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Federn und Finnen

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Im heutigen Bericht geht es um Pleiten, Planänderungen, die Lösung eines Problems und ein großes Highlight. Bevor ich dazu komme, ein wenig Touristenalltag. Bunbury, das Städtchen, in dem ich inzwischen gelandet war, lässt sich super zu Fuß erkunden, da nicht allzu groß. 

 

Trotzdem ist Bunbury mit rund 75.000 Einwohnern wohl die drittgrößte Stadt des riesigen Bundesstaates Western Australia, der wiederum fast ein Drittel von ganz Australien ausmacht. Also nicht viel los hier. Ich mochte Bunbury aber aufgrund der entspannten Atmosphäre. Es gibt auch ein paar schöne Häuser und viele kunstvolle Graffiti an den Hauswänden.

Ultimativ zog es mich – wie immer – zum Meer. Viel Industrie am Hafen, aber es gibt auch schöne, leere Sandstrände. Da kann man nicht meckern.

Hauptgrund für meinen Strandbesuch war das Dolphin Discovery Center – ein Lehr- und Forschungszentrum, das sich auf Delfine spezialisiert hat. 

 

Ich wollte mich einfach mal erkundigen, welche Aktivitäten es dort im Angebot gibt und wurde schnell fündig. Aufgrund meiner finanziellen Lage wollte ich Vernunft walten lassen und entschied mich für eine Delfinbeobachtungsbootstour und nicht für den ultimativen Kick: Schwimmen mit Delfinen (Ich habe das in Neuseeland getan. Bestes Erlebnis überhaupt). Die Tour sollte am nächsten Tag stattfinden, vorerst hatte ich also Feierabend.

Leider machte ich den Fehler, am Morgen vor der Tour meine Mails zu lesen. In meinem Postfach fand sich auch eine Mitteilung meines Mietwagenanbieters. Darin stolperte ich über den Hinweis, dass Prepaidkarten für die Kautionszahlung nicht akzeptiert werden. Als ich das las, wollte ich mir erstmal in die Faust beißen. Wenn’s einmal scheiße läuft…

 

Mein großer Plan war es gewesen, mir nach meinem Aufenthalt in Bunbury für eine Woche einen Mietwagen zu leisten und damit den äußersten Südwesten des Landes zu bereisen. Bezahlt hatte ich ihn schon über Paypal. Aber für die Kautionszahlung vor Ort brauchte ich nun also eine richtige Kreditkarte. Wie gut, dass meine am 176 Kilometer entfernten Flughafen Perth (hoffentlich) auf mich wartete. Statt die Flucht aus dieser Zwickmühle zu planen, verdrängte ich das Thema für die kommenden Stunden. Die Delfine warteten schließlich auf mich.

 

Mit einem kleinen Boot und einer überschaubaren, vermutlich etwa 15-köpfigen Gruppe stachen wir vor dem Delfinzentrum in See. Unser Kapitän war mit der Materie bestens vertraut und erzählte uns ganz viele interessante Sachen zu den Delfinen. Zuerst fuhren wir zu einer durch Steine geschützten Einbuchtung, wo die Delfine sich nicht nur zum jagen aufhalten, sondern auch wenn sie verletzt sind. An diesem Mittag waren aber keine Delfine dort, auch keine Verletzten zum Glück. Einzige richtige Gefahr für die Tümmler von Bunbury ist übrigens der Weiße Hai. 

 

Wir fuhren weiter. Delfine sind aus der Entfernung natürlich schwer zu erkennen, wenn sie nicht gerade aus dem Wasser springen. Die Verräter sind die Vögel. Wenn Delfine jagen, treiben sie große Fischschwärme in Gemeinschaftsarbeit in die Enge. Das macht den Beutefang auch für die Vögel einfacher. Hier seht ihr eine große Kormoranversammlung. Nicht zu erkennen ist die große Gruppe Delfine, die in Strandnähe gerade die Fische einkesselt.

 

Wir kamen aber auch in den Genuss, die Delfine aus der Nähe betrachten zu können. Ich war zu der Tour mit der hundertprozentigen Überzeugung angetreten, dass wir an diesem Tag in Anbetracht meiner andauernden Pechsträhne überhaupt keine Delfine zu Gesicht bekommen würden. Als die ersten Finnen dann vor uns im Wasser auftauchten, war das ein Gänsehautmoment.

Die Finne des Delfins ist so einzigartig wie der menschliche Fingerabdruck. Die Bunburydelfine haben alle Namen und ihre Finnen sind katalogisiert, sodass die Forscher immer wissen, mit wem sie es zu tun haben. Man muss aber schon ein bisschen Übung haben, für mich sahen die meisten eher gleich aus. 

Ich war sehr zufrieden mit der Art und Weise, wie die Tour durchgeführt wurde. Keine Fütterung und der Kapitän nahm das Tempo fast komplett heraus. Statt den Delfinen hinterherzujagen, ließen wir die Delfine um uns herumschwimmen. Es waren auch Mütter mit ihren Babys dabei.

Ich habe ein paar Videoaufnahmen gemacht, da sind die Delfine besser zu erkennen, als auf den Fotos. (Nicht wundern, ich habe die Tonspur weggenommen, weil da nur übersteuerter Wind drauf war.)

Toll, oder? Ich bin sehr versucht, mich der Meeresbiologie zuzuwenden, wenn ich zurück in Deutschland bin. Oder nach Bunbury auszuwandern. Oder mein eigenes Delfinschutzzentrum in Neuseeland aufzumachen. Aber lassen wir das. Ich will der Mama keine Angst machen.

Nach der wunderbaren Delfinbegegnung hatte ich nichts mehr, was mich von meinem Mietwagen-Kreditkarten-Dilemma ablenken konnte. Im einsetzenden Regen lief ich grübelnd die zwei Kilometer zum Hostel zurück und freundete mich mit dem Gedanken an, in einer Nacht-und-Nebel-Aktion nach Perth zu fahren und zurück. 

Meine Recherchen waren allerdings ernüchternd. Mit dem Auto wären die 180 Kilometer zwar nicht so problematisch gewesen. Mit Bus und Bahn dauert eine Fahrt allerdings vier bis fünf Stunden, wenn man Glück mit den Anschlüssen hat. Es war Montagnachmittag. Am nächsten Tag um 12 Uhr sollte ich den Wagen abholen. Vielleicht hätte ich es bis dahin geschafft, wieder zurück in Bunbury zu sein. 

Allerdings musste ich die Kreditkarte bei der Bank auch noch freischalten lassen. Zu allem Überfluss hatten wir jedoch Rosenmontag und die Bank war nicht erreichbar. Rechnen wir die Zeitverschiebung obendrauf, hätte ich bei der Bank vermutlich frühestens am Dienstag um 15 Uhr meiner Zeit jemanden erreicht. 

Ich wollte deshalb bei der Autovermietung anrufen und die Mietwagenabholung um einen Tag verschieben um mein Stresslevel wieder in gesundere Bahnen zu lenken. Ich bin so dumm. Durch Zufall sah ich bei der Nummernsuche, dass man den Mietwagen auch problemlos stornieren kann. An diese Option hatte ich keine Sekunde lang gedacht. Ich weinte zwar meinem verpassten Roadtrip hinterher, war nach der Stornierung allerdings um einiges entspannter. 

Statt weiter mit Bus und Bahn in den Süden zu reisen, wollte ich trotzdem schleunigst zurück nach Perth um endlich die verdammte Karte in Händen zu halten. Das hatte so ja alles keinen Sinn. Am nächsten Morgen packte ich also die Koffer und machte mich auf den verfrühten Rückweg in die Hauptstadt Westaustraliens. 

Im Hostel stellte ich nur schnell meinen Rucksack ab und dann ging es weiter zum Flughafen. Eine Reise für sich. Dort angekommen stand ich nach einer kleinen Wanderung endlich vor den Heiligen Hallen. 

Die Minuten, die ich am Schalter warten musste, während eine DHL-Mitarbeiterin im Lager nach meinem Päckchen kramte, kamen mir endlos vor. Gleich würde die Dame mit leeren Händen wiederkommen und mir mitteilen, mein Päckchen sei zurück auf dem Weg nach Deutschland, oder in Peking, oder von Kängurus gefressen worden. 

Dem war nicht so. Sie brachte mir den Umschlag. Ich riss ihn vor der Zentrale auf und wühlte hektisch nach der Karte. Ich fand sie und alles war gut. Zurück im Hostel telefonierte ich mit der Bank, ließ die Karte freischalten und alles war noch besser.

Nun hatte ich endlich wieder den Kopf frei für neue Pläne. Und die waren dringend notwendig. Es war ja alles durcheinandergeraten. Ich wollte doch gar nicht wieder in Perth sein, sondern berittene Abenteuer erleben. Im Süden. In abenteuerversprechenden Orten wie Margaret River und Manjimup und Denmark und wie sie alle heißen. 

In Anbetracht des zweitägigen Dauerregens in Perth hatte ich sehr viel Zeit für neue Pläne. Ich beschloss, in Sachen Mietwagen einen zweiten Anlauf zu unternehmen. Für die nächsten Tage waren alle Stationen ausgebaucht. Vermutlich aufgrund des bevorstehenden langen Wochenendes. Der Tag der Arbeit fällt in Australien auf den ersten Montag im März, als in diesem Jahr auf den 02.03. Ich buchte mir also einen Wagen ab dem 03.03. 

Die Wartezeit vertreibe ich mir aktuell in Cottesloe. Bis zu meiner Ankunft war ich felsenfest davon überzeugt, der Ort heißt Cottleslow. Die ersten Beschilderungen vor Ort hielt ich für fehlerhaft. Meiner Meinung nach lässt sich Cottleslow auch viel einfacher aussprechen, als Cottesloe. Da muss ich ein bisschen an Evelyn Hamann und „Die zwei Cousinen“ denken.

Cottesloe ist ein Vorort von Perth direkt am Meer. Mein Weg von der Bahn zum Hostel führte mich ausschließlich durch Wohngebiet, wie ihr auf dem ersten Foto seht. Auf dem zweiten Foto seht ihr mein Hostel: Das weiße Haus auf der linken Seite. Mit einem Fuß steht man dort also schon im Meer. 

Die Lage ist der große Pluspunkt des Hostels. Von innen ist es in Sachen Sauberkeit und Ordnung gewöhnungsbedürftig. Vielleicht bin ich zu zimperlich oder es liegt an meinem fortgeschrittenen Alter. Ich habe heute Morgen kurz mit einer anderen Hostelbewohnerin gesprochen, die die Räumlichkeiten hier sehr ansprechend findet. Ich war gestern Abend in Videolaune und habe ein kurzes Video in meinem Schlafsaal gedreht. Urteilt selbst. 

Am Nachmittag hatte ich eine ganz lange Strandpromenadenwanderung gemacht. Ich glaube, man könnte wahrscheinlich von hier bis nach Fremantle oder Perth laufen (Cottesloe liegt ungefähr in der Mitte). Auf der einen Seite das Meer, auf der anderen Seite teure Villen. 

Ich habe ein wenig Schiss hier schwimmen zu gehen. Nicht wegen der Haie, sondern wegen der giftigen Quallen und Tintenfische, die hier manchmal gesichtet werden. 

Eine Begegnung mit der australischen Fauna hatte ich bereits in Bunbury gehabt, als mir nachts im Waschraum eine große Spinne aus meinem Rucksack entgegenblickte. Ganz dickbäuchig war die, und unrasiert. Ich hatte keine Ahnung, ob sie giftig war, ich wusste nur, ich wollte sie aus meinem Rucksack raushaben. Nach zehn Minuten sah ich ein, dass ich sie nicht durch Anstarren und Willenskraft aus dem Rucksack befördern konnte. Stattdessen bewaffnete ich mich mit einer Nudelkelle und katapultierte die Spinne damit aus dem Rucksack. Ich war danach noch eine Weile sehr zittrig.

Und damit seid ihr wieder auf dem neuesten Stand der Ereignisse. Nur eines noch: Inmitten meiner ganzen Planungen habe ich auch schon einmal genauer überlegt, was ich in Neuseeland so anstellen werde und für den 11.03. einen Flug nach Auckland gebucht. Nur spaßeshalber recherchierte ich ein wenig nach Campervans. Ich hatte bereits 2017 Neuseeland mit dem Campervan bereist. Aber da stand ich noch in Lohn und Brot. Viel zu teuer für eine Backpackerin, dachte ich mir. Wie sich herausstellt, sinken die Preise für Campervans ab dem 1. April viel mehr, als ich gedacht hatte. Weil es dann kalt wird. Nun bin ich stark am überlegen. Ich glaube ich mach’s. Nicht für die ganze Zeit, nur für zwei Wochen. Neuseeland und Campervan. Das gehört einfach zusammen.

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare

  1. Andrea

    Hi Anne, Du gehst wirklich äußerst entspannt mit der Hostelsituation um. Na ja… nach mehr als einem halben Jahr Weltreise lernt man ja so einiges dazu;-) … auch dass nicht immer alles so kommt wie geplant und dass es auch immer für was gut ist und seinen Sinn hat. Jedenfalls finde ich Cottesloe und seine Strandpromenade absolut bezaubernd! Und ich beneide Dich um Deine bevorstehende Neuseelsnd-Camper-Zeit! 🙂 Bin wieder gespannt auf Deine Megabilder und Bericht!

    1. Anne

      Cottelsloe war wirklich sehr niedlich. Und wenn man von der fehlenden Sauberkeit im Hostel absieht, waren die Bewohner in der Tat sehr nett 😀

  2. Oma & Opa

    Na, es ist ja mal wieder alles gut gegangen, wenn Dir auch alles erspart geblieben wäre hätte der blöde Geldautomat nicht Deine Geldkarte verschluckt. Aber nun kannst Du und auch wir uns wieder auf neue Erlebnisse freuen. Der Anfang ist ja mit Deinem neuen Reisebericht schon wieder getan und wie schon die voran gegangenen sehr interessant. Aber im Stillen freuen wir uns auch schon, das nach Deinem geplanten Trip nach Neuseeland sicherlich die Distance zu Deiner Heimat wieder kürzer wird.
    Also pass weiterhin schön auf Dich auf und tolle Erlebnisse.

    1. Anne

      Weiter weg als Neuseeland geht ja wirklich nicht. Egal was kommt, nach Neuseeland geht es langsam Richtung Heimat 🙂

  3. Rebekka

    Huhu Anne, cool, dass du wieder „flüssiger“ und flexibler bist. Viel Spaß bei deinem verspäteten Roadtrip… Sehr cooles Video – du siehst so aus, als hättest du inzwischen ne Masterclass in Gelassenheit absolviert. 😉 Ach cool, Campervan in Neuseeland klingt doch Bombe! Das wird Mega!

    1. Anne

      Eines meiner Ziele für diese Reise war, gelassener zu werden. Anscheinend bin ich auf einem guten Weg 😀

  4. Mama

    Ein Hoch auf die Reisewäscheleine! Ich habe gejubelt als ich dein Video gesehen habe.
    Ist deine Delphinliebe eigentlich erst durch Jada entstanden? Ich weiß das gar nicht so genau.
    Auf alle Fälle bin ich froh, dass du jetzt wieder „flüssig“ bist.

    1. Anne

      Nein, ich mochte Delfine immer schon gerne. Jada hat das nur bestätigt 🙂

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