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Eine schicke Stadt, eine chaotische Stadt und zwei Bootstouren

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  • Beitrags-Kategorie:Südamerika

Ich fühle mich im Moment sehr an die Zeit erinnert, als meine Reise noch in den Kinderschuhen steckte, damals in Vanuatu und Fidschi. Es ist heiß, schwül, es gibt Inseln und Strand und Schnorcheleien.

Was es in der Südsee natürlich nicht gibt, ist eine Stadt, die an der 1-Millionen-Einwohner-Marke kratzt. Wie Cartagena zum Beispiel. Die überaus fotografierbare Altstadt hatte ich mir ja schon im Rahmen meiner Walking Tour angeschaut. Nun ging ich einen Tag später nochmal los, einfach so zum schlendern.

Nein, halt. Zuerst tat ich etwas sehr Wichtiges: Ich besorgte mir zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder eine SIM-Karte. Es ist viel angenehmer, auch unterwegs mit der Welt verbunden und nicht auf diverse Hostel Wifis angewiesen zu sein.

Jetzt zum Schlendern. Dazu lädt Cartagena wirklich ein. Schöner wäre es nur, wenn das historische Zentrum auch ein wenig autofrei wäre.

Ich lief recht lange auf der Festungsmauer entlang, die das Zentrum umgibt. Dort wehte vom nahen Meer wenigstens etwas Wind heran.

Nächster Stopp war die kleine Marina, die genau zwischen Altstadt und dem Stadtteil Getsemani liegt, wo mein Hostel war. Im Hafen war am frühen Abend Trubel. Denn nun legten die ganzen Boote und Schiffe für Sonnenuntergangstouren durch die Bucht von Cartagena ab.

Ich hatte mal kurz überlegt gehabt, ob ich bei so einer Tour mitmache. Die waren mir aber bei näherem Hinsehen alle etwas alkohollastig.

Viele Essensverkäufer tummelten sich am Hafen. Ich probierte sogar etwas, auch wenn ich trotz inzwischen durchgeführter Googlerecherche nicht sicher bin, was ich da eigentlich gegessen habe. Sollte meine Vermutung richtig, dann handelte es sich bei meinem Abendessen um Arepa de Choclo – zu einer Boulette geformter und gebratener Maisbrei mit Käsefüllung. Nicht schlecht.

Ich lief nicht auf dem schnellsten Weg zurück zum Hostel sondern machte noch einen großzügigen Schlenker durch Getsemani. Das Stadtviertel ist anscheinend bei Backpackern besonders beliebt und erscheint mir etwas alternativ und hip. Seht selbst. (Das Titelbild ist auch in Getsemani geknipst.)

Meine Abende im Hostel verbrachte ich meistens in der kleinen Bibliothek. Da war es immer schön ruhig. Meinen Schlafsaal mochte ich gar nicht gern. Der hatte zum einen kein Fenster und war immer dunkel und ein wenig muffig. Und die anderen Leute waren mir sehr unangenehm.

Im Vergleich zu meinen anderen Ländern in Südamerika ist das Publikum hier in Kolumbien wieder deutlich jünger und mehr auf Party aus. Und die in meinem Schlafsaal hatten auch nicht viel Anstand. 

Das Bad sah immer aus wie Sau und zwei Mitbewohnerinnen fingen beim Kofferpacken mitten in der Nacht auch noch damit an, in Zimmerlautstärke miteinander zu quatschen. Da habe ich aber mal mit der Faust auf den Tisch gehauen. Genug gemeckert. (Am letzten Tag traf ich übrigens noch auf ein paar nette Leute.) 

Von Bootstour Nummer 1 erzähle ich euch jetzt. Vor Cartagena liegen mehrere Inseln, die Islas del Rosario genannt werden. Dort kann man entweder übernachten oder einen Tagesausflug unternehmen. Nach ein wenig Hin- und Herüberlegerei entschied ich mich für den Tagesausflug. 

Der begann nervig. Zuerst holte mich irgendein Mensch der Agentur verspätet vom Hostel ab und brachte mich zu Fuß nicht zum Hafen sondern zu einer Ladenstraße in der Nähe. Den Weg hätte ich auch alleine gefunden.

In dieser Ladenstraße war die Hölle los. Sie war anscheinend Versammlungsort für mehrere Touren und dementsprechend war auch alles voller Straßenverkäufer. Ich war mal wieder als Nicht-Spanischsprecherin ziemlich allein auf weiter Flur, verstand nicht, was gerade passierte, setzte mich auf eine Mauer und ließ Chaos Chaos sein.

20 Minuten später hörte ich, wie jemand meinen Namen rief. Unser Tourguide sammelte also endlich unsere Gruppe zusammen. Geschlossen gingen wir den kurzen Weg zur Marina, quetschten uns alle auf ein meiner Meinung nach etwas zu kleines Boot und düsten ab.

Nach etwa einer Stunde Fahrt machten wir unseren ersten Stopp vor einer kleinen Insel mit verlassenen Gebäuden. Dabei handelte es sich um einen Palast des berüchtigten Drogenbarons Pablo Escobar. 

Wir konnten kurz ins Wasser springen und ein versunkenes Flugzeugwrack begutachten. Das hat angeblich auch Escobar gehört. So ganz klar ist das wohl nicht. Fest steht nur, dass die kolumbianische Regierung rund 40 aus Drogengeschäften beschlagnahmte Flugzeuge bereitstellte, um mit diesen künstliche Riffe bauen zu lassen.

Ich habe dummerweise an diesem Tag total vergessen, meine GoPro mitzunehmen. Deshalb gibt es leider keine Unterwasseraufnahme.

Im Anschluss wurde der größte Teil der Gruppe an einem Aquarium abgesetzt. Neben mir blieben aber noch vier andere an Bord. Wir fuhren ein wenig weiter und hielten an einer flachen Stelle an, wo wir schnorcheln konnten.

Die Korallen und Riffs konnten leider nicht ansatzweise mit meinen Südseeschnorcheleien mithalten. Es war trotzdem schön, endlich mal wieder die Taucherbrille auszupacken. Und ich sah auch viele Fische und einen riesigen Schwarm mit tausenden Fischen.

Nach einer Stunde sammelten wir den Rest der Gruppe wieder ein und fuhren zur nächsten Insel. Auf dem Weg dachte ich, wir seien in einen Fantasyfilm geraten oder in der Zeit zurückgereist. Flogen da Drachen über unseren Köpfen? Dinosaurier?

Das sieht man auf den Fotos nicht, aber die Dinger waren richtig groß. Und leider waren es doch keine Dinosaurier sondern Fregattvögel, wie ich inzwischen recherchiert habe. 

Wir ließen die Vögel hinter uns und ich erlebte mein Lowlight des Tages. Wir legten an einer winzigen Insel an, die völlig überlaufen war und in der alle nur an Tischen im Wasser standen und Alkohol tranken. 

Ich fand ein mickriges Bäumchen, das nicht besonders hilfreich war. Zum ersten Mal seit langem fing ich mir einen fetten Sonnenbrand ein. Hatte vergessen, mir den Rücken einzucremen. 

Unter diesem Bäumchen saß ich jedenfalls mit meinem Buch und wartete über eine Stunde lang auf die Weiterfahrt.

Als nächstes fuhren wir zu einem Strand, wo ich meinen Kram auf dem Boot ließ und so wenigstens schwimmen konnte. Es gab ein paar nette Schwappwellen. Zum Schnorcheln war das Wasser leider zu trüb.

Letzte Station war ein weiterer Strand auf einer anderen Insel, wo das Mittagessen auf uns wartete. Es gab Hühnchen, Kokosreis und frittierte Kochbanane. War gut.

An diesem Strand gab es Mittagessen

Wir hatten dann zwei Möglichkeiten: entweder mit einem der Guides bis zum Abend am Strand bleiben und dann im Dunkeln das fluoreszierende Plankton im Wasser bewundern oder schon gleich wieder zurück nach Cartagena fahren.

Ich entschied mich für die Heimfahrvariante. Die Tour war einfach nicht so ganz nach meinem Geschmack verlaufen. Ich hatte gehofft, dass wir viel mehr Schnorcheln können. 

Und die Vorstellung, noch mehrere Stunden an diesem geschäftigen Strand bleiben zu müssen und im Minutentakt von fliegenden Händlern bequatscht zu werden, war mir einfach nicht verlockend. Ich freute mich viel mehr darauf, schon am Nachmittag wieder zurück in Cartagena zu sein.

Das Boot war auf der Rückfahrt angenehm leer, weil sich viele fürs Bleiben entschieden hatten. Und wir hatten einen ziemlichen Wellengang, kann ich euch sagen. Ich saß weit vorne und bekam deshalb die größte Wackelei ab. Aber wenigstens war ich am Ende der Fahrt nicht bis auf die Knochen nass, so wie die Leute, die im Heckbereich saßen.

Blick auf die Skyline von Cartagena bei unserer Rückkehr

Am nächsten Vormittag machte ich zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem Bussystem in Kolumbien. Aus den Vorgängerländern war ich ja recht komfortable Busse mit viel Platz gewöhnt gewesen. Damit konnte ich in Kolumbien wohl nicht rechnen.

Meine Taxifahrerin setzte mich an der Haltestelle von Berlinastur ab. Die Busgesellschaft hatte mir das Internet am ehesten empfohlen. Ich kaufte vor Ort mein Ticket, konnte gleich den Minibus besteigen, der sich auch schon zehn Minuten später in Bewegung setzte.

So weit alles gut. Es war nur wirklich sehr eng. Und die letzte Stunde der rund fünfstündigen Fahrt nach Santa Marta war schmerzhaft für meinen Popo, weil einfach nur eine einzige Sitzposition möglich war. Ich hätte sehr gerne mit der winzigen Kolumbianerin neben mir getauscht, die alle Möglichkeiten gehabt hätte, ihre Beine im Gang baumeln zu lassen, aber das einfach nicht tat und uns so noch mehr einquetschte.

Santa Marta liegt ebenfalls am Karibischen Meer, nordöstlich von Cartagena. Von Meeresbrise und Sandstrand sah ich bei meiner Ankunft aber herzlich wenig. Stattdessen musste ich erstmal einem Pulk Taxifahrer ausweichen. 

Ich war natürlich vollkommen durchgeschwitzt und fertig, als ich zwei Kilometer später zu Fuß am Hostel ankam. Die Stadt hatte auf diesem Fußmarsch keinen tollen Eindruck gemacht. Zu viel Verkehr, zu viele Menschen und ehrlich gesagt auch eher hässlich. 

Mein Hostel hingegen ist sehr schick. Oder?

Mein Zimmer mochte ich auch gleich: große Betten, dicke Matratzen, sogar ein Fenster hat es und ich traf auf nette Nachbarn.

Eine große Dachterrasse gibt es auch, wo ich an der Bar einen Burger aß und den Abend ausklingen ließ.

Gestern machte ich nichts Blogwürdiges. Das lag an zwei Dingen. Zum einen hatte ich euch ja im letzten Eintrag erzählt, dass ich in der Hostelbücherei in Cartagena den norwegischen Krimi gefunden hatte. 

Bei dem kam ich nun in die heiße Phase. (Jaja, ich habe das Buch aus dem Hostel gemopst, aber inzwischen hier in Santa Marta ins Bücherregal gestellt, sodass es wieder zurück in den Backpackerkreislauf kommt. Obwohl ich seit Japan keinen norwegischen Backpacker mehr getroffen habe.)

Also verbrachte ich die erste Tageshälfte damit, das Buch fertig zu lesen. Dann besorgte ich mir eine Tour für heute und am Nachmittag habe ich mich mal so ganz langsam damit befasst, wie es denn nun nach meiner Reise weitergehen soll.

Ich will es noch nicht wahrhaben, aber meine Rückkehr nach Deutschland kommt nun doch langsam näher. Wahrscheinlich Ende Mai, spätestens Ende Juni, würde ich behaupten.

Aber gut, das soll uns jetzt nicht weiter bekümmern. Heute hat Santa Marta Punkte bei mir gutmachen können. Ich hatte um 9:30 Uhr eine Verabredung an der Marina und war positiv davon überrascht, dass ich auf meinem Weg vom Hostel dorthin bald an einer recht netten Promenade landete.

Mit der Hilfe eines Hafenwächters und eines Panamaers? Panamesen? fand ich mein Schiff in der Marina.

Und ja, ich wiederhole mich gerne, ich war natürlich die einzige Nicht-Latina an Bord. Meine Übersetzerin des Tages war die 16-jährige Kolumbianerin Salomé, die mit ihrer Großfamilie zum Urlaubmachen an der Küste war.

Leider kamen die Segel unseres Segelboots nicht zum Einsatz, das hätte ich ja gerne mal gesehen. Der Wellengang war wieder ziemlich heftig und ich wurde recht nass. 

Nach geschätzt anderthalb Stunden erreichten wir den abgelegenen Strand Bahía Concha, der zum Nationalpark Tayrona gehört. Hier konnten wir drei Stunden lang schwimmen und schnorcheln. Zum Mittagessen gab es frischen Fisch.

Da es keine Korallenriffe gab, war die Stelle zum Schnorcheln nicht ideal. Aber die Tour gefiel mir doch besser als die erste in Cartagena. Nicht so viel Alkohol und alles deutlich ruhiger.

Am Nachmittag ging es zurück nach Santa Marta, wo ich nach einer Dusche, Videoguckung und Abendessen nun seit einigen Stunden hier sitze und euch diese Zeilen schreibe. Und nun? Nun habe ich Feierabend.

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