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Schnupperkurs Argentinien

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Nach meiner epischen Wanderung im Nationalpark Torres del Paine blieb ich noch drei Tage in Puerto Natales. Und wisst ihr, was ich in dieser Zeit machte? Jar nüscht. 

Oder um das etwas auszuführen: An Tag 1 brachte ich die Campingausrüstung zurück zu Peter und geriet mit ihm noch ein wenig ins Plaudern, weil er eigentlich auch Langzeitreisender ist, nun aber während der Hochsaison in Puerto Natales arbeitet.

Zurück im Hostel musste ich mich natürlich um meinen Blogeintrag kümmern. Und ich lernte eine sehr nette Holländerin kennen, mit der ich die nächsten 24 Stunden eine typische Hostelkurzfreundschaft einging, aber unsere Namen erfragten wir nie.

An Tag 2 lief ich mal wieder zum Busbahnhof, um mein Ticket für den nächsten Tag abzuholen. Über die Grenze nach Argentinien würde es gehen.

Ein richtig warmer Sommertag in Puerto Natales - auf dem Rückweg vom Busbahnhof

An Tag 2 musste ich mich auch schon wieder von meiner Holländerin verabschieden und bekam stattdessen drei richtig nervige Zimmernachbarn vorgesetzt. Die nahmen unseren kompletten Schlafsaal in Beschlag für ihre W-Trek-Vorbereitungen und schliefen vermutlich zum ersten Mal in ihrem Leben in einem Hostel.

An Tag 3 verabschiedete ich mich von Puerto Natales und Chile. Ich wollte mir nun auch noch die argentinische Version von Patagonien anschauen. Zumindest einen ganz kleinen Teil. Mit dem Bus brach ich um 8 Uhr in Richtung Grenze auf.

Der Grenzübergang war ähnlich entspannt wie vor ein paar Wochen der am Titikakasee zwischen Bolivien und Peru. Zuerst hielt der Bus auf der chilenischen Seite und wir mussten alle nur kurz raus und unsere Einreisezettel abgeben. 

Ich finde das immer gut, wenn die Grenzbeamten die Busfahrer wie alte Freunde begrüßen. Das ist für mich ein Zeichen, dass schon alles entspannt laufen wird.

Nach der chilenischen Kontrolle fuhren wir mit dem Bus eine Weile durch Niemandsland.

"Willkommen in Argentinien"

Die Kontrolle auf argentinischer Seite ging genauso schnell wie die erste. Wir mussten nicht einmal unsere Koffer aus dem Bus holen. Sowas habe ich ja noch nie erlebt. Normalerweise wird alles Gepäck beim Grenzübertritt aus dem Bus geräumt und kontrolliert. Aber ich will mich nicht beschweren.

Ganz am Ende unserer Fahrt gab es dann doch noch eine Unterbrechung. Wir waren praktisch schon fast an unserem Ziel – El Calafate – angekommen, als wir an einer Polizeistation hielten. Ein Polizist betrat den Bus und informierte uns über irgendetwas, das ich nicht verstand. 

Danach kam ein anderer Polizist mit einem Spürhund in den Bus. Nach diesem folgte ein weiterer Polizist mit einem weiteren Spürhund. Die beiden Vierbeiner schienen sich ziemlich für unsere Toilette zu interessieren. Aber wir durften trotzdem nach einer Weile weiterfahren.

Fünf Minuten später stand ich am kleinen Busbahnhof von El Calafate und wunderte mich darüber, wie unasphaltiert hier doch alles war. 

Nach zehn Minuten führte mich ein Weg hinunter ins Zentrum von El Calafate, das deutlich anders aussah als der höhergelegene Ortsteil.

Im Zentrum fand ich auch mein Hostel für die nächsten vier Nächte. Es erinnerte vom Flair her an ein Schullandheim. Die Betten waren genauso wacklig wie das WLAN und die Klotüren hatten keine Schlösser. Aber im teuren El Calafate war das preistechnisch die Unterkunft, die am wenigsten wehtat und es war schon alles ok.

An der Hostelrezeption konnte ich zum Glück einen Teil meiner eisernen Euroreserve in argentinische Pesos umtauschen. Für 100 Euro bekam ich einen dicken Packen in die Hand gedrückt.

1000 Pesos - das ist der größte Schein, den es in Argentinien gibt. 1000 Pesos sind ungefähr 1 Euro.

Die Sache mit dem Geld ist in Argentinien für Touristen kompliziert, das habe ich noch in keinem anderen Land so erlebt.

Argentinien hat ja mit einer enormen Inflation zu kämpfen. Und dann gibt es hier zwei Wechselkurse. Beim von der Regierung festgelegten offiziellen Wechselkurs macht man deutliche Verluste. Besser ist der sogenannte blaue Wechselkurs, den man in inoffiziellen Wechselstuben bekommen kann. Und am besten bringt man frisch und knackig aussehende 100-US-Dollar-Noten mit, die werden am liebsten gesehen. Am Automaten sollte man gar kein Geld abheben, die Gebühren sind viel zu hoch und man bekommt oft nur Geld im Wert von 50 Euro pro Tag.

Touristen, die länger durch Argentinien reisen, richten sich häufig ein Konto bei Western Union ein und überweisen sich darüber Geld nach Argentinien. Der Western Union-Wechselkurs ist nicht ganz so gut wie der blaue Wechselkurs, aber besser als der offizielle.

Ihr seht, es ist kompliziert. Das war für mich tatsächlich einer der Gründe, Argentinien nicht ausführlich zu bereisen, sondern nur eine Stippvisite zu machen. Bei acht Tagen muss man sich nicht allzu viele Gedanken über Wechselkurse machen und der im Hostel war zu verkraften.

Den nächsten Tag verbrachte ich nicht allzu produktiv. Nach dem Frühstück, das hier interessanterweise immer aus süßem Gebäck bestand –  lief ich ein wenig durch El Calafate und besorgte mir mein nächstes Busticket.

Der übernächste Tag war Gletschertag. Eigentlich hatte ich mir nach dem Anblick des majestätischen Gletschers Grey in Torres del Paine gesagt, dass ich erst mal keine weiteren Gletscher mehr sehen bräuchte. Aber wie sich herausstellte, war der Gletscher Perito Moreno das einzige, was man in El Calafate (zu einem vernünftigen Preis) machen kann. Das war mal wieder ein Fall von: Anne war zu faul zum Recherchieren.

Ein großer Bus holte mich am Mittag am Hostel ab und fuhr mit uns 70 Kilometer Richtung chilenische Grenze.

Auf der Fahrt zum Gletscher

Der Gletscher war schon eine tolle Sache. Sehr stattlich. Im Gegenteil zum Grey Gletscher musste man hier aber nicht über einen 1.200 Meter Pass kraxeln, um ihn betrachten zu können. Der Bus brachte uns bis zum Start eines Wegenetzes aus Brücken und Stegen mit exzellenter Sicht.

Wir hatten meiner Meinung nach mit mehr als drei Stunden etwas zu viel Zeit für die Besichtigung. Ich war nach nicht einmal zwei Stunden fertig mit allen Wegen und vertrieb mir die Zeit bis zur Abfahrt mit einem Podcast in der Cafeteria am Parkplatz.

Meine restliche Zeit in El Calafate verbrachte ich damit, große Pläne für meine Weiterreise zu schmieden. Das war längst überfällig gewesen, da ich für die Zeit nach meinem Argentinienabstecher noch völlig ahnungslos war. Die neuen Pläne sind grandios, ich verrate sie euch sogar. Aber lasst uns das am Ende des heutigen Berichts machen.

Und dann ging es auch schon weiter nach El Chalten. Am frühen Morgen machte ich mich auf den Weg zum Busbahnhof. Es war noch kaum etwas los auf den Straßen. 

Mir gelang es trotzdem, mir innerhalb kurzer Zeit wie der Rattenfänger von Hameln vier Begleiter zuzulegen: Floppi, Klopsi, Sprinter und Hinkebein. Zu fünft zogen wir 20 Minuten später in den Busbahnhof ein. Sprinter und Hinkebein sorgten dort für Wirbel, aber das ist ja nicht mein Problem. Floppi und Klopsi wiederum hatten Business mit einer anderen Gang, die wir am Busbahnhof trafen.

Meine Gang

Wie ihr auf dem Foto sehen könnt, tragen die Hunde Halsbänder. Das hatte ich noch nie erwähnt, aber die Hunde, die hier in Argentinien oder auch in Chile die Straßen bevölkern, sind mitnichten alle obdachlose Straßenhunde. 

Hunde werden hier einfach so gehandhabt, wie wir das mit Katzen tun. Sie können aus dem Haus, wann immer sie wollen und durch die Straßen stromern.

Nach drei Stunden Busfahrt kam ich im wunderbaren El Chalten an. Das ist ein keines Örtchen und gleichzeitig eine Touristenhochburg, da es sich hier ganz wunderbar wandern lässt. Hier ein paar erste Eindrücke.

Guckt doch mal die tollen Berge im Hintergrund. Mein Hostel lag etwas oberhalb des Zentrums am Rande des Orts. Es war ein ganz kleines Hostel mit nur vier Zimmern, so mag ich das. 

Mein Hostel am Ortsrand

Netterweise durfte ich schon in mein Zimmer, obwohl es noch nicht einmal Mittag war. Ich war an diesem Tag noch sehr umtriebig. Zuerst lief ich zurück ins Dorf, weil ich Lebensmittel brauchte. Und einen Campingverleiher fand ich, bei dem ich mir Wanderstöcke für die nächsten Tage besorgte.

Die wollte ich auch gleich mit einer kleinen Wanderung am Nachmittag einweihen. Im Internet hatte ich eine Zwei-Stunden-Tour zu einem Wasserfall gefunden. Die war im Endeffekt aber so einfach und flach, dass die Stöcke im Rucksack blieben. 

Meine holländische Mitbewohnerin mobbte den Wasserfall am nächsten Tag ganz schön und meinte, dass der ja nicht das Gelbe vom Ei sei. Ich fand ihn aber sehr gelungen.

Ich verstand mich dennoch wunderbar mit der Holländerin, ihrem Freund und auch unserem amerikanischen Mitbewohner. Nur einen seltsamen fünften Mitbewohner hatten wir in den letzten zwei Nächten.

Ich bekam es in der ersten Nacht nicht mit, aber der Amerikaner meinte, dass gegen Mitternacht die Tür aufging und ein Mann reinkam und mit seinem Handylicht checkte, welches der Betten frei sei. Er schnarchte dann so laut, dass alle von uns wach wurden. Und gegen Morgen verschwand er ganz früh wieder.

Letzte Nacht erschien er wieder. Weil ich heute Morgen aber auch sehr früh raus musste, bekam ich ihn zu Gesicht. Kein Einbrecher, sondern vermutlich ein Kumpel des Hostelbesitzers. Jedenfalls hatte ich die beiden am Vorabend plaudern sehen. Trotzdem sehr seltsam.

Ok, nun müssen wir zeitlich wieder zurückspringen, denn wir waren ja noch bei Tag 1. Den können wir aber flugs beenden und zu Tag 2 übergehen. Meine erste richtige Wanderung stand an. 

Ich war ja schon in einigen „Wandermekkas“. Das besondere an El Chalten aber ist, dass man keine Tour, kein Auto, keinen Bus braucht. Man kann einfach im Dorf loswandern, weil die Wege direkt vor der Tür liegen. So praktisch. Ich hätte länger in El Chalten und kürzer in El Calafate bleiben sollen.

Für meinen ersten Tag hatte ich mir die populärste Wanderung rausgesucht: den knapp 25 Kilometer langen Trek zur Laguna de los Tres. 

Nach einem etwas steileren Anstieg zu Beginn verlief der Weg über viele Kilometer mehr oder weniger flach.

Erst einen halben Kilometer vor der Laguna wurde alles ganz anders. Kein Grün mehr, nur noch Steine. Und richtig steil wurde es auch. Für die letzten 400 Meter braucht man im Schnitt eine Stunde.

Mit dem Wetter hatte ich mal wieder kein Glück. Es war genau wie eine Woche zuvor bei meiner Wanderung zu den Torres del Paine: Die Berge hinter der Laguna waren in Nebel gehüllt.

Ich wartete wieder eine ganze Weile, aber der Nebel lichtete sich kein Stück. Stattdessen begann es zu schneien. 

Aber es hatte auch sein Gutes, dass ich an diesem Tag zur Laguna gekommen war. Ich sah nämlich einen tolles Fuchs. Den haben die Schönwetter-Wanderer aus meinem Schlafsaal alle nicht gesehen. So! Und ganz nah kam er.

Wandertag Nummer 3 führte mich zur Laguna Torre. Und diesmal begann der Weg ungelogen gegenüber von meinem Hostel.

Blick auf mein Hostel nach dem ersten, kurzen Anstieg

Der Weg war diesmal mit 18 Kilometern etwas kürzer und größtenteils flach, sodass ich richtig schnell voran kam.

Nach zwei Stunden war ich am See und hatte diesmal auch einen schönen Ausblick auf die Berggipfel im Hintergrund.

Auf dem Rückweg spürte ich meine Füße doch wieder sehr, sie hatten sich nach der großen Wanderung in Chile noch nicht wieder komplett erholt. 

Trotzdem raffte ich mich nach der Wanderung nach kurzer Erholung noch einmal auf und lief runter ins Dorf. Ich musste meine Wäsche in der Wäscherei abgeben.

Meine letzte Wanderung an Tag 4 war für mich die Schönste von allen. Und gleichzeitig schaffte ich endlich etwas, das mir ein Jahr zuvor in Neuseeland nicht gelungen war. Vielleicht erinnert ihr euch ganz dunkel, dass ich damals in Wanaka unbedingt auf den Mount Isthmus steigen wollte

Das wäre dann mein erster Aufstieg mit mehr als 1.000 Höhenmetern am Stück gewesen. Ich hatte mir extra für teuer Geld Wanderstöcke geliehen und dann machten mir Regen und Nebel – dieser blöde Nebel – einen Strich durch die Rechnung.

Nun in El Chalten standen mir mit der Wanderung zum Berg Pliegue Tumbado 1.100 Höhenmeter bevor. Dieser versprach mir einen wunderbaren Ausblick auf die Bergkette von El Chalten.

Zu Beginn der Wanderung konnte ich quasi schon mein Tagesziel sehen. Ganz nah ran an die Gipfel.

Ich fand die Wanderung trotz der Steigung überraschend einfach. Der Weg war meistens ganz gut, es ging erst durch Graslandschaft, dann länger durch einen Wald und hinter der Baumgrenze wurde es steinig.

Ich kam schließlich an einem tollen Aussichtspunkt heraus, von dem ich die Bergkette und auch eine Laguna sah, die mir verdächtig bekannt vorkam. Es war die Laguna Torre, die ich am Vortag besucht hatte – nun aus luftiger Höhe.

Von diesem Aussichtspunkt führte nun nur noch ein schmaler Trampelpfad steil hinauf und dauerte noch einmal eine halbe Stunde.

Dieses Hügelchen war in echt deutlich furchteinflößender

Die Mühen, auch noch das letzte Stück zu bewältigen, lohnten sich absolut. Was für ein unfassbar toller Ausblick vom Gipfel, dem Fotos nur ansatzweise gerecht werden. Ich fühlte mich, als würde ich aus nächster Nähe auf einen fremden Planeten schauen können.

Nach einem belegten Brötchen und einem Schwatz mit einer freundlichen Amerikanerin ging ich das Projekt „Abstieg“ an. Das verursachte mir trotz Wanderstöcken schwitzige Hände. Ich sah mich jeden Moment in die Tiefe schlittern. 

Als ich am Fuße des Hügels war, war ich ganz doll erleichtert. Der Rest war Routine. Schnell in drei Stunden zurück ins Tal gewandert, ins Hostel, Dusche, Abendessen, runter ins Dorf, Wäscherei, ins Hostel, Packen, Lesen, Bett.

Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich heute wieder früh aufstehen musste, um meinen Bus zu bekommen. Am frühen Sonntagmorgen lief ich durch das verlassene El Chalten und wäre gerne noch ein, zwei Tage geblieben.

Nun bin ich wieder in El Calafate, diesmal aber in einem Hostel in der Nähe des Busbahnhofs. Das hielt ich für praktisch, weil es morgen gleich früh schon wieder weitergeht.

Und damit kommen wir zu meinen großen Plänen. Die sich im Laufe dieses Blogeintrags schon wieder geändert haben. Teil 1 meines Masterplans sah es nämlich vor, morgen zurück nach Puerto Natales zu fahren und dort am Abend eine Fähre zu boarden, mit der ich in vier Tagen bis nach Puerto Montt fahren wollte. 

Nun habe ich eine Mail bekommen, dass die Fährfahrt auf den 2.3. verschoben wurde. Das zerschießt mir natürlich einiges. Ich habe gerade hastig Unterkünfte in Puerto Natales gebucht und nur noch Stückwerk bekommen. Ich muss jetzt zwei Mal das Hostel wechseln, weil es nicht anders ging. 

Und was ich in Puerto Natales vier weitere Tage machen soll, weiß ich auch noch nicht. Hätte ich das früher gewusst, hätte ich doch in El Chalten verlängern können. So ein Mist.

Drücken wir mal die Daumen, dass die Fähre am 2.3. wirklich abfährt. Dann komme ich am 6.3. in Puerto Montt an (auch Chile), habe dort noch fünf Tage, bevor von Santiago aus mein Flug nach Kolumbien geht.

In Kolumbien habe ich einen Monat Zeit, um von Cartagena nach Bogota zu kommen. Denn Mitte April muss ich in Mexiko sein, um dort noch einmal eine Gruppentour mit G Adventures zu machen. Wie damals in Marokko. Das hatte mir doch so gut gefallen. Diese Tour führt neben Mexiko auch nach Guatemala und Belize. 

Was sagt ihr? Das hört sich doch nach einem super Finale meiner Reise an.

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