You are currently viewing Ein bisschen so wie Robinson Crusoe

Ein bisschen so wie Robinson Crusoe

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kategorie:Ozeanien

Ich bin zurück im Reich der Netzabdeckung und habe zum ersten Mal in Vanuatu sogar wackeliges WLAN. Gerade habe ich mich schon über eure vielen Kommentare gefreut und jetzt ist es höchste Zeit für ein Update. Ich muss ganz schön viele Tage aufholen und hoffe, dass ich mich an die wichtigsten Dinge erinnern kann.

Gegenüber von Luganville liegt die bewohnte Insel Aore. Die wollte ich besichtigen. Meine Recherchen ergaben, dass man sich mit der kostenlosen Fähre eines Inselresorts rüberbringen lassen kann, wenn man in dem Resort Lunch ist. 

Malakai hatte einen anderen Vorschlag für mich. Auf Aore gibt es eine ganz kleine Kaffeemanufaktur. Das Kaffeetrinken ist in Vanuatu noch ein recht neuer Trend, sollte ich später lernen. Und neben Aore gibt es nur einen weiteren Kaffeeanbauer im Land. Die Manufaktur könnte ich besichtigen, die Verantwortlichen kennenlernen und dort auch Lunch essen, erklärte Malakai mir. Abgemacht.

Malakais Cousin Peter brachte mich morgens um 9 Uhr zu einem kleinen Bootsanleger in Luganville. Dort sollte mich Timmy von der Manufaktur höchstpersönlich abholen.

Am Bootsanleger

Peter wartete mit mir bis Timmy angekommen war und dann ging es mit dem Boot Richtung Aore. Die Überfahrt dauerte nur etwa zehn Minuten.

Ankunft auf Aore Island

Wie ihr auf dem Foto sehen könnt, landeten wir an einem einsamen Strand. Von dort ging es über einen Dschungelpfad hoch zum Kaffeehaus, wo Timmys Frau Sue auf uns wartete. Die beiden managen die Plantage, die Besitzer sind eigentlich Neuseeländer, die aber nur selten vorbeischauen.  

Sue und Timmy würden das Geschäft gerne weiter ausbauen und den Menschen auf Aore damit Arbeit geben. Sie bringen den Einheimischen nämlich bei, wie man Kaffee herstellt.

Hier geht's zum Kaffeehaus

Sue führte mich durch die Anlage, erklärte mir alle Schritte des Prozesses und zeigte mir ihre Maschinen. Wir schauten auch bei den Hühnern und in ihrem Gemüsegarten vorbei, den sie gerade anlegt. Total würziger Rucola wächst dort.

Ich hatte es befürchtet, aber natürlich kam ich um eine Tasse Kaffee nicht herum. Die zweite Tasse meines Lebens. Ich bekam auch ein heißes Glas Wasser dazu und konnte mich dunkel erinnern, diese Kombination schon einmal gesehen zu haben, wusste aber nicht, was ich mit dem heißen Wasser anfangen soll. In den Kaffee schütten? Ich habe mich dagegen entschieden.

Aufgrund meiner totalen Laienhaftigkeit in Bezug auf Kaffee kann ich leider auch nicht sagen, wie gut er denn jetzt war. Ich habe aber natürlich ein kleines Päckchen mitgenommen, um die Kollektive zu unterstützen. Aber was mache ich jetzt damit? Als ich meiner Mutter von meiner letzten Weltreise Kaffee aus Laos schickte, war sie eher verärgert als entzückt, weil sie das Päckchen beim Zoll abholen musste. Gell, Mama?

Deshalb mein Angebot: Wenn hier jemand gerne einmal Kaffee aus Vanuatu probieren möchte und dafür auch nicht vorm Zoll zurückschreckt, würde ich versuchen, der- oder demjenigen das Päckchen zu schicken. Also bei Interesse einen Kommentar schreiben.

Weiter im Text: Nach der Kaffeestunde war noch etwas Zeit bis zum Lunch. Zum Glück hatte ich meinen Badeanzug und meinen neuerworbenen Schnorchel dabei und so ging ich wieder zurück zur Anlegestelle und hatte in der nächsten Stunde einen idyllischen Strand, kristallklares Wasser und unzählige Korallen und Fische ganz für mich alleine.

Zurück im Kaffeehaus bekam ich statt eines Lunches ein ausgewachsenes Mittagessen serviert: Rindersteak, Kartoffeln, Avocado, Salat und irgendwas, was ich vor Schreck vergessen habe. 

Vollgestopft und nach einem sehr interessanten und netten ersten halben Tag brachte mich Timmy wieder zurück nach Luganville. Diesmal war auch seine Tochter mit an Bord, die zur Schule musste.

Abschied von Aore

Am Bootsanleger wartete Peter auf mich, den ich bat, mich noch zum Million Dollar Point zu fahren. Hinter diesem Namen steckt ein sehr interessantes Stück Geschichte. 

In aller Kürze: Die Amerikaner nutzten Santo im Zweiten Weltkrieg als Basis im Kampf gegen Japan. Sie hatten dort also allerhand militärisches Zeug hinverfrachtet. Nach Kriegsende kamen sie auf die brillante Idee, alles einfach im Meer vor Luganville zu versenken. Vanuatu war zu der Zeit noch unter britisch-französischer Herrschaft. Die Engländer und Franzosen sollten den Kram nicht in die Finger bekommen.

Das Kriegsgerät soll sogar mehrere Millarden Dollar wert gewesen sein und deshalb ist der Name Million Dollar Point vielleicht gar nicht richtig. 

Auf den ersten Blick unscheinbar - der Million Dollar Point

Die versenkten US-Schätze wollte ich mir mithilfe meines Schnorchels (beste Investition meiner Reise) genauer ansehen. Das Wasser war gerade an dieser Stelle leider etwas trüber als gewohnt und die Teile sind nach achtzig Jahren natürlich auch schon ziemlich in Mitleidenschaft geraten. Ganze Fahrzeuge konnte ich jedenfalls nicht entdecken. Vielleicht war ich auch an der falschen Stelle. Aber der Meeresboden sieht trotzdem aus wie ein riesiger Schrottplatz.

Nach meinem kleinen Ausflug in die Geschichte brachte mich Peter wieder zur Lodge, wo ich mit den anderen auf Malakais Dinnerkreation wartete. Diesmal fiel es mir recht schwer, das Essen runterzubekommen. 

Es gab Hühnchen mit Soße und Reis. Soweit ok. Dazu Kochbanane. Schon etwas schwieriger. Musste ich separat essen und nicht die süße Banane zusammen mit dem Hühnchen. Mein wirklicher Gegner waren aber die Krautrouladen mit Yam-Brei-Füllung. Ich habe dreimal länger fürs Essen gebraucht als alle anderen.

Für ein weiteres typisch vanuatisches Geschmackserlebnis sorgten meine australischen Mitgäste. Die hatten sich nämlich in einer örtlichen Kavabar eine Flasche „Kava to go“ besorgt und reichten sie jetzt großzügig am Tisch rum.

Ok, wahrscheinlich ist wieder eine Erklärung nötig. Kava ist in Vanuatu (aber zum Beispiel auch in Fidschi) ein sehr beliebtes Getränk. Vor allem bei Männern abends am Stammtisch, aber es wird auch von Frauen getrunken. Kava ist eine Pfefferpflanze. Die wird zu einem Pulver verarbeitet und dieses dann mit Wasser verrührt. 

Der Genuss von Kava soll entspannungsfördernd sein und für guten Schlaf sorgen. Nur leider sieht es wie Vielsafttrank aus und schmeckt auch so. (Eine Harry-Potter-Referenz, Opa.) Ich hatte nur einen winzigen Schluck, das reichte mir. Es schmeckt einfach wie sehr bittere, pfeffrige Milch. Und es macht die Zunge taub. 

 

Mmh, lecker...Kava

Eigentlich wollte ich am nächsten Tag noch ein Blue Hole besuchen. Aber Malakai meinte, dass es praktisch wäre, das auf dem Weg zu meinem nächsten Übernachtungsziel zu machen, da man daran dann eh vorbeikomme. 

Also hatte ich unvermittelt einen planlosen Tag. Den nutzte ich zu guten Teilen für den letzten Blogeintrag. Und weil ich zur Mittagszeit immer noch in der Lodge rumlungerte, schickte Rachel ihre Tochter mit einem großen Teller Lunch bei mir vorbei. Es könne ja nicht angehen, dass ich bei ihnen verhungere. (Es gab übrigens ganz klassisch Reis mit Omelette und knackigem Gemüse. Sehr gut.) 

Am Nachmittag wollte ich für ein paar Besorgungen noch einmal in die Stadt runter. Ich laufe also so eine Weile vor mich hin, als ich auf einmal hinter mir ein Motorengeräusch höre. Ich drehe mich um: Minibus. Und dann hättet ihr mich sehen sollen, wie ich unfassbar lässig den Arm hebe, fast beiläufig. Eiskalt. Der Bus hält. Ich ganz lässig: „Marktplatz“. Der Fahrer ganz lässig: „Ja.“ Und ich steig ganz lässig ein und genau so eine viertel Stunde später auch wieder aus. So leicht kann Busfahren sein.

Markt von Luganville

Auf dem Markt traf ich zufällig die beiden Engländer wieder, die mit mir in der Lodge gewohnt und am Morgen ausgecheckt hatten. Ihr seht sie auf dem Foto, es sind die beiden Weißen. Wir quatschten eine Weile und gingen dann unserer Wege.

Mein Weg sollte mich zu einem öffentlichen Strand in Luganville führen. Nur leider hatte ich etwas getrödelt, es war noch ein ganz schöner Fußmarsch und bald würde es dunkel werden. 

Als ich so rumüberlegte, ob sich der Strand noch lohnen würde, hielt auf einmal Peter in seinem Taxi neben mir. Er war auf dem Weg zum Flughafen und bot mir an, mich ein Stück Richtung Lodge mitzunehmen. Und so ließ ich die Strandpläne fallen und nahm das Angebot gerne an.

Zurück in der Lodge lernte ich Rudi aus München kennen. Er war der neue Gast, alle anderen waren abgereist. Rudi ist Ende 50, würde ich schätzen und hat eine Heidenfreude daran, die absurdesten Orte zu bereisen. Papua Neuguinea oder die Antarktis beispielsweise.

Wir hatten dementsprechend genügend Gesprächsstoff für das gemeinsame Abendessen. Überhaupt sind alle Reisenden, die ich bislang in Vanuatu getroffen habe, anscheinend professionelle Weltreisende. Ziemlich cool.

Achso, das Abendessen war diesmal sehr lecker. Wenn ich mich nur erinnern könnte, was es war. Also es gab Yam-Küchlein, die mich an Polentaschnitten erinnerten. Die waren supidupigut. Und dann gab es wieder Rindersteak mit Soße und im Zweifelsfall Bohnen.

Am nächsten Morgen musste ich Malakai, Rachel und ihre tolle Lodge leider verlassen. Was ich noch gar nicht erwähnt hatte: Die Lodge habe ich über AirBnB gebucht mit Hilfe meines Gutscheins, den ich von meinen lieben Kolleg:innen aus Mainz zum Abschied bekommen habe. Vielen Dank noch einmal.

Peter war wieder mein Fahrer für den Tag. Auf Santo gibt es nur eine geteerte Überlandstraße. Und die führt von Luganville im Süden an der Ostküste entlang bis Port Olry im Norden. Im Westen gibt es auch ein paar Dörfer und in der Inselmitte leben Naturvölker. Verrückt, nur ein paar Kilometer entfernt.

Mein Ziel war Lonnoc Beach, das etwas unterhalb von Port Olry liegt. 

Aber zuerst gab es den planmäßigen Halt am Nanda Blue Hole. Ich war an diesem Vormittag der einzige Gast in diesem fantastischen Dschungelpool. Guckt euch diese Farben an. #nofilter.

Da kam natürlich auch wieder mein Schnorchel zum Einsatz. Das war auch sehr beeindruckend. Der Mittelteil des Pools ist recht flach, aber an beiden Seiten sackt der Boden auf einmal ganz steil ab. 18 Meter ist das linke Loch tief. Auf den Grund sehen konnte ich trotzdem noch.

Nach diesem erfrischenden Zwischenstopp ging es weiter nach Lonnoc Beach. Das letzte Stück der Strecke war wieder seeehr ruckelig. Meine neue Gastgeberin Sylvie nahm uns etwas hektisch in Empfang. Das war meine Schuld. 

Ich hatte ursprünglich geplant, mit dem Überlandbus nach Lonnoc Beach zu fahren und wäre dann erst am Abend dagewesen. Nun war es gerade einmal Mittag, aber da Sylvie mir geschrieben hatte, ich könne kommen, wann ich wolle, hatte ich ihr dummerweise nichts mehr von meiner Planänderung erzählt.

Nun ja, ich wollte mich eigentlich gleich in meinen Bungalow verziehen, der schon fertig war, um Sylvie keinen Stress zu machen. Aber Peter hatte da andere Vorstellungen. Er wollte Lunch haben. Und natürlich sollte ich dann auch Lunch haben. Also schmiss Sylvie den Herd an. Immer mit ihrer circa einjährigen Tochter auf dem Arm. Kinderwagen gibt es nicht.

Für mich gab es wieder Reis mit Omelette und Gemüse und für Peter ein Steak. Im Anschluss wollte er noch ein wenig Siesta machen, während ich meinen Bungalow bezog. 

Ich war entzückt. Meine neue Herberge war nur zehn Meter vom Wasser entfernt. Die Einrichtung war schlicht, aber sehr sauber. Ich hatte sogar ein eigenes Bad mit fließendem Wasser. Elektrizität gab es zwar keine, aber ein kleines Solarlicht sorgte dafür, dass ich nachts nicht über meinen Rucksack stolperte.

Ich war mal wieder der einzige Gast, was ich sehr schade fand. Nicht, dass ich die Ruhe nicht genossen hätte. Aber Sylvie und ihr Mann Oka sind so herzensliebe, hart arbeitende Menschen. Ich wünsche ihnen einfach ein florierendes Geschäft. Liebe Leute, wenn ihr irgendwann mal nach Vanuatu fahrt, besucht die beiden in Nohe Ocean View Bungalows.

Nachdem ich mich in meiner Hütte eingerichtet hatte, weihte ich natürlich den Strand ein. Den teilte ich mir die meiste Zeit nur mit fischenden Einheimischen. Auch hier gab es viele Korallen, viele Fische und glasklares Wasser, wen wundert’s noch.

Als ich dann am späten Nachmittag vor meiner Hütte saß, hörte ich auf einmal lautes Stampfen. Ich blickte auf und einer Kuh in die Augen, die da stand und die Blumen auf der Anlage als Abendessenangebot wahrnahm. 

Aber das war nur die Vorhut. Es folgten 20 bis 30 weitere Kühe. Jeden Abend zog die Mannschaft ein und schlenderte am Strand entlang. Die Nachzügler galoppierten auch gerne mal, um die Herde einzuholen. 

Der nächste Morgen begann regnerisch, am Vormittag übernahm aber die Sonne das Ruder, sodass ich mich auf den Weg zum Champagne Beach machen konnte. Das ist der Nachbarstrand von Lonnoc Beach und ist in Listen mit den schönsten Stränden der Welt zu finden. 

Dementsprechend wird ein saftiger Eintritt verlangt: etwa 15 Euro. Überhaupt kosten viele Strände in Vanuatu Eintritt, weil sie im Besitz von ansässigen Familien sind. Als Anwohnerin von Lonnoc Beach hatte ich aber Glück. Dann muss man nämlich nur rund vier Euro zahlen, so von Nachbar zu Nachbar.

Der Weg zum Champagne Beach führte mich über eine Straubstraße an ein paar Farmen vorbei, von wo die Kühe abends immer ausbüxen.

Am Champagne Beach angekommen, musste ich erst einmal jemanden finden, der mein Geld haben wollte. Es war mal wieder ziemlich tote Hose. Und das, obwohl der Strand und die Bucht, in der er liegt, wirklich sehr malerisch sind. Soll ich mich wiederholen? Ich tue es mal. Auch hier: Korallen, Fische, glasklares Wasser.

An dem Strand ließ es sich aushalten, also blieb ich bis zum Nachmittag. Zurück an meinem eigenen Hausstrand lernte ich Oka kennen, Sylvies Mann. 

Der pendelt jeden Tag nach Luganville und arbeitet dort fürs Ministerium. Er ist Mechaniker und bringt Sylvie bei, wie sie Autos repariert und Elektrikerarbeiten verrichtet. Das finde ich super. Oka meint, wenn er sterben sollte, müsste es jemanden geben, der dieses Wissen seinen Kindern weitergeben kann.

Die beiden wohnen mit ihren drei Kindern in der Nähe der Unterkunft. Sylvie kam aber mehrmals täglich vorbei und Oka auch, wenn er nicht arbeiten musste. Um mich mit Essen zu versorgen und zu quatschen, Reparaturen an der Anlage vorzunehmen, am Wochenende auch einfach mal, um am Strand zu entspannen. Oder um mir mein Kajak an den Strand zu tragen, das ich kostenlos nutzen konnte, wenn ich wollte. Und natürlich wollte ich.

Bereit für die Entdeckungstour

Das war fast, wie einen Mietwagen zu besitzen. Mit dem Kajak fuhr ich unsere Bucht ab, ließ mich auch einfach mal treiben, um die Unterwasserwelt zu bestaunen und schaute schließlich auch nochmal nebenan beim Champagne Beach vorbei. 

Die Abende verliefen immer recht ähnlich. Sylvie oder Pong (ich bin mir nicht sicher, in welchem Verwandtschaftsverhältnis er zu Sylvie und Oka steht) machten Abendessen für mich. Und dann ging ich auch schon ziemlich bald schlafen. Dadurch, dass es abends stockdunkel wird, ich nur das kleine Solarlicht und kaum Handyempfang hatte, gab es nicht allzu viel zu tun. 

Morgens musste ich eh früh raus, weil es Pong, der fürs Frühstück zuständig war, immer am liebsten war, wenn er mir das um 6:30 Uhr morgens auftischen konnte. Hier richtet man sich einfach deutlich mehr nach den Sonnenstunden.

Nächster Tag, neues Projekt: Port Olry. Das liegt etwas oberhalb von Lonnoc Beach und ist das letzte Dorf, bevor die Teerstraße endet. Ihr erinnert euch. Nach dem Frühstück erschien Okas Kumpel Charly, der mich hinfuhr. 

Ich hatte natürlich keine Ahnung, wo genau ich rausgelassen werden wollte, eben irgendwo am Strand. Charly hielt es für eine gute Idee, mich am Restaurant „Chez Louis“ abzusetzen. Dort solle ich doch einfach mal bei den Besitzern vorstellig werden und mich für den Tag einquartieren. Am Nachmittag wollte er mich dort wieder abholen.

Das Restaurant liegt unmittelbar am Strand. Ich wusste deshalb nicht, ob ich für die Strandnutzung vor dem Restaurant nun wieder etwas zahlen müsste. Die ersten Erkundungsversuche bei der einzigen Mitarbeiterin, die ich finden konnte, verliefen holprig. Wie der Name eigentlich schon verraten sollte, wird bei „Chez Louis“ eher Französisch als Englisch gesprochen. 

Aber alles sortierte sich recht schnell: Die Strandnutzung war kostenlos, also bestellte ich mir eine Cola und ließ mich nieder. Meiner Meinung nach ist der kostenlose Strand von Port Olry ja schöner als der teure Champagne Beach.

Die Restaurantfamilie nahm mich natürlich unter ihre Fittiche. Der Familienvater gab mir Tipps, wo es die besten Korallenriffe gibt und zu welcher einsamen Insel man schwimmen kann. Und als ich mich erkundigte, wo es denn ein Geschäft gebe, wurde die Tochter losgeschickt, um meine Besorgungen zu erledigen. 

Aber halt, nochmal zurückspulen: Es ist möglich, vom Strand zu einer einsamen Insel zu schwimmen? Da bin ich dabei! Die Distanz sah vom Ufer ziemlich weit aus. Aber ich könnte ja im Notfall umkehren, dachte ich mir.

Ich kann es vorwegnehmen: Ich habe es geschafft, kann euch aber nicht sagen, wie lange ich gebraucht habe. Ich schätze so zwischen 25 und 30 Minuten. Zwischendurch war mir schon ein wenig mulmig. So weit war ich noch nie von einem rettenden Ufer oder einem Boot entfernt. 

Aber es half, dass ich die ganze Zeit die Taucherbrille anhatte und den Boden durchgehend sehen konnte. Ich brauchte also wenigstens keine Angst haben, dass unter mir ein Monster lauert.

Leider hatte ich meine GoPro an dem Tag nicht mit und mein Handy wollte ich natürlich auch nicht mit ins Wasser nehmen. Ihr müsst mir also bitte glauben, dass die kleine Insel unfassbar schön war, also das, was ich gesehen habe. Ich bin ein bisschen am Strand entlanggelaufen und fühlte mich so abenteuerlich, dass ich tatsächlich komplett allein auf meiner eigenen, einsamen Insel war. Dieses Foto habe ich auf Twitter gefunden.

Ich habe im Sand noch mein Autogramm hinterlassen und dann ging es zurück. Die Strömung war mit mir. Mir kam es jedenfalls so vor, als sei ich auf dem Rückweg deutlich schneller gewesen.

Zum Lunch gönnte ich mir Fisch. Meine Regel ist ja, geangelter Fisch ist in Ordnung. Zum Fisch gab es Reis und etwas, das ich als Bananen-Chili-Kokosnuss-Chutney beschreiben würde. Sehr lecker.

Und dann hatte ich noch etwas Zeit zum Lesen, bevor Charly mich wieder aufsammelte und zurück zu meinem Bungalow brachte.

Lasst uns noch schnell meinen letzten Tag in Lonnoc Beach abhandeln. Dann machen wir wieder einen Cut. Der Tag begann mit einer Überraschung. Als ich verschlafen aus meinem Bungalow kroch und auf die Bucht guckte, war irgendetwas anders als sonst.

Ein Kreuzfahrtschiff hatte sich da in unserer idyllischen Bucht eingenistet. Das musste sofort recherchiert werden. Es handelte sich um die Silver Explorer, ein Luxus-Expeditionsschiff mit Platz für nur rund 150 Gäste und gepfefferten Übernachtungspreisen. Auf ihrem Weg von Fidschi nach Australien schaute sie nun bei uns vorbei. 

Den ganzen Tag tenderten die Boote vom Schiff rüber nach Champagne Beach. Für Lonnoc Beach interessierten sie sich nicht. Auf der einen Seite blieb es also bei uns ruhig, auf der anderen Seite verdienten Sylvie und Oka aber auch nichts an den Gästen. 

Meine Mission war klar: Ich musste mir das Treiben nebenan genauer anschauen. Also schnappte ich mir wieder das Kajak und paddelte rüber zum Champagne Beach. Richtig viel Betrieb war am Strand aber auch nicht. Dafür fuhren ganz viele Busse vor, die die Leute wohl zu Tagesausflügen brachten.

Für die Passagiere wurden die Sonnenschirme rausgeholt

Wo ich schonmal da war, paddelte ich noch ein wenig weiter zu den nächsten Buchten. Unterwegs sah ich mich einmal gezwungen, ein komplexes Anlegemanöver bei Wellengang und an Steinen vorbei an einem einsamen Ministrand zu absolvieren, weil die Blase drückte. Aber inzwischen ist man ja Profi. Das Foto vom Strand ist das heutige Titelbild.

Und dann zog das große Schiff irgendwann wieder ab, Oka, Sylvie und ihre Kinder und Freunde genossen einen entspannten Sonntagnachmittag am Strand genau wie ich. Ich schnorchelte noch ein letztes Mal die Bucht ab und damit waren fünf perfekte Tage in Lonnoc Beach zu Ende.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Ines Koark

    An Rebekka,
    ich gönne dir den Kaffee sehr gern. Genieße ihn.😋

    1. Anne

      Wusste ich doch, dass du da nicht böse bist 😀

  2. Rebekka

    Was für Strandbilder, wie gemalt! Sehr schön zu lesen, wie du die Orte und Gegenden entdeckst. Hab weiterhin eine richtig gute Zeit. Und wenn du keinen Abnehmer für deinen Kaffee findest, sag Bescheid! 😉

    1. Anne

      Rebekka, du hast den Zuschlag 😀 Ich werde mich zwecks des weiteren Vorgehens bei dir melden 😀

Schreibe einen Kommentar