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Wie mein marokkanisches Märchen weiterging

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Hier nun Teil 2 meines Marokkoreiseberichts. Solltet ihr Teil 1 übersehen haben, weil die beiden Einträge so dicht aufeinander kamen, dann klickt am besten nochmal zurück und fangt von vorne an. Für alle vollumfänglich informierten Leser geht es hier weiter.

Tag 8: Von Merzouga zur Todra-Schlucht

Der Abschied von der Sahara war gekommen, wir kramten nach zwei perfekten Tagen unsere Sieben Sachen zusammen und düsten davon. Die 200 Kilometer entfernte Todra-Schlucht westwärts war unser Ziel. 

Unterwegs gab es die obligatorischen Pinkelpausen. Und Muhammad musste natürlich auch seine Pflichtpausen machen. Ich habe noch in keinem Land der Welt so viele Verkehrskontrollen gesehen wie in Marokko. Die stehen hier wirklich alle paar Kilometer. Einmal musste Muhammad auch seinen Fahrtenschreiber zeigen.

An einer Oase legten wir auf unserer Fahrt dann noch einen Fotostopp ein.

Mittagessen gab es wenige Meter vor unserem Tagesziel in einem Hotel. Lhoucine meinte, er wolle nicht, dass wir in unserem Hotel Lunch haben, weil wir da ja auch zu Abend essen würden. Das wäre ja langweilig.

Ich hatte jedenfalls Fleischspieße mit Pommes. Ich bilde mir ein, dass das ganz typisch marokkanisch ist, weil das in wirklich fast allen Restaurants auf der Speisekarte stand. Musste damit also kein schlechtes Gewissen haben.

Nach einer Minifahrt – wir hätten eigentlich auch laufen können – erreichten wir dann unser richtiges Hotel. Es war noch gar nicht so spät, sodass wir einen ganzen Nachmittag zur freien Verfügung hatten. Den verbrachten wir fast gesammelt am Pool vor spektakulärer Kulisse.

Meine Taucherbrille und Schnorchel kamen zum Einsatz, um einen verlorenen Haargummi zu bergen, es gab ein kleines Wetttauchen und den Rest der Zeit brutzelten wir in der Sonne und verkrochen uns hinter unseren Büchern. 

Am Abend mussten wir dann nochmal ran. Lhoucine wollte mit uns nämlich eine kleine Wanderung machen. Die ließ sich zum Glück gut aushalten, da wir die meiste Zeit im Schatten von Bäumen und Felsen wanderten. Wir sahen wieder viele Dattelpalmen und andere Früchte und Gemüse. Wir liefen auch an verfallenen Häusern vorbei und bekamen einen guten Blick auf das benachbarte Dorf.

Nach eineinhalb Stunden sammelte uns Muhammad vom Straßenrand auf und es ging zum Abendessen zurück zum Hotel. Da hatte ich wieder Omelette. Noch so etwas, das hier fast auf jeder Speisekarte zu finden ist.

Nach dem Essen verabschiedeten sich an diesem Abend alle sehr früh ins Bett. Damit war meine Nachteulenseele gar nicht zufrieden. Ich saß dann noch alleine ein paar Stunden am Pool und genoss die frische Brise. Für ein weiteres nächtliches Bad war es mir diesmal tatsächlich etwas zu kühl.

Tag 9: Von der Todra-Schlucht nach Ait-Ben-Haddou

Zu unserem ersten Ziel mussten wir am nächsten Morgen nur ein paar Kilometer fahren. Die Todra-Schlucht war laut offiziellem Programm eigentlich für den Vorabend vorgesehen gewesen. Aber Lhoucine meinte, am Morgen wäre das besser, weil wir so den Menschenmassen entgehen. Und wir vertrauten natürlich Lhoucines Expertise voll und ganz.

Als wir dort ankamen, mussten wir uns den Ort tatsächlich nicht mit allzu vielen Menschen teilen. Ein paar Kinder badeten im Fluss, die durch die Schlucht fließt. Marokkanische Frauen begannen, unter den Felsen Picknickdecken auszupacken. Ein paar Männer hielten auf den Steinen ein Nickerchen und die ersten Händler packten ihre Waren aus.

Wir sahen auch ein altes Hotel, das mitten in der Schlucht stand. Dort waren früher die Tourgruppen meines Reiseanbieters untergebracht. Aber dann fielen wohl einige nicht ganz so kleine Brocken von den Felswänden auf das Gebäude und der Laden wurde dichtgemacht. Da bin ich nicht traurig drüber. Ich glaube, das wäre etwas beklemmend gewesen, dort zu nächtigen.

Wieder lagen nun 200 Kilometer vor uns. Dabei fuhren wir durch das Tal der Rosen und durch das Tal der 1.000 Kasbahs. Hört sich toll an, oder? Tja, Pech gehabt. Ich habe es geschafft, diese wohlklingenden Orte zu verschlafen, als wir an ihnen vorbeikamen. Nur eine Kasbah habe ich erwischt.

Ich muss zu meiner Verteidigung sagen, dass ich den mit Abstand besten Sitzplatz im Bus hatte. Ich belegte nämlich die komplette letzte Reihe mit vier Sitzen ganz für mich alleine. Da kommt das Nickerchen von ganz alleine.

Kurz vor unserer Ankunft passierten wir die Filmstudios von Ouarzazate. Die Gegend, in die wir gerade kamen, ist nämlich eine beliebte Filmlocation. Dort wurde unter anderem für „Die Mumie“, „Gladiator“, „Game of Thrones“ und „Lawrence von Arabien“ gedreht. 

Mittagessen gab es in einem sehr interessanten Lokal. Kennt ihr diese Sprühnebel? Im Restaurant gab es sehr viele davon und die, die an der linken Seite unseres langen Tischs saßen, hatten nach zehn Minuten eine überschwemmte Tischplatte, verwässerte Getränke und durchweichte Servietten. Ich saß rechts und hatte eine leckere Käsepizza.

Es folgte noch ein letzter Stopp an einem Supermarkt, wo wir uns mit Bier und Wein eindeckten. Das war gar nicht auf unserem Mist gewachsen. Lhoucine hatte uns das mehrfach schmackhaft gemacht. Er selbst trinkt übrigens gar keinen Alkohol…

Als wir an unserem Hotel ankamen, war gerade allgemeiner Trubel, weil wir zeitgleich mit anderen Reisegruppen dort erschienen. Ich schaffte es, erst einmal ins falsche Hotel zu laufen, weil ich die Gruppe aus den Augen verloren hatte. Der Fehler war aber schnell erkannt.

Die Straße vor unserem Hotel, als sich der Trubel gelegt hatte

Der Pool war mir diesmal zu überbevölkert. Ich schaute lieber von meinem kühlen Plätzchen auf der Terrasse Lhoucine dabei zu, wie er im Chuck-Norris-Style Adams kaputte Sonnenbrille mit der Hilfe eines kleines Stücks Drahts und einen Nagelklipsers liebevoll reparierte.

Dann stand unser Nachmittagsspaziergang an. Wir liefen von unserem Hotel erst an der Straße entlang und dann über eine Brücke nach Ait-Ben-Haddou. Das ist eine uralte Lehmhaussiedlung, heute UNESCO-Weltkulturerbe und einer der Filmschauplätze. 

Wir kamen unter anderem an der Stelle vorbei, wo Russell Crowe als Gladiator in der Arena um sein Leben kämpft. Lhoucine hat das Ganze für uns nachgestellt. Das Foto nebenan ist am Abend entstanden, wo er unseren Kanadierinnen stolz sein T-Shirt präsentierte.

Heutzutage ist Ait-Ben-Haddou hauptsächlich eine Touristenattraktion. Es gibt vermutlich mehr Lädchen als Einwohner. Ein Hotel gibt es auch noch, aber keinen Strom. Hm, oder kein fließendes Wasser. Eins von beidem.

Jedenfalls liefen wir durch die historischen Straßen, die sich um den kleinen Berg bis zum Gipfel schlängelten.

Nach der Rückkehr ins Hotel gab es die Möglichkeit, einen kleinen Tajine-Kochkurs zu machen. Das fanden alle ganz toll, nur Nicole und ich lehnten dankend ab. Ich war doch nicht zum Arbeiten hergekommen. 

Stattdessen hatte ich sturmfrei in meinem Zimmer, allerdings kürzer als gedacht. Denn die meiste Zeit des Tajine-Kochprozesses nimmt die Phase ein, in der das Gefäß über dem Feuer köchelt. Und da brauchten unsere Hobbyköche nicht dabei sein.

Zum Abendessen bekamen die anderen ihre Tajines wieder zu Gesicht, als sie ihnen frisch fertiggeköchelt serviert wurden. Wir hatten da eine Tradition während unserer Reise. Immer wenn ein Kellner jemandem seine Tajine vor die Nase stellte, riefen alle anderen Tajine, während der Deckel gelüftet wurde.

 

Das war auch der Abend, wo ich ein Berberomelette mit Oliven serviert bekam und Lhoucine deswegen die Krise bekam. Aber mir wurde schnell Ersatz gebracht und es war das beste Berberomelette der Tour.

Dann kamen unsere zuvor erworbenen Biere zum Einsatz. Die Küken der Gruppe verschwanden dann doch wieder recht schnell im Bett. Adam und ich hielten am längsten durch, gingen diesmal aber zu einer angemessenen Zeit schlafen.

Tag 10: Von Ait-Ben-Haddou nach Imlil

An diesem Morgen brachen wir ins Atlasgebirge auf. Auf den Straßen erwartete uns ganz viel „zag-zig“, so nannte Lhoucine das immer. Das sei seine eigene Wortschöpfung und quasi die Steigerungsform von „zig-zag“. Mit anderen Worten, es wurde kurvig.

Den ersten Stopp machten wir bei einer von Frauen geleiteten Kooperative, die Kosmetikprodukte aus Arganöl verkauft. Daran hatte ich nicht so viel Interesse und freundete mich stattdessen auf dem Parkplatz mit einem Streuner an.

Der war ganz lieb, aber zufälligerweise hatte am selben Tag ein australischer Teilnehmer einer anderen Tourgruppe meines Anbieters G-Adventures eine hundische Begegnung ganz anderer Art in Ait-Ben-Haddou. Der wurde nämlich aus dem Nichts von einem ganzen Rudel Hunde umzingelt und auch ein-zweimal gebissen. 

Das erzählte uns Lhoucine im Laufe des Tages. Wie wir später erfuhren, war es aber nicht so ernst, dass der Teilnehmer ins Krankenhaus gemusst hätte.

Weiter hoch in die Berge ging es für uns. Wir passierten den 2.260 Meter hohen Tizi-n-Tichka-Pass und hielten an einem Ausblickspunkt, um die Berglandschaft gebührend festhalten zu können.

Ich kann mich absolut nicht daran erinnern, wo wir an diesem Tag Mittag aßen. Irgendwann kamen wir jedenfalls in Imlil im Atlasgebirge an. Dort ging es auf den Straßen wieder sehr lebhaft zu.

Den Weg zu unserer Unterkunft mussten wir uns diesmal erwandern. Sie lag in dem Bergdorf Aroumd hoch über Imlil. Dementsprechend ließen wir unser großes Gepäck im Bus zurück. Die kleinen Nachtrucksäcke, die jeder von uns gepackt hatte, fuhr ein Einheimischer mit seinem Auto in die Unterkunft, sodass wir wenigstens nicht schwer schleppen mussten.

Der Aufstieg war aber auch so anstrengend genug. Lhoucine, der mit seinen Anfang 50 fitter ist, als der Rest von uns zusammen, rannte nämlich strammen Schrittes voran. Wir bissen die Zähne zusammen und hielten das Tempo. Zum Glück war die Sonne hinter dicken Wolken verschwunden, sonst hätten sie mich auf einen Maulesel verfrachten müssen.

Nach knapp einer Stunde erreichten wir unsere Herberge in Aroumd. Lhoucine meinte, damit lägen wir unter dem Durchschnitt seiner Tourgruppen. Yeah, ich bin sportlich…

Unsere Unterkunft war ein Lehmhaus und deutlich rustikaler als unsere Hotels. Aber ich fand das gar nicht schlimm. Wir waren diesmal in Dreibettzimmern und ich teilte mir das Zimmer mit meinen deutschen Kolleginnen, Maria I und Maria II, wie wir sie nannten.

Zur Begrüßung wurde Tee serviert und aus irgendeinem Grund auch eine große Schüssel Popcorn.

Für den Nachmittag bot Lhoucine uns an, noch eine kleine Wanderung mit uns zu unternehmen. Die Hälfte der Gruppe winkte sofort ab. Sylvie und ich waren nicht komplett abgeneigt, wollten aber statt einer Bergkraxelei einen gemäßigten Spaziergang. 

Als es anfing zu nieseln, sprang Sylvie ab. Da kniff ich dann lieber auch und ließ Adam und Lhoucine alleine losziehen und sich auspowern.

Lhoucine neben einem Buchstaben aus dem Berberalphabet. Das "yaz" ist ein Symbol der Berberkultur und steht für Freiheit.

Wir Frauen blieben faul auf der Terrasse sitzen. Ich hatte zwischendurch eine eiskalte Dusche, die mich viel Überwindung kostete. Dann bekamen wir mit, dass die Tourgruppe mit dem gebissenen Australier die untere Etage unserer Herberge bezog.

Ich kam mit drei Deutschen aus der Gruppe ins Gespräch. Die zeigten mir ein Video der ganzen Hundeattacke. Einer von ihnen hatte zufällig die Kamera an, als das Ganze begann. Sah wirklich gruselig aus, aber den Umständen entsprechend gehe es dem Australier gut.

Zum Abendessen gab es diesmal Couscous mit Hühnchen, was ich beides sehr lecker fand. Danach geschah nicht mehr viel. Wir saßen alle noch ein wenig auf der Terrasse und verabschiedeten uns nach und nach in unsere Betten.

Tag 11: Von Imlil nach Essaouira

Nach dem Frühstück in unserer Bergbehausung machten wir uns an den Abstieg. Unsere Rucksäcke wurden erneut von dem Einheimischen chauffiert. 

Gestärkt und ausgeschlafen geht es retour

In Imlil machten wir noch schnell an einem marokkanischen Donutstand halt. Meiner Meinung nach hat die Zuckerglasur gefehlt, das Gebäck schmeckte eher leicht salzig.

Dann stand uns wieder eine ordentliche Tagesetappe bevor. Wir verließen das Atlasgebirge und fuhren nach Westen Richtung Meer. Zum Mittagessen stoppten wir diesmal an einem riesigen Supermarkt vor den Toren von Marrakesch. Da gab es auch ein Bistro, aber da ich nicht arg hungrig war, beließ ich es bei einer Banane und einem Cookie.

Am Nachmittag stiegen wir in der Küstenstadt Essaouira am Atlantik aus dem Bus. Wir mussten wieder etwas zu unserem Hotel laufen, weil das mitten in der Medina lag und der Bus dort nicht vorfahren konnte. Stattdessen empfingen uns Hotelmitarbeiter mit großen Schubkarren, in denen sie unser Gepäck verstauten und anschließend durch die Menschenmenge karrten. 

Auch Essaouira ist eine touristische Hochburg. Unser Hotel lag zum Glück in einer etwas ruhigen Gassse, die von der Hauptstraße der Medina abführte.

Die Gasse vor dem Hotel

Wir bezogen unsere Zimmer – jetzt wieder in bewährter Besatzung – und hatten dann ein wenig Gaudi, als wir feststellten, dass unsere Zimmer alle auf verschiedenen Etagen rund um einen Minihof lagen und wir uns darüber super unterhalten konnten.

Nachdem wir uns eingerichtet hatten, stand wieder einer von Lhoucines Orientierungsgängen an. Er lief mit uns etwas durch die Medina, um uns einen groben Überblick zu geben und zeigte uns ein paar gute Restaurants.

Im Anschluss hatten wir Freizeit. Während die anderen noch in der Medina blieben, lief ich mit Lhoucine zurück zum Hotel. Mir war das alles viel zu trubelig und zu heiß. Ich wollte eine Dusche und mal kurz meine Ruhe.

Blick von der Dachterrasse des Hotels

Frisch geduscht und ausgeruht war ich bereit für das gemeinschaftliche Abendessen. Wie sich aber herausstellte, hatten die anderen inzwischen schon in einem Restaurant gegessen. Ohne mich? Und schon um 6 Uhr abends? Unfassbar.

Jen, Sylvie und Adam waren aber noch in der Stadt unterwegs und ich gesellte mich zu ihnen. Wir sahen ein paar Straßenmusikern zu und ich bekam doch noch mein Abendessen in Form eines Käsecrêpe. 

Danach bezogen wir Position in einer Bar auf einer wunderschönen Dachterrasse. Es gab wieder Livemusik, wir sahen die Sonne über dem Meer untergehen, hatten das ein oder andere Bier und insgesamt den lustigsten Abend unserer Tour.

 

Tag 12: Essaouira

Den Vormittag hatten wir wieder zur freien Verfügung. Ich entschied mich dazu, das Hotelfrühstück zu Gunsten meines Schönheitsschlafs zu überspringen und besorgte mir später stattdessen noch einmal einen Käsecrêpe zum Mittagessen. 

Danach lief ich mal zum Strand runter, um die Lage zu checken, aber übernahm mich an diesem Vormittag nicht.

Spannend wurde es am Nachmittag. Die meisten von uns hatten wieder ein Zusatzpaket gebucht: einen Besuch im Hamam, also in einem Badehaus.

Ich hatte so etwas noch nie gemacht und wäre auch zufrieden damit gewesen, das nie in meinem Leben auszuprobieren. Aber wenn ich schon mal im arabischen Raum unterwegs bin, dachte ich mir…

Lhoucine lieferte uns jedenfalls in dem Hamam ab, wo wir von einer Riege Mitarbeiterinnen empfangen wurden. Dann hatten wir Frauen Gelegenheit, uns alle besser kennenzulernen, weil wir uns nämlich in der Umkleidekabine erst einmal nackig machen durften. Für den Weg in den Hamam-Raum gab es aber Bademäntel.

Dann teilten wir uns auf: Nicole und Hannah gingen in einen Raum und wir vier anderen in den zweiten. Da legten wir uns auf sehr heiße Steinbänke und dann legten die Mitarbeiterinnen los. Wir wurden mit heißem Wasser übergossen und geschrubbt und geölt und bekamen die Haare gewaschen und wurden noch ein paar Mal mehr mit Wasser übergossen. Es war sehr interessant. 

Danach ging es dann ein Stockwerk nach oben zur Massage. Hatte ich auch noch nie davor gehabt. War auch sehr interessant.

Wohlduftend und mit babyzarter Haut verließen wir schließlich alle das Hamam.

Dann teilte sich die Gruppe. Sylvie, Jen, Adam und ich beschlossen, noch ein wenig durch die Medina zu laufen. Wir landeten auch irgendwann am Fischmarkt, den ich sehr schaurig fand. Es roch nicht besonders toll, sah sehr heruntergekommen aus, überall kreischten Möwen und da lagen ganze Haie zum Verkauf. Ich war froh, als wir da wieder weg und in den süßen Gassen der Medina waren.

Zum Abendessen trafen wir uns mit Lhoucine und Rose in einem marokkanischen Restaurant. Ich hatte mal wieder Omelette, diesmal mit Tomaten und Kartoffeln. Highlight: Eine Katze schlich sich durchs Fenster rein und kletterte zuerst auf Lhoucines und dann auf meinen Schoß. 

Zum Ausklang des Abends saß ich mit Jen und Sylvie noch ein wenig auf der Dachterrasse des Hotels und machte ansonsten nicht mehr viel.

Tag 13: Von Essaouira nach Marrakesch

Das Ende der Tour war so nah. Wir brachen am Morgen zu unserem letzten Ziel auf: Marrakesch. Die Fahrt dorthin war recht ereignislos, nur die üblichen Pinkelpausen.

Im Hotel angekommen hatten wir ein paar Stunden Freizeit, die auch recht ereignislos waren. Ich checkte den Pool aus, der war mir aber zu überbevölkert. Und ich saß kurz bei Sylvie und Jen, die im Hotelcafé Lunch aßen und kaufte mir im nahen Supermarkt eine Banane. Spannend, oder?

Dann kam der erste Abschied, und zwar von unserem Fahrer Muhammad. Ein letztes Mal stiegen wir in seinen Bus und er brachte uns ins Zentrum von Marrakesch. Dort machten wir natürlich noch ein Gruppenfoto mit ihm.

Eine Begrüßung gab es aber auch, wir lernten Moustafa kennen, der uns ein paar Highlights von Marrakesch zeigen wollte. Zuerst liefen wir zu den Saadier-Gräbern. Hier Impressionen vom Weg.

Die Saadier-Gräber sehen aus wie eine Palastanlage. Während der Zeit der Saadier-Dynastie wurden hier im 16. und 17. Jahrhundert Sultane und deren Familienangehörige beerdigt. 

Fun Fact: Nachdem die Saadier nix mehr zu sagen hatten, baute der neue Sultan hohe Mauern um die Nekropole, damit keiner sie mehr findet. Sie wurde dann tatsächlich erst im 20. Jahrhundert wiederentdeckt.

Wir schauten uns auch den Bahia Palast aus dem 19. Jahrhundert an. Der ist sehr prächtig, Könige oder Sultane residieren hier aber nicht mehr, sondern er ist einfach eine große Touristenattraktion. Es waren so viele Leute da. Das kombiniert mit der Hitze, führte dazu, dass ich so meine Probleme hatte, den Erklärungen unseres tollen Tourführers zu lauschen.

Wir liefen noch ein wenig durch die engen Straßen des Suq (Markt) mit seinen vielen Geschäften und Verkaufsständen, wo ich etwas Platzangst bekam. 

Schließlich kamen wir am Jamaa el-fna raus, einem riesigen Marktplatz, der aber erst abends so richtig lebendig wird. Tagsüber sahen wir dort Saftverkäufer, Frauen, die Hennatattoos anboten und Stände, wo man sich mit Affen oder Schlangen fotografieren lassen konnte.

Hier verabschiedeten wir uns auch von unserem Guide Moustafa und hatten wieder Freizeit. Wir wussten alle nicht so richtig, was wir anfangen sollten. Es war einfach zu heiß, um hier weiter rumzulaufen. 

Nur ein paar wenige Mutige blieben schließlich in der Stadt. Wir anderen wollten zurück ins Hotel. Ich hatte keine Nerven dazu, in der Hitze auch noch um Taxipreise zu feilschen und lief stattdessen mit Adam zu Fuß zurück.

Nach der obligatorischen Dusche besuchte ich Jen und Sylvie in ihrem Zimmer, wo wir eine Flasche Wein trinken wollten, die die beiden noch übrig hatten. Das scheiterte zunächst am fehlenden Korkenzieher. 

Wir waren uns auch nicht sicher, ob wir im Restaurant nach einem fragen können, weil Alkohol in Marokko ja so eine Sache ist. Im Endeffekt rief Sylvie doch im Restaurant an und die schickten einen Mitarbeiter vorbei, der die Flasche für uns öffnete. Problem gelöst.

Zum Abendessen landeten wir in einem etwas vornehmer anmutenden französischen Restaurant mit italienischer Speisekarte. Ich aß fantastische Trüffelravioli.

Es gab nur viel zu viele Kellner dort, die um uns herumstanden, während wir aßen. Zum Glück erschien dann eine große G-Adventures-Tourgruppe (also mein Anbieter, aber eine andere Gruppe), um die sich die Kellner kümmern konnten.

Ausklingen ließen wir den Tag am inzwischen menschenleeren Pool des Hotels. Ich begnügte mich aber damit, meine Beine im Wasser baumeln zu lassen, während die beiden anderen noch einmal ihre Badeanzüge hervorkramten.

Tag 14: Marrakesch

Neeiiiinn!! Das war mein Gedanke nach dem Aufwachen. Der letzte Tag war gekommen. Wie können zwei Wochen so schnell umgehen? Ich war noch nicht bereit dazu. Aber so ist das eben mit dem Reisen. Ständig muss man Abschied nehmen. 

Wir hatten den Tag wieder zur freien Verfügung. Optional für diesen Tag war eine Fahrt mit dem Heißluftballon. Das war aber definitiv nicht drin in meinem Backpackerbudget.

Also schlief ich stattdessen wieder ein wenig länger, traf mich mit Sylvie und Jen zum Frühstück und dann starteten wir noch eine kleine Stadtbesichtigung.

Zuerst besuchten wir einen kleinen Skulpturenpark, in dem wir ziemlich lange brauchten, weil Jen und Sylvie meinten, dass an jeder Skulptur ein Selfie gemacht werden müsse und da müsse ich jetzt auch durch.

Im Anschluss waren wir im Cyber Park, der uns sehr verwirrt hat. Ich hätte mir darunter irgendwas mit Computern vorgestellt, aber im Endeffekt war es ein botanischer Garten mit (analogen) Infotafeln über heimische Pflanzen.

Weil ich weiterhin mit den verschiedenen Fotoformaten kämpfe, hier wieder zwei Galerien der beiden Parks durcheinandergewürfelt.

Wir waren auch noch in einer Handarbeitsgallerie mit vielen kleinen Geschäftchen, bevor wir uns noch einmal in das Getümmel des Suq stürzten. 

Da saß mir der Geldbeutel dann etwas zu locker. Zuerst einmal hatte ich es mir in den Kopf gesetzt, dass ich unbedingt Kamelohrringe brauche. In einem Geschäft wurden wir wirklich fündig. Der Mann hatte einige Varianten zur Auswahl. Und als er hörte, wonach ich suche, rannte er los und organisierte von irgendwoher weitere Exemplare.

Nach einiger Rumprobierei entschied ich mich natürlich für die Größten und weil es so schön war, kaufte ich gleich noch ein weiteres Paar Ohrringe, aber ohne Kamel. 

Im Feilschen habe ich mich auch etwas versucht und konnte ihn rund elf Euro runterhandeln. Ich bin mir aber absolut sicher, dass ich immer noch viel zu viel gezahlt habe. Jen und Sylvie waren da viel abgebrühter als ich.

Ein zweites Mal schwach wurde ich an einem Kosmetikstand. Dort gab es traditionellen Berberlippenstift. Ich hatte ja schon meinen Berberkajal und wollte mein Set unbedingt vervollständigen.

Der Berberlippenstift sieht aus wie ein etwa pflaumengroßes Tongefäß. Befeuchtet man das etwas, dann wird die nasse Stelle blutrot und man kann sich die Farbe mit dem Finger auf die Lippen reiben.

Jen und Sylvie schlugen bei Keramikschüsseln und Souvenirs herzhaft zu und dann beschlossen wir, dass wir alle viel zu pleite waren, um noch mehr zu kaufen. Wir beließen es deshalb beim Gucken.

Gegen Mittag bekamen wir die Hitze wieder deutlich zu spüren und auch die Straßen füllten sich zunehmend. Wir beschlossen, dass es Zeit war, den Rücktritt anzutreten, sparten uns aber das Taxi und liefen die 30 Minuten zurück zum Hotel. Hier noch allgemeine Stadtansichten.

Den Nachmittag verbrachten wir drei zeitweise am Pool, wo auch Adam sich zu uns gesellte und uns von seiner Heißluftballon vorschwärmte. Gar nicht nett. 

Und dann stand das letzte gemeinsame Abendessen bevor. Zur Feier des Tages kamen mein Berber-Make-up und meine neuen Kamelohrringe zum Einsatz.

Wir trafen uns mit der Gruppe in der Hotellobby und liefen dann zusammen zurück zum Jamaa el-fna, wo Lhoucine uns in einem Restaurant einen Tisch reserviert hatte.

Von dort hatten wir einen wunderbaren Ausblick auf den sich immer mehr füllenden Marktplatz. Ich war sehr froh, dass ich in sicherem Abstand war.

Ich aß zum Abschied noch einmal Fleischspieße. Und wir hatten einen schönen, sentimentalen Abend, wo wir die vergangenen zwei Wochen Revue passieren ließen und über unsere persönlichen Highlights sprachen. (Ich habe gesagt: die vielen Katzen…)

Nach dem Essen liefen wir alle noch kurz über den Marktplatz und dann ging die Gruppe endgültig auseinander. Wir umarmten uns alle noch einmal. Beziehungsweise mit Nicole schüttelte ich mir herzhaft die Hand, weil sie auch ein Fan des Händeschüttelns ist.

Jen, Sylvie, Adam und ich beschlossen, noch ein letztes Mal zusammen loszuziehen. Ihr habt es ja vielleicht mitbekommen, dass die drei hier die Leute waren, mit denen ich am meisten zu tun hatte. Vielleicht lag es daran, dass wir alle im gleichen Alter sind.

Wir hatten anfangs Schwierigkeiten, eine geeignete Bar zu finden. Die erste, die uns ein Straßenhändler empfohlen hatte, sah uns von außen etwas teuer aus. Ich schrieb dann Lhoucine, der uns natürlich weiterhelfen konnte.

Auf dem Weg zur neuen Bar liefen wir durch ein paar sehr zwielichtig aussehenden Gassen, aber wir kamen an unserem Ziel an, ohne in kriminelle Aktivitäten verstrickt zu werden.

Wir saßen wieder toll auf einer Dachterrasse, aber das Bier war so teuer, dass wir uns jeder nur ein bis zwei davon leisten konnten. Als die ausgetrunken waren, machten auch wir uns auf den Weg zum Hotel, wo ich mich von den anderen drei verabschiedete. Und das war es dann mit meinem marokkanischen Märchen. 

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Mama

    Jetzt habe ich auch die Marokko Einträge endlich gelesen. Von deiner Bewunderung für dieses Land konnten Marie und ich uns ja schon im Urlaub überzeugen. 😉 Deine Bilder unterstreichen das sehr eindrucksvoll.
    Bisher hast du uns auf deiner Reise schon tolle Naturschauspiele gezeigt und von interessanten Menschen berichtet. Mach weiter so!

    1. Anne

      Ich gebe mir alle Mühe. Mal gucken, was Chile jetzt zu bieten hat. Aber bestimmt einiges. Vor meinem Hostel kann ich schon auf schneebedeckte Berge schauen 🙂

  2. Denise Hartley-Dickens

    Hi Anne, I hope you get this message! Rachel and I haven’t heard from you on Messenger for so long so we thought we would try on the to make contact. We start travelling again very soon and would love to be able to share our blog and keep in touch with you again! Hope to hear from you xxx

    1. Anne

      Hey Denise, I found your message on Facebook. I will try to answer you as soon as possible, because I also want to know, what you are up to 🙂

  3. Matthias

    Was für tolle Bilder! Der Titel „marokkanisches Märchen“ trifft es wirklich. Auf dem Bild mit Berber-Make-up und Kamelohrringen sieht Du sowas von entspannt und zufrieden aus. Gönnen wir Dir hier alle von Herzen! In Rheinland-Pfalz war gestern ein wunderbarer November-Tag (leider war der 31. August).

    1. Anne

      Danke Matthias 🙂 Auf dem Foto war ich auch sehr zufrieden 😀 Der Novembertag im August ist natürlich tragisch. Ich hoffe, ihr bekommt einen Goldenen Herbst.

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