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Vom Dinosaurierland zum Titicacasee

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  • Beitrags-Kategorie:Südamerika

Meine Tage in Bolivien sind gezählt. Verläuft alles nach Plan, werde ich morgen die Grenze nach Peru überqueren. Schön war’s hier. Das abschließende Fazit hebe ich mir für den nächsten Beitrag auf, aber von der letzten Woche kann ich euch berichten.

Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich nach meiner Ankunft in Toro Toro eine Gruppe Franzosen kennenlernte: Benoit, Camille, Damien, Lucie und Myriam, die ehrlich gesagt Belgierin ist, aber auch Französisch spricht.

Ich weiß nicht, woran es liegt, aber ganz Bolivien ist voller Franzosen. Meine französische Gruppe wusste auch nicht, woran das liegt, musste mir aber zustimmen.

Jedenfalls luden sie mich am ersten Tag ein, mit ihnen essen zu gehen. Der Hostelverwalter, der aus dem französischsprechenden Teil der Schweiz kommt, betreibt gegenüber dem Hostel ein kleines Restaurant. 

Die anderen hatten bei ihm schon ein Raclette vorbestellt. Ich entschied mich hingegen für die Lasagne, die echt lecker war. Meine neuen Gefährten waren übrigens sehr nett und bemühten sich ganz doll, viel Englisch mit mir zu reden. Das ist ja bei Franzosen manchmal so eine Sache.

V.l.: Benoit, Damien, Camille, Anne, Lucie, Myriam

Für den nächsten Morgen boten mir die anderen auch an, bei ihrer Wanderung mitzumachen. Das Angebot nahm ich dankend an.

Wanderungen in Toro Toro funktionieren wie folgt: Zuerst muss man sich eine Eintrittskarte für den Nationalpark kaufen, die vier Tage gültig ist. Dann geht man nach nebenan zum „Haus der Guides“. Dort teilt man der Chefin mit, wohin man wandern möchte und wie viele Leute man in der Gruppe hat. Rund um die Chefin sitzen jede Menge Guides, die darauf warten, einer Gruppe zugeteilt zu werden.

Eine Gruppe kann aus höchstens sechs Menschen bestehen, passte für uns also perfekt. Unser Ziel war die „Ciudad de Itas“ – eine ganz außergewöhnliche Steinlandschaft mit vielen Höhlen, die an natürliche Kathedralen erinnern. Bis zu unserem Ziel mussten wir uns 22 Kilometer lang in einen Geländewagen quetschen, aber schon die Aussicht bei der Anfahrt lohnte sich.

Achso, ich muss leider gestehen, dass ich nicht weiß, wie unser Guide hieß. Er war auf jeden Fall sehr nett, konnte zwar nur Spanisch, aber sprach sehr deutlich, sodass ich einiges verstand.

Er zeigte uns zuerst einige Höhlenmalereien und erklärte uns, wie diese vor Tausenden Jahren als Nachrichtensystem zwischen den verschiedenen Nomadenstämmen genutzt wurden. Von den Malereien habe ich gar keine Fotos gemacht, aber ein paar von den Höhlen (siehe auch das Titelbild).

Wir bewunderten aber nicht nur die riesigen Höhlen, sondern auch die fantastische überirdische Steinlandschaft. Noch einmal ganz anders als das, was ich bislang in Bolivien gesehen hatte. Ich war so begeistert, dass ich euch hier auch eine XXL-Bildergalerie zeigen muss.

Da wir mal wieder in fast 4.000 Metern Höhe rumkraxelten, schnauften wir natürlich auch ziemlich viel. Die Gruppe hatte für mich insgesamt aber ein sehr angenehmes Tempo. 

Nach rund zwei Stunden ging es zurück zum Parkplatz. Es wartete noch ein weiteres Ziel auf uns.

Tierische Begegnung auf dem Parkplatz

Wir fuhren nach nebenan nach Tururumi, wo es auch tolle Felsformationen gibt. 

Auf dem Hinweg kletterten wir ÜBER diese ganzen Steine, auf dem Rückweg zum Auto kletterten wir UNTER diesen ganzen Steinen durch. Denn es gibt dort eine riesige Höhle.

Am Höhleneingang trafen wir auf eine Touristengruppe, die gerade ein Ritual für die Göttin Pachamama – Mutter Erde – abgehalten hatte. Spiritueller Tourismus ist ein Ding in Bolivien. In Peru auch. 

Ich musste mich ohne göttlichen Beistand durch die Höhle quetschen. Es dauerte ewig und es waren ein paar wirklich enge Stellen dabei. Das ist ja gar nix für mich. Ich war froh, als wir endlich wieder im Freien standen.

Mit der Flucht aus der Höhle war der Wanderteil unserer Tour abgeschlossen. Wir fuhren dann noch zu einem Restaurant in den Bergen, wo die anderen ihr vorbestelltes Mittagessen bekamen. Ich hatte mir selber Proviant in Form von zwei Empanadas und einer Frischkäsekugel mitgebracht.

Gegen 14 Uhr waren wir zurück im Hostel und konnten uns guten Gewissens erst einmal ausruhen.

Erinnerungsfoto von der schönen Wanderung

Also alle bis auf Damien. Der hatte sich nämlich in den Kopf gesetzt, uns an diesem Abend seine Version von Lasagne zu servieren. Matteo, unser Hostelverwalter, erlaubte ihm, dafür die Küche seines Restaurants zu benutzen. 

Gegen 19 Uhr rief Damien uns alle zu Tisch und jeder bekam eine riesige Lasagneportion vorgesetzt.

Hinten links in der Ecke sitzt Hostelverwalter Matteo

Die Lasagne schmeckte wirklich fast so wie Mamas leckere Weihnachtslasagne. Ich finde das wirklich eine Leistung, das in einem fremden Land und einer fremden Küche so hinzubekommen, dass es wie zu Hause schmeckt.

Mit dem Lasagneabend war leider auch schon wieder das Ende unserer gemeinsamen Zeit gekommen. Die anderen reisten am nächsten Tag in verschiedene Landesteile weiter. 

Und ich? Ich machte mich morgens um 7:30 Uhr wieder auf zum Haus der Guides. Ich hatte nun ja keine Gruppe mehr und hoffte, vor Ort andere Menschen zu finden, mit denen ich mich zusammenschließen kann, um eine weitere Wanderung zu unternehmen.

Was soll ich sagen. Ich wartete anderthalb Stunden vor dem Büro, aber es fand sich einfach niemand. Ein paar wollten nach Itas, aber da war ich ja am Vortag gewesen. Also musste ich unverrichteter Dinge wieder abziehen.

Hier, zur Aufmunterung gibt es für uns alle nochmal etwas Dinocontent.

Ne, also ich war wirklich etwas niedergeschlagen, dass das mit der Wanderung nicht geklappt hatte. Stattdessen legte ich mich wieder ins Bett und machte eben Bürotag. Ich habe im Moment das Gefühl, dass ich viel mehr zu tun habe als normalerweise mit Reiserecherchen und dem ganzen Kram.

Irgendwann kam dann Matteo zum Bettenmachen ins Zimmer und meinte, dass gerade einige neue Menschen angereist seien, die eine Wanderung unternehmen wollten, denen könnte ich mich doch anschließen. 

Im Flur des Hostels fand ich einen dieser neuen Menschen und vereinbarte mit Max aus Frankreich (woher auch sonst), dass ich mich mit der Gruppe um 13 Uhr vor dem Haus der Guides für eine Wanderung treffen würde. Die anderen wollten vorher noch etwas essen gehen.

Kurze Zeit später saß ich also wieder einmal vor dem Haus der Guides und drehte Däumchen. Die anderen ließen auf sich warten. Zu mir gesellte sich schnell ein großer schwarzer Hund, der mir schon am Morgen Gesellschaft geleistet hatte.

Blöderweise begann der Hund, alle Zwei- und Vierbeiner, die sich ihm/uns/mir näherten, anzuknurren und ihnen hinterherzurennen. Das war mir etwas unangenehm, weil ich natürlich nicht wollte, dass die Dorfbewohner denken, dass ich den Hund gegen sie aufhetze oder so. Keine Ahnung, warum er meine Gegenwart akzeptierte.

Mit reichlich Verspätung (sie mussten so lange auf ihr Essen warten) kamen dann die anderen. Neben Max waren da seine Freundin Marianne und noch zwei andere Französinnen, deren Namen ich aber tatsächlich schon wieder vergessen habe. Und Adi aus Israel war noch dabei, die in meinem Zimmer schlief und mit der ich mich sehr gut verstand.

Zu sechst wurden wir im Wanderbüro vorstellig. Da es schon recht spät war, einigten wir uns darauf, an diesem Nachmittag nur eine kurze Wanderung in die Berge des Umlands zu unternehmen. Wäre es nach Adi und mir gegangen, hätten wir das nach zwei Minuten beschließen können, aber die Franzosen unter uns brauchten immer ewig, bis sie aus dem Quark kamen.

Unsere Wanderführerin war Maria. Auch sie war supernett. Mit dem Auto fuhren wir ein paar Minuten bis zum Start der Wanderung und dann gings los. Es dauerte nicht lange, da ließ Maria uns alle anhalten und zeigte auf einen Felsen. Und da sah ich ihn endlich: meinen ersten richtigen Dinosaurierabdruck. 

Meine neue Wandergruppe und Maria hatten ein deutlich flotteres Tempo drauf als meine alte Truppe. Ich musste also manchmal die Zähne zusammenbeißen, konnte aber mithalten. Und natürlich tolle Fotos knipsen.

Nur einmal entschied ich mich, zu passen. Da konnten wir fakultativ einen Gipfel erklimmen. Aber der Pfad war ziemlich steil und verschwand irgendwann komplett, sodass ich nicht bis ganz nach oben kletterte. Wieder mal aus Angst, viel zu lange für den Abstieg zu benötigen.

Seht ihr die anderen vom Berg kommen? Bis dahin kletterte ich ungefähr. Danach verlor sich der Weg.

Während die anderen noch auf dem Gipfel rumturnten, gesellte ich mich zu Maria und knabberte an ein paar Walnüssen, die ich noch aus Samaipata-Zeiten in meinem Rucksack hatte.

Als wir wieder vollzählig waren, traten wir den Rückzug an und liefen zurück zum Auto. Alles in allem ein sehr gelungener Nachmittag und ich war total froh, noch in den Genuss einer Wanderung gekommen zu sein.

Den Abend verbrachte ich wie immer in Matteos Restaurant. Diesmal war die Gesellschaft aber nicht so toll. Die zwei namenlosen Französinnen aus meiner Wandergruppe gesellten sich an meinen Tisch, sprachen aber die meiste Zeit Französisch miteinander.

Und dann war da noch ein spaßbefreites deutsches Pärchen. Alle vier regten sich darüber auf, dass in dem Restaurant zwei sehr kuschelbedürftige Katzen und ein sehr kuschelbedürftiger Hund weilten.  Und ich wusste nicht, wen ich zuerst streicheln sollte.

Zurück im Schlafsaal fiel mir zum Glück noch ein, dass ich ja packen musste, weil am nächsten Tag Weiterreisetag war. Als das erledigt war, legte ich mich ins Bett und ließ Fenster und Tür zum Innenhof weit offen, weil es doch recht stickig im Zimmer war.

Ich war so verzückt, als ich merkte, dass Adi, die etwas später ins Zimmer kam, Fenster und Tür tatsächlich aufließ. Ich klage ja häufiger darüber, dass die meisten Leute alles verrammeln, aber Adi und ich waren da Schwestern im Geiste. Sie meinte am nächsten Morgen auch, dass wir schließlich Sauerstoff bräuchten.

In der Nacht gewitterte es übrigens heftig und leider begrüßte uns auch der Morgen mit strömendem Regen. Das war blöd. Denn wir hatten uns am Vortag nach langem Hin und Her darauf geeinigt gehabt, an diesem Tag noch eine große Wanderung durch eine Schlucht und zu einem Wasserfall zu unternehmen. 

Um 7 Uhr wollten wir alle zum Wanderbüro laufen, uns davor um 6:30 Uhr am Frühstückstisch treffen. Adi und ich quälten uns also um 6 Uhr aus den Betten. Ach ja, wie verschieden das Zeitmanagement der Menschen doch sein kann.

Als wir beide um 6:45 Uhr mit dem Frühstück fertig waren, war von den anderen noch immer nichts zu sehen. Etwas unverschämt fand ich es, als eine der Französinnen sich dann um 7 Uhr in die Küche stellte und erst einmal Pancakes machte. Dann hätten wir erstens länger schlafen können und zweitens hatten wir eigentlich eine Verabredung mit Maria.

Als alle endlich fertig waren, wollten wir zum Wanderbüro laufen und vor Ort mit den Experten besprechen, wie wir aufgrund des Regens weiter vorgehen sollten.

Warten vor dem Hostel - nimmt der Regen wenigstens etwas ab? V.l.: Marianne, Max, Adi

Das war ein unangenehmes Unterfangen, durchs Dorf zu laufen. Das kann ich euch sagen. Die Straßen hatten sich in Bäche verwandelt. Meine Wanderschuhe waren ja inzwischen ziemlich hinüber, sodass ich nach zehn Sekunden durchweichte Socken hatte. Triefend kamen wir am Wanderbüro an.

Dort wartete auch schon Maria auf uns. (Und der schwarze, verrückte Hund kam mich gleich begrüßen, knurrte aber die anderen diesmal zum Glück nicht an.) Wir waren uns alle einig, dass unsere geplante Wanderung im strömendem Regen und bei Gewitter nicht so ideal war. Die anderen überlegten dann, stattdessen die kürzere Itas-Wanderung zu machen. Da war ich dann natürlich raus, weil ich dort schon gewesen war.

Maria wandert nicht mit Stiefeln, sondern in ihren traditionellen Sandaletten. An Regentagen kommen dann auch Plastiktüten zum Einsatz.

Ich verabschiedete mich also von den anderen und trat den Rückzug zum Hostel an. Ich war wieder etwas traurig, dass die Wanderung nicht zustande gekommen war. Bei dieser hätten wir zum Beispiel noch ganz viele Dinoabdrücke zu Gesicht bekommen.

Aber bei dem Regen hatte es natürlich auch seinen Reiz, sich noch einmal ins Bett zu legen. Eigentlich hatte ich meinen ganzen Kram schon aus dem Zimmer geräumt, da ja mein Abreisetag war. Aber bis zum Checkout hatte ich jetzt noch ein paar Stunden Zeit, also bezog ich einfach noch einmal mein altes Zimmer.

Um 11 Uhr musste ich dann raus, konnte aber noch ein paar Stunden im Aufenthaltsraum verbringen. Am frühen Nachmittag reservierte mir Matteo einen Platz im nächsten Collectivo, das zurück nach Cochabamba fahren würde.

Das ließ ewig auf sich warten, aber nach einer reichlichen Stunde fuhr es schließlich vor dem Hostel vor. Und drei Stunden später stand ich wieder in Cochabamba. Einer der Collectivomitarbeiter organisierte das älteste, klapprigste Taxi für mich, das er finden konnte. Es brachte mich dennoch heil zum Busbahnhof. 

Wieder war dort Chaos angesagt. Ich ignorierte erst einmal die vielen „Marktschreier“, die ihre Reiseziele feilboten. Ich wollte mir erst einmal einen Überblick verschaffen. 

Plötzlich sprach mich eine Frau an, sie wolle meinen Reisepass sehen. Da schrillten bei mir – nach dem Erlebnis mit dem falschen Polizisten in Santa Cruz – schon wieder alle Alarmglocken und ich ging sofort in den Verweigerungsmodus.

Anders als der falsche Polizist ließ diese Frau aber nicht locker. Ich ließ auch nicht locker und somit befanden wir uns in einer Pattsituation. Ich verlangte dann nach der Polizei, was die Frau ablehnte. Sie erzählte mir, dass sie von der Migrationsbehörde sei. 

Ich meinte wiederum, dass wir dann zu ihrem Büro gehen könnten, da würde ich ihr meinen Ausweis zeigen. Sie brachte mich tatsächlich zu einer kleinen Bude mit der Aufschrift „Migration“. Ich war aber erst zufrieden, als sie dann noch einen Schlüssel rausholte, um mir zu beweisen, dass sie auch wirklich dort arbeitete. Jap, sie war eine echte Migrationsbeamtin. Upsi.

Aber zum Glück nahm mir die Mitarbeiterin mein Verhalten nicht übel und hatte sogar Verständnis für meine Angst. Ich erzählte ihr nämlich von meinem Erlebnis in Santa Cruz. Nach der Kontrolle ließ sie mich dann ohne Probleme weiterziehen.

Ich ließ mich erst einmal auf einer freien Bank nieder. Ich wollte nach La Paz, aber es war erst früher Abend. Wäre ich gleich in einen Bus gestiegen, wäre ich mitten in der Nacht in La Paz angekommen. Unangenehm.

Also wartete ich noch zwei Stunden und besorgte mir dann ein Ticket für 20 Uhr. Der Bus war ziemlich modern, ich bekam etwas Schlaf und gegen 5 Uhr am Morgen trafen wir in La Paz ein. 

Ich wartete im Busbahnhof noch zwei Stunden, bis es um 7 Uhr hell war, bevor ich mich auf den Weg ins Hostel machte. Da es wieder mal in Strömen regnete (mit Verspätung hat die Regenzeit in Bolivien nun augenscheinlich begonnen), besorgte ich mir ein Taxi, das mich zehn Minuten später vor meinem alten Hostel „Wild Rover“ absetzte.

Mein Gepäck wurde ich dort schon einmal los, aber das Zimmer beziehen kann man dort erst ab 15 Uhr. Grrh. Also erst einmal frühstücken. Zwei Minuten vom Hostel entfernt fand ich ein richtig, richtig schickes Café. Sowas hatte ich in Bolivien noch nicht gesehen.

Ich bestellte mir für teuer Geld ein ganz exquisites Käse-Avocado-Tomaten-Chutney-Sandwich und schlürfte außerdem zwei Stunden lang heißen Nutellakakao. So lässt’s sich leben.

Nachdem ich am Nachmittag endlich mein Zimmer bezogen hatte, machte ich mich noch einmal auf den Weg zu einem der wenigen Supermärkte von La Paz. Ich hatte ihn bei meinem Seilbahnabenteuer beim ersten Besuch entdeckt und hoffte, dort in Sachen Duschgel fündig zu werden.

Meins war mal wieder alle und ich hatte euch ja schon berichtet, wie schwierig es in Bolivien ist, an Duschgel zu kommen.

Ich fuhr natürlich wieder mit der Seilbahn zum Supermarkt. Ich hatte noch genug Guthaben auf meiner Karte. Diesmal hatte ich auch mein richtiges Handy dabei und machte noch einmal ein paar Fotos vom Ausblick, an dem ich mich nicht sattsehen kann.

Die Mühen waren leider umsonst, Duschgel gab es nicht. Dafür wurde ich wenigstens in Sachen Body Lotion fündig.

Am nächsten Tag hatte ich eine weitere Einkaufsmission. Stichwort Wanderschuhe. Meine waren ja hinüber und mein Guide Javier aus Samaipata hatte doch erzählt, dass La Paz der einzige Ort in Bolivien sei, wo man Wanderschuhe kaufen könne.

Ich machte mich diesmal zu Fuß auf den Weg in die Straße, die Javier mir genannt hatte. Am Anfang sah die mir ziemlich schmuddelig aus, dann lief ich ewig an einem Farbengeschäft nach dem nächsten vorbei, bis ich schließlich ein Outdoorgeschäft sah. 

Erst einmal ging ich aber die komplette Straße ab und fand insgesamt drei Geschäfte mit Wanderschuhen. Das erste schien mir aber am Einladensten. Einige solide aussehende Schuhe fand ich auch. Leider musste ich mich entscheiden, ob ich sie eine Nummer zu klein oder zu groß haben wollte. 

Naja, natürlich entschied ich mich für die großen Schuhe. Hundertprozentig zufrieden bin ich nicht, aber besser als meine durchgelaufenen, alten sind sie allemal. Nun muss ich mir eben noch ein paar dicke Socken besorgen.

Nach zehn Monaten Dauereinsatz haben meine alten Schuhe ausgedient

Und das war es auch schon mit meinem kurzen, zweiten La Paz-Aufenthalt. Schade. Ihr wisst, ich mag die Stadt.

Am nächsten Morgen wurde ich um 7 Uhr von meinem Bus direkt am Hostel abgeholt. Ich hatte nämlich diesmal mit der Busgesellschaft „Bolivia/Peru Hop“ gebucht. Wie der Name vermuten lässt, handelt es sich um einen Hop on/Hop off-Bus, der zwischen La Paz und Lima verkehrt. 

Für mich wird es mit dem Bus nur bis nach Cusco gehen. Erster Zwischenstopp auf dem Weg dorthin sollte Copacabana auf der bolivianischen Seite des Titicacasees sein.

Mit mir stiegen noch mehrere Leute aus meinem Hostel in den Bus und dann krochen wir aus dem Kessel von La Paz hinaus, fuhren ewig lange durch das benachbarte (und größere) El Alto, bevor wir Landluft schnupperten.

Das fand ich immer witzig: In Bolivien sieht man viele Autos mit chinesischen oder japanischen Schriftzügen (mitsamt Telefonnummern). Der Import aus diesen Ländern ist am Günstigsten und dann schert sich irgendwie niemand darum, die ausländische Werbung zu entfernen.

Es dauerte dann auch nicht mehr lange, bis wir an der Straße von Tiquina am Titicacasee ankamen. Will man weiter nach Copacabana oder Peru, muss man hier mit dem Boot übersetzen.

Dafür mussten wir uns von unserem Bus trennen. Nach zehn Minuten waren wir auf der anderen Seite und konnten unserem Bus dabei zusehen, wie er auf einer Fähre langsam zu uns rüberschipperte.

Als auch der Bus wieder festen Boden unter den Füßen hatte, konnten wir unsere Fahrt fortsetzen. Nun immer schön am See entlang. 

Hättet ihr’s gewusst? Der Titicacasee ist nicht nur der größte See Südamerikas, sondern ist auch der höchstgelegene See der Welt (~3.800 Meter), auf dem kommerzielle Schifffahrt stattfindet.

Gegen 11 Uhr fuhren wir am Weißen Anker in Copacabana vor. Da es abermals zu früh zum Einchecken war, bestellte ich mir erst einmal Mittagessen in einem Restaurant, das gleich neben dem haltenden Bus lag. 

Dann machte ich mich auf den rund zehnminütigen Weg zu meinem Hotel über die sehr touristische Hauptstraße von Copacabana. Touranbieter, Restaurants, Collectivos und Souvenirstände reihen sich in dieser Straße aneinander.

Mein Hotelzimmer ist schlicht, aber groß und sauber. Nur das Fenster lässt sich nicht öffnen, was für mich ja schon wieder Horror ist. 

Lange hielt ich mich aber erst einmal sowieso nicht im Hotel auf, da für 13 Uhr eine Tour zur Isla del Sol anstand, die von meinem Busunternehmen angeboten wurde. Ich packte also nur kurz aus und lief dann zurück zum Seeufer, wo ein Boot für unsere Gruppe bereitlag.

Wir tuckerten mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit in anderthalb Stunden zur benachbarten Isla del Sol im Titicacasee. Der Insel kommt eine große mythologische Bedeutung zu, denn Inti, der Sonnengott der Inkas soll hier den ersten Inkakönig auf die Erde gelassen haben. Dieser zog von der Isla del Sol los, um die Hauptstadt der Inkas in Cusco zu gründen.

Unser Boot legte im Süden der Insel gleich unterhalb eines Inkatempels an, der vermutlich im 15. Jahrhundert erbaut wurde.

Nachdem wir am Inkatempel vorbeigekommen waren, quälten wir uns weiter den Weg hoch zu einem Aussichtspunkt und liefen dann auf relativ flachem Pfad zur Siedlung Yumani, mit ihren in den Hang gebauten Häusern. 

Über eine von den Inkas angelegte Treppe ging es im Anschluss wieder runter zum Hafen von Yumani, wo unser Boot auf uns wartete.

Gestern habe ich nichts Spannendes gemacht. Ich war mal draußen, um Pizza zu essen. Und ich bin an der großen Kirche von Copacabana vorbeigekommen. 

Ich habe gelesen, dass hier zweimal am Tag Autos gesegnet werden, habe mir das aber nicht selbst angeschaut. Vielleicht mache ich das morgen noch. Wenn ja, berichte ich euch darüber beim nächsten Mal.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Opa Hans

    Hallo, auf meinem kleinen Handy hatte ich ja schon eine Vorinformation Deines umfangreichen Berichtes gelesen. Jetzt auf meinem PC sieht das ganze schon gewaltiger aus. Das Titelfoto und die nachfolgenden
    Bilder sind ja toll. Was da die Natur geschaffen hat, sind ja schon Kunstwerke und nur mit Hilfe der drei Elemente Feuer, Wasser und Wind. Schön, dass Du auf Deinen Reisen auch immer wieder auf Leute triffst die den gleichen Antrieb haben oder Dir hilfreich zur Seite stehen. Da Dein Reisedrang noch nicht erloschen ist können wir ja noch mit mancher Überraschung rechnen.
    Aber wie immer …. pass gut auf Dich auf.

    1. Anne

      Ja, im Moment bin ich noch der Meinung, dass ich ein paar Jahre so weiter machen könnte 😀

  2. Mama

    Ich habe die letzten beiden Berichte nacheinander gelesen. Die Fotos könnten ja unterschiedlicher nicht sein! Die bunten Farben der Felsen und Lagunas und die Salzwüste sind toll, aber ich mag es lieber grün. Ich weiß aber, du liebst Steine. Ich hoffe, du hast deine neuen Wanderschuhe blasenfrei eingelaufen.

    1. Anne

      Huhu Mama, ich glaube, demnächst wird es wieder mehr grüne Bilder geben. Meine Schuhe haben mir bislang noch keine Blasen verursacht 😀

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