You are currently viewing Die Trommeln von Valparaíso

Die Trommeln von Valparaíso

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kategorie:Südamerika

Das Wichtigste zuerst: Ich friere immer noch. Und inzwischen schnupft auch meine Nase. Aber in meinem aktuellen Hostel in La Serena bin ich damit in bester Gesellschaft. 

Von meinem tollen Hostel in Santiago konnte ich mich, wie geplant, vergangenen Freitag tatsächlich trennen. Ich nahm die rasante U-Bahn zur Station Pajaritos im Westen der Stadt, wo auch einer der Busbahnhöfe Santiagos untergebracht ist. 

In der Bahn lief neben einem Musikanten und einem Snackverkäufer auch noch ein Kerl in weißer Schutzmontur rum, der die Haltegriffe mutmaßlich desinfizierte. Ich dachte ja erst, der arbeitet für das Bahnunternehmen, aber der wollte von uns Fahrgästen auch Geld für seinen Service haben.

An der Station musste ich mir zuerst noch eine Busfahrkarte für mein nächstes Ziel – Valparaíso – besorgen. Es gab in dem Busbahnhof ganz viele Schalter verschiedener Anbieter. Ich hatte keine Ahnung, wo ich mich da jetzt am besten anstellen sollte, entschied mich dann aber einfach für den mit der längsten Schlange. Vielleicht ein Qualitätsmerkmal, dachte ich mir.

Der Ticketkauf klappte recht reibungslos und allzu lang musste ich auch nicht warten, weil von Santiago aus mehrmals stündlich Busse in das rund 110 Kilometer entfernte Valparaíso starten.

Von der Fahrt gibt es nichts Interessantes zu berichten. Bei der Einfahrt in Valparaíso war ich etwas nervös. Die Stadt hat ein etwas zwielichtiges Image.

Ankunft in Valparaíso

Der Busbahnhof war – wie so oft – in einer besonders schmuddeligen Ecke gelegen und bis zum Hostel waren es noch 2,5 Kilometer zu Fuß. Aber ich wollte mir endlich mal wieder Geld für ein Taxi sparen. Außerdem war es ja hellichter Tag.

Anfangs erinnerte mich die Szenerie an eine Mischung aus Ulan-Bator und Nowosibirsk, aber je mehr ich mich dem Stadtzentrum näherte, desto besser wurde es. Unterwegs verschnaufte ich mal kurz auf einem Grünstreifen.

Zum Glück verlief der Weg die meiste Zeit ganz flach. Bei einer Stadt, die zum überwiegenden Teil in die Hügel gebaut ist, ja nicht selbstverständlich. Nur die letzten Meter ging die Straße steil bergauf und mein Hostel war nur über Treppenstufen zu erreichen.

An dem Tag tat ich nicht mehr viel, aber am nächsten war ich dafür umso umtriebiger. Ich stand für meine Verhältnisse unfassbar früh auf, weil ich um 10 Uhr bei einer Stadtführung mitmachen wollte.

Treffpunkt dafür war der nahegelegene, zentrale Platz der Stadt – Plaza Sotomayor.

Am Plaza Sotomayor befindet sich auch die Hauptfeuerwehrwache der Stadt. Opa, das wird dich ja besonders interessieren. In Chile jedenfalls gibt es überhaupt keine Berufsfeuerwehr, auch in den Städten nicht. Und gerade Valparaíso ist aber mit seiner engen, hügeligen Bebauung schon immer sehr anfällig für Feuer und Hangrutsche gewesen. 

Ein ortsansässiger Amerikaner hat dann irgendwann den Aufbau der ersten Feuerwehr unterstützt. Deutsche Siedler wollten mithalten und gründeten ebenfalls eine Feuerwehr vor Ort. Und heutzutage gibt es in der Stadt alle möglichen Feuerwehren, zum Beispiel auch eine israelische und eine saudi-arabische.

Die Feuerwehrleute sind zwar Einheimische aber aus den Ländern kommt unter anderem materielle Unterstützung, wie man an diesem Foto vorzüglich erkennen kann.

Aber warum waren überhaupt so viele Nationalitäten in Valparaíso versammelt? Gut, dass ihr fragt. Das hat mit dem Goldrausch in Kalifornien zu tun. Als der im 19. Jahrhundert ausbrach, machten sich ja viele Abenteuerlustige aus Europa auf nach Amerika. 

Zu dieser Zeit gab es aber den Panamakanal noch nicht und alle Schiffe mussten ganz im Süden von Südamerika um Kap Hoorn rum. Das am Pazifik gelegene Valparaíso war ein guter Platz für einen Zwischenstopp auf der langen Reise. Und mit der Zeit siedelten sich dort allerhand Geschäftsleute an und brachten ihre Familien mit.

Damit begannen auch in Valparaíso goldene Zeiten. Diese endeten allerdings schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit der Öffnung des Panamakanals und einem verheerenden Erdbeben.

Heute ist die Altstadt der zweitgrößten Stadt Chiles Weltkulturerbe, die Einwohner haben einen etwas rebellischen Ruf und nach Einbruch der Dunkelheit sollte man dort wenn möglich nicht alleine unterwegs sein.

Wie ihr merkt, habe ich bei meiner Stadtführung sehr gut aufgepasst. Aber ja, lasst uns doch mal offiziell mit der Tour beginnen. Unser Guide war Xavier, der super cool war. Neben mir waren noch ein Brasilianer und zwei Französinnen am Start.

Bei der Tour ging es darum, die untouristischen Teile der Stadt zu sehen. Wir verließen also den Plaza Sotomayor und bogen in eine Straße und in ein Viertel ein, das wir selbst am Tage besser nicht alleine besuchen sollten, erklärte Xavier uns.

Wir kamen auch an einer der für Valparaíso so typischen Standseilbahnen vorbei, die den flachen Teil am Wasser mit den Hügelstadtteilen verbinden. Aufgrund ausufernder Bürokratie und Geldmangels sind heutzutage von den ursprünglichen 30 nur noch vier bis sechs in Betrieb, wenn sie nicht gerade wegen Reparaturen geschlossen sind.

Wir wollten auch in die Hügel, nahmen dafür aber den öffentlichen Bus. Und dann ging es über gewundene, steile bis sehr steile Straßen nach oben. Von unten sieht man gar nicht, wie weit sich die Stadt wirklich in die Hügel zieht.

Und jetzt muss ich unbedingt einen Einschub machen und euch noch mehr vom Bussystem von Valparaíso erzählen, weil ich das so faszinierend finde.

Also zwei Dinge. Ding 1: Die Busfahrer hier werden nach beförderten Passagieren bezahlt. Das hat zur Folge, das überall auf den Straßen „Frösche“ zu finden sind. 

So werden die Männer genannt, die mit Stift und Papier auf der Straße stehen und die Busse zählen und den Abstand zwischen den Bussen einer Linie messen. Diese Informationen geben sie dann an die Busfahrer weiter.

Wenn also ein Busfahrer der Linie 602 erfährt, dass ein vorausfahrender Bus der Linie 602 nur drei Minuten vor ihm unterwegs ist, dann wird er sein Tempo verlangsamen. Wenn ihm aber einer der Frösche whatsappt, dass an den Haltestellen Leute auf Linie 602 warten, wird er aufs Tempo drücken.

Für ihre Dienste werden die Frösche von den Busfahrern bezahlt.

Ding 2: Die Busfahrer müssen eine gewisse Zahl an Passagieren befördern, um ihren Bonus zu erhalten. Ist diese Zahl erreicht, bekommen sie keinen weiteren Bonus mehr für noch mehr Passagiere. Und wozu hat das geführt? Zu einem ausgefuchsten Zeichensystem zwischen Passagieren und Busfahrern.

Folgendes Szenario: Antonio möchte mit dem Bus fahren, hat aber statt der nötigen 380 Pesos nur 200 Pesos. Er stellt sich an den Straßenrand und hält zwei Finger hoch. Busfahrer Pedro sieht die zwei Finger, hält an und lässt Antonio für 200 Pesos mitfahren. Er gibt ihm einfach keine offizielle Fahrkarte und steckt sich die 200 Pesos in die Tasche. 

Das macht Pedro, weil er sein Tagespensum an Passagieren bereits erreicht hat und offiziell keine Fahrkarten mehr verkaufen muss, um seinen Bonus zu erreichen.

Wollen Antonio und Anita zusammen Bus fahren und insgesamt 500 Pesos ausgeben, dann stehen sie Arm in Arm und heben fünf Finger. Oder Antonio, Anita, Angela und Angelo stehen in einer Gruppe eng zusammen und halten einen 1000-Peso-Schein in die Luft. Und Pedro kann natürlich in allen Fällen entscheiden, ob er auf die Angebote eingeht und anhält. Alles klar, oder?

Entschuldigung für die Ausschweifungen, aber ich fand Xaviers Busfahrgeschichten wirklich unfassbar erheiternd. Und nun zurück zur Tour. Wir liefen zur Avenida Alemania und schauten von dort auf die Stadt hinab.

Danach gingen wir zu einem ehemaligen Gefängnis, in dem während Pinochets Diktatur unter anderem politische Häftlinge verschwanden. Heutzutage ist dort ein Gemeinschaftszentrum untergebracht – mit Veranstaltungsräumen, Turnhalle und Kräutergarten für die Anwohner.

Nun war das Ende unserer Tour fast gekommen. Über die steilen Straßen liefen wir wieder hinab in den flachen Teil der Stadt und verabschiedeten uns von Xavier. Ich traf ihn übrigens zwei Tage später noch einmal in meinem Hostel wieder, weil er dort als Hausmeister tätig ist.

Nun hatte ich Mittagspause, die ich mir mit einer wunderbar frischgebackenen Käse-Champignon-Empanada aus der Bäckerei gegenüber meines Hostels verköstlichte. 

Und dann zog ich ein zweites Mal los zum Plaza Sotomayor. Denn nach der „untouristischen“ Stadtführung am Morgen wollte ich nun auch noch die touristische Stadtführung des selben Tourunternehmens mitmachen.

Diesmal empfing uns statt Xavier Camillo, der aber auch sehr cool war. Er führte uns zuerst an den Hafen, den ich sehr mochte, weil man dort Cargoschiffe aus nächster Nähe anschauen konnte. Oft sind die ja abgeschottet.

Dann ging es wieder in die Hügel, diesmal aber tatsächlich mit der Standseilbahn.

Oben angekommen, gab es dann wieder einen guten Ausblick über die Stadt. Aber wie ihr auf den Fotos sehen könnt, kam an diesem Tag nicht einmal die Sonne heraus. Der war es völlig egal, dass ich mich am Morgen überoptimistisch in kurze Hosen geschmissen hatte.

Wir sahen einen Palast, der vor 100 Jahren gebaut wurde und nach dem kroatischen Geschäftsmann benannt ist, der dort lange wohnte: Palacio Baburizza. Entworfen wurde er aber von italienischen Architekten.

Und dann tauchten wir in die Welt der Wandbilder ein. Valparaíso ist weltbekannt für seine Street Art. Es gibt Straßen in den Hügeln, in dem kein Haus ohne Wandbild ist. 

Camillo erklärte uns die politischen Botschaften hinter einigen der Bilder. Er kennt viele der Künstler persönlich und zwei trafen wir sogar durch Zufall auf der Straße.

Wir haben an diesem Nachmittag nur einen kleinen Teil der Wandbilder gesehen. Wahrscheinlich kann man Jahre durch die Stadt laufen und noch neues entdecken. Und ständig kommen weitere Bilder hinzu. 

Ich habe bei unserem Rundgang auch noch ein paar allgemeine Fotos von der Altstadt geschossen. Ganz ohne Farbe kommen die aber auch nicht aus.

Und damit war das Ende von Tour Nummer 2 gekommen und ich hatte das Gefühl, dass ich mir an diesem Tag einen sehr guten ersten Überblick über die Stadt verschafft hatte.

Bunt ging es auch am nächsten Tag weiter. Und das lag an „Mil Tambores“. Irgendein chilenischer Präsident hatte vor 200 Jahren mal den Karneval in Chile verboten und deshalb hat sich hier, anders als in manchen Nachbarländern keine große Karnevalskultur entwickelt.

Ein paar Ausnahmen gibt es, unter anderem in Valparaíso. Am ersten Oktoberwochenende des Jahres findet dort seit 1999 das Fest der 1.000 Trommeln – Mil Tambores – statt. Angefangen hat es als Protestaktion gegen städtische Umbaumaßnahmen und inzwischen ist es eine richtig große Sache geworden.

Ich würde ja gerne behaupten, dass ich meine Reise mit Absicht so gut geplant habe, dass ich dieses Fest miterleben kann, aber es war tatsächlich ein glücklicher Zufall.

Ab 13 Uhr sollte am Sonntag die große Sause starten. Als ich gegen 12:45 Uhr mal an der Straße gucken ging, war die Lage noch sehr entspannt.

Das kam mir ganz gelegen, weil ich nämlich noch schnell in den Supermarkt wollte. Als ich zurückkam, hatte der Umzug gerade begonnen und ich stellte mich zu den Zuschauern an den Straßenrand um dem Spektaktel zu folgen. 1.000 Trommeln waren wirklich untertrieben. Der Strom der Formationen hörte überhaupt nicht auf. Aus dem ganzen Land waren sie gekommen.

Nach zwei Stunden war der Zug immer noch in vollem Gange. Ich lief dann mal zum Startplatz, um zu schauen, ob da noch viel los war. Jap, immer noch warteten so viele Gruppen auf Aufstellung und neue kamen noch hinzu. 

Von dem Startpunkt am Plaza Sotomayor zogen sogar zwei Züge in Parallelstraßen los. An einer Kreuzung 500 Meter weiter vereinten sie sich dann.

Sehr interessant fand ich, dass die Polizei zwar die Straßen, auf denen der Zug verlief, für den Verkehr gesperrt hatte, nicht aber die Straßen, die den Zug kreuzten.

Immer wenn es eine Lücke im Zug gab, quetschte sich ein Auto durch

Neben den vielen Trommlern nahmen auch Tänzerinnen, Akrobaten und Musikkapellen an dem Umzug teil, manche in spektakulären Kostümen.

Ich wollte den Zug eigentlich bis zum Ende schauen, aber das Ende kam und kam nicht. Ich bin dann irgendwann zurück zum Hostel, das in Hörweite des Spektakels war. Und wisst ihr, wann die letzten Trommeln verstummten? Nach 19 Uhr! Der Umzug hat fast sieben Stunden gedauert. Die spinnen, die Chilenen.

Ich habe auch noch ein kleines Video zusammengeschnipselt, damit ihr auch noch einen akustischen Eindruck bekommt. Ich habe ja unter meinen Lesern einige Jecken und Narren. Also was sagt ihr Mainzer und Moselaner? Kann der Karneval von Valparaíso euren kritischen Blicken standhalten?

Am Abend lernte ich Hayley aus England kennen. Sie war in dieser Nacht die einzige andere in meinem Schlafsaal. Hayley ist schon eine ganze Weile auf Süd- und Zentralamerikatour, sodass ich sie erst einmal über ihre ganzen Erfahrungen ausgequetscht habe.

Sie ist auch 37 und für sie ist es aber schon Weltreise Nummer 3. Und ihre Mama hofft auch, dass sie sich diese Flausen endlich austreibt. 

Meinen letzten Tag in Valparaíso verbrachten Hayley und ich zusammen. Wir machten eine Tagestour nach Viña del Mar. Das ist eine Stadt, die gleich neben Valparaíso liegt. 

Unser Stadtführer Camillo hatte das sehr schön beschrieben. Er meinte, Valparaíso und Viña del Mar sind zwei Schwestern. Viña del Mar ist die Schwester, die immer schön brav war, die Schule absolviert hat und zur Uni gegangen ist und jetzt ein geordnetes Leben führt. Valparaíso ist die Schwester, die die Schule abgebrochen hat, crackabhängig ist und am ganzen Körper tätowiert.

Beide Städte verbindet eine Metro. Ich war froh, dass ich Hayley bei mir hatte, weil sie den Ticketkauf am Schalter übernahm. Nach neun Monaten in Zentral- und Südamerika hat sie sich einiges an Spanisch draufgeschafft.

Nach nur 20 Minuten kletterten wir in Viña del Mar aus der Bahn.

Der erste Blick auf die Stadt an der Metrostation

Bevor wir richtig mit dem Sightseeing beginnen konnten, musste ich erst einmal in ein Elektronikgeschäft. Ich hatte leider irgendwo in Japan einen Teil meines Universalsteckers für ausländische Steckdosen verloren. Den hätte ich für chilenische Steckdosen gebraucht. In meinen Ersatzadapter passen leider nur unsere dünnen Stecker, mein Computerladekabel hat aber natürlich einen Schukostecker.

Jedenfalls dachte ich, dass ich mir wohl ein neues Ladekabel für den Computer kaufen müsste, weil ich ja im Ausland keinen Adapter finde, der von deutsch auf chilenisch umwandelt, höchstens andersrum.

Der Computerladen, den ich im Internet ergoogelt hatte, entpuppte sich allerdings als winziger Kramladen. Von außen sah es so aus, als ob die überhaupt kein Computerzubehör hätten. Ich ging dann trotzdem mal rein und versuchte mein Glück. 

Ich erklärte dem Verkäufer mein Anliegen und der schaute sich mein mitgebrachtes Ladekabel an, ging zu einem seiner Schränke und zauberte doch tatsächlich einen für mich passenden Adapter von deutsch auf chilenisch hervor. In so einem winzigen Geschäft. Wieso haben die sowas? Ich war jedenfalls überglücklich, dass ich fündig geworden war und kein neues Ladekabel kaufen musste.

Dann aber Sightseeing. Zuerst schauten wir uns eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt an, die große Blumenuhr.

Neben der Uhr konnten wir auf der anderen Straßenseite und hinter Palmen schon den Ozean sehen.

Viña del Mar hat im Gegensatz zu Valparaíso eine ganz lange Strandpromenade, die wir ausgiebig nutzten. Zum Baden war es natürlich viel zu kalt, auch wenn an dem Tag zur Abwechslung wenigstens mal wieder die Sonne schien.

Direkt am Wasser steht auch ein Schloss, dass sich einst ein deutscher Kohlehändler, ein gewisser Herr Wulff, dort hat bauen lassen.

Überhaupt gibt es in der ganzen Stadt mehrere kleine – oder auch mal größere Schlösser. Hier noch zwei weitere Exemplare.

Und ganz große Pelikane habe ich gesehen. Das hat mich sehr erheitert. Ich glaube nicht, dass ich zuvor schon einmal bewusst in freier Wildbahn Pelikane gesehen habe.

Zum Mittagessen gab es für uns Hot Dogs in einer riesigen Mall und dann liefen wir gemächlich wieder zurück Richtung Metro und kamen dabei noch am Plaza Vergara vorbei.

Wieder zurück in unserem schmuddeligen Valparaíso ließen Hayley und ich den Tag in einem Burgerlokal neben dem Hostel ausklingen. Was für ein Fresstag.

Am nächsten Morgen trennten sich leider unsere Wege schon wieder, weil ich Weiterreisetag hatte. Diesmal konnte ich mich nicht überwinden, zurück zur Bushaltestelle zu laufen und bestellte lieber einen Uber, der nur drei Euro kostete. Hätte ich das mal bei der Ankunft gewusst.

Am Busbahnhof war ich eine Stunde zu früh, weil das so auf meinem Ticket stand, dass ich eine Stunde früher da sein soll. War aber total unnötig.

Vor dem Busbahnhof in Valparaíso

Im Bus hatte ich einen sehr bequemen, sesselartigen Einzelsitz. Die Fahrt war trotzdem blöd. Ich stieg nämlich hungrig und mit voller Blase ein. Mein Gedanke war, an der ersten Raststätte die Toilette und einen Imbiss aufzusuchen, statt das am Busbahnhof mit meinem schweren Rucksack zu tun.

Nur, der Bus machte einfach keine Rastpause. Sieben Stunden lang nicht. Das habe ich ja noch nie erlebt. Gut, die hatten zwei Fahrer an Bord und konnten sich abwechseln. Aber wir armen Passagiere konnten uns nicht einmal die Füße vertreten.

Ich kam dann eben sehr hungrig in La Serena an. Zum Hostel war es diesmal zum Glück nicht so weit. Am Tor vor dem Hostel lernte ich Olga aus Frankreich kennen.

Das Tor war verschlossen und auf unsere Klingelversuche meldete sich niemand. Auch unsere Anrufe beim Hostel blieben unbeantwortet. Olga zeigte mir eine Mail, die sie bekommen hatte, in der stand, dass man nach 16:30 Uhr einen Code für den Schlüsselkasten bräuchte, um ins Hostel zu gelangen. Diese Mail hatte ich nicht bekommen und einen Code hatte keine von uns.

Wir standen noch eine ganze Weile blöd rum, bis Olga endlich eine Antwort auf ihre Whatsapp an die Besitzerin bekam. Wir mussten ihr dann beide Fotos von unseren Pässen schicken und dann wurde Olga mit einem Schwall von Instruktionsnachrichten bombardiert, wie wir ins Haus und in unsere Zimmer gelangen (3 verschiedene Codes waren dazu notwendig). 

Ich war so froh, dass ich Olga vor dem Tor getroffen hatte, denn die Nachrichten waren alle ewig lang und auf Spanisch. Da würde ich heute noch vor dem Tor stehen.

Das Tor, vor dem wir kurzzeitig verzweifelten

Ich war sehr froh, als ich endlich mein Zimmer beziehen konnte. Ich ging dann nur noch schnell in den Supermarkt und machte sonst nichts Aufregendes mehr.

Heute schlief ich ziemlich lang, um meinen Schnupfen etwas auszukurieren. Und auch ansonsten war ich recht faul. Ich recherchierte ein wenig zu meiner Weiterreise und widmete mich dann diesem Blogeintrag hier.

Morgen werde ich mir wohl La Serena etwas anschauen. Die Stadt liegt etwa 400 Kilometer nördlich von Santiago am Pazifik. Aber eine wettertechnische Verbesserung ist – wie eingangs – erwähnt, noch nicht zu beobachten.

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Julia

    Ja, ganz nett diese chilenische Guggemusik… aber so ganz kann der Umzug nicht mit unserem Mainzer RoMo mithalten. Schon allein wegen der fehlenden Guzjer! 😉 Der Countdown läuft übrigens bis endlich wieder die 5. Jahreszeit beginnt..Helau!
    Liebe Grüße aus Mainz und weiter eine gute Reise! Julia

    1. Anne

      Ich freue mich über diese kompetente Einordnung 😀 Na und heute hat sie ja begonnen, die 5. Jahreszeit. Deshalb auch ein Helau von mir zurück nach Mainz 🙂

  2. Marie

    Ich habe mehrfach herrlich geschmunzelt! Die Fotos sehen toll aus!!

    1. Anne

      Huhu Marie, danke freut mich, dass es für dich unterhaltsam war 🙂

  3. Opa Hans

    Hallo, nehme meine Bemerkung zu Deinem letzten Standort natürlich sofort zurück.
    Boa, was für herrliche Aufnahmen, bin ja begeistert. jetzt glaube ich, dass es Dir dort gefällt.
    Und für mich auch wieder sehr lehrreich. Das es In Chile bei der Dichte der Bebauung keine Berufsfeuerwehren gibt ist schon erstaunlich. Für mich auch die Elektroinstallationen, die bei manchen Deiner Fotos ins Auge fallen. Technische Wunderwerke, nur das Genie beherrscht das Chaos. Zumal scheinen die Chilenen auch aus einem anderen Holz geschnitzt zu sein. Die leicht bekleideten Teilnehmer am Straßen Karneval passen nicht so recht zu Deinem frostigen Empfinden des Klimas.
    Also Daaanke für Deinen wieder unterhaltsamen Reisebericht und eine erlebnisreiche Fortsetzung

    1. Anne

      Das freut mich, dass dir die Aufnahmen gefallen haben. Und in meinem neuen Bericht, an den ich mich gleich machen werde, wird es auch wieder einige Highlights geben 🙂 Und ja, dass du die Elektroinstallationen in anderen Ländern manchmal zum Haareraufen findest, weiß ich ja 🙂

Schreibe einen Kommentar