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Eisiges Grande Finale bei den Kiwis

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  • Beitrags-Kategorie:Ozeanien

Ich habe das gerade mal überschlagen: Im heutigen Bericht erwarten euch rund 90 Fotos. Damit habe ich wahrscheinlich einen neuen Rekord gebrochen und es zeigt, dass die Landschaft in Neuseeland einfach nicht aufhören will, fantastisch zu sein.

Allerdings war ich auf dem Weg von Wanaka nach Te Anau anfangs enttäuscht. Ich hatte den Abschnitt zwischen Wanaka und Queenstown als einen der zwei schönsten meines Campervanabenteuers 2017 in Erinnerung. (Neben der Straße nach Milford Sound – sowas fragen sich die Leser ja dann immer.)

Da fährt man nämlich auf der Crown Range Road, die sich kilometerweit durch enge Bergtäler schlängelt, das Tussockgras streift man fast mit dem Seitenspiegel. Immer höher hinauf geht es, bis auf 1.100 Meter. Und über allem thront das Cardrona Hotel, ein Gebäude aus der Goldrauschzeit.

Nun, ich sagte ja, ich war enttäuscht, denn ich fuhr so meiner Wege und wartete darauf, dass der Pass endlich beginnt, als ich auf einmal rechts schon das Cardrona Hotel sah. Wo war denn die Straße abgeblieben, die ich so schön in Erinnerung hatte?

Am Cardrona Hotel war richtig viel Trubel, da hätte ich ewig warten können, um ein gutes Foto zu bekommen. Deshalb hier eines aus meinem Archiv.

Cardrona Hotel 2017

Aber Neuseeland ließ mich und meine liebgewonnenen Erinnerungen nicht hängen. Der wunderschöne Abschnitt begann nach dem Hotel, das hatte ich schlicht vergessen. Statt großer Worte auch hier ein paar Eindrücke.

Einen großen Parkplatz gibt es entlang des Passes, auf dem auch die Fotos entstanden sind. Ansonsten lässt es sich dort nicht gut halten. Als ich auf dem Parkplatz ankam, vernahm ich melancholische Klaviermusik. 

Da saß doch tatsächlich ein Mann am Aussichtspunkt der Crown Range Road an einem Klavier und versuchte, mit dem kostenlosen Konzert seine Alben zu verkaufen. Wie ich beobachtete, hatte er durchaus Erfolg. Es passte eben auch gut zusammen – die enorme Wucht der Landschaft und die sentimentalen Klänge.

Queenstown am Ende des Passes ließ ich diesmal links liegen. Die Stadt hat den Ruf einer Partymetropole, wenn es sowas in Neuseeland überhaupt gibt. Außerdem kann man hier allerlei adrenalinsteigernden Aktivitäten nachgehen (Bungeejumping, Fallschirmspringen, Rafting,…) Gegen Queenstown habe ich mich aber entschieden, weil die Parkplätze unbezahlbar sind. Also ohne Anhalten gleich weiter nach Te Anau. 

Weitere Vorkommnisse auf der Reise sind mir nicht in Erinnerung, deshalb trödeln wir nicht lange und kommen gleich zu meiner Ankunft in Te Anau. Das Hostel lag direkt am See, denn natürlich hat jeder Ort, der in Neuseelands Süden etwas auf sich hält, entweder einen See oder ein Meer vor der Haustür. Am Lake Te Anau lief ich noch ein wenig umher, wo das Wetter schon einmal gnädig war.

In Neuseeland gibt es die sogenannten Great Walks. Das sind zehn mehrtägige Wanderwege, die aufgrund der tollen Landschaft durch die sie führen und der gut ausgebauten Wege eben „great“ sind. 

In Te Anau startet einer dieser beliebten Wanderwege – der Kepler Track. Nun hatte ich weder Zeit noch Equipment, um die 60 Kilometer komplett zu wandern, aber man kann auch nur ein Teilstück gehen.

Wenn man das tun will, hat man in Te Anau die Wahl: Entweder man lässt sich mit dem Wassertaxi auf die andere Seeseite bringen und klettert dann hinauf zur Luxmore Hut, einer Berghütte, oder man startet am Rainbow Reach und läuft bequem kilometerweit durch einen Wald.

Geld für Taxi und Wanderstöcke wollte ich nicht ausgeben. Rainbow Reach konnte ich hingegen mit dem Auto bequem erreichen, also entschied ich mich für die einfache Variante.

Ab dem Parkplatz folgte ich zuerst eine Weile dem Fluss Waiau (nicht zu verwechseln mit dem Waiau Uwha, auf dem ich in Canterbury gejetboatet bin), bis ich zum Manapouri See kam.

Wo der Waiau in den Manapouri Lake fließt, findet sich auch eine der Hütten, in denen die Wanderer übernachten können, die den kompletten Track laufen. Diese Wanderer waren mein einziges Bekümmernis auf dem Weg. Ich lief entgegen die Richtung, die die meisten laufen und diese Wanderer kamen mir ab einem gewissen Zeitpunkt in Scharen entgegen. Ich glaube, so eine mehrtägige Wanderung wäre nix für mich, wenn man da immer so zwangsläufig in einem großen Tross von Hütte zu Hütte zieht.

Pause an der Moturau Hütte

Von den anderen Menschen abgesehen war die Wanderung aber sehr schön. Der Wald wirkte richtig verwunschen, weil alles mit Moos überwuchert war und Fliegenpilze mit ihrer saftigen Farbe lockten.

Nach 26 gewanderten Kilometern auf dem Kepler Track kam ich am Abend etwas abgemattet wieder zu meinem Auto, hatte aber noch eine letzte Aufgabe. Das Internet sagt nämlich, dass der Waiau in Herr der Ringe auch als Drehort für den Anduin genutzt wurde, so wie viele Flüsse in Neuseeland. Mein Autonavi zeigte mir auch, wo einer dieser Drehorte am Waiau wohl gewesen sein mag. 

Also sammelte ich meine Kräfte und machte mich auf den kurzen Weg bis zum markierten Ort. Als ich die Stelle sah, war mir sofort klar, was hier gefilmt worden sein musste. 

Das konnte doch nur die Stelle sein, an der Frodo und Sam am Ende der Gefährten alleine in Richtung Mordor aufbrachen. Diese Szene wurde nämlich in der Region Te Anau gedreht, wusste ich. Meine Aufregung war leider kurzlebig. Denn wie ich nachlas, hatten die rund 70 Kilometer entfernten Mavora Lakes die Ehre, Drehort dieser Schlüsselszene zu sein. Hmpf. Glaub ich immer noch nicht.

Ich spielte mit dem Gedanken, den besagten Seen am nächsten Morgen einen Besuch abzustatten, entschied mich aber letztendlich aus Zeitgründen dagegen. Ich hatte eine ordentliche Tagesetappe vor mir und die Anfahrt zu den Mavora Lakes hätte 40 Kilometer Schotterpiste beinhaltet und natürlich auch 40 Kilometer Schotterpiste zurück. Zwei Stunden Fahrtzeit alleine für den Weg. 

Stattdessen machte ich mich direkt auf in Richtung Omarama – mit den obligatorischen Zwischenstops. Zuerst besuchte ich „Roaring Meg“. Es gibt zwei konkurrierende Legenden über den Namensursprung für den rauschenden Fluss (auf Deutsch sowas wie „Tosende Meg“). 

Die eine besagt, er geht zurück auf eine sehr laute Bardame eines nahen Hotels. Laut einer anderen wurde er nach einer Dame benannt, die nach dem Besuch eines Saloons von einem Goldgräber durch den Fluss getragen wurde und dabei Radau und Rabatz veranstaltet haben soll.

Könnt ihr euch noch an den Lindis Pass erinnern und an mein Versprechen, den noch mal ordentlich zu fotografieren? Diesmal habe ich den Abzweig zum Aussichtspunkt nicht verpasst. Im Prinzip ähneln sich Lindis Pass und Crown Range Road landschaftlich. Ich mag den Lindis Pass aber inzwischen noch lieber. Ich habe das Gefühl, dass die Berge höher und die Schluchten dramatischer sind.

Meine Unterkunft war diesmal in den Bergen von Canterbury, nicht weit vom Lindis Pass entfernt und mal wieder ziemlich im Nirgendwo. Es handelte sich um eine Schaffarm. Die Hütten mit den Unterkünften sah ich schon von der Straße aus. Um das „Büro“ zu erreichen, musste ich aber noch eine Weile auf einer Schotterstraße rumirren. 

Als ich am Farmhaus ankam, wurden mein Auto und ich von drei Hunden begrüßt, was mich zu der Überlegung führte, ob ich vom Auto aus bei der Unterkunft anrufen sollte, ob es sicher sei, aus dem Auto auszusteigen. Na gut, wäre vielleicht arg affig gewesen, also riss ich mich zusammen. Die Hunde waren dann zum Glück uninteressiert.

Mit dem Schlüssel in der Hand fuhr ich wieder zurück zu den Hütten, in denen Küche, Bäder, Privatzimmer untergebracht waren und das Schlafsälchen mit vier Betten, das ich in dieser Nacht für mich alleine hatte.

Unterkunft auf der Schaffarm in Dunstan Downs

Meine Wanderapp zeigte mir ein paar Routen an, die in einer Straße nicht weit von meiner Unterkunft starten sollten. Ich brauchte ein paar Anläufe, um die richtige Abzweigung mit dem Auto zu finden. Das half mir aber auch nicht viel, denn Wanderwege waren da keine. Die Aussicht von der Straße war aber auch sehr schön. Hätte ich häufiger machen sollen: Einfach mal so in Hinterlandstraßen hineinfahren und gucken.

Auch eine Wanderung am Ahuriri River, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Farm vorbeifloss, stellte sich als unmachbar heraus, da die zwei Zugänge die ich fand, beide versperrt waren. Deshalb nur Fotos vom Straßenrand.

Und danach ließ ich das mit dem Wandern einfach bleiben und machte mir einen richtig faulen Abend mit einem Hörbuch unter dicken Decken in meinem unverhofften Einzelzimmer. Ich fühlte mich fast schon winterlich, die Temperaturen näherten sich in der Nacht gefährlich dem Gefrierpunkt.

Am Montag stand nur eine kurze Fahrt an, deswegen hatte ich Zeit für längere Zwischenstops. Zuerst folgte ich spontan einem Wegweiser zum See Ohau, von dem ich nichts außer dem Namen schonmal gehört hatte. Eine durchgängig geteerte Straße verriet mir aber, dass mich dort mehr als eine Hütte erwarten würde.

Tatsächlich gibt es dort ein für neuseeländische Verhältnisse fast schon stattliches Dorf, was aufgrund der rauen Schönheit des Sees und der umliegenden Berge nicht verwundert.

Den zweiten See, den ich an diesem Tag besuchte, kennt ihr schon von meinem Trip von Lake Tekapo nach Wanaka. Da bin ich nämlich schonmal an ihm vorbeigefahren, dem Lake Pukaki. Sein unfassbar blaues Wasser deutet auf die Entstehung des Sees hin. Dort wo der See jetzt ist, war früher mal ein Gletscher. Der schob Steinmassen vor sich her und mahlte diese zu Staub. Dieses Staubmehl ist jetzt im Wasser des Sees und macht es so blau. 

Die Wanderung, die mir diese tollen Aussichten auf den See bescherte, führte um ein Kesselloch, das auch durch den Gletscher entstand. Ich weiß dafür aber nicht die korrekte geologische Bezeichnung.

Die Straße zum höchsten Berg von Neuseeland – dem Aoraki/Mount Cook – führt lange am Lake Pukaki entlang und wenn der Gipfel des 3.000ers zum ersten Mal hinter dem See durch die Wolken bricht, kommt selbst der letzte Fotoverweigerer von seinen Wegen ab. Hier eine Annäherung an den Mount Cook in mehreren Schritten.

Der Nachteil des Ganzen ist, dass das Mount Cook Village am Fuße des Berges der wahrscheinlich touristischste Ort der ganzen Südinsel ist. (Eventuell teilt es sich den ersten Platz mit Queenstown.) 

Mein Hostel lag zum Glück etwas abseits und war urgemütlich. Und wenn man so einen Blick aus dem Fenster des Schlafsaals hat, kann man mit der Gesamtsituation sehr zufrieden sein.

Sehr niedlich fand ich diesen Kasten im Hostelflur, der neben dem Feuerlöscher angebracht war: „Notfallteddybär – nach dem Knuddeln bitte zurücklegen.“

Am späten Nachmittag begab ich mich auf die beliebteste Wanderung rund um den Mount Cook. Es ist eher ein Spaziergang, da weitestgehend flach auf gut ausgebauten Wegen. Ich hatte gehofft, zu später Stunde den Menschenmassen entgehen zu können, aber es ging immer noch zu wie auf einer Autobahn. 

Die Wanderung führt durch das Hooker Valley und unter anderem über drei gewaltige Hängeseilbrücken bis zum Hooker Lake. In dem Gletschersee schwimmen große Eisblöcke, die manchmal laut knirschen.

Mit den letzten Sonnenstrahlen beendete ich die Wanderung und danach wurde es ganz schnell ganz kalt. Im Hostel wurde schon ordentlich geheizt und es gab extra Decken, über die ich sehr froh war. Im Campervan braucht man zu dieser Jahreszeit auf der Südinsel auf jeden Fall schon eine Heizung, wenn man nicht zu den Harten gehört.

Eine weitere beliebte Wanderung in der Gegend führt zu den Blue Lakes und dem Tasmangletscher mit See. Dafür nahm ich mir nach dem Auschecken am nächsten Morgen noch Zeit. 

Die Blue Lakes (Blaue Seen) hatten aber anscheinend gerade eine Identitätskrise.

Von den kränkelnden Blue Lakes abgesehen, war auch dieses Tal sehr beeindruckend. Viele schicke Steine auch.

Von einer Anhöhe konnte ich den Tasman Gletscher sehen – oder was davon übrig ist. Vor 14.000 Jahren reichte der dem Mount Cook bis zum Bauchnabel. Heute lebt er sehr zurückgezogen.

Genau wie im Hooker Lake schwimmen auch im Tasman Lake ganzjährig (?) große Eisblöcke herum. 

Und damit ging es auf zu meinem letzten Ziel in Neuseeland. Ich hatte mir dafür Methven ausgeguckt, weil dort die einzige Unterkunft in einem Umkreis von 100 Kilometern vom Flughafen Christchurch war, die ich mir leisten konnte.

Unterwegs machte ich diesmal nur einen fotogenen Stop, nämlich am Kanal, der den Lake Pukaki mit dem Lake Tekapo verbindet und dessen leuchtendes Wasser mich so anlachte, als ich mit dem Auto über die Kanalbrücke fuhr.

In Methven kam ich in einem Pub unter. Genauso wie Detectives in englischen Kriminalromanen, wenn sie für ihre Ermittlungen aufs Land müssen. Als ich den Schlüssel abholte, waren schon die ersten Dorfbewohner zum Biertrinken und Billardspielen eingetroffen. 

Da gesellte ich mich aber nicht dazu, sondern wollte noch ein wenig den Methven Rundweg laufen, der rund um den Ort verläuft und sehr liebevoll angelegt ist. Die meiner Meinung nach erste Sehenswürdigkeit war dieses Etablissemong. 

Auto- und Hundewaschanlage

Der Weg führte dann erst über den örtlichen Friedhof und an landwirtschaftlichen Flächen vorbei, später auch an einem schönen Kanal.

Das Highlight war aber der verzauberte Wald, in dem Hunderte von Feen wohnen. Sie wohnen in den Bäumen und haben kleine Haustüren und Fenster. An manchen Bäumen stehen die Namen der Feen, andere wollen anonym bleiben. Auch den Weihnachtsmann oder Drachen kann man antreffen, wenn man Glück hat. 

Der Feenweg durch den Wald war richtig lang, ich bin bestimmt eine halbe Stunde durchgelaufen. Ein magischer Abschluss für meinen Neuseelandtrip. Heute morgen bin ich nach Christchurch gefahren, habe meinen treuen Begleiter für die letzten zwei Wochen abgegeben und damit war mein Neuseelandabenteuer beendet.

Was hatte ich für eine schöne Zeit hier: Mein Wiedersehen mit Auckland, die Autobahn aus Sand im hohen Norden, die dampfenden Seen in Rotorua, mein Jetboat Trip in Hanmer Springs, die Überfahrt auf die Südinsel, mein Badeerlebnis mit den Delfinen, der heiße Pool unterm Sternenhimmel auf Coromandel. Neuseeland hat mich auch bei meinem dritten Besuch wieder total in seinen Bann gezogen. 

Australien muss in große Fußstapfen treten. Hier bin ich inzwischen angekommen und habe in Anbetracht der Menschenmassen und Wolkenkratzer einen kleinen Kulturschock. Aber lasst uns dieses neue Kapitel beim nächsten Mal beginnen.

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare

  1. Mathias

    Die Landschaften sind wirklich außerordentlich beeindruckend und werden durch deine tollen Schilderungen noch aufgewertet.

    1. Anne

      Vielen Dank 🙂 Ich versuche mir immer Mühe zu geben, euch möglichst nah an meiner Reise teilhaben zu lassen.

  2. Opa Hans

    ja Anne, Du hast Dich wieder selbst übertroffen und uns so ein fernes Land so nahe gebracht.
    Herrliche Aufnahmen. Der Vergleich mit der Filmkulisse ist bei manchen Passagen echt zutreffend.
    Die Einrichtung der Notfallbox mit den Kuschelteddys finde ich ja rührend und hat bestimmt eine Vorgeschichte.
    Auch ich wünsche Dir von Deiner neuen Basis aus wieder interessante Erlebnisse und freue mich schon wieder dabei sein zu können.

    1. Anne

      Na in der Ferne kann man ja vielleicht mal Heimweh bekommen, dann hat man die Notfallteddys griffbereit 🙂

  3. Marie

    Ein toller Beitrag voll Fototapeten Motive 😀
    Ich bin mir auch ganz sicher, dass du an der richtigen LOTR Stelle warst!!

    1. Anne

      Danke Marie, ich glaube dir mehr als dem Internet.

  4. Mama

    Das ganze Land ist eine einzige Filmkulisse. Es ist sehr schön, dass du es für mich besucht hast.🙃
    Und nun viel Spaß in Australien.

    1. Anne

      Jetzt weißt du ja schon, wo alles ist. Da kannst du ja jetzt selbst herkommen.

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