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Die schonungslose Wahrheit über die Oper von Sydney

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  • Beitrags-Kategorie:Ozeanien

Sie ist braun. So! Titelversprechen eingelöst. Ihr müsst nicht mal bis zum Ende des Beitrags lesen. Bin ich die einzige, die immer dachte, dass die Oper in strahlendem Neonweiß den Hafen von Sydney verziert? Ich muss sagen, ich war etwas unterwältigt. 

Ansonsten hat mir Sydney gut gefallen, nur die Fahrt war eine Tortur. Mein Bus ging am Sonntagabend erst um 20 Uhr. Auf dem Weg zur Bushaltestelle schoss ich einen letzten Schnappschuss von Melbourne. Immer wieder gibt es dort im Zentrum kleine Häuser, die zwischen all den Riesen überlebt haben.

Am Busbahnhof war die Hölle los. Im Sekundentakt rollten die Busse an, überall Menschenschlangen, die ganze Zeit Lautsprecherdurchsagen. Ein Chaos. Es half auch nichts, dass der Bahnbahnhof gleich nebenan war und an dem Abend irgendein Rugby(?)-Spiel in Melbourne war. 

Aber ich hatte noch über eine Stunde bis mein Bus ging und in der Zeit legte sich der Trubel. Für den Greyhound Bus bekommt man eine Platznummer wie im Flugzeug, ich konnte aber die Nummerierungen nicht finden, also setzte ich mich dorthin, wo ich meinen Platz vermutete und hatte auch die ersten Stunden keinen Sitznachbarn, sodass ich etwas schlafen konnte.

Wenn es nur nicht so kalt gewesen wäre. Ich hatte drei Schichten Kleidung an und habe wegen der überambitionierten Klimaanlage dennoch kläglich gefroren. 

Irgendwann in der Nacht kamen wir in Canberra an. Das ist ja die Hauptstadt von Australien. Aber nur, weil sich Melbourne und Sydney nicht einigen konnten und deshalb wurde Canberra als Planstadt angelegt. Ich habe jedenfalls noch nie Reisende getroffen, die in Canberra waren. Ich glaube, das lohnt sich gar nicht. 

Ein paar Zusteiger hatten wir dennoch und ich musste leider meinen schönen Einzelplatz freiräumen, weil sich herausstellte, dass ich doch falsch gesessen hatte. Na gut, da hab ich kurz mal Verwirrung gestiftet.

Gegen 8 Uhr am Morgen kamen wir endlich in Sydney an. Was für eine unbequeme Nacht, aber wenigstens hatte ich das Geld für eine Übernachtung gespart.

Im Hostel konnte ich zum Glück meinen Rucksack schon einmal abgeben, einchecken leider noch nicht und es gab auch keine nennenswerte Lobby, in der ich mich aufhalten konnte. Also bin ich etwas gerädert zur ersten Stadtbesichtigung ausgerückt.

Was mir als Erstes ins Auge stach, waren die doch sehr merkwürdigen Tauben, die Sydney im Griff haben.

Ich ließ mich einfach ein wenig treiben und landete nach kurzer Zeit am Darling Harbour, an dem es viele Restaurants und Clubs und so gibt. 

Gerade als es zu regnen begann, wurde ich auf ein paar sehr interessante Schiffe aufmerksam, die dort im Hafen lagen. Wie sich herausstellte, gehören die zum Maritimen Museum von Sydney und wenn man sich eine Eintrittskarte fürs Museum besorgt, kann man auch die Schiffe besichtigen. Das war doch der perfekte Plan, um mir die Zeit bis zum Einchecken zu vertreiben.

Toll war auch, dass auf allen Schiffen Freiwillige warteten, die spontane Führungen anboten und Fragen beantworten konnten. Auf dem U-Boot traf ich sogar auf einen Mann, der selbst mehrere Jahre Besatzungsmitglied eines U-Boots gewesen war. 

Als ich mit den Schiffen fertig war, lernte ich Karl-Heinz kennen. Karl-Heinz ist 76 und lebt seit 42 Jahren in Australien, nicht lang genug, um den Ruhrpott aus seiner Sprache zu vertreiben. Er ist einer der Freiwilligen des Museums.

Ich hatte Karl-Heinz davor schon ein paar Mal kurz bei den Schiffen gesehen, wo er Eintrittskarten kontrollierte. Zweimal am Tag bietet das Museum eine kostenlose Tour hinter die Kulissen an – so wird es beworben. Diese Tour sollte Karl-Heinz nun leiten – er mache die aber erst zum dritten Mal, erzählte er mir. Ich war an diesem Nachmittag die einzige Interessierte, also zogen wir auf Deutsch los.

Die „Tour“ bestand im Wesentlichen daraus, dass Karl-Heinz mir die Erklärungsschilder diverser Ausstellungsstücke auf Deutsch übersetzte. Ich weiß ja nicht, ob das alles so gedacht war, ich habe auch nicht herausgefunden, ob wir denn jetzt wirklich hinter den Kulissen waren, oder einfach nur in einem abseits gelegenen Teil des Museums. Es war alles sehr skurril und sehr lustig.

Nach diesem Treffen lief ich noch kurz alleine durch den Hauptteil des Museums, hatte aber nicht mehr viel Auffassungsvermögen übrig. Interessant fand ich eine Sonderausstellung, in der Schiffskatastrophen mit Legosteinen nachgebaut worden waren. 

Aber dann reichte es auch. Endlich ab ins Hostel. Das war diesmal glaub ich das größte Hostel, in dem ich jemals gewesen war. Ich habe irgendwo gelesen, dass es 450 Betten hat. Es gibt alleine zwei eigene Räume nur für die Kühlschränke, in denen die Reisenden ihr Essen lagern können. 

Ich hatte aufgrund der Bewertungen Furchtbares erwartet, aber da musste ich durch. Gut bewertete Hostels in Sydney sind unerschwinglich. Im Endeffekt war alles ok. Für so viele Leute fand ich es sogar annehmbar sauber und mein Bett war bequem. Mehr brauche ich nicht.

An den Rest des Tages kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ich noch etwas unternommen habe. Ich war ja soo müde.

Am Dienstag spulte ich aber das Standardtouristenprogramm für Sydney ab. Zuerst ein wenig Stadtzentrum.

Danach ging es weiter zum Circular Quay. Hier fahren die ganzen Fähren ab, die die Vororte an der Bucht von Sydney – Port Jackson genannt – anfahren. Auch die Kreuzfahrtschiffe legen hier an.

Gleich hinter dem Circular Quay tauchen die weltbekannten Dächer der Oper von Sydney auf. Will man sich nähern, muss man durch zwei sehr trubelige Caféaußenbereiche laufen. Ich habe am Anfang bereits angemerkt, dass die Oper für mich jetzt nicht das Highlight von Sydney gewesen ist. Hier trotzdem noch ein paar Fotos. 

Eine weitere bekannte Sehenswürdigkeit ist die Harbour Bridge neben der Oper. Schwindelfreie Menschen können auf dieser auch eine Klettertour unternehmen. 

Im Anschluss war ich im historischen Stadtteil The Rocks, in dem sich die ersten europäischen Siedler niederließen, danach im Botanischen Garten und abschließend noch im Hyde Park. Um hier mal etwas schneller voranzukommen, findet ihr Bilder von allen Orten zusammengefasst in dieser Galerie.

Am Mittwoch bin ich mit dem Bus nach Bondi Beach gefahren. Busfahren ist in Sydney im Gegensatz zu Melbourne ganz einfach – man kann die Kreditkarte im Bus ans Lesegerät halten. 

Bondi Beach ist vermutlich der bekannteste Strand von Australien. Ein Hotspot für Surfer, Sonnenanbeter und alle, die sich sehen lassen wollen. Auch hier muss ich sagen, hätte ich mir das alles etwas glamouröser vorgestellt. So wie Santa Monica in Los Angeles beispielsweise. In meinen Augen war es einfach nur ein Strand.

Eine wirklich schöne Attraktion gibt es aber in Bondi Beach: den Küsten- und Klippenwanderweg nach Coogee, einem weiteren Vorort von Sydney. Da kommt man an ganz vielen kleinen Stränden und Buchten vorbei und ab und zu auch an kostenlosen Schwimmbädern direkt am Meer.

In Coogee Beach selbst ging es etwas ruhiger zu als in Bondi Beach. Die Strände sahen für mich aber ziemlich ähnlich aus.

Ich muss sagen, ich fand mich recht fleißig, was das Sightseeing in Sydney anging. Und auch an meinem letzten Tag blieb ich nicht untätig. Erst einmal musste ich allerdings aus dem Hostel auschecken, durfte mein Gepäck aber wieder im Lagerraum lassen. Mein Bus sollte erneut erst am Abend losfahren.

Genug Zeit für einen Abstecher nach Manly, das ist der zweitbekannteste Strand von Sydney. Vom Circular Quay aus nahm ich die Fähre. Da hat man gleich noch eine günstige Tour durch den Hafen von Sydney inklusive.

In Manly gibt es eigentlich nicht nur einen Strand sondern neben dem Hauptstrand auch noch viele kleinere. Ich war aber am Donnerstag nicht so in Wanderlaune und beschränkte mich darauf, vom Hauptstrand zum kleinen Shelly Beach zu laufen. 

Während ich am Shelly Beach Verschnaufpause machte, wurde ich mal wieder heimgesucht: Diesmal nicht von Weißen Ibissen sondern von Buschtruthähnen, die dort überall rumrannten.

Aber während ich nur mit Buschtruthähnen konfrontiert war, gab es am Manly Beach ein Problem ganz anderen Kalibers. Als ich vom Shelly Beach dorthin zurückkam, wunderte ich mich zuerst, warum da ein Typ mit seinem Jetski die ganze Zeit im Wasser seine Runden drehte. Als zweites fiel mir auf, dass er der einzige im Wasser war, beobachtet von vielen Menschen, die am Strand standen. Was war da vorgefallen? 

Um dieses Rätsel zu lösen, fehlte Sherlocka Holmes noch ein letztes Puzzleteil. War es ihr Spürsinn oder war es Glück, das sie zum richtigen Ort führte? Was spielte das noch für eine Rolle, jetzt wo die Antwort so klar vor ihr lag.

Shark sighted - Hai gesichtet. Der Jetskifahrer sollte den Hai vertreiben.

Den Rest des Nachmittags verbrachte ich am Hauptbahnhof von Sydney, weil hier um 19 Uhr mein Bus abfahren sollte. Ich schaffte es gerade noch vor Blitz und Donner ins Gebäude. 

Aufgrund des Regens kam auch unser Bus mit Verspätung. Ich glaube, der Fahrer muss schon in seinen Siebzigern gewesen sein. Er drückte einem der Reisenden das Tablet in die Hand, mit dem die Busfahrer die Passagiernamen abgleichen. Der sollte das Einchecken dann übernehmen. 

Als Gepäck und Passagiere im Bus verstaut waren und wir losfuhren, bekam ich unverhofft einen Nebenjob als Fensterputzerin. Die großen Frontscheiben des Busses waren total beschlagen, sodass der Fahrer kaum etwas sehen konnte. Meine Tempos und ich leisteten also einen wertvollen Beitrag zum Überleben aller Beteiligten. 

Nach getaner Arbeit machte ich mich mit meiner Sitznachbarin Mariella bekannt, die auch auf dem Weg nach Newcastle war und im selben Hostel wie ich schlafen wollte. 

Die Fahrt dauerte diesmal nur zweieinhalb Stunden. Nach der Ankunft mussten wir nur noch mit der Straßenbahn ein paar Stationen weiter zum Hostel in Newcastle Beach fahren. 

Das Hostel gefiel mir gleich sehr gut. Ein total gemütlicher Aufenthaltsraum, nicht zu groß und endlich raus aus den großen Städten. (Ich habe noch gar keine Fotos gemacht. Muss ich noch nachliefern.) Mariella und ich waren sogar im selben Zimmer untergebracht, machten an dem Abend aber nicht mehr viel, weil es schon fast 23 Uhr war, als wir ankamen.

Gestern habe ich eine kleine Stadtbesichtigung gemacht. Newcastle ist wirklich überschaubar. Gleich neben dem Hostel ist der Newcastle Beach.

Von dort kann man weiter zum Leuchtturm laufen, an dem es auch einen Strand gibt und eine lange Buhne, die den Schiffen die Einfahrt in den Hafen erleichtert und auf der man entlanglaufen kann.

Danach folgte mein Highlight des Tages. Ich konnte nämlich die Einfahrt der „Gladiator“ beobachten. Der 250 Meter lange Öltanker kam gerade aus Sydney. Drei Schlepper geleiteten den Riesen in den Hafen. Auf den Fotos kann man sehen, wie die Schlepper das Schiff in die richtige Stellung bringen.

Auf dem Weg ins Zentrum von Newcastle hatte ich es einmal mehr mit allerhand Federvieh zu tun. Diesmal waren es wieder Kakadus. Die kamen mir vor wie das organisierte Verbrechen. Die saßen in ihren Bäumen am Wasser und krakeelten, als wollten sie dir nach dem Leben trachten. Und ab und zu flog die Gang los, drehte eine Runde übers Wasser bevor sie in den Ästen erneut Stellung bezog.

Photobombed by Kakadus - Hier wollte ich gerade einen schönen Schnappschuss vom Leuchtturm machen

Die Innenstadt von Newcastle konnte ich schnell erledigen. Nach einer kleinen Runde fuhr ich mit der Bahn wieder zurück zum Hostel. 

Eigentlich wollte ich den Abend dazu nutzen, um meinen Blogeintrag zu schreiben. Dann traf ich zufällig Antje aus Frankfurt, zu uns gesellte sich Benni aus Sulzbach bei Rhaunen, also quasi Nachbarschaft. Mariella kam irgendwann von ihrem Tagestrip zurück und dann lernten wir noch Iris aus den Niederlanden kennen und jede Menge Franzosen. 

Nach meinen beiden sehr großen und sehr anonymen Hostels in Sydney und Melbourne, wo ich mit niemandem so richtig Kontakt hatte, war das also mal wieder ein sehr geselliger Abend.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Mathias

    Einiges kannte ich von Fotos und Video-Clips kannte ich aus meinem früheren Dasein im Schattenreich, da war eine umfangreiche Unit über Australien mit Schwerpunkt Sydney.
    Melde mich leider erst jetzt wieder, aber ich hatte wochenlang Computerprobleme. Grüße

    1. Anne

      Ich bin froh, dass deine Computerprobleme behoben sind und hoffe, dass du in meinen Beiträgen aber auch neue Infos gefunden hast 🙂

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