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Die neue Leichtigkeit

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Es ist schon toll, jetzt wo ich überhaupt keine Reiseplanung mehr machen muss. Keine Hostels mehr buchen, keine Busse, nicht drüber nachdenken, wo es als nächstes hingeht. Nur noch Gedanken darum machen, was ich denn am aktuellen Ort so an Sightseeing betreiben kann. Aber da mache ich mir in meinen letzten Wochen auf Reisen auch keinen Stress mehr.

Einfach noch ein wenig in den Tag leben und entspannen. In Deutschland wird es dann erst einmal hektisch genug, wenn ich mir wieder ein neues Leben aufbauen muss.

Nichtsdestotrotz war ich in den vergangenen Tagen nicht komplett untätig. An meinem letzten Tag in Mexiko-Stadt bin ich in einen großen Park gefahren. Dank U-Bahn ganz bequem.

Zwei Fun Facts zur U-Bahn in Mexiko-Stadt. Erstens: Es gibt einen Waggon, der Frauen und Kindern vorbehalten ist. Das fand ich sehr angenehm, die zu benutzen. Und zumindest bei den Malen, wo ich damit gefahren bin, habe ich auch keine Männer gesehen, die sich in ihren Rechten verletzt sehen und sich nicht an die Regel halten.

Zweitens: Alle Metrostationen haben nicht nur einen Namen sondern auch ein Bild, damit sich die Leute zurechtfinden, die nicht lesen können.

Nach zweimal umsteigen war ich am Stadtpark Bosque de Chapultepec. Der war leider komplett eingezäunt und ich musste noch eine Weile an der Straße entlanglaufen, bis ich endlich einen Eingang zur grünen Lunge fand.

Irgendwo hatte ich gelesen, dass der Park größer als der Central Park in Manhattan sein soll. Ich kann mich dieser Behauptung nicht anschließen, wollte ich euch eigentlich schreiben. Denn ich konnte den Park bequem in nicht allzu langer Zeit umrunden.

Allerdings habe ich jetzt gerade bei erneuter Betrachtung auf Google Maps festgestellt, dass ich ja nur im Ostteil des Parks war. Es gibt noch einen größeren Westteil, den ich aber wohl nicht bemerkt hatte, weil er durch eine Straße vom Ostteil getrennt ist.

Aber auch der Ostteil war sehr nett, wenn auch teils recht trubelig.

Hauptknotenpunkt des Trubels war der Fuß des Hügels, auf dem ein großes Schloss aus dem 18. und 19. Jahrhundert thront. Das war leider größtenteils hinter Baumkronen versteckt. Das, was man sehen konnte, sah imposant aus.

Hinter dem Kassenhäuschen zum Schloss begann zum Glück ein sehr ruhiger Teil des Parks, durch den ich noch ausgiebig schlenderte, bevor ich mich wieder auf den Rückweg ins Hostel machte.

Die Abfahrtszeit für meinen Bus nach Guadalajara am folgenden Tag hatte ich extra recht spät auf 12 Uhr mittags gelegt. In der Hoffnung, dann der schlimmsten Rush Hour in der Metro zu entkommen und ein Plätzchen für meine Rucksäcke und mich zu finden.

Was soll ich sagen, das Glück war mir sehr gewogen. Ich musste zwar wieder zweimal umsteigen, aber in allen Bahnen ging es recht luftig zu. Das einzig Nervige war, dass man beim Umstieg an allen Stationen, an denen ich war, ewig von einer Bahn bis zur nächsten laufen musste.

Ich versuche mich die ganze Zeit an den Namen der U-Bahn-Station in Berlin zu erinnern, wo man auch so ewig läuft. War das Stadtmitte? Jedenfalls war es in etwa so wie bei dieser einen Station in Berlin. Ja, sehr hilfreich, ich weiß.

Spätestens in Mexiko-Stadt endet das Busmonopol von ADO, das den Osten des Landes fest im Griff hat. Ich fuhr also diesmal mit dem Unternehmen Futura, das sehr bequeme Sitze hatte. Und das Beste: Der Bus war nicht komplett ausgebucht und ich hatte zwei Sitze für mich. Deswegen war die siebenstündige Fahrt auch nicht beklagenswert.

Auf der Fahrt nach Guadalajara

Um 18:30 Uhr rollten wir am Busbahnhof von Guadalajara an und da war ich positiv überrascht, dass es ja noch gar nicht dunkel war. Irgendwie war ich fest davon ausgegangen. So jedenfalls lief ich doch viel leichtfüßiger zur Metrostation. Im Dunkeln mit meinem Gepäck in Ländern wie Mexiko rumlaufen, ist doch meistens etwas gruselig.

Ein freundlicher Metromitarbeiter half mir gleich, mein Ticket zu entwerten und das auch noch auf Englisch. Ein guter Einstieg. Als ich jedoch acht Stationen später im Zentrum von Guadalajara ausstieg, musste ich mir erst einmal in den Arm kneifen. War ich wirklich im Westen von Mexiko oder nicht vielleicht doch durch ein Wurmloch gefallen und an einem lauen Sommerabend auf einer Plaza in Sevilla gelandet?

Kein schlechter erster Anblick von Guadalajara

Die Stadt fühlte sich ganz doll spanisch an, was ja kein Wunder ist, weil Guadalajara eine spanische Gründung ist. Aber das ist ja auch schon 500 Jahre her und trotzdem ist das Flair geblieben.

Mein Hostel liegt ganz nah am Zentrum, ansonsten war ich erst einmal nicht so begeistert von meiner neuen Unterkunft. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten gibt es wieder nur einen großen Waschraum, der an eine öffentliche Toilette erinnert. In fast allen Hostels der vergangenen Monate gab es hingegen mehrere kleine, süße Badezimmer.

Außerdem war der Kühlschrank viel zu klein. Ich hasse das, wenn ich da meinen Essensbeutel noch irgendwo dazustopfen muss und alles klebt und da liegen so lose Essensreste rum.

Meine Nacht war auch furchtbar. Als ich ins Bett gehen wollte, stellte ich fest, dass wir einen Schnarcher im Raum hatten. Von einem Kaliber, das ich in meinen zwei Jahren auf Reisen zuvor erst zweimal erlebt hatte. Einmal im Horrorhostel von Tallinn und einmal in Rainbow Beach in Australien.

Ich konnte es keine zehn Sekunden in dem Raum aushalten und bettete mich stattdessen im Aufenthaltsraum. Dort kam ich natürlich auch nicht so richtig zur Ruhe und in der Nacht machte ich dann einen neuen Versuch im Schlafsaal. Mit Kopfhörern und Weißem Rauschen, das ich bis auf Anschlag aufdrehte. Jetzt hörte ich zwar das Schnarchen wirklich nicht mehr, aber einen geruhsamen Schlaf hatte ich auch nicht. 

Zudem müffelte es arg im Zimmer. Trotz offener Fenster und Ventilator. Aber da wusste ich mir diesmal zu helfen und sprühte mir ein Taschentuch mit meinem Eukalyptusspray ein, das ich ursprünglich mal in Peru gegen Höhenkrankheit gekauft hatte. Dass ich daran nicht früher gedacht habe.

Als ich am nächsten Vormittag in der Küche meinen Brunch zubereitete, kam ich mit einer Amerikanerin ins Gespräch, die mir eine ihrer Pitayas anbot. Mit Pitaya – oder Drachenfrucht – werden eine Reihe von verschiedenen Kaktusfrüchten bezeichnet. Ich hatte bislang nur die großen Drachenfrüchte gegessen, die man auch in Deutschland kaufen kann. Das hier war eine kleine, schmeckte aber ähnlich. Mir sind diese Drachenfrüchte ja immer ein wenig zu mehlig und geschmacklos.

Nach dem Essen machte ich mich zu einem kleinen Rundgang durchs Stadtzentrum auf. Als erstes lief ich zurück zum zentralen Platz, an dem ich am Abend zuvor angekommen war und der Weg dorthin war schon schön bunt.

Auf dem Plaza de Armas von Guadalajara befindet sich neben der Kathedrale auch der Sitz der Regierung des Bundesstaats Jalisco. Die Kathedrale ist im Westen und im Osten vom Plaza Guadalajara und dem Plaza de la Liberación eingerahmt. Und im Norden findet sich mit der Rotonda de los Jaliscienses Ilustres eine Hommage an die Künstler und Gönner von Jalisco.

Läuft man am Plaza de la Liberación weiter Richtung Osten, kommt man gleich noch am Plaza Fundadores vorbei, am Plaza Tapatía und steht schließlich vorm Museum und Kulturzentrum Hospicio Cabañas. 

Ich war auch noch am Park Morelos, der war aber langweilig. Und am Plaza de los Mariachis habe ich tatsächlich gleich eine Mariachigruppe gefunden. Das sind diese typischen mexikanischen Volksmusikbands, die zum Beispiel in Restaurants aufschlagen.

Abends im Hostel konnte ich mit Erleichterung feststellen, dass der Schnarcher ausgezogen war. Stattdessen lag da nun eine Frau, die die nächsten 48 Stunden ihr Bett nicht verließ. Aber soll mir ja egal sein, solange sie nicht schnarcht. Gerade beschallt sie mich allerdings mit ganz furchtbarer spanischer Radiomusik. Wir sitzen nämlich gerade beide im Schlafsaal und viele Leute halten ja nix von Kopfhörern.

Gestern bin ich mit der Metro nach Tlaquepaque gefahren. Das ist eigentlich eine Stadt nach eigenem Recht, aber geht trotzdem nahtlos in Guadalajara über. 

Die Fahrt dauerte auch nur zehn Minuten. Ich musste noch eine viertel Stunde laufen, war dann aber sofort begeistert vom Stadtzentrum. So viele süße bunte Häuser, Skulpturen, blühende Bäume. 

In einem Spirituosengeschäft war ich noch, um Jen und Sylvie als Mitbringsel Tequila zu kaufen. Der kommt nämlich aus dem Bundesstaat Jalisco und die namensgebende Stadt Tequila ist gar nicht weit von hier.

Ich hatte vor meiner Reise nach Guadalajara nur eine kurze Internetrecherche gemacht, aber da hörte es sich so an, als sei die Stadt keine typische Touristendestination und sei nicht so einladend wie Mexiko-Stadt beispielsweise.

Also das kann ich gar nicht unterschreiben. Ich bin sehr froh, dass ich hier noch einen Stopp eingelegt habe. Ich hatte nämlich eine zeitlang überlegt, von Mexiko-Stadt gleich nach Puerto Vallarta durchzufahren.

Hier noch meine zwei Lieblingsskulpturen aus Tlaquepaque.

Auf dem Rückweg zum Hostel nahm ich eine andere Metrostation. Von der hatte man sogar einen recht guten Ausblick. Aber ob das jetzt ein Ausblick auf Tlaquepaque oder Guadalajara war – da bin ich überfragt.

Weil die Metro so vollgestopft und völlig überhitzt war, stieg ich eine Station früher aus und kam dadurch auch noch an dieser schönen Kirche hier vorbei.

Im Hostel waren Abkühlen, Duschen und Relaxen angesagt. Die Nacht war wieder furchtbar. Ich schlafe im Moment wegen der Hitze sowieso schon ganz schlecht ein. Mein neuer Bettnachbar, der über mir schläft, ist aber einer von der Sorte, der sich im Sekundentakt umdreht und dann wackelt das ganze Bett, weil er das auch nicht sanft macht, wie wir Hostelveteranen, sondern ganz ruckelig.

Für heute hatte ich auch noch drei kleine Sehenswürdigkeiten notiert, aber es war einfach zu heiß dafür. Ich habe mir hier inzwischen einen eigenen kleinen Stehventilator besorgt und es war viel verlockender für mich, den auf volle Pulle zu stellen und mich bewehen zu lassen.

Die Aussicht von meinem Bett ist schließlich auch ne Aussicht

Aber wir hatten ja gesagt, dass wir da inzwischen ganz locker-luftig sind und uns keinen Stress machen.

PS: Die Countdown-Anzeige funktioniert aktuell nicht. Die ist bei 43 Tagen stehen geblieben. Ich beobachte das jetzt noch ein paar Tage und ansonsten muss ich Ersatz suchen.

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare

  1. Martin Laugks

    Viele gute Tourabschlusserlebnisse in Kanada! Barrie war ja nicht weit weg von Orangeville! Bin auf deine Abschlusseindrücke gespannt! Alles Gute!

    1. Anne

      Danke dir, neuer Beitrag ist nun auch endlich online. Der Anfang war super.

  2. Opa Hans

    Ja, bin nun auch etwas aus dem Tritt gekommen. War ja auch immer sehr interessant und vielseitig, was Du uns angeboten hast. Jetzt hast Du alle vier Jahreszeit mal mehr oder weniger heftig erlebt. Es waren Höhen und Tiefen dabei. Hast Not und Elend aber insgesamt eine große bunte Welt gesehen. Genieße noch die verbleibende Zeit für uns ist aber die Aussicht Dich bald in Die Arme schließen zu können das Beste.
    Bis dahin ….. pass weiterhin immer schön auf Dich auf.

    1. Anne

      Das mache ich, also den Rest noch genießen. Jetzt geht es erstmal auf zu neuen Ufern. Bin auf dem Weg nach Kanada 🙂

  3. Martin Laugks

    Hi, alles Gute zum Abschluss deiner Weltreise! Wann geht’s nach Kanada? Meine “ kleine“ Tochter wandert zur Zeit 2600 km auf dem EU- Bergwanderweg Eisenach nach Budapest “ ! Respekt vor deinem Willen und Elan die Welt zu erkunden! LG Martin

    1. Anne

      Ich bin auf dem Weg zum Flieger 🙂 Und was für eine Wanderung. Das hört sich ja mega spannend und schweißtreibend an. Respekt!

  4. Marie, die immer viel liest aber wenig kommentiert

    Ich habe mich wieder sehr gut unterhalten gefühlt. Danke dafür 🙂

    1. Anne

      Das freut mich unerhört, dass du dich unterhalten fühlst 🙂

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