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Diese Inselparadiese hatte ich vermisst

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  • Beitrags-Kategorie:Mittelamerika

Ich muss mir eine mentale Notiz machen. Ich hatte euch im letzten Beitrag noch ein Unheil und mein letztes Reiseland versprochen. Dass ich da heute ja die Auflösung nicht vergesse.

Nun beginnen wir aber erst einmal locker und flockig mit der Abreise aus dem tollen San Ignacio. Ausnahmsweise holte uns kein Minibus ab, sondern wir liefen gesammelt zur Straßenecke um auf den öffentlichen Chicken Bus zu warten.

Chicken Busse sind in Mittelamerika weit verbreitet und haben ihren Namen daher, dass dort eben gerne auch mal Hühner und Ähnliches befördert wurden. Es sind Überlandbusse ohne Komfort und sie sehen aus wie umgebaute US-Schulbusse.

Ich hatte leider in dem Bus einen ziemlichen Platzangstanfall, konnte mich dann aber irgendwann berappeln, als ganz vorne ein Plätzchen frei wurde.

Wir fuhren bis zur letzten Haltestelle mit: Belize City am Karibischen Meer. Ich bin ehrlicherweise bis vor zwei Minuten davon ausgegangen, dass Belize City auch die Hauptstadt von Belize ist. Jetzt habe ich das sicherheitshalber nochmal gegoogelt und ich lag total falsch. Die Hauptstadt von Belize nennt sich Belmopan und wenn ich mir die Lage bei Google Maps angucke, müssen wir sogar durch Belmopan durchgefahren sein auf dem Weg von San Ignacio nach Belize City.

Davon hab ich nix mitbekommen. Aber das Städtchen ist auch nur so groß wie Germersheim. Das kann man schon mal verpassen.

Belize City ist hingegen die größte Stadt des Landes und kommt an Neuwieder Verhältnisse heran. 

Nachdem das nun geklärt ist, kann ich euch von der unendlich leckeren Zimtschnecke erzählen, die mir Julie in dem kleinen Café am Fähranleger von Belize City spendierte.

Die Größenverhältnisse werden nicht deutlich, aber die Schneke war fast so groß wie meine ausgestreckte Hand

In das Café waren wir eigentlich nur geflüchtet, weil es dort Klimaanlage gab. Und dann tun sich solche Leckerbissen auf. Rog bekam auch eine Zimtschnecke und sich selbst spendierte Julie einen großen Schokomilchshake. So ließ sich das Warten auf die Fähre aushalten.

Als wir fertig geschmaust hatten, versammelten wir uns am Anleger und dann ging es geordneten Schrittes aufs Boot.

Das sollte uns in einer Stunde zur beliebten Ferieninsel Caye Caulker bringen. Rog und ich hatten beide die selbe Idee, wie wir uns die Fahrzeit vertreiben wollten. 

Rog und ich mit unseren E-Books

Caye Caulker ist eine ziemlich kleine Insel, etwa acht Kilometer lang, zwei Kilometer breit. Durch die Insel geht aber ein Riss. Den hatte ein Hurricane vor 60 Jahren verursacht. Keine Brücke, nur eine Fähre verbindet beide Teile.

Caye Caulker ist autofrei. Deshalb gibt es überall Fahrrad- und Golfcartverleihe. 

Ankunft in Caye Caulker

Unser Hotel erreichten wir in wenigen Minuten zu Fuß. Gleich drei Nächte würden wir dort verbringen. Zum Glück war mein Zimmer wieder tippitoppi. Ich hatte auch wieder einen kleinen Kühlschrank, so wie schon in San Ignacio. Da bleibt die Cola schön kühl. Obwohl es fast unmöglich war, in Caye Caulker Cola Light zu finden. Frehchheit.

Zuerst war aber sowieso keine Zeit für Cola, weil Bianca uns alle gleich wieder zusammenscheuchte und uns zu einem Schnorcheltouranbieter brachte. Dort konnten wir Touren für die kommenden Tage buchen. Angeblich sollen die Korallenriffe vor Caye Caulker nur vom Great Barrier Reef in Australien getoppt werden. Da konnte ich mir einen Schnorchelausflug natürlich nicht entgehen lassen. Auch wenn ich skeptisch war. Ich sage nur Fidschi und Vanuatu.

Die freien Stunden im Anschluss nutzte ich, um meine Sachen in die Wäscherei zu bringen, mir Knete zu besorgen und mir einen ersten Eindruck von der Insel zu verschaffen.

Am Nachmittag trafen wir uns alle zu einer kleinen Fahrradtour. Dabei handelte es sich wieder um ein gemeinnütziges Projekt, das G Adventures unterstützt. Die Touren werden von Schülern der einzigen weiterführenden Schule auf Caye Caulker angeboten und dafür werden Schule und Schüler unterstützt.

Bildung ist in Belize nicht kostenlos und deshalb beenden viele schon sehr früh die Schule. Mit dem Projekt sollen auch mehr Schüler motiviert werden, länger in die Schule zu gehen.

Der erste Stopp war auch an der Schule und wir durften alle noch einmal die Schulbank drücken. Eine der Schülerinnen brachte uns ein paar Wörter des in Belize recht verbreiteten Englisch-Kreolisch bei.

Man findet mich dort, wo ich mich zu Schulzeiten am wohlsten fühlte

Es standen dann noch ein paar andere Stationen auf dem Programm. Wir schauten uns zum Beispiel den Riss an, einen Fußballplatz und auch eine Stelle, an der Tarpune gefüttert werden. Die Fische können über zwei Meter lang werden und dürfen in Caye Caulker nicht um die Ecke gebracht werden.

Einen stimmungsvollen Sonnenuntergang gab es zum Abschlusss auch noch.

Am Abend trafen wir uns mit einem Teil der Gruppe in einem Grillrestaurant. Ich hatte mal wieder Hühnchen mit Pommes. Ich erkenne da ein Muster. 

In dem Restaurant war Karaokeabend. Julie war die einzig Mutige, die sich daran aktiv beteiligte. Aber Bianca hat zumindest getanzt und wir anderen haben angefeuert. Julia hat unter anderem „Shoot to Thrill“ von AC/DC gesungen, was eine angenehme Abwechslung von all den Dolly Parton-Songs war, die in belizianischen Karaokebars anscheinend hoch im Kurs stehen.

Bianca tanzt, Julie singt, Rog und Paul freuen sich

Mensch, schon wieder einen Roman geschrieben und erst einen Tag geschafft. Dann machen wir doch mal das Kontrastprogramm: Am nächsten Tag machte ich nur Home Office und lief abends mal schnell los, um meine Wäsche abzuholen. Haken dran.

Den dritten Tag in Caye Caulker kann ich aber nicht mit einem Absatz abfertigen. Schade wärs drum. Es war der Tag unseres Schnorchelausflugs. Mit dabei waren natürlich Julie und Rog, dann noch Tumi, Ash, Chris, Ada und Caleb. 

Halt, Stop! Ich muss euch noch von der Zimtschneckenenttäuschung vor der Abfahrt erzählen. Auf der Insel gibt es eine Bäckerei und die hätten die besten Zimtschnecken überhaupt, hatte Bianca geschwärmt. Und dann ging Juli am zweiten Morgen hin und hat auch geschwärmt. Und dann ging ich am dritten Morgen hin und war kolossal enttäuscht.

Also zum einen waren da Rosinen drin. Was haben die denn in Zimtschnecken zu suchen? Ist das eine neue Mode? Und zum anderen war auf der Schnecke toller, weicher Zuckerguss, aber die Verkäuferin wickelte das Teilchen in Papier, na und das Papier mochte der Zuckerguss natürlich beim Auspacken viel lieber als die Schnecke. Sehnsüchtig dachte ich an die köstliche Schnecke vom Fähranleger zurück.

Ok, genug der Schneckenwehmut, zurück zum Katamaran. Damit fuhren wir erst einmal eine ganze Weile durch die Gegend, während uns die Sonne auf die Köppe donnerte.

Ich fand es sehr cool, dass wir tatsächlich auch ein wenig segelten. Ich war zwar schon häufiger auf Segelbooten gewesen, aber die Segel blieben bislang immer drin, soweit ich mich erinnern kann.

Wir fuhren insgesamt drei verschiedene Schnorchelstellen an und ich sag einmal so: Mit Vanuatu und Fidschi konnten die Stellen nicht mithalten. Aber ich habe ein paar ganz tolle Tierchen gesehen und auch einige, die ich zuvor noch nie beim Schnorcheln zu Gesicht bekommen hatte.

Was für ein erfolgreicher Tag. Abends waren Julie, Rog und ich noch Pizza essen. Dort wurden wir vom Nationaltrainer der belizianischen Rugbymannschaft bedient. Also anscheinend kann man als Nationaltrainer in Belize keinen Blumentopf gewinnen.

Meine Lieblingsmitreisenden Rog und Julie

Nun war schon wieder der Abschied vom entspannten Inselparadies gekommen. Am nächsten Morgen war ich ganz zufrieden über meinen Rucksack, während die anderen alle ihre Rollkoffer durch den Sand zum Fähranleger schleiften. Dort brachte uns ein Bagelservice unser Frühstück, während wir auf die Abfahrt warteten.

Könnt ihr was für euch behalten? Nachdem wir wieder in Belize City angekommen waren, schlich ich mich klammheimlich in das Klimaanlagencafé, um mir noch einmal eine Monsterzimtschnecke zu kaufen. Marie, du weißt bestimmt, wie glücklich die mich machte.

Die nächsten Stunden hingegen hätte ich nicht unbedingt gebraucht. Wir fuhren im Minibus zur mexikanischen Grenze. Dort steckten wir ewig fest, weil deren Bürokratie fast so schön ist wie unsere und bei einem Raum voller Einreisewilliger ein Schalter besetzt war und die Dame alle Zeit der Welt hatte. Dazu kommt, dass wir uns in einem völlig klimaanlagenlosen Raum befanden und alle bei lebendigem Leib gegrillt wurden.

Der ganze Prozess dauerte auf jeden Fall länger als eine Stunde. Dann holte uns ein sehr kleiner, neuer Minibus ab, der uns nach einer Weile zum Entspannen erst einmal an einem sehr schicken, aber sehr teuren Restaurant absetzte. Dort konnte ich mir nix leisten und aß deshalb nur ein Stück Kuchen, das aber sehr lecker war.

Mittagspause im Restaurant

Am späten Nachmittag kamen wir in Playa del Carmen an, dort, wo für einen Teil von uns die Reise 20 Tage früher begonnen hatte. Wir zogen auch wieder ins gleiche Hotel und da leistete ich mir ja noch einen richtigen Kracher. Die Rezeptionistin wollte mir das Zimmer mit der Nummer 13 andrehen. Ich bin da etwas abergläubisch und habe mein Unglück über diese Zimmerzuteilung eventuell offen kundgetan. 

Bianca bot mir sofort an, mit ihr das Zimmer zu tauschen. Weil sie meinte, es würde ihr nix ausmachen, nahm ich das Angebot an. Ich war nur ein wenig besorgt, in welchem Zimmer ich nun landen würde, weil ich bei meinem ersten Aufenthalt ein sehr schickes Zimmer hatte und gerne wieder so eins gehabt hätte.

Naja, jedenfalls öffne ich dann die Tür zur Nummer 18 und mich erwartet das hier.

Kommt das rüber, wie riesig das Zimmer war? Ich hatte die Suite ergattert. Es gab sogar eine kleine Küche, die nicht im Bild ist. Ich war auf der einen Seite natürlich entzückt, auf der anderen Seite zerknirscht, weil ich die Suite ja Bianca unwissend abgeluchst hatte.

Ich beichtete ihr das dann später auch, aber sie wusste schon Bescheid und für sie ging das alles total in Ordnung. Da war ich beruhigt.

Den nächsten Tag hatten wir erst einmal zur freien Verfügung. Ich nutzte ihn für meine finale Reiseplanung. Unfassbar, nach 15 Monaten auf Reisen war der Moment gekommen, wo ich Flüge nach Deutschland suchte. 

Gar nicht so einfach, denn ich wusste nur, dass ich von irgendwo in Kanada nach irgendwo in Europa fliegen wollte. Mein Plan war nämlich, in die europäische Stadt zu fliegen, in die ich von Kanada aus den günstigsten Flug erhaschen könne. Dort noch ein paar Tage verweilen und dann nach Deutschland fliegen.

Und diese europäische Stadt war….Trommelwirbel…Edinburgh in Schottland. Da wollte ich schon immer mal hin. Ich werde nun also am 25. Juni von Halifax nach Edinburgh fliegen. Der Flug war so spottbillig, da war ich richtig erleichtert, den gefunden zu haben. Und am 30.6. geht es mit der heiligen Ryanair (wie habe ich sie vermisst) nach Deutschland.

Da habe ich mir noch mal einen Knaller erlaubt. Ihr dürft gerne über mich lachen. Ich schiebe es auf Müdigkeit durch stundenlange Recherchierei. Ich lande nämlich in Düsseldorf-Weeze. Und erst nachdem ich auf „Buchen“ geklickt hatte, kam mir die Idee, mal nachzugucken, wo dieses Düsselforf-Weeze denn genau liegt. Ich sag mal so, es ist fast schlimmer als Frankfurt-Hahn. Das wird noch eine richtige Abenteuerreise bis nach Bullay.

Am Abend trafen wir uns ein letztes Mal mit der Gruppe. Für das Abschlussessen fuhren wir noch einmal zu einem gemeinnützigen Projekt. Eine Familie hatte mit Freunden vor vielen Jahren die Idee, ihren sehr zugemüllten und nicht sehr vertrauenserweckenden Stadtteil zu verschönern und dabei die Kinder einzubinden. 

Die Kinder können sich jetzt in dem Projekt künstlerisch entfalten und außerdem wurde das Stadtviertel mit tollen Wandbildern aufgewertet.

Das Restaurant der Familie war auch sehr künstlerisch. Dort bekamen wir unser Abendessen. Ich hatte Tomatensoße mit Hühnchen – und Reis glaube ich.

So, und dort passierte mir nach der Kreditkartengeschichte das zweite Unheil: Ich brach mir beim Essen einen Zahn ab. Und ich rede nicht von einer kleinen Ecke. Ich rede davon, dass ich die Hälfte von Prämolar Nummer 14 aus meinen Speiseresten piddeln konnte. 

Da ist mir erst einmal anders geworden. Nicht, dass es schmerzhaft gewesen oder auch nur geblutet hätte. Aber das bedeutete einen Zahnarztbesuch in einem fremden Land. Ich bin so ein Schisser, wenn es um Zahnärzte geht.

Also erst einmal das Problem verdrängen und mit einem Teil der Gruppe noch in eine Bar gehen.

Zusammen mit meinen Buddys machte ich mich zu nicht allzu später Stunde auf den Rückweg zum Hotel und dann gab es noch ein Abschiedsfoto. Rog und Julie wollten am nächsten Morgen schon früh zum Flughafen, also mussten wir uns jetzt schon Auf Wiedersehen sagen.

Ich bin mit fast allen aus der Gruppe super klargekommen, aber die beiden waren meine Schätze. 

Und damit war die Tour zu Ende. Am nächsten Morgen sah ich noch ein paar der anderen, während ich mir im Poolbereich ein wenig die Zeit vertrödelte, bis ich in meinem Hostel einchecken konnte.

Jap, gerade noch in einer Suite genächtigt, ging es nun zurück in den Alltag einer Backpackerin. Achtbettzimmer. Kaum Platz zum Treten. Durchgelegene Matratze.

Lustigerweise traf ich an der Rezeption des Hostels auf Mark, der dort natürlich nicht einchecken wollte, aber den Tanzkurs auf der Dachterrasse besuchen wollte, wie sich herausstellte.

Während Mark tanzte, richtete ich mich auf einer anderen kleinen Terrasse des Hostels ein. Sehr ungewohnt, jetzt wieder alleine zu sein. Nach meiner ersten Tour in Marokko war mir das auch unheimlich schwer gefallen. Aber damals musste ich ja nur ein paar Tage klarkommen, bevor meine Family und danach Lena mich besuchen kamen.

Gut zum Arbeiten mit dem Laptop - Terrasse mit vielen Steckdosen, die in Hostels manchmal rar sind

So einen Lichtblick brauchte ich in meiner nun aufkommenden Einsamkeit auch. Ich schrieb also gleich mal Jen und Sylvie. Wisst ihr noch? Das waren doch meine zwei besten Freundinnen auf der Marokkotour. Und die beiden leben in der Nähe von Toronto. Ich erzählte ihnen von meinen Reiseplänen und beide waren gleich voll dabei und boten an, mich mitten in der Nacht vom Flughafen abzuholen und mir Unterschlupf zu gewähren. Da war ich gleich viel besser gelaunt.

Mein Zahn machte mir weiter zu schaffen. Es tat zwar weiterhin nichts weh, aber ich traute mich nicht, auf der rechten Seite zu kauen. Also besorgte ich mir zum Abendessen nur ein paar Pommes, die lassen sich gut einseitig essen.

Auf der Suche nach dem Essen lief ich über die ewig lange Touristenmeile von Playa del Carmen. Nur Restaurants, Geschäfte und Touranbieter. Wie schön, dass unser erstes Hotel in so einer ruhigen Ecke gelegen hatte.

Weil ich gerade in der Nähe war, besorgte ich mir noch ein Busticket zum Flughafen für den übernächsten Tag.

An meinem letzten Tag in Playa del Carmen machte ich wieder nichts, sodass wir auch gleich zu dieser Busfahrt springen können. Naja, die war auch ereignislos. 

Das Einchecken und die Sicherheitskontrolle am Flughafen von Cancun gingen ratzfatz. Ich hatte mein Ticket bei der mexikanischen Airline Volaris gebucht, die im Internet ziemlich schlechte Kritiken bekommt, weil wohl immer wieder Flüge ausfallen, verschoben oder überbucht werden.

Bei mir lief aber alles reibungslos und so landete ich zwei Stunden nach dem Abheben in Oaxaca, der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaats im zentralen Süden von Mexiko.

Ankunft in Oaxaca

Ich war sehr begeistert davon, dass es ganz leicht war, am Flughafen an ein Collectivo, also ein Sammeltaxi zu kommen. Gleich mal wieder ein paar Kröten gespart.

Das Collectivo setzte mich nach einer halben Stunde an meinem neuen Hostel ab. Dort hatte man mich schon erwartet.

Eine Tafel mit allen Neuankünften im Eingangsbereich. Süß.

Im Eingangsbereich fand sich auch eine dieser Weltkarten, wo die Gäste mit einer Nadel ihre Herkunft kennzeichnen können. Ich weiß ja nicht, ob da alle ihren Pin an der richtigen Stelle gemacht haben. Ich habe in meiner insgesamt über zweijährigen Reise so gut wie keine Backpacker aus Ost- und vor allem Südosteuropa getroffen. Aus ganz Afrika waren es, glaube ich, zwei Leute und wir wollen gar nicht von Backpackern aus Vanuatu anfangen.

Mein Schlafsaal war diesmal leider von der sehr müffelnden Sorte. Da gab es einfach keine ordentliche Luftzirkulation. Dementsprechend wollte ich mich da nicht über Gebühr aufhalten und zog los zu einem Minispaziergang, der mich in eine Pizzeria an der ortsansässigen Kathedrale führte. 

Einen sehr hübschen Eindruck machte Oaxaca auf mich, auch wenn es viel zu heiß war, um noch mehr zu erkunden.

Ich aß übrigens ein paar Tortellini, das ließ sich mit meiner Zahnproblematik ganz gut vereinbaren. Ansonsten verdrängte ich das Thema weiterhin erfolgreich. 

Am Abend hatte ich noch ein Videotelefonat mit Jen und Sylvie, die viel organisierter sind als ich und schon geplant haben, dass sie sich einen Tag frei nehmen wollen, damit wir zusammen auch zu den Niagara Fällen fahren können. Mensch, ich freu mich wie Bolle auf das Wiedersehen.

Am zweiten Tag entdeckte ich ein sehr leckere Bäckerei gleich um die Ecke. Die haben da die besten Schweinsohren, die ich seit langem gegessen habe.

Auf dem Weg zur Bäckerei

Am dritten Tag nahm ich mich endlich der Zahngeschichte an. Ich hatte über die App meiner Auslandskrankenversicherung einen Termin bei einer Zahnklinik in Oaxaca ausgemacht und ließ mich mit dem Taxi hinbringen.

An der angegeben Adresse fand ich erst einmal kein Schild und lief einmal um den Block, um dann schließlich doch einfach mal an der dicken Metalltür der angegebenen Adresse zu klingeln. Es machte auch tatsächlich eine junge Frau auf, die mich schon erwartete.

Sie führte mich ins Wartezimmer, das mich stark an eine umgebaute Garage erinnerte. Zwei riesige Fässer wurden im Wartezimmer gelagert. Ich konnte von meinem Platz aus in ein Behandlungszimmer schauen, dass auch eher an eine Werkstatt erinnerte.

Meine Nerven beruhigten sich ein wenig, als mir die Sprechstundenhilfe die Fernbedienung für den großen Fernseher im Wartezimmer in die Hand drückte und mir mitteilte, ich könnte ja ein wenig Youtube schauen.

Ich war die einzige Patientin in der Praxis, muss man dazu sagen. Jedenfalls schaute ich dann meine britische Lieblingsunterhaltungsshow bis auf einmal statt des alten Herren auf dem Foto in der App eine ganz junge Ärztin auftauchte.

Sie führte mich zum Glück nicht in das Werkstattbehandlungszimmer sondern in einen Raum im hinteren Teil der Praxis, der ganz normal aussah.

Sie stellte sich mit Sheila vor, ich stellte mich mit Anne vor und damit, dass ich „mucho miedo“ habe – viel Angst. 

Sheila war sehr nett und einfühlsam und teilte mir mit, dass mein Zahn völlig zerstört sei und dass es jetzt zwei Möglichkeiten gebe: Entweder sie zieht ihn oder klebt mir das abgebrochene Stück wieder an, aber keine Garantie, dass das für zwei Monate hält. 

Nur bei dem Gedanken ans Ziehen hätte ich fast das Zeitliche gesegnet, also kam nur Ankleben infrage. Das tat dann auch gar nicht weh.

Aber so bleiben kann das nicht. Es klafft trotzdem noch eine Lücke und angenehm fühlt sich das Ganze nicht an. Mama, das muss sich Brigitte in Enkirch mal in Ruhe anschauen. Aber vermutlich will sie mir den Zahn dann auch ziehen. Wie soll das nur funktionieren.

Auf dem Rückweg vom Zahnarzt lief ich und kam unverhofft in den Genuss eines sehr schönen Spaziergangs, weil ich an ganz vielen tollen Wandbildern und bunten Häusern vorbeikam.

Oaxaca ist eine Stadt, die man sehr gut zu Fuß erkunden kann. Und alles wirkt recht entspannt. Es ist eine Schande, dass ich dort nicht mehr unternommen habe. Aber zum einen war es brutal heiß. Und zum anderen kommt hier das Wort zum Sonntag:

Bei mir ist aktuell wieder ziemlich die Luft raus. Ich habe keine Energie, großartig etwas zu unternehmen. Dazu kommt, dass ich nun so langsam auf mein Geld aufpassen muss. Das geht zu Neige, was erst einmal nicht weiter schlimm ist, da ich ja nun in absehbarer Zeit auch zurückkomme und ich immer gesagt habe, ich will zurückkommen, wenn mein Geld alle ist.

Aber ich habe doch ziemlich Respekt vor den Kosten, die in Kanada noch auf mich zukommen werden. Deswegen werde ich die restlichen Tage in Mexiko nun extrem ruhig angehen lassen. Im Blog wird es also wohl auch deutlich langweiliger werden. 

Und noch etwas kann ich euch sagen. Ich freue mich inzwischen richtig auf Deutschland. Das ist auch eine ganz neue Entwicklung und kam mit dem Ende der Tour. Hätte man mich vor zwei Wochen gefragt, ob ich mich auf eine Rückkehr freue, hätte ich noch ganz laut „Nein“ gerufen. 

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Mama

    Ich gönne dir von Herzen deine vielen Eindrücke und Erlebnisse! Trotzdem bin ich erleichtert, dass scheinbar auch bei dir eine gewisse Sättigung eingetreten ist. Bis zum 30.06. freue ich mich aber trotzdem auf jeden deiner Berichte.😊
    Übrigens, richte dich bei Brigitte auf eine sehr lange Zeit im Behandlungsstuhl ein. Egal, was sie mit deinem Zahn macht. Sie war an deinen Erlebnissen immer sehr interessiert und mit dem Absauger im Mund kann man schlecht erzählen.🤣

    1. Anne

      Ja, das ist die ganz große Kunst, sich noch ordentlich zu artikulieren 😀

  2. Martin Laugks

    Danke Anne, na dann sparsam in den Norden! Hast du unterwegs mal auch einen Vortrag über deine Tour gehalten? Meine Tochter Inga in Orangeville arbeitet in der Schulverwaltung! Unter Interessierten ließe sich da vielleicht was organisieren! Anschließend geht ein Hut rum und etwas “ Pinke-Pinke“ “ verdollard“ den Abend! LG Martin

    1. Anne

      Ach, deine Tochter ist Ankes Freundin 🙂 Jetzt ist dieses Rätsel auch gelüftet. Nein, also einen Vortrag über die Tour habe ich noch nie gehalten. So wahnsinnig aufregend ist das ja auch wieder nicht, denke ich mir. Es gibt Leute, die sind viel verrückter unterwegs. Mit dem Rad um die Welt oder ohne Geld oder solche Geschichten.

  3. Martin Laugks

    Danke Anne, na dann sparsam in den Norden! Hast du unterwegs mal auch einen Vortrag über deine Tour gehalten? Meine Tochter Inga in Orangeville arbeitet in der Schulverwaltung! Unter Interessierten ließe da vielleicht was organisieren! Anscheinend geht ein Hut Rum und etwas “ Pinke-Pinke“ “ verdollard“ den Abend! LG Martin

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