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Mit dem Bambuszug zum Public Fledermaus-Viewing

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Ich habe etwas Heimweh nach Kambodscha. Jap, ich habe Kambodscha verlassen und bin in meinem geheimnisvollen Land angekommen. Und mein Heimweh hat nichts damit zu tun, dass es in meinem neuen Land nicht cool ist, sondern alles damit, wie toll mir Kambodscha gefallen hat.

Und bevor ihr jetzt alle runter zum Ende des Berichts scrollt, wo ihr die Auflösung des Länderrätsels sehen werdet, lest doch noch von meinen wunderbaren finalen Tagen in Kambodscha.

Da wäre als erstes mein letzter Sovanna-Tag in Angkor, den ich am Ende des letzten Updates bereits angekündigt hatte.

Diesmal fuhren wir nicht so weit raus wie tags zuvor. Stattdessen ging es zuerst wieder nach Angkor Thom, wo ich mit meiner Gruppentour bereits gewesen war. Wir hatten allerdings nicht alle Tempel dort angeguckt.

Den Anfang machte der Baphuon aus dem 11. Jahrhundert, wieder so ein Klopper. Wie die meisten anderen Tempel war er im Laufe der Jahrhunderte komplett eingestürzt, ist aber inzwischen zu großen Teilen restauriert. 

Den Tempel sah ich mir ausnahmsweise allein an, weil Sovanna sein Motorrad checken wollte. Es ist noch recht neu und wurde ihm samt Tuktuk von einer US-amerikanischen Familie gesponsort. Sein altes hatte er während der Pandemie verkaufen müssen. 

Ich lief auch nochmal ein wenig an den alten Mauern der Palastanlage mit der Elefantenterrasse und der Terrasse des Leprakönigs entlang. Die Terrasse ist nach einer sehr alten Statue aus dem 8. Jahrhundert benannt. Das Gesicht der Statue hat mit der Zeit etwas gelitten, daher der Name Leprakönig. 

Direkt neben Angkor Thom liegt der Preah Khan aus dem 12. Jahrhundert. Interessanterweise wurde der als buddhistischer Tempel erbaut und später dann eine Zeit lang in einen hinduistischen Tempel umgewandelt. Oft war es ja andersrum. 

Erbaut wurde der Preah Khan von Jayavarman VII., der den Hals einfach nicht vollbekommen konnte und einige der prächtigsten Tempel errichten ließ. Neben dem Preah Khan zum Beispiel auch den Tomb-Raider-Tempel Ta Prohm und meinen Lieblingstempel Bayon aus dem letzten Bericht.

Im Preah Khan gibt es ganz viele Reliefs von Apsara-Tänzerinnen – Tänzerinnen des Königs. Auf dem ersten Foto hier habe ich mich unter einem der Reliefs als Apsara-Tänzerin versucht.

Ein weiteres Erbe Jayavarmans VII. ist der nahegelegene Neak Poan. Das Besondere an der kleinen Anlage ist, dass sie auf einer künstlichen Insel erbaut wurde. Heutzutage kann man sie aber zum Glück über eine Brücke erreichen. 

Habe ich eigentlich schon von den ganzen Händlern in Angkor erzählt? Ich glaube nicht. Das war das einzig Furchtbare an der ganzen Sache. Vor jedem bekannteren Tempel gibt es Stände und Restaurants. Aber die Verkäufer warten nicht darauf, dass die Kunden zu den Ständen kommen, sondern laufen schon mit einer Warenauswahl auf dich zu, wenn das Tuktuk oder Auto gerade ausrollt.

Das tat mir jedes Mal unheimlich leid, wenn ich ablehnen musste, weil mir klar war, dass die Leute nach Corona dringend Geld brauchen. Kinder waren auch unter den Verkäufern, die waren immer besonders hartnäckig. 

Und Jenny aus England erzählte mir, sie sei auf eine Masche reingefallen, wo ein angeblicher Archäologiestudent ihr angeboten hatte, Fotos von ihr zu machen und ihr dann einen Wisch hinhielt, auf dem eine saftige Spende verlangt wurde. Das ist mir zum Glück nicht passiert.

So, das habe ich jetzt alles eigentlich nur erzählt, weil ich mit einer Händlerin vor dem Neak Poan jede Menge Gaudi hatte. Die konnte nämlich recht gut Englisch. So konnte ich ihr auch erklären, dass ich einfach keinen Platz in meinem Rucksack für Souvenirs habe. Aber sie meinte, Sovanna könne mich ja in seinem Tuktuk um die Welt fahren und sie würde einfach mitfahren. 

Kommen wir wieder zu Jayavarman Numero 7. Der war mit seiner Bauwut noch nicht am Ende. Neben dem Neak Poan liegt der zierliche Ta Som, der auch aus seiner Zeit stammt.

Nach dem Ta Som meinte Sovanna, er habe noch drei Tempel im Sinne, aber ich handelte ihn auf zwei runter, weil diese Tempeltouren wirklich anstrengend sind, ich sags euch. Ich weiß nicht, wie die Guides das machen.

Ich bin aber froh, dass wir die zwei noch machten. Der nächste, der Banteay Kdei, war mein Lieblingstempel des Tages. Gar nicht mal so sehr wegen des Tempels an sich, sondern wegen des Baumes, der allmählich die Tempelstufen hinaufkriecht. Sein Stamm ist golden. Sowas habe ich noch nie gesehen, es sieht einfach wunderschön aus.

Wie ihr inzwischen längst an dem Bayon-Stil des Banteay Kdei erkennen könnt, geht auch dieser Tempel auf den siebten Jaya zurück.

Und dann kamen wir zu meinem allerletzten Tempel in Angkor. Nach drei Tagen, an denen Tempel auf Tempel folgte, einer schöner als der andere, immer etwas neues zu entdecken, war ich schon ein wenig traurig darüber.

Die Ehre gebührte jedenfalls dem winzigen Prasat Kravan. Wie ihr inzwischen längst am fehlenden Bayon-Stil erkennen könnt, hat der Prasat Kravan mit #Jaya7 überhaupt nix zu tun. Er wurde nämlich schon im 10. Jahrhundert erbaut und hat einige sehr schöne Wandreliefs.

Im Anschluss musste ich mich von Angkor verabschieden und zwanzig Minuten später auch von Sovanna. Das machte mich noch ein bisschen trauriger. Ich hatte mich so daran gewöhnt, von ihm morgens um 9 Uhr im Hostel zu einer unserer Touren abgeholt zu werden. Vorgestern hatte seine Tochter ihre zweite Herz-OP. Ich hoffe, sie hat sie gut überstanden.

Abschiedsfoto

Am nächsten Morgen musste ich auch Siem Reap auf Wiedersehen sagen. Zum Glück nicht für immer, da ich für meine letzte Nacht noch einmal in meinem alten Hostel übernachten wollte. 

Jetzt führte mich meine Reise aber zuerst einmal nach Battambang. Ich nahm eins der Tuktuks, die immer vor dem Hostel standen und ließ mich zum Büro des Busunternehmens bringen, mit dem ich auch nach Siem Reap gekommen war. 

Wie sich herausstellte, hatte mein 11-Uhr-Bus technische Probleme. Stattdessen fuhr ein Sammeltaxi vor. Mir sollte es recht sein. Die Fahrt dauerte rund dreieinhalb Stunden. 

In Battambang angekommen, erlebte ich ein Mysterium, hinter das ich bis heute nicht gekommen bin. Da stand nämlich ein Tuktukfahrer meines neuen Hostels neben dem Taxi. Er hielt ein großes Schild mit mehreren Namen und mein Name war auch darunter. 

Ich hatte dem Hostel weder mitgeteilt, von wo ich ankomme, mit welcher Busgesellschaft ich unterwegs bin, noch wann ich ankomme. Und trotzdem stand da dieser Fahrer und wartete auf mich. Ich war auch die Einzige, die er abholte. Ich sags ja, ein Mysterium. Ein kostenloses obendrein.

Im Hostel angekommen, packte ich schnell aus, gab meine Wäsche an der Rezeption ab und aß dann Frühlingsrollen auf der Dachterrasse. Dort fand mich Marie-Neige aus Frankreich. 

Vielleicht erinnert ihr euch noch an sie. Sie war mit mir im selben Schlafsaal in Siem Reap gewesen und war ein paar Stunden vor mir in Battambang angekommen. Sie schlief jetzt im Bett über mir.

Wir plauderten noch ein wenig und machten uns dann für den Abend fertig. Wir wollten nämlich in den Zirkus. In einen besonderen Zirkus. Kinder und junge Erwachsene aus sozial schwierigen Verhältnissen trainieren dort.

Das Projekt begann nach dem Terrorregime der Khmer in den 80er Jahren in einem Flüchtlingslager. Eine Französin begann dort mit traumatisierten Kindern eine Kunsttherapie. Als das Camp schloss, gründete sie mit einigen ehemaligen Schülern eine Malschule in Battambang. 

Inzwischen ist dort ein richtiger Kunststandort geworden. Es gibt auch Musikunterricht, eine Bücherei, Schulen, ein Animationsstudio und eben das Zirkusprojekt.

Marie-Neige und ich wurden am Hostel von einem Cousin des Freunds des Bruders ihres Tourguides in Siem Reap abgeholt. Oder so ähnlich. Dieser Herr – er nannte sich Peter – war jedenfalls außerordentlich unterhaltsam, weil er sehr treffsicher einen australischen Akzent imitieren konnte und anfing, während der Fahrt Lieder von Shakira zu singen.

Wir hatten noch etwas Zeit bis zum Beginn der Vorstellung und sahen uns deshalb noch eine kleine Kunstaustellung an. Und Lust auf Popcorn hatten wir auch. Das war sehr lecker.

Ich hatte ein wenig Angst, dass wir die einzigen Gäste in der Manege sein würden, weil hier ja aktuell nicht so viele Touristen rumlaufen. Aber es waren doch einige Leute gekommen und auch viele Familienmitglieder der Artisten waren da.

Die Show begann mit einem Apsara-Tanz. Danach führten die jungen Darsteller eine Mischung aus Theater und Artistik auf. Inhaltlich ging es um das Terrorregime der Roten Khmer. Ich habe hier mal ein paar kleine Schnipsel zusammengeschnitten.

Uns hat die Vorstellung richtig gut gefallen und wir waren beide sehr froh, dass wir uns dazu aufgerafft hatten, in den Zirkus zu gehen.

Peter hatte vor dem Gelände auf uns gewartete und brachte uns jetzt genauso unterhaltsam wie bei der Hinfahrt wieder zurück zum Hostel.

Der nächste Tag begann um 9 Uhr mit einem Frühstück auf der Dachterrasse des Hostels. Hier die Aussicht und ich.

Um 10 Uhr holte uns dann der Cousin von Marie-Neiges Tourguide in Siem Reap ab. Nicky war zwar nicht so exzentrisch wie Peter aber sehr sympathisch. Marie-Neige hatte uns eine Tagestour bei ihm organisiert.

Erster Stop war eine kleine Hängebrücke, die zwei Dörfer am Sangker miteinander verbindet. Wir liefen einmal drüber, nahmen uns dabei vor den Mopeds in Acht und sahen uns auf der anderen Seite kurz um.

Danach besuchten wir das muslimische Dorf. Muslime sind eine kleine Minderheit in Kambodscha und einige von ihnen leben in diesem Dorf am Sangker. Sie leben hauptsächlich von Fischerei.

Wir kamen im Laufe des Tages auch an mehreren modernen Kloster- und Tempelanlagen vorbei. Ich fasse die Bilder einfach hier in einer gemeinsamen Galerie zusammen.

Das erste große Highlight des Tages sollte die Fahrt auf dem Bambuszug sein. Obwohl wir uns fragten, ob die Fahrt den Namen Highlight wirklich verdienen würde. Denn wir hatten gehört, das der Bambuszug heutzutage eher eine Touristenfalle ist.

Also, was hat es mit dem Bambuszug auf sich? Die französischen Kolonialherren bauten ein Schienensystem in Kambodscha. Das war aber recht rudimentär und wurde von den Roten Khmer teilweise zerstört. Inzwischen wird der Zugverkehr langsam wieder ausgebaut. 

Jedenfalls gab es findige Einheimische, die sich mithilfe von alten Truckteilen, simplen Motoren und Bambusplatten ihre eigenen „Züge“ bauten und die alten Schienen nutzten. 

Als dann die ersten Touristen nach Kambodscha kamen, stellte sich heraus, dass die den Bambuszug auch sehr spannend fanden. Und so wurden die Touristen zunehmend zur Haupteinnahmequelle der Bambuszugfahrer.

Konnten Fremde vor einigen Jahren noch kilometerweit durch Dschungel und kleine Dörfer flitzen, wurde die Strecke aufgrund neuer Bauprojekte zuletzt immer kürzer. 

Wir wollten den Zug aber dennoch ausprobieren, erwarteten uns aber nicht zu viel.

Unser "Zug" steht für uns bereit

Wir machten es uns auf den Kissen bequem und dann ratterten wir los. Bis zu 40-50 km/h können die Dinger schnell werden. Wir fuhren durch schöne Natur und kamen an vielen Kühen vorbei.

Interessant wird es, wenn sich zwei Züge auf der Strecke begegnen. Das passierte uns auch einmal. Wir sahen das andere Gefährt auf uns zubrausen, aber unser Fahrer machte irgendwie keine Anstalten, langsamer zu werden. Irgendwann schaute ich mich dann doch mal nervös zu unserem Fahrer um, aber er schmunzelte nur. 

Auf Kollisionskurs?

Natürlich hielten wir rechtzeitig. Wenn sich zwei dieser Wagen begegnen, gibt es eine Regel: Der Wagen mit der leichteren Last muss abgebaut werden. Das waren in dem Fall wir, weil wir nur zu zweit waren. Das Umbauen geht aber sehr schnell.

Nach etwa 10 bis 15 Minuten Fahrt hielten wir an ein paar Verkaufsständen an. Ich kaufte mir eine Cola und von einem Kind zwei Armbänder, weil ich wieder mal nicht standhaft bleiben konnte. Nach zehn Minuten Pause ging es wieder auf gleichem Weg zurück.

Marie-Neige und ich waren uns im Anschluss einig, dass wir die Bambuszugfahrt trotz der Kürze der Fahrt und den Verkaufsständen sehr cool fanden.

Während wir uns noch über das eben Erlebte unterhielten, steuerte Nicky schon den nächsten Programmpunkt an. Ich konnte sie riechen bevor ich sie sah: Fledermäuse. Überall in den Bäumen. Nicky wies uns an, unter den Bäumen stehen zu bleiben. Er würde jetzt die Fledermäuse in Aktion versetzen. Dann verschwand er. 

Nach ein paar Minuten begannen die Fledermäuse tatsächlich, wie wild herumzufliegen. Hm, ich wollte eigentlich gerade schreiben: „Die Fledermäuse begannen unter viel Geschrei herumzufliegen.“ Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke, bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob Fledermäuse überhaupt schreien und ich mir das eher im Nachhinein eingebildet habe.

Die Fahrt zum nächsten Ziel dauerte etwas länger. Wir wollten zum Wat Banan aus dem 11. Jahrhundert. Also auch ein Tempel aus der Hochzeit der Khmer.

Der Tempel liegt auf einem Hügel, sodass wir zuerst eine steile Treppe bewältigen mussten. Es lohnte sich aber, weil die Tempelanlage sehr schön war. Ich hatte mich in Angkor also noch nicht satt gesehen.

Gerade als wir uns an den Abstieg machten, begann es zu regnen. Wir waren schon ordentlich durchnässt, als wir wieder am Tuktuk ankamen. Nicky hatte die Regenplanen ausgepackt. Wir warteten im Tuktuk bis der Regen aufhörte, was zum Glück nicht zu lange dauerte.

Nach dem Regen können die Planen wieder aufgerollt werden

Nicky fragte uns, ob wir am Tempel Essen wollen, aber Marie-Neige und ich hatten andere Pläne. Wir wollten süßen Bambusreis probieren, typisch für die Region. Also baten wir Nicky, am Straßenrand anzuhalten, wenn er einen Verkaufsstand sieht.

Lange mussten wir nicht warten, bis Nicky einen fand. Er half uns auch beim Erwerb der Bambusstangen. Der klebrige Reis wird mit Kokosnussmilch, Zucker und schwarzen Bohnen vermischt und dann in den Bambusstangen gegart. 

Die Bambusstange kann man im Anschluss schälen wie eine Banane und den Reis isst man auch wie eine Banane. Sehr, sehr lecker.

Mein Bambusreis und ich

Wir hatten genug Zeit, unseren Reis in Ruhe zu essen, denn die Fahrt zum nächsten Zielort war mal wieder etwas länger. Unterwegs hielten wir einmal an, um Fotos von der schönen Landschaft zu machen. 

Nicky fotografierte auch zwei einheimische Jungs für uns. Wir hatten ihm zuvor erzählt, dass wir aus Respekt die Einheimischen nicht fotografieren wollen, aber Nicky sagte, das sei überhaupt kein Problem und falls sich einer beschweren würde, sei es ja eh zu spät, weil das Foto dann schon gemacht sei. Naja, wir blieben trotz der bestechenden Logik zurückhaltend.

Einen kleinen Zwischenstop legten wir noch an einem Kloster ein, wo Nicky ein kunstvolles Wasserspiegelbild für uns schoss. Er hatte früher als Fotograf gearbeitet, bevor Smartphones die Welt eroberten.

Wir waren schon am Fuße des Phnom Sampeau, wo mit Killing Caves und Fledermaushöhle unsere letzten Ziele für den Tag zu finden waren. Gerade als wir die kleine Eintrittsgebühr bezahlten, öffnete sich der Himmel erneut. Diesmal so richtig. 

Nicky brauste mit dem Tuktuk in irgendein Restaurant rein. Der Restaurantbesitzer musste sein dort geparktes Moped schnell in Sicherheit bringen. Ich weiß nicht, ob die beiden sich kannten. Bestimmt. Nach uns kamen auch noch andere Mopedfahrer an, die im Restaurant Unterschlupf suchten.

Unter einem der Tische lag ein Hund von der Größe eines Kalbes. Irgendwann fing der Restaurantbesitzer an, den Hund vorzuziehen, um ihn in den Regen zu schubsen. Der Hund versuchte sich totzustellen und rannte ins Restaurant zurück, sobald er im Regen losgelassen wurde.

Ich dachte zuerst, dass der Hund ein Streuner ist und der Restaurantbesitzer Sadist. Wie sich später rausstellte, wollte der Herr sich nur einen Scherz erlauben, denn offensichtlich gehörte das Hundi doch ihm und er hatte es sehr lieb. Er rubbelte den Koloss nämlich zuerst mit einem Handtuch trocken und später sah ich die beiden auf einem Moped in den Sonnenuntergang reiten.

Marie-Neige und ich überlegten eine Weile, ob wir den Ausflug in Anbetracht der Wassermassen vielleicht beenden sollten. Aber nach einer gefühlten Ewigkeit hörte der Regen dann doch auf und wir begannen mit der Bergbesteigung.

Auf dem Phnom Sampeau gibt es einige Höhlen, die von den Roten Khmer als Massengräber genutzt wurden. Sie töteten die Menschen am Rand der Höhle und warfen sie dann hinein – deshalb der Name Killing Caves.

Vor der Entweihung durch die Roten Khmer waren die Höhlen für buddhistische Zwecke genutzt worden und auch sonst geht es auf dem Berg ziemlich religiös zu. Wir kamen an vielen Statuen und kleinen Tempelanlagen vorbei. Auf einem Turm hatten sich ganz viele Affen positioniert.

Wisst ihr, wen wir an dem Berg trafen? Richtig, Pia. Sie hatte ja mit Marie-Neige und mir in Siem Reap in einem Schlafsaal geschlafen. Wir wussten, dass sie auch nach Battambang wollte, hatten sie aber erst am Abend erwartet. Stattdessen hatte sie sich entschieden, gleich nach ihrer Ankunft eine Halbtagestour mit dem Hostel zu machen.

Nach unserem Wiedersehen lief Pia mit ihrer Gruppe weiter, während Marie-Neige und ich uns noch die Aussicht ansahen, bevor wir wieder zum Restaurant herunterstiegen, wo Nicky auf uns wartete.

Ein Höhepunkt wartete noch auf uns: der Auszug der Fledermäuse. Am Fuß des Phnom Sampeau gibt es eine Höhle, in der Hunderttausende Fledermäuse wohnen. Jeden Abend zum Sonnenuntergang verlassen sie ihr Zuhause und schwärmen aus. 

Sie sind sehr wichtig für die Landwirtschaft rund um Battambang, da sie Grashüpfer essen und so die Reisfelder schützen.

Ihr Auszug wird touristisch vermarktet. Als wir an der Höhle ankamen, waren dort überall Stühle aufgebaut und Verkäufer boten Essen und Trinken an. Es war wirklich wie beim Public Viewing.

Ich kaufte mir an einem kleinen Stand etwas, das wie ein riesiger Tortilla aussah, aber wie ein süßer Krabbenchip schmeckte. Und auch ein wenig wie Popcorn.

Und dann ging das Spektakel los. Es war wirklich beeindruckend, wie die Fledermäuse aus ihrer Höhle kamen. Wie eine Armee. So organisiert. Es sah aus wie eine Szene aus Herr der Ringe. Und es hörte einfach nicht auf. Rund 40 Minuten soll es dauern, bis alle Fledermäuse die Höhle verlassen haben.

Wir warteten allerdings nicht bis ganz zum Ende. Nicky sammelte uns nämlich irgendwann ein, weil er uns noch den Sonnenuntergang von einem Aussichtspunkt zeigen wollte. Um den noch rechtzeitig zu erreichen, holte Nicky alles aus seinem Tuktuk raus und wir rasten durch die Dorfstraßen. Wir mussten dann noch irgendwo auf einen kleinen Hügel klettern und schafften es rechtzeitig zu einem tollen Sonnenuntergang.

Das war das Ende dieser wunderbaren Tour. Im Dunkeln setzte Nicky Marie-Neige und mich im Hostel ab, wo wir auch Pia, Jenny, Peter und Susann wiedertrafen. Wir zogen gemeinsam noch einmal los, um ein nettes Restaurant zu finden.

Es kam unterwegs zu einer Verwirrung, welches Restaurant wir denn nun aufsuchen sollten. Dabei verloren wir irgendwie Peter, aber wir fünf Frauen landeten in einem leckeren lokalen Restaurant. Meine gebratenen Nudeln waren super würzig und zum Glück gar nicht scharf.

Zurück im Hostel fanden wir Peter wieder und er Jenny und ich verbrachten den Rest des Abends kartenspielend. 

Ich musste mich am Abend auch von Marie-Neige verabschieden. Sie wollte am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe weiter in Richtung Phnom Penh reisen.

Von Pia verabschiedete ich mich am nächsten Morgen. Sie blieb noch in Battambang und ich fuhr zurück nach Siem Reap. Wieder im Sammeltaxi statt im Bus. Das holte mich netterweise direkt am Hostel ab und setzte mich in Siem Reap auch wieder vor meiner alten Unterkunft ab, zwei Tuktukfahrten gespart.

Ich kam zwar nicht in meinem alten Schlafsaal unter, aber der neue sah genauso aus wie der alte. 

Riesig große Zimmer - eine Seltenheit

Was werde ich wohl nach dem Einchecken gemacht haben? Natürlich, ich rannte gleich wieder zu meiner geliebten französischen Bäckerei. Zwei Minuten nach meiner Ankunft trafen dort auch Jenny und Peter ein.

Ich wusste, dass die beiden auch nach Siem Reap kommen würden und ich hatte den beiden die Bäckerei empfohlen. Also nur eine halbe Überraschung.

Den Rest des Tages bereitete ich mich auf meine Weiterreise vor und faulenzte auch recht viel. Nach all den Erlebnissen der letzten Woche fand ich das verdient.

Am nächsten Morgen konnte ich sogar halb ausschlafen, da ich erst um 12 Uhr das Hostel verlassen musste. Ein Tuktuk brachte mich zum Flughafen. Ich bezahlte den Fahrer mit einem Mix aus meinen letzten Dollarn und meinen letzten Riel. Total normal hier.

Der Flughafen ist sehr schick, aber gerade wird ein größerer gebaut, auf dem dann auch größere Maschinen landen können. Das soll den Tourismus in Siem Reap weiter ankurbeln.

Um 15:30 Uhr hob mein Flieger ab. Der brauchte nur eine knappe Stunde bis nach Bangkok. Gerade genug Zeit, um mein vorbestelltes Sandwich zu essen. 

Nein. Bangkok war nicht mein Endziel, sondern nur ein Zwischenstopp. Ein sehr langer Zwischenstopp. Acht Stunden musste ich dort Däumchen drehen. Leider ist der Don Mueang Flughafen wenig spektakulär. Ich vertrieb mir die Zeit hauptsächlich mit Netflix. 

Um kurz vor Mitternacht war dann endlich Zeit zum Boarden.

Fünf Stunden dauerte der Flug, etwa zwei Stunden davon konnte ich auch ein wenig schlafen und wurde zu diesem schönen Sonnenaufgang wach.

Bevor wir jetzt gleich landen, möchte ich noch mein Kambodscha-Fazit loswerden. Ich habe das Land und die Leute einfach in mein Herz geschlossen. Der Tag im alten Gefängnis und auf den Killing Fields in Phnom Penh war furchtbar, intensiv und eine Lehrstunde dafür, dass wir viel dankbarer für unsere Lebensumstände sein sollten.

Kampot war so entspannt und ich erlebte dort ein Highlight meiner bisherigen Reise: meine Bekanntschaft mit den tanzenden, kambodschanischen Frauen auf dem Ausflugsschiff. 

Auf Koh Rong Sanloem machte mir leider das Wetter ein wenig einen Strich durch die Rechnung und es war insgesamt die Station, auf die ich am ehesten hätte verzichten können, aber ich hatte dort trotzdem gemütliche Tage.

Und dann kam Siem Reap. Ich habe es so geliebt. Mein Hostel, meine Ausflüge, Angkor, die Menschen, die ich dort getroffen habe. Ich wäre so gerne länger geblieben. Aber ich bin auch froh, Battambang nicht ausgelassen zu haben. Meine zwei Tage dort waren ebenfalls wundervoll.

Und das alles führt dazu, dass ich Kambodscha aktuell etwas vermisse. Aber ich bin auch sehr neugierig auf mein neues Land. Ok, Leute jetzt geht es los. Also, wo bin ich nach fünf Stunden Flug aus Bangkok gelandet? 

Ihr habt noch ein letztes Mal die Möglichkeit zu raten. Hier eine Bildergalerie meiner Ankunft und den ersten Schritten im neuen Land. Von schwer bis eindeutig.

Die nächsten Zeilen muss ich jetzt mit belanglosem Text füllen, damit die, die raten wollen, nicht blöderweise vor der Bildergalerie schon die Auflösung sehen. Aber jetzt sollten wir sicher sein. Das letzte Bild verrät meinen aktuellen Aufenthaltsort, wenn man genau hinschaut: Tadaaa. Ich bin in Fukuoka, Japan.

Wer hätte das gedacht. Also ich bis vor knapp vier Wochen nicht. Und dadurch, dass es völlig abseits meiner geplanten Reiseroute liegt, war es auch sehr schwer zu erraten. 

Nun muss ich eben Mitte August den Ritt von Japan nach Marokko machen. Aber es gibt tatsächlich eine Direktverbindung von Bangkok nach Marokko. Also gar kein so großes Problem.

Fukuoka ist kein klassisches Ziel für Menschen, die zum ersten Mal in Japan sind, aber der Flug war bei weitem günstiger als nach Tokio. Nun werde ich mich mit dem Bus von Fukuoka bis nach Tokio vorarbeiten.

Aber ich greife vor. Ich muss euch noch von der absoluten Peinlichkeit erzählen, die mir am Flughafen passiert ist. Also die Einreisekontrolle war erst einmal kein Problem. Ich hatte die Einreisekarte zuvor schon digital ausgefüllt und konnte jetzt einfach einen QR-Code vorlegen. Dann wollte der Beamte noch kurz meine Reiseroute wissen.

Danach lief ich Richtung Zollkontrolle und mithilfe eines weiteren QR-Codes meisterte ich auch diese und stand plötzlich in der Ankunftshalle. Leider ohne mein Gepäck. Ich hatte es geschafft, an den Kofferbändern vorbeizulaufen, ohne meinen Rucksack abzuholen. Und nun kam ich nicht mehr in den Sicherheitsbereich zurück. Ich schiebe das alles auf meine Übermüdung.

Es war mir so unangenehm, am Infoschalter vorstellig zu werden. Aber alle waren sehr nett zu mir. Die Dame rief irgendwo an und ein paar Minuten später kam eine Mitarbeiterin, die mich zurück zum Sicherheitsbereich brachte. 

Dort wollten die Leute noch einmal meinen Pass und meinen QR-Code sehen. Ich war mir zu 100 Prozent sicher, dass sie nun auch mein komplettes Gepäck peinlich genau durchsuchen würden. Aber nichts. Sie ließen mich einfach wieder gehen. Was für ein Auftakt.

Danach lungerte ich noch weitere acht Stunden am Flughafen rum. Ich war um 7 Uhr morgens angekommen und Check-in in meinem Hostel war erst ab 16 Uhr. 

Ich nutzte die Zeit unter anderem, um mir eine aufladbare Busfahrkarte zu kaufen, die meinem Verständnis nach in allen größeren Städten des Landes funktioniert. Als Tourist sollte man sich auf jeden Fall so eine Karte kaufen. 

Ansonsten muss man nämlich beim Einstieg in den Bus ein orangefarbenes Kärtchen ziehen und dann anhand eines komplizierten Nummernsystems rausfinden, wie viel man zahlen muss. Beim Ausstieg muss man dann das passende Kleingeld zusammen mit dem Kärtchen in einen Korb neben dem Busfahrer legen. Ohne mich.

Der Bus, der vom Flughafen in die Stadt fuhr, war leider ein überfüllter Reisebus mit kaputter Klimaanlage, sodass ich eine viertel Stunde mit meinem Gepäck im Gang schwitzen musste. 

Die Suche nach meinem zweiten Bus an der Hakata-Station dauerte auch etwas, aber schließlich war ich erfolgreich und dieser Bus war auch nicht überfüllt. Er setzte mich in der Nähe meines Hostels ab.

Ich kam in einem Vierbettzimmer unter und lernte auch gleich Ting aus Thailand kennen. Ihr Englisch ist super und wir verstehen uns sehr gut.

Übrigens, dass die Toiletten in Japan Wunder der Technik sind, ist kein Mythos. Hier die Hosteltoilette.

Ich habe gestern Abend nicht mehr viel gemacht und heute bis zum frühen Nachmittag geschlafen, weil ich so erledigt war. Ich war nur einmal kurz draußen, um mir etwas zum Essen zu suchen.

Morgen will ich mir dann ein wenig die Stadt anschauen. Und ich muss dringend meine weitere Reise durch Japan planen. Jetzt schreibt mir doch bitte gerne, was ihr von meinem neuen Reiseziel haltet. Daumen hoch oder runter?

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Opa Hans

    Das ist ja traurig, nach Angkor schon der zweite lange Reisebericht und noch immer keine Reaktion vom Opa Hans. Das bedeutet aber nicht, dass ich sie nicht schon ausführlich und mehrmals gelesen habe.
    Es freut mich, dass Dir Kambodscha so zugesagt hat. Das Land ist ja auch mit seinen vielen Kultbauten für uns exotisch. Erstaunlich ist die Entstehung der Tempelanlagen zu einer Zeit, in der es die heutigen technischen Hilfsmittel im Bauwesen noch nicht gab. Ich glaube selbst die Wasserwaage war damals noch nicht erfunden, oder in den vielen Jahren kann ja auch schon mal etwas aus dem Lot geraten.
    Das angenehme Deiner Reise sind die vielen netten Leute die Dir dabei immer hilfsbereit begegnet sind.
    Nun hast Du schon wieder einen großen Sprung gemacht und bist jetzt in Japanesien gelandet.
    Ich wünsche Dir auch dort wieder nette Begegnungen und interessante Sehenswürdigkeiten.
    Liebe Grüße und wie immer schön aufpassen und vorsichtig sein.

    1. Anne

      Kein Problem Opa, ich habe ja gesehen, dass du im Moment mit deinem Besuch beschäftigt bist 🙂 Deine Wünsche sind angekommen, ich habe hier in Japan wirklich schon nette Menschen kennengelernt.

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