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Eine Autobahn aus Sand

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An meinem letzten vollen Tag auf Waiheke Island hatte ich eine ganz schöne Herausforderung vor mir: Mir fehlten ja noch 90 der 100 Kilometer des Te Ara Hura Rundwegs. Nein ok, ich hatte mir natürlich nicht wirklich vorgenommen, an einem Tag 90 Kilometer zu wandern. Aber ein bisschen wollte ich schon noch sehen. 

Diesmal fuhr ich mit dem Bus zuerst zurück zum Fährhafen, weil ich dort meine Wanderung starten wollte. Ein kleiner Pfad ging vom Hafen weg und führte mich schnell zu tollen Aussichten über Hafen und Wasser.

Diesmal hielt sich das Auf und Ab etwas in Grenzen und der Weg verlief meist am oder über dem Wasser. Als ich mich immer mehr in die südwestliche Region der Insel vorarbeitete, sah ich auf einmal hinter einer Kuppe einen mir sehr vertrauten Anblick.

Und? Habt ihrs erkannt? Na gut, ich zoome mal für euch ran…

Richtig, da war doch tatsächlich die Skyline von Auckland zu sehen, wie immer bestens am Skytower zu erkennen. Waiheke Island ist doch viel näher an Auckland dran, als ich dachte. Um genau zu sein rund 21 Kilometer.

Leider musste ich kurz darauf den Wanderweg verlassen, weil auch hier Flut und Regen ihren Teil getan hatten. Also ging es erstmal eine ganze Weile an der Straße weiter, bis ich weiter nordöstlich wieder auf den Te Ara Hura einbiegen konnte. 

Auf dem Rundweg kommt man immer wieder an Kästen mit Bürsten und Desinfektionsmittel vorbei. Damit soll man die Wanderschuhe sauberhalten. In Neuseeland gibt es nämlich einen Pilz, der die Kauribäume angreift. Mit der Maßnahme soll die Weiterverbreitung des Pilzes verhindert werden.

Mein Weg führte mich auch immer wieder an solchen Schildern vorbei: „Achtung, hier leben Pinguine“. Leider habe ich keine lebenden Exemplare gesehen. 

Nicht gelb sondern schwarz war der Sand am Blackpool Beach. Und sehr streng hat es da gerochen. Faulig. Also da hätte ich mir mein Haus nicht hingebaut. Die Anwohner stören sich aber wahrscheinlich nicht daran. Schön war die Aussicht nämlich dennoch.

Nach dem Blackwood Beach verabschiedete ich mich langsam vom Te Ara Hura Wanderweg, weil ich noch beim Inselsupermarkt vorbeischauen wollte, um meine Vorräte aufzustocken. Aber auch das Inselinnere konnte sich wieder sehen lassen.

Blauer Himmel und Wingerte auf Waiheke Island

Was ich am Abend gemacht habe, weiß ich gar nicht mehr, also lasst uns gleich am nächsten Morgen weitermachen. Den habe ich nämlich noch sehr gut in Erinnerung.

Um 9:55 Uhr wollte ich mit dem Bus zurück zum Fährhafen fahren, von dort um 11 Uhr weiter nach Auckland und um 13:15 Uhr von Auckland nach Paihia. Um 9:50 Uhr stand ich also vollbepackt an der Haltestelle und wartete auf den Bus. Der kam auch wenige Minuten später. Allerdings teilte der Busfahrer uns Wartenden mit, dass er nicht für uns zuständig sei, machte sein „Außer-Betrieb-Schild“ an und dampfte wieder ab. 

Danach kam kein Bus mehr. Über eine Stunde lang. Ich vertrieb mir die Wartezeit damit, meine Weiterfahrt nach Paihia zu stornieren und sie auf 17:30 Uhr zu verschieben. Irgendwann gegen 11 Uhr kam dann doch noch ein Bus. Statt aber gleich auf die 12 Uhr Fähre zu hasten, blieb ich noch zwei Stunden am Hafen sitzen. Jetzt hatte ich ja auf einmal viel Zeit totzuschlagen. 

Um 14 Uhr dann Fährüberfahrt, nochmal zwei Stunden am Hafen in Auckland sitzen, mit dem Gepäckberg zum Busbahnhof hecheln, vier Stunden Busfahrt nach Paihia. Und voilá. Gegen 21:45 Uhr hatte dann meine Tagesreise ein Ende. Ich habe das alles jetzt mal ein wenig abgekürzt.

Ich komme ja gar nicht gerne an neuen Orten im Dunkeln an. Dann sieht man so schlecht, wo man da gelandet ist und bei Tage wirkt auch alles gleich vertrauter. Diesmal begrüßte mich aber Livemusik einer privaten Feier gegenüber des Hostels, das war sehr nett. Alle Gassenhauer wurden gespielt. 

Mein erster Eindruck von Paihia. In der oberen Etage ist mein Hostel.

Per Mail hatte ich komplizierte Anweisungen vom Hostel bekommen, mit diversen Türcodes und Anleitungen, wo ich meinen Schlüssel finde. Hat aber alles irgendwie geklappt. Das Zimmer ist diesmal wahnsinnig eng. Das Bett dafür aber recht bequem. Und der Aufenthaltsraum ist super. Eine ganz große Fensterfront mit einem 1a-Ausblick und einer super Sitzbank entlang des Fensters.

Im Aufenthaltsraum des Hostels

Am nächsten Morgen konnte ich mir dann auch mal Paihia bei Tag anschauen. Es ist ein kleines touristisch geprägtes Städtchen im Norden von Auckland in der sogenannten Bay of Islands. 

Im Hostel in Waiheke Island hatte mir ein reisendes Ehepaar empfohlen, auf jeden Fall Russell zu besuchen, wenn ich in Paihia bin. Russell erreicht man von Paihia aus mit der Fähre, das dauert nur rund 20 Minuten. Das habe ich also an meinem ersten vollen Tag dort gleich mal gemacht. Ich hatte eine nette Fährbekanntschaft, Susanne aus dem Ruhrpott, die auch das Foto von mir gemacht hat.

Auf der Fähre nach Russell

Russell liegt in einer anderen Bucht der Bay of Islands, ist aber keine Insel. Es ist auch klein und niedlich. 

Trotzdem hätte ich mich bei dem Pärchen mal erkundigen sollen, was genau ich denn in Russell hätte tun sollen. Denn nach drei Minuten hatte ich das Gefühl, alles gesehen zu haben. Ich entschied mich dann, den Wanderweg zu begehen, der auf meiner Broschüre von Russell eingezeichnet war und nach Okiato, einem weiteren Ort an der Bay of Islands, führt. 

Zuerst musste ich wieder eine Weile an der Straße entlanglaufen, dann zwackte der Wanderweg ins Gebüsch ab. Ich muss sagen, der war schon etwas abenteuerlich, weil der Weg teilweise richtig zugewuchert war, umgestürzte Bäume im Weg lagen oder Brücken eingebrochen waren. Einen Ausblick hatte man auch nicht. Dafür hatte ich meine Ruhe. Hier mal ein paar Eindrücke von Stellen, die ich ganz nett fand.

Am nächsten Morgen traf ich um 6 Uhr morgens Ilka aus Hamburg im Waschraum wieder, mit der ich ja schon auf Waiheke Island im selben Hostel war. Ich wusste, dass sie auch nach Paihia kommen wollte, hatte sie aber am Vortag wohl immer verpasst.

Wie sich herausstellte, hatten wir wieder mal den gleichen Gedanken gehabt und beide die Tour zum Cape Reinga gebucht, die um kurz nach 7 Uhr ab Paihia startete. Cape Reinga ist der nördlichste Punkt von Neuseeland (oder nordwestlichster Punkt, wenn man es genau nehmen will), wir hatten also noch ein paar Stunden Fahrt vor uns.

Das erste Highlight des Tages war der 90 Mile Beach. Das ist ein Strand, der zwar nicht 90 Meilen, aber immerhin fast 90 Kilometer lang ist. Das eigentlich besondere an dem Strand ist aber, dass er auch ein öffentlicher Highway ist. Mit dem Bus sind wir also tatsächlich diesen Strand entlanggefahren, und zwar mit ordentlichem Tempo, es ist ja schließlich ein Highway.

Im Bus auf dem 90 Mile Beach

Allzuviel ist auf dieser Autobahn aber auch nicht los. Das Fahren wird nur Fahrzeugen mit Allradantrieb empfohlen und die meisten Mietwagenfirmen verbieten auch die Nutzung des Strandes. Wir konnten also ganz gelassen auf der „Straße“ aussteigen und Fotos machen.

Als nächstes war dann das Cape Reinga dran. Hier trifft der Pazifische Ozean auf die Tasmanische See. Ein Leuchtturm markiert die Stelle. Für die Maori handelt es sich aber auch um einen heiligen Ort, denn es wird gesagt, dass sie hier nach dem Tod auf dem Weg zu ihrem mythologischen Heimatort Hawaiki das Festland von Neuseeland verlassen.

Das letzte große Highlight des Tages waren die Te Paki Sanddünen, die teilweise mehr als 150 Meter hoch sind. Um dorthin zu gelangen, mussten wir mit dem großen Bus allerdings erstmal ein enges, sandiges Flussbett mit Fluss drin entlangfahren. Das hat unsere Fahrerin grandios gemeistert.

Dann haben wir alle ein Brett in die Hand gedrückt bekommen und durften die Dünen hinaufklettern. Zum Glück war es nicht so anstrengend, wie die Sanddünen in der Wüste Gobi damals, von denen ich immer noch ein Trauma habe. Ich habe den Aufstieg sogar zweimal geschafft. Achso, mit dem Brett konnten wir natürlich im Anschluss den Berg herabsausen. Da nahm man ganz schön Fahrt auf. 

Ich habe meine neue GoPro eingeweiht und bin vom Resultat sehr begeistert. Leider hat mein Schnittprogramm irgendwann arg geruckelt, sodass ich das Video nicht ganz ordentlich schneiden konnte.

Nach diesem lustigen Abschluss der Tour ging es zurück nach Paihia, wo ich am Abend noch mit meiner Schwester Marie und meiner Nichte Paula telefonieren konnte. Und ich glaube, das ist doch auch einer guter Abschluss des Blogeintrags. Warum ich den heutigen Vormittag damit verbrachte, meine Pläne für die komplette nächste Woche ordentlich umzuschmeißen, erzähle ich euch dann beim nächsten Mal.

Dieser Beitrag hat 10 Kommentare

  1. Opa Hans

    Hallo „Blaumacherin“ habe auch gerade ein paar Tage blaugemacht, jetzt aber meinen informellen Rückstand wieder aufgearbeitet. Dein neuester Reisebericht und die Fotos einfach Klasse. Sorgen habe ich mir aber über den stürmischen Empfang durch Wirbelsturm „Gabrielle“ gemacht, oder liegt Dein neuer Aufenthaltsort außerhalb des Geschehens. Lustig fand ich ja das Video von der Sommerrodelbahn von der Sanddüne. Währe doch auch für uns eine Variante, wenn es mit der Klimaveränderung nicht klappt.
    Und bei beängstigen Zunahme der Leute mit dem dicken Brett vor dem Kopf währe auch genügend Material für die Rutschpartie vorhanden. Also Anne, ich wünsche Dir weitere angenehme Abenteuer und freue mich virtuell dabei sein zu können …. und pass weiter schön auf Dich auf.

    1. Anne

      Hallo Opa, blaumachen kannst du dir ruhig mal gönnen. Ich hoffe, es ist alles sonst ok bei dir. Gabrielle war bei uns nicht so schlimm. Ich habe gerade auch schon einen neuen Blogeintrag zu Gabrielle online gestellt 🙂

  2. Rebekka

    Das Video – der Hammer!!! Mehr davon! Ach cool – das sieht einfach sehr schön aus bei dir!! Genieß es und ich hoffe, dass das Wetter sich in Neuseeland schnell wieder einkriegt!

    1. Anne

      Wenn ich hier jemals wieder wegkomme, mache ich gerne wieder ein Video 🙂

  3. Die Kuhsine

    Das Video schreit eigentlich nach nem TikTok-Kanal.

    Ich freue mich übrigens, dass die grüne Jacke wieder dabei ist.

    1. Anne

      Meine grüne Jacke will kein Tiktok-Star werden.

  4. Mama

    Der Wind hat ja da oben ordentlich geblasen. 😯 Und in dem Flussbett war eindeutig mehr Verkehr als auf dem Strandhighway. Aber beides cool … andere Länder, andere Straßen.

    1. Anne

      Beide Straßen waren auf jeden Fall sehr spannend. Beim Flussbett hatte ich kurz mal Angst, dass wir beim Einstieg umkippen.

  5. Marie

    Huiiii dieser Sandhügel hätte mir auch gefallen! Ich bin sehr gespannt wie es bei dir die nächsten Tage weiterging.

    1. Anne

      Ich bin auch gespannt, wie es bei mir weitergeht 😀

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