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Ich hab die schönste Stadt gefunden

Mein letzter Tag in Kanada brach an und ich feierte diesen Umstand, indem ich auf das Marmeladentoastfrühstück des Hostels verzichtete und noch ein wenig länger im Bett liegen blieb.

Als ich schließlich ausgehfein war, machte ich mich noch einmal auf den Weg zum Confederation Trail. Ich hatte die Hoffnung auf Sightseeing aufgegeben, war aber auch nicht so traurig darum. Ich wollte einfach noch ein wenig durch die Gegend laufen und mein Hörbuch hören.

Einen Stopp machte ich beim örtlichen Supermarkt, um mich mit kanadischen Cookies & Co. zu versorgen. Und bei Wendy’s hielt ich später noch für einen Burger mit Pommes. Ich lebe gesund.

Als ich wieder im Hostel ankam, erlebte ich eine positive Überraschung. Aus meinem Schlafsaal waren alle drei anderen Gäste ausgezogen und es war kein Ersatz in Sicht. Mit der einen Reisenden hatte ich mich am Vortag noch halb wegen ihres exzessiven Parfümgebrauchs in die Haare bekommen. Nun hatten Nase und Ohren herrliche Ruhe.

Am nächsten Mittag machte ich mich mit dem Bus auf den Weg zum Flughafen. Diesmal zum Glück nur einmal umsteigen. 

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass der Check-in besonders ereignisreich gewesen wäre, aber auf dem Weg zur Sicherheitskontrolle kam ich an zwei lustigen Ansichten vorbei.

Ich hatte noch ziemlich viel Zeit vor dem Abflug und so ging ich am Flughafen noch einmal fein essen, bevor es zum Gate ging. Es war schon dunkel und der bevorstehende Flug ein Nachtflug.

Abflug in Kanada

Zum Glück dauert es gar nicht mal so lange von Halifax nach Edinburgh, nur etwas mehr als fünf Stunden. Viel länger hätte ich es auch nicht ausgehalten. Ich saß eingequetscht auf dem Mittelplatz zwischen einer ziemlich übergewichtigen Frau und einem etwas weniger übergewichtigen Mann, der sich aber absolut breit machte. 

Vergessen wir das lieber ganz schnell und wenden uns dem kanadischen Städteranking zu, bei dem ich ja noch einen Sieger verkünden muss. Also die kleineren Orte nehme ich da mal raus und konzentriere mich auf Toronto, Ottawa, Montreal, Quebec und Halifax. 

Vorausschicken möchte ich, dass mir alle fünf Städte sehr gut gefallen haben und alle Sieger sind. Und nun das Ranking: 

1. Ottawa
2. Toronto
3. Quebec
4. Halifax
5. Montreal

An Ottawa hat mir gefallen, dass es nicht zu groß ist und es viel Grün und Wasser gibt. Toronto mit seinen Wolkenkratzern ist einfach beeindruckend und erinnert mich an New York. Objektiv betrachtet ist Quebec die schönste der Städte mit seinem historischen Frankreichflair. 

In Halifax war ich ja nur einen Tag, aber von meinem ersten Eindruck her würde ich sagen, dass die Promenade und der öffentliche Garten total schön sind, aber ansonsten gibt es nicht allzu viele Highlights. 

Und Montreal hat mir an sich auch gut gefallen, aber es kam mir etwas grimmiger vor als die anderen Städte. 

Da habt ihrs. So, meine Überschrift bezieht sich allerdings auf keine dieser fünf Städte sondern auf das letzte Ziel meiner Reise: Edinburgh. Ich hoffe, ich kann euch in den nächsten 57 Absätzen von der Richtigkeit dieser Überschrift überzeugen.

Erst einmal kam ich aber ziemlich zerknautscht gegen 8 Uhr morgens am Flughafen an. Geschlafen hatte ich natürlich keine Minute. Die Einreise funktionierte geschwind elektronisch und dann wollte ich eigentlich noch ein wenig am Flughafen schlafen, aber da war so viel los und es gab überhaupt keine Sitzgelegenheiten. Also machte ich mich doch gleich schon auf den Weg zum Bus.

Die Ankunft in Edinburgh war noch nicht so schick

Endlich wieder ein Land mit gutem ÖPNV – glaube ich. Der Flughafenbus fährt jedenfalls alle zehn Minuten ab und braucht eine halbe Stunde bis in die Innenstadt. Und der erste Anblick, der mich nach dem Ausstieg ereilte, konnte sich schon sehen lassen.

Edinburgh fühlt sich so an, als sei man in eine Zeitmaschine geraten. In der Innenstadt muss man richtig suchen, um ein modernes Gebäude zu finden. Und dann die ganzen alten, schmalen Treppen und Gässchen, die auf den Burgberg führen. Nur neblig war es. Ich dachte erst, meine Brille sei beschlagen.

Mein Hostel hätte zentraler nicht sein können. Auf der anderen Straßenseite lag nämlich tatsächlich die große Burg von Edinburgh.

Die Burg mitsamt des großen Bühnenbaus konnte man sehen, wenn man vorm Hostel stand

Weil ich am Flughafen ja nicht hatte schlafen können, war ich nun natürlich viel zu früh am Hostel. Ich durfte aber zum Glück schon die Aufenthaltsräume nutzen und schlief da dann eben ein bisschen auf einem Sessel rum. 

Um 14 Uhr durfte ich auch den Schlafsaal beziehen. Zum Abschluss gab ich mir noch einmal die volle Dröhnung: 14-Bett-Zimmer. Aber der Raum war richtig schön groß, da verliefen sich die 14 Betten fast. 

Ansonsten mochte ich das Hostel auch recht gerne. Ich fand es zum Beispiel cool, dass es gleich mehrere Aufenthaltsräume gab. Da fand man häufig mal ein ruhiges Plätzchen.

Im Schlafsaal machte ich erst noch einmal einen Mittagsschlaf, weil ich immer noch ein Defizit hatte. Und dann zog ich an diesem Tag nur noch einmal los, um mir etwas zu essen zu kaufen. Denn meine Kochtätigkeiten waren weiterhin eingestellt. Hier noch Eindrücke vom Spaziergang.

Auch der nächste Tag begann mit der Essenssuche. Ich war endlich wieder in einem Pie-Land. Mit Pie meine ich keine Apfelkuchen sondern die herzhaften Küchlein, die ich doch so gerne auch in Neuseeland und Australien gegessen hatte.

Ich fand eine Pie-Bäckerei in der Nähe und entschied mich neben meinem Allzeitfavoriten Hühnchen und Champignon auch für einen Steak and Ale Pie. Das hörte sich für mich sehr schottisch an. Und schmeckte wie Gulasch in Biersoße. Ungewöhnlich aber lecker.

Steak and Ale Pie

Im Anschluss stattete ich der Victoria Street mit ihren bunten Häusern einen Besuch ab.

Ich lief dann noch über den Grassmarket und war damit am Fuße des Burgbergs angekommen. Die Burg sah ich nun über mir thronen.

Sie war auch mein nächstes Ziel, das ich über viele Treppenstufen erreichte. Zum Glück hatte ich mir meine Eintrittskarte schon am Vortag besorgt, denn als ich dort ankam, waren alle Karten ausverkauft.

Edinburgh Castle ist auf Vulkangestein erbaut, dem sogenannten Castle Rock. Die Burg war seit dem Mittelalter in diversen Kriegen zwischen Schotten und Engländern heiß umkämpft und wurde mehrere Male von beiden Seiten erobert und zerstört.

Ich lief die Anlage mithilfe eines Audioguides ab. In den alten Gebäuden sind auch diverse Museen zur Kriegsgeschichte des Landes untergebracht. Es stürmte zeitweise ganz schön kräftig auf dem Berg, das hatte aber keine Auswirkung auf die Touristenströme.

Auf meinem Weg zum nächsten Ziel lief ich noch ein wenig durch die Altstadt. Hier davon auch ein paar Impressionen.

Ich habe ja auf meinen Reisen manchmal davon geschrieben, wenn mich ein Ort an einen fiktiven Schauplatz in Harry Potter erinnerte. Aber nur Edinburgh hat das wirkliche Anrecht darauf, da J.K. Rowling hier einige Jahre lebte und sich von der Stadt für ihre Bücher inspirieren ließ.

Auf dem Friedhof, den ich als nächstes besuchte, gibt es zum Beispiel viele Grabsteine mit Namen, die ihren Weg in die Buchserie gefunden haben: McGonagall, Moodie, Potter, Scrymgeour sind dort unter anderem zu finden. Ich persönlich habe ehrlich gesagt keinen der Grabsteine gefunden. Aber es gibt eine Karte, die man erwerben kann und da sind die Steine markiert.

Ein anderes prominentes Grab auf dem Greyfriars Kirkyard habe ich aber gesehen. Und zwar das von Bobby. Bobby war ein Terrier und gehörte im 19. Jahrhundert einem Nachwächter namens John Gray. Als dieser starb und auf dem Greyfriars Kirkyard beerdigt wurde, wachte Bobby 14 Jahre am Grab seines Herrchens bis auch er starb und in Johns Nähe beerdigt wurde. So die Geschichte, die in ganz Schottland bekannt ist.

Die Royal Mile ist ein Straßenzug, der vom Edinburgh Castle bis zum Holyrood Palace führt. Die bin ich an diesem Tag auch noch abgelaufen. Weil sie so touristisch ist, gibt es natürlich viele Souvenirläden und Cafés entlang der Straße. 

Der Holyrood Palast war an diesem Nachmittag geschlossen. An einem der Tore hing ein Schild, dass das Schloss gerade genutzt werde oder Besuch da sei oder so ähnlich. In dem Palast nächtigen König Charles & Co. wenn sie vor Ort sind. Ich glaube aber nicht, dass der König höchstselbst da war, das hätte man wahrscheinlich gemerkt.

Auf dem Rückweg zum Hostel schaute ich mir die Closes noch genauer an, die von der Royal Mile wegführen. Ich weiß nicht die genaue Definition für einen Close, aber das waren in den meisten Fällen schmale Durchgänge, die auf eine Treppe oder schmale Gasse führten und somit eine Abkürzung durch das Straßenwirrwarr sind. Manchmal endete ein Close aber auch einfach nur in einem Hinterhof.

Richtig stürmisch war es wieder, als ich am Abend zurück im Hostel war. In der Nacht schlugen die ganze Zeit die langen Vorhänge gegen das offene Fenster. Das war vielleicht ein Lärm. Aber zum Glück stand in unserer Ecke niemand auf, um das Fenster zu schließen.

Für den nächsten Tag hatte ich mir wieder ein tolles Programm zusammengestellt. Es gibt ja so viel zu tun in Edinburgh. Zuerst einmal lief ich wieder den Burgberg runter. Und ja, ich habe euch bereits diverse Fotos vom Castle gezeigt, aber noch nicht vor blauem Himmel. Deshalb hier noch ein paar mehr.

Leider war der blaue Himmel ein kurzes Vergnügen. Kurz vor meinem ersten Tagesziel begann auch der erste Regenschauer des Tages und ich musste erst einmal anhalten, um meinen Regenponcho hervorzukramen. 

Wie ich schnell erschüttert feststellen musste, hatte ich den jedoch in einem Moment geistiger Umnachtung im Hostel zurückgelassen. Am Morgen hatte ich ihn extra nach der Nutzung am Vortag noch schön zusammengefaltet und ihn dann fein säuberlich im Spind verstaut, statt in den Rucksack zu packen.

Also blieb nur unterstellen, was eine sehr langweilige Angelegenheit war. Aber zum Glück gab es eine gute Auswahl an knarzigen Bäumen am Straßenrand.

Als sich der Regen endlich verzogen hatte, konnte ich mir Dean Village anschauen, ein kleines Dorf inmitten von Edinburgh. Mit Kopfsteinpflaster, Fachwerk, efeuberankten Fassaden und kleinem Flüsschen ein überaus fotogener Ort und deshalb war ich natürlich auch nicht die einzige Touristin, die sich das anschauen wollte.

Ich schaffte gerade eine Runde ums winzige Dorf, als der zweite Regenschauer des Tages losging. Also erst einmal wieder unterstellen, weil ich nun wirklich nicht die nächsten Stunden in plitschnassen Klamotten rumlaufen wollte.

Nach einer Weile war wieder Ruhe und ich startete Programmpunkt Nummer 2: am Water of Leith entlanglaufen. Das ist das Flüsschen, das ihr auf den Bildern gesehen habt. Man wollte nicht meinen, dass wir uns immer noch mitten in Edinburgh befanden.

Einen kleinen Abstecher machte ich zur Circus Lane. Irgendwo im Internet stand, dass das die süßeste Straße von Edinburgh sei. Dieser Meinung kann ich mich nicht anschließen. Aber ein Foto bekommt ihr natürlich trotzdem, um euch eine eigene Meinung zu bilden.

Die nächste Unterbrechung meines Flussspaziergangs war etwas länger, ich schaute nämlich im botanischen Garten vorbei, der sehr schick und ganz kostenlos ist. Zuerst wunderte ich mich etwas, weil der Garten eine riesige Grasfläche war. Aber ein Blick auf die Karte zeigte mir, dass ich mich einfach verlaufen hatte und auf dem Inverleith Sportfeld gelandet war. Der tatsächliche Garten wartete dann mit allerhand Vegetation auf.

Auf manchen Fotos kann man es sehen, der Himmel zog sich erneut zu und ich musste Schauer Nummer 3 aussitzen. Während des Däumchendrehens beschloss ich, mein Tagesprogramm zu ändern. Ich hatte eigentlich vorgehabt, noch bis zu der Stelle zu laufen, an der der Fluss Water of Leith in den Firth of Forth fließt. Aber erstens war mir das wegen der Gefahr weiterer Schauer zu unsicher und zweitens hatte ich auch Angst vor Zeitproblemen, da ich am Abend noch einen Termin hatte.

Stattdessen machte ich mich auf den Weg zum Hostel. Da der Himmel jedoch nun wieder merklich blauer wurde, konnte ich noch ein paar Abstecher machen. Zuerst schaute ich mich an der Princes Street um, einer weiteren Touristenmeile in Edinburgh. 

Dort sah ich auch das imposante Denkmal für den schottischen Autoren Walter Scott, der unter anderem Ivanhoe geschrieben hat.

Auf den Calton Hill stieg ich auch noch, wo ich schon einmal in der Nähe war. Auf dem Hügel am Ende der Princes Street tümmeln sich ein paar Monumente und man hat natürlich auch eine tolle Aussicht auf die Stadt. Beide meiner Ziele für den nächsten Tag konnte ich schon ganz toll erkennen.

Abendessen machte mir Pizza Hut und dann hatte ich im Hostel noch eine Stunde Zeit, um auszuruhen, bevor ich mich auf den Weg zum letzten Termin des Tages machte. 

Ich besuchte den Edinburgh Dungeon, also den Kerker der Stadt.

Das ist praktisch wie eine Mischung aus Geisterbahn und Theaterstück. Man wird durch mehrere Räume geführt und trifft auf Hexen, verrückte Doktoren, skrupellose Richter, Piraten, Verbrecher und zum Schluss steht man selbst vorm Henker. 

Die Tour begann damit, dass ein Mitarbeiter Fotos von mir machte und mir mehrfach sagte, wie mutig ich doch sei, dass ich mich ganz alleine hergetraut hätte.

Aber neben mir waren natürlich noch andere Leute bei der Tour dabei. Unter anderem eine große schottische Gruppe, wegen der die Vorstellung nach fünf Minuten kurz unterbrochen werden musste, weil eine Frau zu besoffen war, um weiter mitzumachen.

Es war wirklich alles sehr gruselig. Unter anderem gingen manchmal alle Lichter aus und wenn du Pech hattest, stand plötzlich ein Geist vor dir, wenn die Lichter wieder angingen. Ganz am Ende gab es sogar noch einen kleinen Free Fall Tower.

Wir haben alle ganz schön geschrien, aber die Angelegenheit war auch wirklich sehr lustig, selbst wenn ich manchmal meine Probleme hatte, den schottischen Akzent der Schauspieler zu verstehen. In den Räumen durfte man leider nicht fotografieren, aber hier sind die Fotos, die die Mitarbeiter von mir gemacht haben. 

Die Nacht im Schlafsaal war mal wieder furchtbar, weil ich einen Schnarcher neben mir liegen hatte, der mich mitten in der Nacht aufweckte. Und ich war nicht die einzige. Ich zog dem Übeltäter dann in mehreren Etappen seine Decke weg, davon wurde er aber auch nicht wach.

Danach versuchte ich eine Zeit lang, in der Groove Lounge weiterzuschlafen. Das klappte aber auch nicht so richtig, weil es viel zu kalt ohne Decke war. Also mit Kopfhörern und ganz lautem Weißen Rauschen zurück in den Schlafsaal.

Ich nahm es als kleine Entschädigung, dass Edinburgh an meinem letzten Tag in der Stadt regenlos blieb. Und so konnte ich auch gemütlich meinen Spaziergang am Water of Leith an der Stelle fortsetzen, an der ich am Vortag abgebrochen hatte.

Die Zeit verging wie im Fluge, da tauchten schon die Häuser des Hafenviertels Leith vor mir auf. Eine nette Häuserfront mit Restaurants und Cafés gab es. Dahinter war viel Baustelle, dann eine mittelgroße Mall und vor der Mall ankerte neben der MS Maud der Hurtigruten auch die Britannia, eine der ehemaligen Yachten der Royals, die jetzt von Normalsterblichen begangen werden kann.

In der Mall aß ich sozusagen mein letztes Mahl und ließ es da nochmal krachen. Neben den hausgemachten Käsenudeln gönnte ich mir heißen Keksteig mit Vanilleeis und Schokosoße zum Nachtisch. Aber das trainierte ich alles im Anschluss natürlich sofort wieder ab.

Auf dem Weg zum Hausberg Arthur’s Seat lief ich durch das Zentrum des Stadtteils Leith. Ich zeig euch mal zwei Bilder, damit ihr auch mal nicht nur die historischen Prachtbauten der Stadt seht. Wobei, schlecht fand ich es da auch nicht.

Arthur’s Seat liegt im Holyrood Park gleich neben dem Holyrood Palace. Was es mit dem Namen des Berges auf sich hat, ist heutzutage nicht mehr klärbar.

Die Anlage ist sehr großzügig und ich kam erst an dem kleinen See St. Margaret’s Loch vorbei und dann an den Ruinen der Sankt Anthony’s Kapelle, bevor ich auf den Hauptweg zum Berggipfel abbog.

Dafür, dass der Berg Tag für Tag von hunderten und vielleicht tausenden Touristen begangen wird, ist der Weg überraschend wanderwegmäßig. Ich hatte halb mit einer geteerten Straße gerechnet, aber es war doch so ein typischer Weg mit fester Erde und losen Steinchen obendrauf, auf dem man superschnell ins Rutschen kommt, manchmal unterbrochen von sehr hohen Steinstufen.

Der Aufstieg auf den 250 Meter hohen Gipfel war nach meinen bisherigen Wanderungen natürlich dennoch ein Kinderspiel. Oben stürmte es sehr, aber der Ausblick war wunderbar.

Mit 18 gelaufenen Kilometern ging mein bewegungsreichster Tag in Edinburgh nun zu Ende. Im Hostel packte ich am Abend meinen Rucksack und sortierte alle durchlöcherten Socken aus, die die Reise nach Deutschland nicht mehr mit antreten sollten. Und auch meine treuen Wanderschuhe mussten dran glauben. Seit Bolivien hatten sie mich auf allen meinen Wanderungen begleitet und hatten inzwischen Löcher und kein Profil mehr.

Ach, meine letzte coole Reisebekanntschaft hatte ich ja noch: Rebecca aus Florida. Es stellte sich schnell heraus, dass Rebecca auch eine Aversion gegen geschlossene Fenster und Parfüm im Schlafsaal hat und nicht so auf Partys steht. Wäre ich am nächsten Morgen nicht gefahren, hätten wir bestimmt etwas zusammen unternommen.

Auch meine letzte Nacht begleitete der Schnarcher neben mir musikalisch. Aber ich konnte mich ja an den Gedanken klammern, dass diese Nacht für lange, lange Zeit die letzte in einem Schlafsaal war.

Am Morgen checkte ich um 9 Uhr aus dem Hostel aus und nahm den Bus zurück zum Flughafen. Mein gut informierter Opa schrieb mir schon auf dem Weg, dass mein Flug Verspätung haben würde. Das bestätigte sich am Flughafen: 3 Stunden. Na super. Zum Glück waren meine Mutter und Schwester noch nicht losgefahren, um mich abzuholen.

Die Zeit bis zum Abflug vertrieb ich mir zum Großteil mit Sudokuspielen. Ich glaube, gegen 16 Uhr hoben wir dann endlich ab. Diesmal hatte ich einen Gangplatz ergattert. Ich saß neben zwei Holländern. Es waren sowieso viele Holländer an Bord, weil der Flughafen Weeze ja schon fast in Holland liegt.

Abflug in Edinburgh

Der Flug war zum Glück nur ganz kurz. In Weeze angekommen, standen wir nach dem Aussteigen in einer Schlange bis aufs Rollfeld, weil nicht genug Platz für alle in der Immigrationhalle war. Es gab auch nur zwei Beamte für den kompletten Flieger und alle waren in der Brexitschlange gefangen, was ich eine Frechheit finde. Ich stand selten so lange in einer Einwanderungsschlange wie hier, wo ich in mein Heimatland einreisen wollte.

Das einzig Gute: Ich musste nicht mehr auf mein Gepäck warten. Das drehte schon seit Ewigkeiten auf dem Laufband seine Kreise.

In der Halle standen dann schon meine Mutter und meine Schwester bereit, perfekt ausgestattet mit dänischen Fähnchen. (Das verstehen nur Leute, die die Olsenbande kennen.)

Ich habe mich ja so gefreut. Und ich habe mich auch darüber gefreut, dass ich mich darüber gefreut habe, nach Hause zu kommen. Wäre ja blöd gewesen, wenn ich darauf gar keine Lust gehabt hätte.

Weil ich ja meinen Flug in die Walachei gebucht hatte – was meine Schwester auch nicht müde wurde, mir vorzuhalten – mussten wir noch drei Stunden bis nach Hause fahren. Mit schön viel Landstraße.

Die Lasagne, die vorbereitet war, stellten wir noch einmal in den Kühlschrank, da es durch die Verspätung schon 22 Uhr war, als wir ankamen. Aber ein Schälchen Rote Grütze ging noch. 

Ja, und nun bin ich also wieder zu Hause. Die ersten Tage waren toll, weil Marie mit meiner Nichte Paula noch geblieben ist. Jetzt bin ich mit Mama alleine und am Samstag fahren wir schon nach Brandenburg, um den Rest der Sippe zu besuchen. Mir geht es gut.

Im Laufe der nächsten Woche will ich noch einen Abschlussartikel schreiben. So ein kleines Ranking meiner Erlebnisse. Und danach ist hier dann leider erst einmal Funkstille. Vielen herzlichen Dank jetzt schon einmal an alle, die mich hier auf meiner Reise begleitet haben.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Die Kuhsine

    Bevor du bei uns eintriffst, habe ich noch schnell die letzten Beiträge aufgeholt, um gesprächsbereit zu sein. Poutine gibt es übrigens auch bei Frittenwerk (ne Pommes Fastfoodkette), aber sicher nicht so lecker wie das Original. Bis ganz bald 👋🇩🇰

    1. Anne

      Ich fand das ja sehr löblich, dass du dich vor unserem Treffen noch auf den neuesten Stand gebracht hast 🙂

  2. Opa Hans

    Ja Anne, eine große Reise hat ein glückliches Ende gefunden und Edinburgh noch mal gezeigt die Welt ist schön und bunt.
    Deine herrlichen Berichte mit den fotographischen Darstellungen werde ich vermissen, aber die Freude Dich bald in die Arme nehmen zu können ist dann doch das Größte.
    Schön wäre es, man könnte alles in Form einer Reisebroschüre gestalten und so auch den anderen Großeltern und anderen Interessanten ohne Internet zugänglich machen.
    Aber erstmal herzlich Willkommen beim “ Rest der Sippe „

    1. Anne

      Deine Kommentare werde ich auch vermissen 🙂 Aber nun haben wir uns ja schon live und in Farbe wieder gesehen, das war ja auch nicht schlecht.

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