Bis gestern wusste ich nicht, dass es so etwas gibt und hätte mir das in meiner Fantasie auch nicht ausmalen können. Heute war ich dort, in der Knochenkirche von Kutná Hora. Korrekt nennt sich das Ganze Sedletz-Ossarium. Es ist ein Raum unter der eigentlichen Kirche. Er wurde mit den Knochen von Tausenden von Menschen sozusagen dekoriert.
Kutná Hora ist ungefähr 70 Kilometer von Prag entfernt. Ich bin heute Morgen mit dem Zug hingefahren. Interessanterweise werden am Prager Hauptbahnhof die Gleisnummern erst wenige Minuten vor Abfahrt des Zuges bekanntgegeben. Da steht dann ein riesiger Pulk von Reisenden lauernd vor den Abfahrtstafeln und rennt kollektiv zum Gleis, wenn die Nummer auftaucht.
Vom Bahnhof in Kutná Hora bin ich nochmal zehn Minuten zur Kirche gelaufen. Der Raum an sich ist nicht besonders groß. Umso präsenter sind die ganzen „Knochenkunstwerke“, die an jeder Ecke hängen, stehen oder gestapelt sind. Prunkstück des Ganzen ist ein riesiger Kronleuchter, in dem so ziemlich jeder Knochen verbaut ist, der im menschlichen Körper vorkommt. Statt weiterer Beschreibungen, hier ein paar Fotos (Anklicken zum Größermachen).
Anschließend habe ich mir die historische Altstadt von Kutná Hora angeschaut. Im Spätmittelalter war sie die zweitgrößte Stadt Böhmens. Heute ist sie hingegen nur noch eine Kleinstadt. Mit einem sehr schönen historischen Kern. Und viel, viel, viel weniger Touristen als in Prag. Ich kann nur empfehlen mal hinzufahren (Meine versammelte Ostverwandtschaft war bestimmt eh schon da). Auch hier ein paar Fotos.
Und damit schließen wir das Kapitel Kutná Hora und springen in der Zeit zurück. Ich muss ja noch berichten, was ich am Tag zuvor gemacht habe. Und was in meiner ersten Nacht geschah. Die begann interessant.
Als ich gegen Mitternacht ins Bett gehen wollte, schliefen alle anderen in meinem Zimmer schon. Ich bin dann im Dunkeln herumgetappt und habe mich doch sehr gewundert, als ich erkannte, dass die Vorhänge vor meinem Bett zugezogen waren. Von dahinter war deutliches Schnarchen zu hören.
Ich habe dann durch die Vorhänge gelunzt und gesehen, dass ein Mann in meinem Bett lag. Dummerweise lagen mit ihm auch viele meiner Sachen in dem Bett, unter anderem mein Schlafanzug. Also bin ich, so wie ich war, in sein Bett geklettert und hab da geschlafen. Blieb mir ja nix anderes übrig. Am nächsten Morgen habe ich ihn darauf angesprochen. Er hatte das mit den Bettnummerierungen wohl nicht richtig verstanden, meinte er.
Tagsüber habe ich bei einer Stadtführung durch Prag mitgemacht. Dabei habe ich unter anderem gelernt, dass es einen Buchstaben im Tschechischen gibt, der so schwer sein soll, dass ihn angeblich fünf Prozent der Tschechen selbst nicht aussprechen können (irgendwie eine Mischung aus gerolltem R und französischem J).
Und am Abend bin ich zum Moldauufer gegangen um den Tag gemütlich ausklingen zu lassen. Aber keine Angst, Mama. Als es langsam dämmerte, bin ich ganz schnell zurück zum Hostel gelaufen.
Dein Bericht von der Nacht im „fremden“ Bett klingt ja ziemlich sachlich. Ich kenne dich besser. Oder solltest du nach einer Woche schon so abgeklärt sein?
Ne:) Das Bett war ja frisch bezogen. Der ist ja auch erst angereist. War nur schade um den Schlafanzug. Aber ja, ich war ganz cool.
Hallo Anne. Deine ersten Zeilen lesen sich wunderbar. Werde deine Reise verfolgen und bin schon ganz gespannt.
Vielen Dank 🙂 Ich werde weiter fleißig schreiben.
Krasse Kirche – ein bisschen gruselig aber auch und yeah, du hast das tanzende Haus gesehen!! Ich finde ja, du solltest noch über die Rubrik: Neues aus der Hostelwelt nachdenken… 😉
Für dich wäre die Kirche auch eine perfekte Fotokulisse 🙂 Und was den Rubrikenvorschlag betrifft…sowas ähnliches soll ja die Kategorie „Rucksackleben“ tatsächlich werden. Aber dafür muss ich erst noch mehr Eindrücke sammeln 😀
oh,warum kommt mein Kommentar von Anonymous?
Hm, keine Ahnung. Vllt hattest du einfach vergessen einen Namen einzugeben? Aber ich hätte wahrscheinlich auch so erkannt, dass du es bist 😀 Ne, also grau und trostlos war es echt nicht. Also die Altstadt war wie gesagt sehr idyllisch. Und der Rest der Stadt (den ich gesehen habe) hat mich ein bisschen an Senftenberg früher erinnert.
Also wir waren tatsächlich schon in Kutna Hora,aber das war noch lange vor 1989,die Frau eines Studienfreundes vonMathias kam von dort und ihre Familie hatte uns mal eingeladen.Damals war noch alles grau und trostlos,aber die Knochenkirche war schon zugängig.
Na das kann ja lustig werden. Drei Tage auf Weltreise und schon so viele Erlebnisse. Nein Kutna Hora und die gruselige Kirche ist uns nicht bekannt. Freuen uns schon auf weitere Berichte.
Das ist ja schön. Dann konnte ich euch ja sogar noch was Neues erzählen 🙂