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Palmen, Strände, Krabbeltiere

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Schon wieder eine Datumsgrenze überschritten: Heute vor genau vier Monaten setzte sich eine wackere Moselanerin in Bullay in den Zug um die Welt zu sehen. Gerade sitzt dieselbe Moselanerin in einem Bungalow auf den rund 11.000 Kilometer entfernten Philippinen und verspürt leichte Hyperventilation – wie kann ein Drittel Jahr um sein?

Aber ich schweife ab, bevor mein aktueller Bericht überhaupt begonnen hat. Nach meinem etwas unglücklichen Aufenthalt in Cebu City war ich vergangenen Mittwoch ganz froh, der Insel endlich den Rücken zu kehren. Zusammen mit France (wie meistens weiß ich nicht, wie der Name tatsächlich geschrieben wird) machte ich mich am frühen Morgen auf den Weg zum Fährhafen von Cebu City. France ist Filipina und war mit mir auf einem Zimmer in Cebu. Sie wollte, genau wie ich, nach Bohol und da war es natürlich naheliegend, dass wir zusammen die Fähre nehmen. 

Zu zweit zu reisen war eine erholsame Abwechslung für mich, zumal France als Filipina viel besser wusste als ich, wie der Hase läuft. Sie organisierte die Taxifahrt und regelte den Ticketkauf am Fährhafen. Juhu. Die Überfahrt war recht unspektakulär, da ich die meiste Zeit vor mich hindöste. 

Spannend wurde es bei unserer Ankunft in Tagbilaran auf Bohol. Wir hatten zwei Möglichkeiten für die Weiterfahrt: Taxi oder Tricycle. Da letzteres deutlich billiger ist, entschieden wir uns dafür. Ein Tricycle ist ein Motorrad mit Überdachung und einem Beiwagen, der auf selber Höhe wie der Motorradsitz ist. 

Eine ausgewachsene Europäerin und eine ausgewachsene Filipina passen geradeso in den Beiwagen. Lustig wird es, wenn der Tricyclepilot nach fünf Minuten Fahrt anhält, weil es anfängt zu regnen und deshalb auch noch vier Rucksäcke in die Kabine quetscht, weil es in den „Kofferraum“ hineinregnet. Es war eine interessante Fahrt.

Von Tagbilaran in Bohol fuhren wir auf die kleine Nachbarinsel Panglao, die durch eine Brücke mit der großen Schwester verbunden ist. In Panglao sind die meisten Hotels und Hostels untergebracht, wahrscheinlich weil es dort die besten Strände gibt. 

Der Tricyclepilot setzte mich zuerst an meinem Hostel ab, France hatte eine andere Unterkunft gebucht. Ich verliebte mich auf den ersten Blick in meine neue Herberge. Drei Wörter: Ruhe, Natur, Hängematte. In letztere ließ ich mich fallen, nachdem ich meinen Rucksack abgestellt hatte und stand für mehrere Stunden nicht mehr auf. So geht Paradies.

Das Hostel heißt Bohol Coco Farm und liegt etwas abseits der Hauptstraße von Panglao. Wie der Name schon sagt, handelt es sich um eine Kokosnussfarm, Tiere gibt es auch. Das Gelände ist riesig. Überall zwischen den Bäumen stehen Gästebungalows. Außerdem gibt es mehrere Hängemattenpavillons und einen riesigen Aufenthaltsbereich – überdacht aber ohne Wände. 

Einen kleinen Haken hatte die ganze Angelegenheit, wie ihr euch denken könnt. Wir hatten viele kleine Nachbarn: Mücken, Motten, Käfer und auch jede Menge Geckos. 

Als ich am zweiten Tag im Schlafsaal in meinem Rucksack rumräumte, gab es auf einmal ein lautes Geräusch und ich dachte, die Decke stürzt ein. Das war aber nicht der Fall. Es war ein ziemlich großer Gecko, der sich irgendwie von außen durch die Decke geboxt hatte und sich über meinem Bett von der Anstrengung erholte. Ich war recht dankbar für mein Moskitonetz (Nein Mama, nicht mein eigenes. Das wartet immer noch auf Nutzung).

Zurück zu meiner Hängematte: Ich faulenzte nach meiner Ankunft friedlich vor mich hin und bekam dabei nach einer Weile Gesellschaft von Etti aus Israel. Wir wollten aber nicht allzulange untätig sein und beschlossen zum nahen White Beach – Weißen Strand – zu laufen bevor es dunkel wird. Ohne Schwimmzeug, einfach mal gucken. 

Wir saßen eine Weile im Sand, unterhielten uns und hatten dabei fast unsere Ruhe (Hm, ich habe gar kein Foto von Etti und mir, merke ich gerade).

Ok, ich gestehe, am nächsten Tag verließ ich das Hostel nicht. Oder besser gesagt meine Hängematte. Aber wer kann mir das verübeln? Ein spannendes Buch, eine kalte Cola, ein Käse-Schinken-Sandwich aus der Hostelküche – wieso hätte ich woanders sein sollen…

Mein dritter Tag in Panglao war dafür sehr abwechslungsreich. Ich hatte eine Tour gebucht, die mich zu einigen Highlights im Südwesten von Bohol führen sollte. Ich wurde vom Tourbus im Hostel eingesammelt. Wir waren elf Leute: Vier Taiwanesen, vier Filipinas, der Fahrer, der Reiseleiter und ich. 

Nach einem kurzen Zwischenstop an einem Denkmal in Tagbilaran (zu Ehren der Freundschaft eines spanischen Seefahrers mit einem philippinischen Offiziellen im 16. Jahrhundert) ging es weiter zu einem Tarsierrefugium. Tarsier – oder Koboldmakis – sind eine gefährdete Primatenart. Sie sind nachtaktiv, winzig und waren Vorbild für den Star-Wars-Yoda.

Danach fuhren wir weiter zu einer der Hauptattraktionen von Bohol – den Chocolate Hills (Schokoladenhügel). Woher der Name kommt, weiß ich nicht. Es handelt sich jedenfalls um mehr als tausend, kegelförmige Hügel, die sich über die Landschaft verteilen. Wie diese Hügel entstanden sind, wird noch debattiert. 

Unser nächster Zwischenstop war etwas kurios. Wir hielten in einem kleinen Wald am Seitenrand. Der Wald ist wohl von Menschen gepflanzt worden (ist das so etwas Besonderes?), ansonsten habe ich daran nichts Bemerkenswertes feststellen können. Alle anderen waren anscheinend hin und weg. Mitglieder mehrerer Reisegruppen ließen sich ausgiebig mitten auf der Straße fotografieren und ließen sich auch nicht von hupenden Bussen und Lkw aus der Ruhe bringen. Ich habe zur Sicherheit mal ein Foto vom Wald gemacht, vielleicht findet ihr ihn ja auch super und ich bin nur ignorant.

Unser Mittagessen nahmen wir auf einem Ausflugsschiff ein. Es gab ein Buffet, ich stürzte mich auf Reisnudeln mit Kokoscurry. Himmlisch. Ebenfalls himmlisch war der Ausblick auf den vor uns liegenden Fluss.

Nach dem Mittagessen ging es munter weiter. Es folgten Stopps an einer Hängebrücke…

…und bei einer Schmetterlingsfarm. Hrgh, ich war hin- und hergerissen, was ich davon halten soll. Zum einen werden dort Schmetterlinge gezüchtet und die fragilen Puppen geschützt. Bestimmt eine gute Sache. 

Es gibt dort aber auch einige andere Tiere: Hühner, Vögel, Hasen, Schlangen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob die da auch geschützt werden oder nur Touristenattraktionen sind. Jedenfalls hatte man die Möglichkeit eine Schlange auf den Arm zu nehmen und ich liebe es Schlangen anzufassen, also habe ich es gemacht ohne vorher genauer nachzudenken und bin damit wahrscheinlich zur Tierquälerin geworden. Ich bin also etwas unglücklich mit mir und stelle deshalb das Foto nicht auf die Seite.

Wir nähern uns dem Ende der Tour: letzter Tagesordnungspunkt war die älteste Kirche von Bohol. Ich meine, sie wurde im 16. Jahrhundert gebaut, aber ich bin ja zum Glück kein offizieller Reiseführer und darf irren.

Zurück im Hostel ging es ab in meine geliebte Hängematte und da blieb ich natürlich für den Großteil des Abends.

Meinen Samstag widmete ich dem Versuch, mein nächstes Fährticket auszudrucken. Das Hostel hatte keinen Drucker. Der Beschreibung des Hostelmitarbeiters, wo das nächste Internetcafé zu finden ist, konnte ich nicht folgen. 

Ich vertraute deshalb auf Google Maps. Großer Fehler. Mein Handy schickte mich irgendwo in den Dschungel, in dem es nicht mal eine mickrige Hütte gab, geschweige denn ein Internetcafé. Ich fluchte, schlug mich bei 10.000 Grad zurück zur Hauptstraße durch und da lief ich dann und lief und lief bis ich an einem Reisebüro vorbeikam. Ich dachte, ich probiere einfach mal mein Glück und war tatsächlich erfolgreich. Man druckte mir mein Ticket aus. 

Da ich nun schon fast am Alona Beach angekommen war (sozusagen dem Ballermann von Panglao), schaute ich mir noch schnell den Strand an, fand ihn zu überfüllt, suchte mir ein Tricycle und ließ mich zurück zu meiner Hängematte chauffieren. 

Hier noch die Hauptstraße von Panglao und der Alona Strand.

 

Am Abend gab es im Hostel ein Buffet mit Livemusik. Ich ließ Seegras, gegrillte Auberginen und Schwabbelschweinefleisch außen vor und widmete mich ganz den Reisnudeln, Hühnchen mit Knoblauchsoße und frittierten Bällchen aus Bananenblüte. Sehr gut.

Am nächsten Morgen stand mal wieder ein Tapetenwechsel an. Ich wollte mit der Fähre weiter auf die Insel Camiguin südlich von Bohol. Dafür musste ich aber erst einmal zum Hafen kommen. Das bedeutete zunächst eine Tricyclefahrt nach Taglibaran. Von dort ging es mit dem Bus weiter ins 70 Kilometer entfernte Jagna. 

Offizielle Fahrpläne gibt es hier nicht. Der Bus fährt, wenn er voll ist. Und er hält, wenn jemand am Straßenrand winkt oder im Bus dem Fahrer zuruft. Ich hatte deshalb einen ordentlichen Zeitpuffer eingeplant. Die Fahrt war wenig komfortabel – enge Sitze und keine Klimaanlage – aber spottbillig (ungefähr drei Euro). 

Ich kam überpünktlich in Jagna an und musste noch zwei Stunden im Hafenterminal warten. Als es dann endlich ans Einchecken ging, wurde mir gesagt, dass ich mein hart erarbeitetes Fährticket gegen einen anderen Wisch austauschen muss. Der Schalter dafür war praktischerweise außerhalb des Hafengebäudes, sodass ich die Sicherheits- und Gepäckkontrolle im Anschluss ein zweites Mal absolvieren durfte. 

Diese Kontrolle bescherte mir fast einen Herzinfarkt. Ich musste – wie auch an Flughäfen üblich – meine Rucksäcke auf ein Band legen, wo sie dann in einem Kasten durchleuchtet wurden. Auf der anderen Seite des Kastens kam mein großer Rucksack ganz normal wieder zum Vorschein, mein kleiner Rucksack (mit allen meinen Wertsachen) ließ sich jedoch nicht blicken. Stattdessen erschien das Gepäck der Leute in der Schlange hinter mir.

Ich war der Überzeugung, dass jemand den Rucksack geklaut haben muss. Aufgeregt gestikulierte ich dem Wachmann am Durchleuchtungsgerät, der aber kein wirkliches Interesse zeigte. Ich lief eine Weile wirr hin und her, bis auf einmal der Rucksack doch noch aus dem Kasten kam. Keine Ahnung, was da los war. Es sprach ja keiner mit mir.

Auf der Fähre suchte ich mir ein ruhiges Plätzchen im Bugbereich und ließ mich dort auf dem Boden nieder. Auf die Sitze knallte die Sonne zu stark.

Camiguin konnte man schon von Jagna aus sehen. Die Fahrt dauerte trotzdem drei Stunden.

Um meinen Transport ins Hotel brauchte ich mir keinen Kopf machen. Wir Reisenden wurden bei unserer Ankunft in Camiguin von einer Schar Tricyclefahrer umringt. Nach einer zwanzigminütigen Fahrt war ich in meiner Unterkunft. Ich habe endlich mal wieder ein eigenes Zimmer. Oder besser gesagt einen winzigen Bungalow mit einer Minidusche und einem Minibad. Aber für mich ist es perfekt.

Ich hatte nach der Ankunft gerade mein Gepäck abgestellt, da klopfte ein Hotelmitarbeiter an meiner Tür und brachte mir einen riesigen Teller mit Lanzones. Es war wohl der erste Tag der Ernte. Lanzones sind die Früchte des Lansibaumes (wie ich natürlich ergooglen musste) und auf den Philippinen sehr beliebt. Sie schmecken ein wenig wie Litschis, finde ich. 

Interessanterweise krabbelten Scharen von Ameisen über die Lanzones auf dem Teller. Das muss so sein, erklärte mir der Hotelmitarbeiter. Das zeigt, dass die Früchte süß sind. 

Heute wollte ich zum Strand. Das Hotel ist Luftlinie vielleicht 200 Meter vom Meer entfernt. Leider ist der Zugang fast überall zugebaut. Ich versuchte mehrere kleine unbefestigte Wege. Beim ersten Versuch wurde ich von einem Hund verbellt, der zweite Versuch endete an einem Zaun. 

Ich wollte eigentlich schon aufgeben, kaufte mir stattdessen in einer kleinen Hütte eine Cola und erzählte dem Verkäufer von meinem fehlgeschlagenen Strandversuch. Der zeigte mir daraufhin einen kleinen Durchgang auf der anderen Straßenseite, der mich tatsächlich zu einem menschenleeren Strand brachte, dem Black Beach (Schwarzer Strand). 

Ich hatte keine Schwimmsachen dabei und so begnügte ich mich damit, bis zu den Knien ins fast lauwarme Wasser zu waten. 

Camiguin ist übrigens (noch) keine klassische Touristeninsel. Ich falle hier auf wie ein bunter Hund. Ich kann nicht zählen, wie oft ich heute auf meinem Spaziergang angehupt, angewunken oder angegrüßt wurde. Gewöhnungsbedürftig aber gut gemeint von den Einheimischen. 

Hier zum Abschluss noch Bilder von der Umgebung rund um mein Hotel und dann ist aber auch gut für heute.

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare

  1. Marie

    Die Fotos sind super. Ich bin auf jede deiner beiden Unterkünfte neidisch!!

    1. Anne

      Danke 😀 Hach ja, schön wars. Muss ich auch echt mal sagen.

  2. Rebekka

    Also Anne, was mir bei den ganzen (im übrigen ziemlich unspektakulären Bildern) fehlt ist: Das typische Influencer-Bild: Du von hinten, Hut auf’m Kopf, den du mit einer Hand ganz lässig festhältst. Daran solltest du wirklich noch arbeiten… 😉 Mega, ein wirklich schönes Fleckchen Erde!

    1. Anne

      Ja das stimmt, der Hut fehlt. Und die Füße im Wasser. Ich arbeite daran 😀

  3. Andrea

    Mensch Anne! DAS sind wieder Bilder ganz nach meinem Geschmack! (wobei mein Favorit wird wohl für immer und ewig die Wüste Gobi sein) 🙂
    Beim Strandbild vom „überfüllten“ Alona Beach musste ich lachen: 4 Leute am Strand! Nun ja…wenn sonst Deine Traumstrände menschenleer sind…dann sind 4 Leutchen schon viel*kicher
    Strand hin oder her… dieses chillige Hängematteninselleben hast Du Dir nach den vielen überfüllten und teils chaotischen Städten mal wirklich verdient!!! Genieße es!

    1. Anne

      Ein Traumstrand ist per Definition nur dann ein Traumstrand, wenn keine anderen Menschen da sind 😀
      Ich mache es mir jetzt übrigens zur Mission eine Szenerie zu finden, die dir noch besser als die Wüste Gobi gefällt 🙂 Obwohl die Gobi auch immer noch mein Favorit ist, wenn ich ehrlich drüber nachdenke.

  4. Oma & Opa

    Fantastische Bilder – Anne, wir glauben jetzt bist Du tatsächlich im Paradies angekommen. Soviel Natur pur live zu erleben ist schon beeindruckend. Für uns ein Glück, das wir Dank des Computer – Zeitalters daran teilhaben können.
    Die 4 Monate, die Du nun schon unterwegs bist sind an dem was Du bisher erlebt hast eigentlich schnell vergangen. Vor allem hast Du bei der Planung Deiner Reiseroute immer gute Entscheidungen getroffen. Wir drücken Dir Die Daumen, das Du auch weiterhin dabei ein gutes Händchen hast. Du immer auf hilfsbereite Mitmenschen bei schwierigen Lagen triffst und alles was da kreucht und fleucht relativ harmlos bleibt. Wir, Deine Fans, bleiben wie immer schön neugierig freuen uns schon auf den nächsten Reisebericht.

    1. Anne

      Naja, fast alle Entscheidungen waren gut 😀 Ein zweites Mal würde ich definitiv nicht nach Cebu City fahren. Und was die Tiere betrifft: An die meisten gewöhne ich mich langsam. Nur die Mücken nerven ziemlich.

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