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Die schwimmenden Inseln der Uros

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Der Morgen meines letzten vollen Tages in Bolivien graute und ein letztes Abenteuer hatte ich mir noch vorgenommen. Von der Isla des Sol (Sonneninsel) hatte ich euch beim  vergangenen Mal berichtet. Nebenan gibt es die sehr viel kleinere Isla de la Luna (Mondinsel).

Für diese hatte ich mir am Vortag ein Ticket besorgt und machte mich gegen 9 Uhr im Wirrwarr am Hafen auf die Suche nach meinem Boot. 

Ich wurde recht schnell fündig und schon bald sausten wir über den Titicacasee. Und wenn ich von „sausen“ rede, dann meine ich damit, dass ich neben dem Boot hätte herschwimmen können und wahrscheinlich als knappe Siegerin aus dem Rennen hervorgegangen wäre.

Ankunft auf der Isla de la Luna

Nach fast zwei Stunden kamen wir an der Insel an. Ich war die einzig Nicht-Spanischsprechende und durfte gleich mal doppelt so viel Eintritt wie die anderen bezahlen. Das fand ich etwas fragwürdig. 

Auch auf der Mondinsel ist die Hauptsehenswürdigkeit ein alter Inkatempel, beziehungsweise dessen Ruinen. Ich wollte mir aber zuerst einmal die Aussicht von oben anschauen und fand den Inselpfad, der steil zum Gipfel hinaufführte.

Zu lange hielt ich mich dort oben aber nicht auf, weil ich an einer zwar verlassen wirkenden Farm ankam, dort aber einen herumlaufenden Hund erspähte, von dem ich wieder mal nicht wusste, wie groß sein Bewachungsbedürfnis war.

Auf dem Rückweg zum Boot machte ich noch kurz am Inkatempel Halt.

Als nächstes hielten wir Kurs auf die Sonneninsel. Das ließ sich leider nicht vermeiden, da die Mondinsel nur in Kombination zu besuchen ist. 

Fand ich aber auch nicht so schlimm. Ich nutzte den recht kurzen Besuch für ein kleines Fitnesstraining und quälte mich noch einmal die Stufen bis zu den Häusern von Yumani hinauf.

Als letztes legten wir am Strand von Yampupata an. Dort gibt es neben dem Strand als Highlight ein paar schwimmende Restaurants, an denen ich aber nicht interessiert war. Ich lief stattdessen einmal am Wasser auf und ab.

Ein Trampelpfad führte vom Strand hinauf zum Dorf Yampupata. Das war so richtig ursprünglich. Es gab nicht einmal Straßen zwischen den Häusern, sodass ich lieber nicht versuchte, dort auf Erkundungsgang zu gehen.

Ja und dann tuckerten wir wieder zurück nach Copacabana. Zum Glück hatte ich mein Buch dabei.

Für den Rückweg zum Hotel wählte ich diesmal einen etwas erhöht liegenden Weg, der mir einen schönen Rundumblick auf den Hafen von Copacabana bot.

Und an einem ganz verrückten Hotel kam ich vorbei, von dem mir Damien und Camille in Toro Toro vorgeschwärmt hatten. Die Fotos von innen sahen auch fantastisch aus: ganz große, helle Zimmer, Kamin, bunte Fenster. Ich wäre fast in Versuchung gekommen, weil die Übernachtungskosten gar nicht soo teuer waren. Aber immer noch zehnmal teurer als mein fensterloses Hotelzimmer.

Das Designhotel Las Olas in Copacabana

Ach und das war auch der Tag, an dem ich in diesem riesigen Restaurant essen war. Als einziger Gast. Und es gab auch nur eine einzige Mitarbeiterin, die ziemlich unbeholfen wirkte, als sie meine Bestellung aufnahm. 

Danach verschwand sie in der Küche und telefonierte lautstark mit jemandem. Meine Interpretation ist ja, dass sie mit der eigentlichen Köchin telefonierte, die ihr erklärte, wie sie das von mir bestellte Essen zubereiten sollte. Es schmeckte übrigens recht gut.

Auschecken musste ich am nächsten Tag leider schon um 10 Uhr. Was aber nur fair war, da ich ja auch schon um 12 Uhr hatte einchecken dürfen.

Meinen Rucksack ließ ich noch im Hotel, kaufte mir dann auf dem nahen Marktplatz ein Frühstück in Form eines Quinoabrownies, mit dem ich mich auf eine Bank setzte und auf die für 11 Uhr erwartete Autosegnung wartete.

Zweimal am Tag soll die Segnung wohl stattfinden – und am Sonntag solle besonders viel Andrang sein. Zu meinem Glück war Sonntag. 

Und es war tatsächlich richtig viel los. In mehreren Reihen standen die Autos vor der Kirche, verstopften später sogar die Zugangsstraße zum Wasser. Festlich geschmückt waren die Fahrzeuge, auch Busse waren darunter. 

Die Autos kommen aus allen Teilen von Bolivien und manchmal sogar aus den benachbarten Ländern. 

Die Priester gingen mit Weihwasser und Bibel von Auto zu Auto, segneten es, besprenkelten es innen und außen und beteten mit den Besitzern.

Ich schaute dem Spektakel eine Weile zu und zog mich dann wieder auf meine Bank zurück um mich endlich mal beim Reiseblog von Denise und Rachel auf den neuesten Stand zu bringen. Lang, lang ist’s her. Ich hatte die beiden doch in Wellington in Neuseeland kennengelernt. Und nach einem Jahr auf Achse hatten sie gerade ihr großes Finale in Griechenland.

Am Nachmittag machte ich mich auf den Weg zum Wasser und platzierte mich dort vor meinem Peru Hop Bus, der schon bereit stand. Ihr wisst, mit dem Touristenbus Peru Hop war ich schon von La Paz nach Copacabana gekommen. Nun sollte es damit über die Grenze gehen.

Wir waren eine recht kleine Gruppe – es ist gerade Nebensaison. Nach nicht einmal einer halben Stunde hatten wir die Grenze zwischen Bolivien und Peru am Titicacasee erreicht.

Noch nie war meine Grenzübergangsaufregung so unbegründet gewesen wie dieses Mal. Zuerst einmal die bolivianische Seite: Unsere Gruppe war die einzige, die sich vor dem Beamten in dem winzigen Grenzhäuschen aufreihte. 

Ich wurde doch nicht wegen Überziehung der Aufenthaltserlaubnis verhaftet und bekam meinen Ausreisestempel. Wir liefen dann alle zu Fuß mit unserem Gepäck über die Grenze. Für das interessierte sich auf peruanischer Seite kein Schwein. 

Winkend begrüßten die Beamten unsere Busbegleiterin von Peru Hop schon. Das fand ich sehr sympathisch. Wir waren wieder die einzigen Einreisewilligen. Mein Schalterbeamter war super nett, sprach sogar Englisch und bewilligte mir ungefragt einen 90-Tage-Aufenthalt. (Ich will zwar nicht drei Monate in Peru bleiben, aber immerhin anderthalb. Brauchte also mehr als 30 Tage.)

Straße vor dem Grenzhäuschen auf peruanischer Seite

Ich tauschte noch schnell meine letzten Bolivianos gegen peruanische Soles um und dann wartete ein neuer und sehr komfortabler Bus auf uns. 

Unsere Busbegleiterin Claudia kümmerte sich hervorragend um uns, verteilte Decken und half bei letzten Hotelbuchungen. 

Mein erster Blick auf peruanische Häuser aus dem Busfenster erinnerte mich sehr an Bolivien

Irgendwann gegen 19 oder 20 Uhr kamen wir in Puno an. Das liegt auch am Titicacasee, nur eben auf peruanischer Seite. Vom Bus holte uns ein Minivan ab, mit dem es weiter zum Hostel ging. Super praktisch, sich mal um nichts kümmern zu müssen.

Ich checkte schnell ein und zog dann noch einmal kurz los. Auf der Suche nach etwas zu essen oder einem Supermarkt. Ich lief erst eine Weile durch ziemlich ausgestorbene und nicht sehr ansehnliche Straßen, bis ich zum Glück auf einem erleuchteten und belebten Platz landete. Da fühlte ich mich gleich etwas besser.

Ich hatte aber dann doch keine Lust mehr, in einem Restaurant zu essen und trat lieber den Rückzug ins Hotel an. Im Schlafsaal lernte ich Danielle aus England kennen, mit der ich noch etwas quatschte, bevor wir beide recht früh schlafen gingen.

Am nächsten Tag hatten Danielle und ich die gleiche Idee. Wir blieben bis zum Mittag in unseren Betten liegen und vergruben uns hinter unseren sehr spannenden Büchern. (Anne : „Das Rad der Zeit“). 

Der Hunger trieb mich schließlich aus dem Bett und vor die Tür.

Wie immer: Straße vor dem Hostel

Ich muss sagen, Puno sagte mir nicht besonders zu. Die meisten Straßen waren hässlich, obwohl wir im Zentrum waren. Den einen oder anderen netten Platz gab es.

Der Platz, den ihr auf dem ersten Foto seht, war mein Ziel. Besser gesagt, ein nettes Café neben dem Platz. Dort aß ich einen leckeren Burger mit selbstgemachten Pommes und wurde sogar auf Deutsch bedient. Ich rundete das Essen mit einem Stück Kuchen ab, bevor ich abzog.

Zurück im Hostel traf ich Claire aus Irland wieder. Die hatte ich tags zuvor im Peru-Hop-Bus kennengelernt. Sie war nach einer Nacht in einem anderen Hostel zu uns umgezogen. 

Zu zweit erkundeten wir die Geheimnisse unseres aktuellen Hostels. In der Lobby hing nämlich ein Flyer, der auf Fitnessraum und Sauna im Obergeschoss hinwies. Das wollten wir uns anschauen.

Das war alles äußerst seltsam und sogar ein wenig schaurig, sag ich euch. Wir machten uns auf den Weg nach oben. 1. Stock: Schlafsäle und Zimmer. 2. Stock: Schlafsäle und Zimmer. Ab dem 3. Stock wurde es interessant. Ganz viele Waschbecken und Umkleidekabinen. Sah sogar recht schick aus. Aber alles verwaist.

Im 4. Stock war dann der Saunabereich. Noch mehr Umkleidekabinen. Die Sauna eher sanierungsbedürftig. Regale mit Klamotten und Rucksäcken. An den Wänden große Speisekarten: Hamburger und Pommes und so. Aber wieder trafen Claire und ich auf keine Menschenseele. 

Wir wunderten uns auch, für wen dieser riesige Bereich gedacht war. Die einzige Treppe hinauf führte durch den Hostelbereich. 

Im 5. Stock waren dann noch der Fitnessbereich und eine riesige Dachterrasse, wo wir sogar auf einen Mitarbeiter trafen. Aber ja, ganz komische Angelegenheit.

Zurück im Schlafsaal erzählte ich ganz begeistert Danielle von unseren Entdeckungen. Die meinte dann, sie müsse sich das auch unbedingt noch anschauen. 

Am nächsten Morgen reiste Danielle ab und  Claire und ich wurden nach einem leckeren Hostelfrühstück (endlich mal Käse und Schinken) von einem Minivan abgeholt. Wir hatten beide die selbe Tagestour zum Titicacasee gebucht. 

Der Van brachte uns zu einem Boot im Hafen und das wiederum brachte uns als erstes zu einer der schwimmenden Inseln der Uros.

Die Uros sind Ureinwohner von Peru. Unser Guide erzählte uns, dass sie nach der Invasion der Inka auf den See flüchteten und begannen, dort künstliche Inseln aus Totora-Schilf zu bauen. 

Heute gibt es rund 60 bis 70 dieser Inseln, die regelmäßig mit neuem Schilf beschichtet werden müssen, weil das alte verrottet. Auf vielen Inseln leben nicht mehr als zwei bis drei Familien. Die Einwohnerzahl kann sich aber auch schnell ändern, da die Uros ihre Häuser einfach auf ein Boot verladen und es auf eine andere Insel stellen können.

Auch die traditionellen Boote der Uros werden kunsvoll aus Totora hergestellt. Wir durften mit einem mitfahren. Name des Bootes: Mercedes-Benz.

Unser Bootsführer stocherte uns mit einer langen Stange langsam vorwärts und steuerte irgendwann in ein Totorafeld. Er pflückte ein paar der Stangen, trennte die Wurzeln ab und verteilte sie unter uns Touristen. Die Totorawurzeln sind nämlich essbar. Sie sehen aus wie Spargel, schmecken aber eher wie fasrige Salatgurke.

Nach dem Besuch bei den Uros fuhren wir weiter zur „richtigen“ Insel Amantani. Bei unserer Ankunft stießen wir auf eine ganze Mannschaft von Inselbewohnern, die gerade dabei waren, einen neuen Weg vom Steg hinauf in die Hügel anzulegen.

Die Insel war so schön. Alles total friedlich, keine Autos im Dorf, kaum Hunde. Ein paar aus unserer Gruppe hatten Unterkünfte auf Amantani gebucht und blieben dort. Ich war sehr neidisch. Das hätte ich auch mal besser gemacht, anstatt im hässlichen Puno zu schlafen.

Nach einem schönen Rundgang über die Insel kamen wir an einem anderen Hafen wieder raus, wo unser Boot schon auf uns wartete. Leider mussten wir dann noch ziemlich lange auf zwei Teilnehmer warten, die sich von der Gruppe abgesondert hatten und nicht mitbekommen hatten, dass Treffpunkt NICHT der erste Hafen war.

Einer dieser zwei Teilnehmer war übrigens in Begleitung seiner Katze unterwegs, die er im Rucksack mit sich spazieren trug. Nachdem wir die Vermissten schließlich eingesammelt hatten, konnten wir auch zu unserer letzten Station fahren, einem Restaurant. Es gab sehr leckeren gebratenen Käse mit Reis und Kartoffeln. Und damit war die Tour beendet.

Zurück im Hostel liefen Claire und ich nochmal los zu einem Supermarkt. Wir wollten beide Snacks. Claire für ihre Weiterfahrt nach Cusco und ich einfach so.

Wir liefen eine ganze Weile durch das abendliche Treiben der Stadt zu dem Supermarkt, den Claire bei Google Maps rausgesucht hatte. Sie ist da so wie ich. Sie mag die großen Dinger und nicht die kleinen Tante-Emma-Läden. 

Der Markt entpuppte sich als so groß, dass er sogar Duschgel im Angebot hatte. Hurra. Ich hatte ja zuvor große Probleme gehabt, welches zu finden.

Der nächste Tag ist schnell erzählt. Es gab eigentlich nichts mehr zu tun in Puno und so verwendete ich meine Energie einzig darauf, etwas zu essen zu finden. Ich wurde in einem kleinen Restaurant fündig, wo ich recht unspektakulär mal wieder Nudeln aß.

Auf dem Kirchplatz war inzwischen die Weihnachtskrippe aufgetaucht

Achso, und ich ging noch einmal in den riesigen Supermarkt. Weil ich noch mehr Snacks wollte, aber auch, weil es dort so schön weihnachtlich war, wegen der Musik, die aus den Lautsprechern kam.

Am nächsten Morgen kam ich noch einmal in den Genuss des wirklich sehr guten Hostelfrühstücks mit Brot und Pancakes, bevor mich wieder ein Minivan von Peru Hop abholte.

Der Plan war, dass uns der Van in die nördlich von Puno gelegene Stadt Juliaca bringt, wo wir in den großen Bus umsteigen sollten, der aus Arequipa in Richtung Cusco unterwegs war.

Letzter Blick auf Puno

Der Umstieg gelang plangemäß. Wieder war der Bus recht leer. Am frühen Nachmittag hielten wir an einem Restaurant, wo wir uns am Buffet den Bauch vollschlagen konnten. Der Rest der Fahrt verlief unauffällig.

In Cusco angekommen, wurden wir einmal mehr in einen Minivan verfrachtet und zu unseren Unterkünften gebracht. Mein Hostel ist diesmal sehr schick.

Das historische Zentrum von Cusco ist auch sehr schick. Ich schaute es mir am nächsten Tag ein wenig an.

Nur die ganzen Nepper und Schlepper störten mich kolossal. So schlimm hatte ich das seit Bali nicht mehr erlebt. Alle paar Sekunden wurden mir Massagen angeboten und Schmuck und Bilder und Sonnenbrillen und Regenumhänge und Speisekarten. Furchtbar.

Die Stadtbesichtigung war an diesem Tag übrigens nur Nebenprodukt meiner eigentlichen Mission: arm werden. Oder anders ausgedrückt: Ich brauchte neue Klamotten. Weil mir manche zu groß sind (Mama, ich habe die beiden schwarzen, kurzen Hosen jetzt weggeworfen) und weil ich dringend noch mehr Wanderklamotten brauchte. Dazu im nächsten Beitrag mehr.

Jedenfalls gibt es in Cusco die üblichen Verdächtigen: North Face, Patagonia, Merrell. Die Preise sind nur leider die selben wie in Deutschland.

Ich klapperte zuerst ein paar Läden in der Innenstadt ab, war mit meiner Ausbeute aber noch nicht zufrieden. In 3,5 Kilometern Entfernung zeigte mir Google Maps eine vielversprechend aussehende Mall an.

Auf dem Weg dorthin wurde deutlich, dass Cusco außerhalb des historischen Zentrums schnell an Charme verliert.

In der Mall fand ich zum Glück alle Dinge, die noch auf meiner Liste standen. Ich habe jetzt zum Beispiel zum ersten Mal in meinem Leben so eine richtige, nerdige Wanderhose, wo man die Beine an gleich zwei Stellen abtrennen kann.

Weihnachtsdeko in der Mall

Zurück zum Hostel nahm ich mir luxuriöserweise ein Taxi, die sind hier nämlich, genauso wie in Bolivien, sehr billig. 

In den vergangenen drei Tagen habe ich Touren ins Umland gemacht. Davon erzähle ich euch im nächsten Beitrag, den ich morgen schreibe, wenn ich es schaffe.

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