Und das Allerallerschlimmste: Nach der Hängebrücke verlief ich mich. Oder besser gesagt dachte ich nur, ich hätte mich verlaufen. Weil hinter mir einfach überhaupt keiner mehr auftauchte. Also war ich irgendwann davon überzeugt, dass ich nach der Brücke falsch abgebogen war.
Ich stieg den steilen Hang, den ich soeben mühsam hinaufgeklettert war, wieder hinab. Und dann kam mir tatsächlich doch noch eine große Schar entgegengelaufen. Ich war richtig gewesen. Kletterte ich eben den Hang ein zweites Mal hinauf. Gar kein Ding.
Zu einer Besserung meiner Stimmung trug auch nicht bei, dass noch zwei weitere der traumatischen Hängebrücken folgten. Und der Weg nahm und nahm kein Ende. Ich war schon längst fix und alle und fertig und nur der Wille trieb mich noch an, während ich Überlegungen darüber anstellte, ob es diesen angeblichen Campingplatz Grey in Wirklichkeit vielleicht überhaupt nicht gibt.
Und als I-Tüpfelchen kam inmitten meiner Misere auch noch schlagartig gewaltiger Gegenverkehr. Das bedeutete, ich war am Ende des O-Trek- Abschnitts angelangt. Die Gegend, in die ich jetzt kam, konnte auch von Tagestouristen und W-Trekkern mithilfe eines Boots erreicht werden.
Und jetzt wurde ich von diesen frisch und fröhlichen, unberucksackten Leuten gefragt, wie weit denn diese verdammten Hängebrücken noch entfernt seien.
Nach zwölf Stunden auf den Beinen tauchte wie durch ein Wunder gegen 18:30 Uhr der Campingplatz Grey vor mir auf. Ein ganz großes Glück im Unglück gab es für mich. Und zwar hatte ich bei der Buchung vor drei Monaten für Grey keinen Zeltplatz reservieren können, da war alles schon ausgebucht. Stattdessen musste ich ein Bett im Schlafsaal im zum Campingplatz gehörenden Refugio buchen.
Die teuerste Übernachtung meines Lebens, muss ich dazusagen. Aber sie war jeden Cent wert und hätte jemand mir gegen Geldrückerstattung doch noch einen Zeltplatz angeboten, hätte ich demjenigen einen Vogel gezeigt.
Mit letzter Kraft schaffte ich es die Treppen zum wunderbar warmen kuscheligen Zimmer hinauf und unter die heiße Dusche. Ich war nicht einmal mehr hungrig, sodass ich das Abendessen ausfallen ließ und mich im Anschluss sofort ins Bett legte. Mir taten nicht nur die Füße weh wie Hölle sondern auch die Hüfte, auf der den ganzen Tag der Rucksack aufgesessen hatte. In der Folge konnte ich nicht einmal gescheit liegen. Alles große Katastrophe. Aber im Zelt wäre alles zehn Mal schlimmer gewesen.
Du kleiner Hobbit 🙂
😀 😀 😀
Ich bin so froh, dass du diesen Bericht aus der Erinnerung schreiben konntest, denn das heißt ja, dass du das alles schon gemeistert hast. Welch großartige Leistung!
Danke Mama 🙂 Bin auch sehr froh, dass ich das geschafft habe.
Ja, da ist er ja schon, Dein neuer Erlebnisbericht. Nein, von wem hast Du nur diese Gene in die Wiege gelegt bekommen. Dein Papa vertrat die Meinung, ein Kraftfahrer läuft nicht weiter als sein LKW mit Hänger lang ist. Dein Onkel Mathias benutzt auf seinen Touren wenigstens noch das Fahrrad und Du malträtierst Dein Körper freiwillig und musst für diese Tortouren noch bezahlen.
Du kündigst Deine Standorte immer mit der Anzahl der Nächte an. Manchmal denke ich, soll sie es doch mal dabei belassen und die darauf folgenden Tage zur Erholung nutzen. 🤣
Na ja, dafür währen Deine, wie auf den Fotos festgehaltenen Erlebnisse, ohne diese Strapazen nicht möglich gewesen.
Weltanschauung kommt von Welt anschauen.
Wenn irgendwann Dein jugendlicher Tatendrang mal an Deine Grenzen kommt, machst Du eine Kreuzfahrt. Da kannst Du Dich 24 Stunden nach Herzenslust verwöhnen lassen und an den üppigen Buffets wird Dir einiges verziehen werden
Und bis dahin immer schön aufpassen und nicht übernehmen.
So etwas ähnliches wie eine Kreuzfahrt mache ich ja jetzt tatsächlich 🙂 Und nach Chile und Argentinien wird es sich wohl sowieso erstmal augewandert haben.