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Lavafelder und Wasserwelten

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  • Beitrags-Kategorie:Mittelamerika

Dieser Bericht hier wird ein dicker Brummer, aber das könnt ihr euch  vermutlich schon denken. Ich werde versuchen, den kompletten restlichen Teil meiner Gruppenreise in diesen Eintrag zu quetschen. Es bleibt mir auch nix anderes übrig, sonst würde die Überschrift keinen Sinn ergeben.

Gut, starten wir mit meinem frühmorgendlichen Abenteuer in dem kleinen Seedorf San Juan in Guatemala, das ich euch beim letzten Mal angekündigt hatte.

In der Dunkelheit wollte ich mich ganz still und heimlich fertig machen, stellte dann aber fest, dass unsere wunderbare Gastgeberin Blanca sich tatsächlich ebenfalls einen Wecker gestellt hatte, um mit mir um 4:30 Uhr im Hof ihres Hauses auf meine Abholung durch ihren Nachbarn Javier zu warten. 

Der kam pünktlich und zu zweit liefen wir durch die nächtlichen Straßen von San Juan. Wie das in diesen Breitengraden eben so ist, blieben wir nicht lange alleine, sondern ein junger Schäferhundmix schloss sich unserer Wandergruppe an. Javier meinte, er glaube, das könne unter Umständen der Hund seiner Schwester sein, aber sicher war er sich da nicht.

Ziel unserer Nachwanderung war die Nase von San Juan, ein Berggipfel der eben so aussieht wie eine Nase. Wir mussten so früh loslaufen, weil wir uns um halb 10 Uhr schon wieder mit der Gruppe für die Weiterfahrt treffen wollten.

Die Wanderung machte mich fertig. Javier stapfte munter voran und ich konnte nicht länger als ein, zwei Minuten am Stück laufen ohne in Ohnmacht zu fallen. Sowas hatte ich ja schon ewig nicht mehr erlebt. Trotz der frühen Stunde war ich schweißgebadet. Meine hart erarbeitete Wanderkondition hatte sich augenscheinlich in Luft aufgelöst.

Unterwegs trafen wir vermutlich auf einen Kojoten, jedenfalls raschelte auf einmal vor uns das Gebüsch, wir sahen etwas großes Felliges darin und unser Schäferhund traute sich nicht näher ran. Zum Glück kam das Gebüsch uns auch nicht näher. Nun auch noch vor einem Kojoten weglaufen zu müssen, hätte ich nicht mehr gepackt.

Aber die Mühen lohnten sich natürlich auch. Unterwegs sahen wir die Sonne aufgehen und ließen den See immer weiter unter uns. 

An einem Aussichtspunkt unterhalb der Nase hielten wir schließlich an und Javier verkündete, dass wir nun umkehren würden. Bis zur Nase sei es noch mehr als eine halbe Stunde, das würden wir nicht schaffen.

Da war ich ziemlich enttäuscht, kann ich euch sagen. Aber ich wollte nicht ewig rumdiskutieren, zumal das für mich auf Spanisch weiterhin schwierig ist.

Auf dem Rückweg merkte ich erst so richtig, wie steil der Weg gewesen war, den wir uns hinaufgequält hatten. Um das mal zu veranschaulichen: Wir kamen an einer Stelle vorbei, die so steil war, dass der Hund sich nicht weiter traute und anfing zu winseln. Ich redete ihm so lange gut zu, bis er sich traute. Als er die Stelle überwunden hatte, blieb er stehen und schaute solange zurück zu mir, bis auch ich es geschafft hatte. So süß.

Im Endeffekt kamen wir noch vor 8 Uhr morgens wieder bei Blanca an. Ruth war gerade erst aufgestanden. Wir hätten also wirklich locker noch Zeit für die Nase gehabt. Aber egal.

So konnte ich jetzt noch in Ruhe duschen und zusammen mit Ruth frühstücken. Es gab Ei, Tortilla, Bohnen und Kochbanane. Irgendwann während des Essens wurde mir auf einmal speiübel. Es blieb mir zwar erspart, ins Bad rennen zu müssen, aber weiteressen konnte ich nicht. Und die Übelkeit begleitete mich noch zwei Tage lang. Keine Ahnung, was das schon wieder war.

Nach dem Frühstück sammelten wir unsere Sachen ein und Blanca brachte uns zum Treffpunkt im Dorf.

Eine tolle Blüte in Blancas Hof

Ich blieb mit einer Cola und meinem flauen Magen noch eine Stunde im Büro unseres Homestay-Anbieters sitzen, dann war es Zeit zur Abfahrt. Mit dem Boot ging es zuerst zurück nach Panajachel. Dort schauten wir noch einmal kurz im Hotel vorbei, um unser großes Gepäck abzuholen und in meinem Fall auch frisch gewaschene Wäsche. 

Dann boardeten wir einen Minibus und machten uns auf den Weg Richtung Antigua. Nach einer Weile hielten wir kurz an, um letzte Fotos vom See zu machen.

Antigua ist eine kleine, hübsche Stadt im Süden von Guatemala. Nach unserer Ankunft bot Bianca gleich einen Orientierungsspaziergang an und dann hatten wir Zeit, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden.

Leider machte ich bei keinem von beidem mit. Zuerst einmal war ich ziemlich erledigt nach der morgendlichen Wanderung und zum anderen war mir immer noch schlecht.

Mein Schlaf wurde leider nach wenigen Minuten durch andauerndes Hämmern unterbrochen. Wie sich herausstellte, war Nick im Zimmer neben mir und er hatte sich von irgendwoher einen Hammer besorgt, mit dem er auf sein Türschloss eindreschte, das angeblich nicht funktionierte. Danke dafür.

Ich lief am späten Nachmittag mal kurz in die Stadt, um Geld abzuheben. Dabei machte ich nur diese zwei mickrigen Fotos hier. Tut mir leid.

Am Abend trafen wir uns in einem Restaurant. Julie, Rog, Mark und ich hatten dort zuerst ein Treffen mit einem Tourleiter, der uns den Ablauf für unseren Ausflug am nächsten Tag erklärte. 

Was ich im Anschluss zum Abend aß, weiß ich nicht mehr. Wenn man einmal kein Foto macht.

Am Morgen wurden wir vier Ausflügler von unserem Tourguide und einem Fahrer abgeholt. Deren Namen sind mir peinlicherweise auch entfallen.

Wir fuhren jedenfalls äußerst komfortabel eine Stunde durch die Gegend und lernten dabei auch noch etwas mehr das ländliche Guatemala kennen. Wir sahen zum Beispiel Frauen auf den Dorfplätzen Wäsche in Brunnen waschen. Kinder, die in ihren Uniformen gerade zur Schule gingen und auch viele Frauen in ihren bunten Trachten.

Wir hielten schließlich an einem Parkplatz und bekamen neben unserem Tourguide auch noch einen lokalen Guide an die Seite gestellt. Mit beiden wollten wir zum aktiven Vulkan Pacaya wandern. Eine einfache Wanderung, hatte Bianca uns versichert. 

Trotzdem wurden wir erst einmal von vier Einheimischen mit Pferden verfolgt. Die wollten uns aufsammeln, falls wir schlapp machten. Einer nach dem anderen sahen sie ein, dass wir wohl leider fit genug waren, um aus eigener Kraft den Berg zu erklimmen. Nur einer verfolgte uns noch eine ganze Zeit lang hartnäckig, bevor auch er umdrehte.

Meiner Meinung nach wurde der Anstieg in der zweiten Hälfte immer steiler, sodass wir alle am Ende ganz schön schnauften. Trotzdem war die Wanderung ein Spaziergang im Vergleich zu meinem Erlebnis am Vortag.

Nach einer Stunde erreichten wir das Lavafeld und hatten unseren leicht nebligen Ausblick auf den Pacaya.

Der Vulkan ist in den letzten Jahrzehnten immer wieder ausgebrochen. Und vom letzten Ausbruch von vor zehn Jahren lässt sich immer noch warmes Gestein auf dem Lavafeld finden. So warm, dass wir dort Marshmallows rösten konnten.

Unsere Guides erklärten uns auch die verschiedenen Steinarten, die auf dem Feld zu finden sind. Aber da habe ich nicht artig zugehört. Nur geguckt.

Einem zweiten Kuriosum begegneten wir auch. Mitten auf dem Lavafeld stand doch tatsächlich ein Souvenirshop – genannt Lava Store. Und dort gab es keinen Ramsch sondern schönen, handgemachten Schmuck und einen sehr entzückenden Ladenbesitzer, der die Ketten und Bänder aus Kokosnuss und Vulkanasche anfertigt. 

Dann machten wir uns an den Abstieg auf Asche und durch Nebelfelder.

Auf dem Rückweg nach Antigua hielten wir an einem Restaurant, wo wir alle Crêpes aßen. Unser Guide meinte, dass die Menschen in Guatemala sehr gerne Crêpes essen. Wir wählten alle Tomatensoßen- und Würstchenfüllung. War sehr gut.

Eine lustige Begebenheit gab es noch, als wir wieder im Bus waren. Ich saß in der letzten Reihe und hörte auf einmal eine mir sehr vertraute Sprache aus der ersten Reihe. Der Guide und der Fahrer hatten auf ihrem Tablet Champions League laufen. Ähm, uhmm, Real gegen Manchester City? Oder so. Auf jeden Fall sprachen die beiden Kommentatoren Norwegisch, warum auch immer. Da bin ich gleich mal nach vorne, um zu lauschen.

Zurück im Hotel hatten wir noch ein paar Stunden zur freien Verfügung, die ich für meine Lieblingsaktivitäten Reiseplanung und Fotosortierung nutzte.

Julie hat von unserem Vulkanausflug ein kleines Video geschnitten, das wollte ich euch noch zeigen.

Am Abend wurde es wieder aufregend. Ich glaube, ich hatte es schon einmal am Rande erwähnt, aber die Sache ist die: Meine Tour bestand aus zwei Teilen. Der erste Teil war mit unserer Ankunft in Antigua abgeschlossen und wir mussten uns von Ruth und Peter verabschieden, die nur den ersten Teil gebucht hatten.

Nun lernte der Rest von uns auf der Dachterrasse die Mitstreiter für Teil 2 kennen. Und das waren einige: Tumi aus der Schweiz und Jin aus China waren Alleinreisende. Und dann noch unsere Pärchenfront: Paul und Ryan aus England, die beiden Flitterwöchner Ash und Chris aus meiner liebsten australischen Stadt Freemantle und die Frischverlobten Ada und Caleb aus Kanada.

Nach einer Kennenlernrunde ging unsere auf 15 aufgeplusterte Gruppe zusammen ins Restaurant. Ich tat mich anfangs etwas schwer, mich jetzt noch einmal auf ganz viele neue Leute einzulassen, ich hatte ja schließlich meine Gang. Aber ich unterhielt mich dann doch ganz gut mit Tumi und Ash.

Und das Essen war wieder fantastisch. Diesmal aß ich typisch guatemaltekische Fleischbällchen in einer fruchtigen Tomatensoße mit Tacos.

Nach dem Essen huschten die meisten von uns schnell zurück ins Hotel. Ach apropos. Das Wichtigste hätte ich fast vergessen: Ich behielt tatsächlich auch für den zweiten Teil der Reise mein Einzelzimmer, weil meine beiden alleinreisenden Mädels Jin und Tumi den Einzelzimmeraufschlag bezahlt hatten. Was bin ich doch für ein Glückspilz. Obwohl, zweimal war mir das Glück in den vergangenen Tagen gar nicht hold. Dazu komme ich noch.

So, zurück zur Story. Wir eilten zurück ins Hotel, weil wir schon mitten in der Nacht um 3:30 Uhr zur Karibikküste aufbrechen wollten. Also wir wollten natürlich nicht, aber Bianca meinte, das sei notwendig. Auf unserem Weg zur Küste mussten wir nämlich einmal quer durch Guatemalas Hauptstadt Guatemala City und diese Stadt ist wohl ab 5 Uhr morgens hoffnungslos verkehrsverstopft. Um einen mehrstündigen Stau zu vermeiden, mussten wir eben die morgendliche Rush Hour vermeiden.

Ich ziehe das jetzt nicht in die Länge: Wir kamen pünktlich weg, saßen stundenlang im Bus und kamen am frühen Nachmittag am Bootsanleger in Río Dulce an. Dort luden wir uns und unser komplettes Gepäck in ein wackliges Bötchen und weiter gings.

Die Überfahrt war nur ganz kurz und dann kamen wir schon an unserer Unterkunft für die nächste Nacht an. Die war richtig klasse. Ein paar von uns mussten zwar noch ein wenig auf den Zimmerbezug warten, aber in diesem Paradies kein Problem.

Und wisst ihr, was ich tatsächlich auf dem Weg zu meiner Hütte erspäht habe? Seht selbst.

Schwimmen aufgrund dieses Umstands in Fluss und See strengstens verboten. Aber das Hotel hatte einen ganz tollen und großen Pool, den ich am Abend noch ausufernd aufsuchte.

Wisst ihr noch von den zwei Unglücken, die ich angekündigt hatte? Das erste ereilte mich am nächsten Morgen. Ich wurde nämlich von einer Sprachnachricht meiner lieben Mama geweckt, dass die Bank meine Hauptkreditkarte gesperrt habe, weil es den Verdacht gebe, dass meine Daten abgefischt wurden.

Da wurde mir erst einmal anders, weil ich natürlich Schiss hatte, dass mein Bankkonto jetzt leergeräumt war. Aber dem war nicht so. Und dann ging es mir schon besser. Zum Glück habe ich außerdem meine Zweitkarte. Ich habe es hier schon oft gesagt, werde aber der Wiederholung nicht müde: Man braucht zwei Kreditkarten.

Inzwischen habe ich mich mit der Situation arrangiert, auch wenn der Verlust meiner ersten Karte im Endeffekt meine weitere Reiseplanung beeinflusst hat. Dazu wieder später mehr. Ich bin einfach Fan der Chronologie.

Das Frühstück im tollen Hotel konnte ich an diesem Morgen jedenfalls nicht genießen, sondern setzte mich an einen Einzeltisch und versuchte zwischen Rührei und Melone meine Bank zu kontaktieren.

Auf der anschließenden Bootsfahrt, die wir über den Río Dulce machten, ging es mir schon wieder ganz gut. Aber bei dieser Aussicht auch verständlich.

Wir fuhren bis zu dem Punkt, wo der Fluss ins Karibische Meer fließt. An der Mündung liegt die bunte Stadt Livingston, die nur übers Wasser zu erreichen ist.

Wir fuhren auch in einen Seitenarm des Flusses auf der Suche nach Seekühen, wurden aber leider nicht fündig. So viele Vögel sahen wir dafür. Irgendjemand muss die Fotos mal Opa Siegfried zeigen. Ich weiß leider mal wieder nicht, was das alles für Vögel waren. Außer die Pelikane, die erkenne ich. Und dann findet mal in der Galerie den Vogel, der Jesus-Christus-Vogel genannt wird. Ihr wisst bestimmt warum, wenn ihr ihn seht.

Auf dem Rückweg hielten wir zum Mittagessen bei einer Frauenkooperative. Mein Tourunternehmen G Adventures unterstützt ja viele gemeinnützige Projekte und ein Bestandteil der Reisen ist es, diese Projekte zu besuchen. 

Die Frauen führen ein Restaurant und bieten Übernachtungen und Massagen an. Damit unterstützen sie ihre Familien, die vom Fischfang leben. Aber die Fische haben auch in Guatemala einige Monate im Jahr Schonzeit.

Im Restaurant machten wir einen Mini-Kochkurs. Auf dem Menü stand Ceviche. Das ist dieser rohe, in Zitronensaft eingelegte und mit Zwiebeln, Kräutern und manchmal Kokosnuss zubereitete Fisch. In Peru gibt es das auch überall.

Rog und ich bekamen statt rohem Fisch Plantane, die wir schnipseln konnten und dann rührten wir eine kleine Probierportion an. Fan von Ceviche werde ich in diesem Leben nicht mehr. Also nee Mama, ich mach uns das nicht.

Im Anschluss bekamen wir zum Glück noch „richtiges“ Essen. Ich war mit Hühnchen und Pommes wieder auf sicherem Terrain. 

Wir fuhren dann leider nur noch einmal kurz zurück ins tolle Hotel, um unsere Sachen zu holen. Danach ging die Reise weiter in den Norden. Dort gibt es einen See mit dem Namen Petén Itzá. An diesem See liegt der Ort Flores und vor Flores liegt eine winzige Insel, die auch Flores heißt und die ganz beliebt bei Touristen ist. 

Wenn ich von einer winzigen Insel rede, meine ich damit, dass man die Insel in 20 Minuten schlendernd umrundet hat. Wir kamen gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang an und mein Fenster lag gen Westen.

Ich habe von meiner Erkundung der Insel ansonsten nur ein einziges Foto gemacht und das auch noch im Dunkeln. Aber ich will es euch der Vollständigkeit halber nicht vorenthalten.

Der nächste Tag stand wieder im Zeichen der Mayas. Wir fuhren nach Tikal, einer Mayametropole, die bereits deutlich vor Christus entstand und unterging, während bei uns der olle Karl der Große regierte und in Angkor Wat der olle Jayavarman II. Mensch, wisst ihr noch? Das ist ja schon ewig her, dass ich in Angkor Wat rumgeturnt bin.

Bevor wir uns der Anlage widmen, muss ich euch aber noch ein paar tierische Bewohner Tikals vorstellen. Diese frechen Biester hier rannten überall rum und versuchten, Essen zu stibitzen.

Es handelt sich dabei um Nasenbären. Ein paar Agutis rannten rum, aber die kennt ihr ja schon aus Kolumbien. Und dann raschelte es auch ab und zu in den Baumkronen und dieser Turner hier kam nach einer reifen Zirkusleistung von einem der Bäume runter, um Wasser zu trinken.

Die Anlage war die größte, die wir bislang gesehen hatten. Oder sagen wir lieber so: Es war die Anlage mit den meisten freigelegten und restaurierten Gebäuden. 

Star Wars Fans vor, in Tikal ist wohl auch das Ende von irgendeinem Star Wars Film gedreht wurden. Ich habe ja noch nie auch nur eine Minute davon geguckt, aber Julie erkannte die richtige Stelle, meinte sie.

Es war so heiß an dem Tag, das war auch mit Angkor Wat zu vergleichen. Wir hingen alle in den Seilen, als uns unser Guide schließlich wieder zum Bus brachte. 

Noch ein Abschiedsfoto aus Tikal

Nachdem wir wieder in Flores waren, probierte ich eine guatemaltekische Spezialität anderer Art. Die hatte mir Bianca ans Herz gelegt, weil sie inzwischen auch schon ganz genau wusste, wo meine Vorlieben liegen.

Ich ging zu Pollo Campero, der nationalen Hühnchen-Fast-Food-Kette. Auf die Portionen war ich nicht vorbereitet. Auf meinem Teller landeten dreieinhalb rundumfrittierte Gockel. Aß ich natürlich alles auf. Wer weiß, wann’s das nächste Mal was zu essen gibt.

Einige andere aus der Gruppe fuhren am Abend noch mit einem Partyboot über den See. Ich sehnte mich aber lieber nach Ruhe in meinem Zimmer und blieb ausnahmsweise Landratte. 

Dadurch verpasste ich den Heiratsantrag, den Caleb Ada auf dem Boot machte. Ich verrate euch mal ein Geheimnis: Darüber bin ich nicht sonderlich traurig. Ich glaube, ich hätte das eher als unangenehm empfunden. Aber Ada hat Ja gesagt und beide sind überglücklich und ich gönne es den beiden von Herzen, weil sie wirklich wie Arsch auf Eimer sind.

Nach einer reichlichen Woche war der Abschied aus Guatemala gekommen. Zum Glück stand uns am nächsten Morgen aber keine allzu lange Fahrt vor. Flores liegt an der Straße, die ins Nachbarland Belize führt und genau da wollten wir hin.

Die ersten Stunden lief alles gut. Ein paar Kilometer vor der Grenze blieben wir mit einem Platten liegen. Und da musste der arme Busfahrer dann in der beißenden Mittagssonne schuften. Das muss man Nick zu Gute halten, auch wenn ich ihn sonst nicht mochte. Er war der Einzige, der den Fahrer einigermaßen sinnvoll unterstützen konnte. Wir anderen waren von Beruf alle Büroheld und standen lieber blöd im Schatten rum.

Dabei spaltete sich unsere Gruppe in zwei Lager: Die, die kein Problem damit hatten, auf der Suche nach Schatten ein Privatgrundstück zu betreten und sich dort breitzumachen und die anderen, die sich mit den kahlen Bäumen am Straßenrand zufriedengaben. In welcher Gruppe war ich?

Nach einer dreiviertel Stunde saß der Ersatzreifen und wir fuhren das letzte Stück zur Grenze. Dort lief alles ganz easy, wenn auch nicht so entspannt wie bei der Einreise nach Guatemala, wo wir ja nicht einmal aus dem Bus hatten aussteigen müssen.

Lange hielt uns die Passage aber nicht auf, sodass wir am frühen Nachmittag in San Ignacio ankamen. Belize ist eines der Länder, auf das ich vor meiner Reise nicht einmal grob auf der Landkarte hätte zeigen können. 

Und Allgemeinwissen über das Land war auch nicht vorhanden. So erfuhr ich erst auf dieser Reise, dass in Belize Englisch die Amtssprache ist. Wie überaus, überaus praktisch. Außerdem ist Belize ein multikultureller Schmelztiegel mit zum Beispiel auch einer größeren asiatischen Gemeinde. Insgesamt wohnen in dem winzigen Land aber nur 400.000 Menschen.

Unser neues Hotel in San Ignacio gefiel mir sehr gut: riesiges Zimmer, Klimaanlage, großer Pool, ruhige Lage, Supermarkt genau gegenüber.

Zum Mittagessen ging ich wieder Hühnchen essen. Ich sag’s euch, alleine diese Bestellung auf Englisch, so ein erholsames Erlebnis.

Am Abend hatten wir eine kleine Versammlung. Ein Mitarbeiter des lokalen Touranbieters kam vorbei, um uns verschiedene Ausflüge vorzustellen, die man in der Gegend machen kann. Die Region ist vor allem für ihre großen Höhlen bekannt, die man auf verschiedene Wege erforschen kann. Das war aber nix für mich.

Ich hatte mir die Kajakfahrt auf dem Fluss ausgeguckt und fand in Julie Rog und Mark zum Glück wieder interessierte Mitstreiter. Der Mitarbeiter vom Vorabend holte uns auch am Morgen ab und brachte uns zum Fluss. Dort lernten wir unseren Kajakmeister kennen. Noch ein Name, der mir schon wieder entfallen ist.

Unsere Kajaks liegen bereit

Wir bekamen alle ein Kajak zugeteilt und dann machten wir ein paar Probepaddelungen, bevor es losging. 15 Stromschnellchen standen uns bevor. Ich bin noch nie mit dem Kajak durch eine Stromschnelle und ich kann euch sagen, dass das schon bei einer kleinen Stufe eine ganz wacklige Angelegenheit wird.

Deshalb dauerte es auch nicht lange, bis der Fluss sein erstes Opfer forderte. Julie kenterte, wurde von unserem Guide aber wieder zurück in ihr Kajak verfrachtet. An einer der nächsten Schwellen landete neben Julie auch Mark im Wasser. Rog begann hingegen, überall stecken zu bleiben, bevor auch er schließlich unterging.

Ich schaffte es unversehrt und heldenhaft bis zur allerletzten Schwelle. Dort traf es dann auch mich: Ich kenterte zwar nicht, blieb aber stecken. Zum Glück konnte ich mich aus eigener Kraft befreien. Naja, eine halbe Krone habe ich verdient, finde ich.

Der Fluss bildet übrigens an dieser Stelle die Grenze zwischen Guatemala und Belize. Wir konnten Schmuggler live in Aktion erleben. Zwei Frauen durchquerten den Fluss zu Fuß mit großen Kartons voller Alkohol. Von Guatemala nach Belize. 

Den Nachmittag nutzte ich, um meine Abreise aus Mexiko zu planen. Und hier ist der Grund, warum ich meinte, dass meine gesperrte Kreditkarte meine Weiterreise beeinflusste. Mein Plan war es seit einiger Zeit, auf dem Weg von Kanada nach Mexiko eine Woche in den USA zwischenzustoppen. Nach langem Hin und Her hatte ich mich dazu entschieden, nach New Orleans zu fliegen. 

Bei der Flugbuchung akzeptierte die Seite jedoch meine Zweitkarte nicht. Eine Flugalternative nach New Orleans hatte ich nicht, also ging ich noch einmal in mich, fand schließlich einen spottbilligen Direktflug nach Toronto und schlug zu. Dann müssen die USA eben noch eine Weile länger auf mich warten. Also, Ende Mai geht es nach Kanada, Leute. Das vorletzte Land auf meiner Reise. Mein letztes Land erfahrt ihr im nächsten Bericht.

Denn an dieser Stelle muss ich mein hochgestecktes Ziel, die komplette Tour hier abzuhandeln, doch aufgeben. Es fehlt einfach noch zu viel. Also sende ich erst einmal ab und mache mich gleich an den neuen Eintrag. Die Überschrift muss ich jetzt blöderweise aber doch noch einmal ändern. Lasst mich überlegen.

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Opa Hans

    ja Anne, Deine interessanten Beiträge erweitern auch Deinen Leserkreis. Für mich so langsam unvorstellbar, was Du schon so alles auf Deiner langen Reise erlebt hast und was noch auf Dich wartet.
    Unsere Familienfeiertage und die Weiterführung der Arbeiten am Salzgraben, nun im Außenbereich haben, haben es tatsächlich geschafft dass ich bei Deinen Beiträgen ins Hintertreffen geraten bin und ich mich nun schnell schon auf auf den neuesten Bericht konzentrieren werde. Tja, mit 90 ist man eben auch nicht mehr der Schnellste, aber wir packen es.
    Auf ein Neues toi,toi,toi.

    1. Anne

      Dass du als Baumeister nicht immer Zeit hast, alles sofort zu lesen, dafür habe ich vollstes Verständnis. Und im Moment ist ja auch meine Reise etwas ruhiger.

  2. Martin Laugks

    Hi, Anne ich bin ein Kumpel von Mathias! Verfolge gelegentlich deine Touren mit Aufmerksamkeit und Respekt! Besuche doch mal Orangeville ( Großraum Toronto) ! Da kannst du vielleicht eine alte Freundin deiner Cousine Anke treffen! Alles Gute weiterhin! Mit Bewunderung Martin

    1. Anne

      Hallo Martin, ich freue mich immer total, wenn ich erfahre, wer so meinen Blog liest. Also danke fürs Mitlesen und Schreiben 🙂 Ob ich es nach Orangeville schaffe, kann ich aber noch nicht versprechen. Aber wer weiß 🙂

  3. Rebekka

    Es wäre schon cool zu wissen, wie viele hunderte Wanderkilometer du inzwischen in den Knochen hast. Respekt!! Oh krass, vor Kreditkartentrouble mach ich mir auch immer nen Kopf, wenn ich weiter weg will, aber gut, dass du zumindest ne Alternative hast. Dann sind wir bald Nachbarn. Für mich geht es Mitte Juni für 5 Wochen nach Alaska. Aber dann bist du wahrscheinlich langsam schon wieder weg aus Kanada, oder? Grüße!!!

    1. Anne

      Nene, ich bin bis zum 25. Juni in Kanada. Dann kann ich ja mal rüberwinken. Allerdings bin ich im Osten in Toronto & Co. 😀 Und ich habe bestimmt einmal die Welt umrundet in Wanderkilometern. Ok, vllt nicht ganz…

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