Und jetzt muss ich unbedingt einen Einschub machen und euch noch mehr vom Bussystem von Valparaíso erzählen, weil ich das so faszinierend finde.
Also zwei Dinge. Ding 1: Die Busfahrer hier werden nach beförderten Passagieren bezahlt. Das hat zur Folge, das überall auf den Straßen „Frösche“ zu finden sind.
So werden die Männer genannt, die mit Stift und Papier auf der Straße stehen und die Busse zählen und den Abstand zwischen den Bussen einer Linie messen. Diese Informationen geben sie dann an die Busfahrer weiter.
Wenn also ein Busfahrer der Linie 602 erfährt, dass ein vorausfahrender Bus der Linie 602 nur drei Minuten vor ihm unterwegs ist, dann wird er sein Tempo verlangsamen. Wenn ihm aber einer der Frösche whatsappt, dass an den Haltestellen Leute auf Linie 602 warten, wird er aufs Tempo drücken.
Für ihre Dienste werden die Frösche von den Busfahrern bezahlt.
Ding 2: Die Busfahrer müssen eine gewisse Zahl an Passagieren befördern, um ihren Bonus zu erhalten. Ist diese Zahl erreicht, bekommen sie keinen weiteren Bonus mehr für noch mehr Passagiere. Und wozu hat das geführt? Zu einem ausgefuchsten Zeichensystem zwischen Passagieren und Busfahrern.
Folgendes Szenario: Antonio möchte mit dem Bus fahren, hat aber statt der nötigen 380 Pesos nur 200 Pesos. Er stellt sich an den Straßenrand und hält zwei Finger hoch. Busfahrer Pedro sieht die zwei Finger, hält an und lässt Antonio für 200 Pesos mitfahren. Er gibt ihm einfach keine offizielle Fahrkarte und steckt sich die 200 Pesos in die Tasche.
Das macht Pedro, weil er sein Tagespensum an Passagieren bereits erreicht hat und offiziell keine Fahrkarten mehr verkaufen muss, um seinen Bonus zu erreichen.
Wollen Antonio und Anita zusammen Bus fahren und insgesamt 500 Pesos ausgeben, dann stehen sie Arm in Arm und heben fünf Finger. Oder Antonio, Anita, Angela und Angelo stehen in einer Gruppe eng zusammen und halten einen 1000-Peso-Schein in die Luft. Und Pedro kann natürlich in allen Fällen entscheiden, ob er auf die Angebote eingeht und anhält. Alles klar, oder?
Entschuldigung für die Ausschweifungen, aber ich fand Xaviers Busfahrgeschichten wirklich unfassbar erheiternd. Und nun zurück zur Tour. Wir liefen zur Avenida Alemania und schauten von dort auf die Stadt hinab.
Ja, ganz nett diese chilenische Guggemusik… aber so ganz kann der Umzug nicht mit unserem Mainzer RoMo mithalten. Schon allein wegen der fehlenden Guzjer! 😉 Der Countdown läuft übrigens bis endlich wieder die 5. Jahreszeit beginnt..Helau!
Liebe Grüße aus Mainz und weiter eine gute Reise! Julia
Ich freue mich über diese kompetente Einordnung 😀 Na und heute hat sie ja begonnen, die 5. Jahreszeit. Deshalb auch ein Helau von mir zurück nach Mainz 🙂
Ich habe mehrfach herrlich geschmunzelt! Die Fotos sehen toll aus!!
Huhu Marie, danke freut mich, dass es für dich unterhaltsam war 🙂
Hallo, nehme meine Bemerkung zu Deinem letzten Standort natürlich sofort zurück.
Boa, was für herrliche Aufnahmen, bin ja begeistert. jetzt glaube ich, dass es Dir dort gefällt.
Und für mich auch wieder sehr lehrreich. Das es In Chile bei der Dichte der Bebauung keine Berufsfeuerwehren gibt ist schon erstaunlich. Für mich auch die Elektroinstallationen, die bei manchen Deiner Fotos ins Auge fallen. Technische Wunderwerke, nur das Genie beherrscht das Chaos. Zumal scheinen die Chilenen auch aus einem anderen Holz geschnitzt zu sein. Die leicht bekleideten Teilnehmer am Straßen Karneval passen nicht so recht zu Deinem frostigen Empfinden des Klimas.
Also Daaanke für Deinen wieder unterhaltsamen Reisebericht und eine erlebnisreiche Fortsetzung
Das freut mich, dass dir die Aufnahmen gefallen haben. Und in meinem neuen Bericht, an den ich mich gleich machen werde, wird es auch wieder einige Highlights geben 🙂 Und ja, dass du die Elektroinstallationen in anderen Ländern manchmal zum Haareraufen findest, weiß ich ja 🙂