dem Boden sahen auch ziemlich dicht aus. 

Meine kleine Holzhütte

Nong Khiaw ist herrlich verschlafen. Es gibt ein paar Gästehäuser, ein paar Restaurants. Entweder man nutzt Nong Khiaw als Augangspunkt für Wandertouren, oder man liegt eben in der Hängematte.

Eine große Unternehmung machte ich dann doch und die hatte es in sich. Ich buchte einen Tagesausflug nach Muang Ngoy. Muang Ngoy ist ein noch verschlafeneres Dörfchen als Nong Khiaw, das man nur mit dem Boot erreicht. Es ist bei Backpackern aufgrund seiner Abgeschiedenheit recht beliebt und mein Reiseplan sah es ebenfalls vor, dort ein paar Nächte zu verbringen. Nun konnte ich es mir aber erstmal im Rahmen der Tagestour anschauen. 

Zusammen mit den zwei anderen Tourteilnehmern wurden wir in einem recht tattrigen Boot zum Dorf gebracht. Normale Boote brauchen eine Stunde, wir brauchten zwei. Das war aber nicht so schlimm, weil die Landschaft fantastisch war. So viele unterschiedliche Bäume am Flussufer und die tiefhängenden Wolken und die Berge, die in mehreren Reihen hintereinander standen. Ich war etwas schockiert, als ich meine Fotos sichtete, die der Landschaft gar nicht gerecht werden. 

Nachdem wir in Muang Ngoy angelegt hatten, ließen wir das Dorf schnell hinter uns zurück. Viel zu sehen gibt es dort ja, wie schon erwähnt, nicht.

Etwas außerhalb des Dorfes findet sich eine tiefe Höhle. Während des laotischen Bürgerkriegs, der zeitgleich mit dem Vietnamkrieg stattfand und damit verwoben war, nutzten Soldaten die Höhle. Man sieht heute dort noch Feuerstellen, Becher, Zigarettenetuis. Nicht museal aufbereitet, denn die Höhle ist frei zugängig. Die Sachen liegen da einfach so rum, als hätte jemand vergessen, sie in der Hast einzupacken.

Nach dem Höhlenbesuch folgte mal wieder eine anstrengende Kletterei zu einem Aussichtspunkt. Bei der Tourbuchung wurde mir gesagt, es sei keine besondere Fitness erforderlich. Naja.

Anschließend wurden wir wieder ins Boot verfrachtet und fuhren zu einem weiteren kleinen Dorf, wo unsere nächste Wanderung starten sollte. Im Gegensatz zu Muang Ngoy war dieses Dorf nicht touristisch. Es war also sehr interessant, echtes Dorfleben zu beobachten. Schrieb sie und zeigte im Anschluss Fotos von leeren Straßen…

Die folgende Wanderung führte uns zuerst über offene Felder vor herrlicher Bergkulisse.

Die Aussicht war schön, die Sonne knallte uns aber brutal auf den Kopf, was meine Laune etwas sinken ließ. Noch missmutiger wurde ich, als wir an einen Bach kamen, über den wir ständig auf Steinen balancieren mussten. Die Steine waren so glitschig wie Schmierseife. Ich verlor immer wieder den Halt, meine Gruppe rannte mir davon, ich hatte Durst, Kopfschmerzen und außerdem ging es ständig nach oben. Ich hatte doch eine einfache Tour gebucht. 

Als wir endlich an unserem Ziel ankamen, wieder ein Wasserfall, brauchte ich erstmal fünf Minuten für mich, bevor ich mir die Umgebung anschauen konnte.

Der Wasserfall war zwar nicht so schön wie der in Luang Prabang, dafür hatten wir ihn ganz für uns alleine. Auf einer Bank am Ufer des Wasserbeckens gab es Mittagessen: Gebratene Nudeln, die unser Tourleiter nicht in Tupperdosen, sondern in Bananenblätter verpackt hatte.

Nach dem Essen ging es munter weiter mit den sportlichen Aktivitäten. Erst die Rückwanderung zum Boot, dieses brachte uns dann zu einem kleinen Uferabschnitt, an dem Kajaks auf uns warteten. Gut bewacht waren die.

Ein Drittel unserer drei Tourteilnehmer zog es vor, sich lieber vom Boot zurück nach Nong Khiaw bringen zu lassen. Wir anderen zwei nahmen die Herausforderung an. Hatte ich schon erwähnt, dass die Sonne tierisch knallte? Und dann eine Stunde Ausdauersport im Kajak. Nix von wegen gemütlich vor uns hinschippern.

Ich war eine gebrochene Touristin, als ich endlich wieder am Gästehaus ankam. Den nächsten Tag verbrachte ich in meiner Hängematte. Ich fühlte mich ziemlich schlapp und schwindlig und übel. Ich glaube, ich hatte mir am Vortag einen kleinen Sonnenstich eingefangen. 

Heute an meinem Weiterreisetag war alles wieder bestens. Ich hatte beschlossen, doch nicht noch einmal mehrere Tage in Muang Ngoy zu verbringen. Ich hatte es ja bereits gesehen und es wäre zwar bestimmt schön gewesen, dort noch etwas die Seele baumeln zu lassen, aber in Nong Khiaw hatte ich ja auch viel Hängemattenzeit. Ich beschloss, mich wieder nach Süden zu orientieren.

Eigentlich sollte mich um 10 Uhr ein Bus am Gästehaus abholen. Stattdessen kam um 11 Uhr ein Jeepney, dessen Fahrer mich aufgeregt auf meinen Sitz scheuchte und gerade so tat, als ob ich diejenige gewesen sei, die zu spät war. Er sammelte dann noch ein paar andere Leute ein, brachte uns zum Busbahnhof, wo wir in Minibusse umstiegen. Zuerst ging es – holper, holper – zurück nach Luang Prabang. Dort absolvierten wir einen weiteren Buswechsel. Anschließend ging es weiter in den Süden nach Vang Vieng. Hier mal eine typische Straßenszene.

Während der Fahrer mit dem Handy am Ohr interessante Überholmanöver absolvierte, wurde es draußen langsam dunkel. Wir hätten auch beinahe eine Kuh überfahren. Nach acht Stunden Fahrt kamen wir endlich in Vang Vieng an. Solche Reisen schlauchen, kann ich euch sagen. 

Als Entschädigung war ich gerade in einer richtigen Pizzeria essen, mit Holzofen. Pizza und Asien ist ja meistens so eine Sache. Aber diese war richtig lecker und fast italienisch. 

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Die Kuhsine

    Hammer Bilder! Wie immer. Ist Laos eigentlich kommunistisch?! Da hängen ja Hammer-und-Sichel-Flaggen.

    1. Anne

      Jap, Laos ist kommunistisch. Bekomme ich hier jetzt im Alltag aber nicht so mit.

  2. Oma & Opa

    Wow….. wirklich wieder tolle Bilder. Du entwickelst bei Deiner Reise ein Talent, immer die schönsten Flecken aufzuspüren. So kann es auch für uns, als begeisterte Leser Deiner spannenden Reiseberichte, immer weitergehen. Toi, toi, toi auch weiterhin.

    1. Anne

      Oder Flecken, die andere Reisende bereits vor mir aufgespürt haben… Hier gibt es Tipps von allen Seiten, da habe ich genug Inspiration 🙂

  3. Peggy Schneider

    Hallo Anne. Hammer 👍👍👍Du siehst die Natur live und bist beeindruckt ……..mir bleibt schon der Mund offen stehen, wenn ich nur die fantastischen Bilder sehe. Wir wünschen dir weiterhin atemberaubende Erlebnisse. Pass schön auf dich auf 😀Lg aus der Ferne…….Peggy und Familie.

    1. Anne

      Hallo Peggy, das freut mich, dass dir die Natur auch so gut gefällt und das anscheinend dann auf den Bildern auch richtig rüberkommt 😀

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