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Eine Ära geht zu Ende

Jaja, der Titel ist etwas hochtrabend. Aber ich war schließlich mehr als ein halbes Jahr in Südamerika unterwegs und jetzt bin ich es nicht mehr. Diesen Umstand wollte ich etwas pathetisch würdigen.

Zuerst bin ich euch aber noch ein bisschen Kolumbien schuldig. Erinnert ihr euch an meine Früchtetour? Am Abend nach der Tour lernte ich Ivana aus Tschechien kennen. Sie war meine neue Zimmermitbewohnerin. Darüber war ich sehr froh. Meine beiden anderen Mitbewohnerinnen waren nämlich furchtbar. Sie nahmen mit ihrem Zeug unser komplettes Zimmer und Badezimmer in Beschlag und redeten darüber hinaus nicht mit mir.

Mit Ivana kam ich aber gleich ins Gespräch und wir fanden ziemlich schnell heraus, dass wir für den nächsten Morgen die selbe Stadttour gebucht hatten. Wie praktisch. Da konnten wir uns gleich schonmal den Uber teilen, der uns zur Metrostation Alpujarra brachte. Da hätten wir natürlich auch mit der Metro höchstpersönlich hinfahren können, wenn wir nicht so bequem gewesen wären.

An der Metrostation

Wir waren überpünktlich und hatten noch Zeit für einen kleinen Frühstücksimbiss bevor die Tourguides erschienen. Vielleicht fragt ihr euch, wieso ich noch eine zweite Stadtführung mitmachte. Naja, bei der ersten war es ja in erster Linie um Pablo Escobar und die Drogenvergangenheit gegangen.

Bei der jetzigen war das auch ein wichtiges Thema, aber es ging auch um die generelle Geschichte Kolumbiens, um Hoffnungen für die Zukunft und wir sahen uns das Zentrum von Medellín genauer an.

Wir bewunderten auch den schicken Kulturpalast, der an eine Kirche erinnert. Vor dem Palast stehen jede Menge Skulpturen von Fernando Botero, der mit den Vögeln, wisst ihr noch?

Die Tour endete auf dem Plaza mit besagten Vögeln, auf dem meine erste Führung begonnen hatte.

Ivana, die nur eine Woche Urlaub in Kolumbien machte und deshalb voller Energie war, überredete mich dazu, noch keinen Feierabend zu machen. Wir liefen zur Metrostation und kauften uns erst einmal jede ein frittiertes, mit Käse gefülltes Maisbällchen. Köstlich.

Dann stellten wir uns in die Schlange, um eine Metrokarte zu erwerben. Auf meine alten Tage in Medellín würde ich also doch noch den ÖPNV austesten. Ist ja auch was Besonderes: Medellín hat die einzige Metro in ganz Kolumbien. Und darauf sind die Einwohner super stolz. Man sieht deshalb auch keine Graffitis an den Bahnen oder Kaugummi auf den Sitzen.

An der Metrostation

Erst einmal fuhren wir aber gar nicht mit der U-Bahn, sondern mit der Tram. Und an der Endhaltestelle stiegen wir in die Seilbahn um. Medellín hat genau wie La Paz ein Seilbahnsystem für die Einwohner, die in den Hügeln wohnen. Wenn auch nicht so weitläufig wie in La Paz.

Wie ihr sehen könnt, hatten wir eine hervorragende Aussicht auf Medellín. Je höher wir fuhren, desto ärmer sahen die Häuser unter uns jedoch aus und an der Endhaltestelle angekommen, waren wir uns einig, dass wir hier auf keinen Fall durch die Straßen wandern würden.

Wir diskutierten, ob wir einfach in der Gondel sitzenbleiben und wieder herunterfahren könnten oder ob wir aussteigen und unsere Karte neu entwerten müssten. Einer unser einheimischen Mitfahrer verstand wohl intuitiv, worüber wir redeten und deutete uns, dass wir sitzenbleiben könnten. Da waren wir erleichtert. Man muss das Glück ja nicht herausfordern.

Ivana und Anne in der Gondel

Zurück an der Metrostation mussten wir uns gleich nochmal zwei frittierte Maisbällchen kaufen, bevor wir dann tatsächlich mit der U-Bahn zurück zum Hostel fuhren. Zur Feier des Tages gingen wir lecker Italienisch essen und dann war nur noch Packen und früh ins Bett gehen angesagt.

Mein Wecker klingelte leider schon gegen 4 Uhr. Als ich um kurz vor 5 Uhr an der Rezeption erschien, war mein Fahrer schon da. Die Fahrt und das übliche Flughafenprozedere verliefen nach Plan. Gegen 8 Uhr hoben wir ab mit Kurs auf Mexiko und landeten drei Stunden später in Cancun auf der Yucatan-Halbinsel. 

Und an dieser Stelle kommt schnell mein Kolumbien-Fazit. Obwohl ich gar kein richtiges Fazit ziehen kann, weil ich ziemlich wenig von Kolumbien gesehen habe. Das liegt unter anderem an meinem übertrieben langen Minca-Aufenthalt. Wie gut es mir dort gefallen hat, habe ich ja im vorletzten Bericht ausführlich erörtert. 

Ich mochte aber auch total gern dieses Piraten- und Karibikfeeling von Cartagena. Und endlich wieder Hitze und Meer und Schnorcheln. Das hatte ich so vermisst. Salento mit seinen bunten Häusern und Riesenpalmen war richtig schick und Medellín war historisch sehr spannend. 

Ich habe mich in Kolumbien zu keiner Zeit unsicher gefühlt und würde sehr gerne zurückkommen und noch mehr vom Land zu sehen. Das einzige, was ich nicht ganz so mochte, war, dass die Leute in den Hostels deutlich jünger waren als in Chile, Peru und Bolivien. Alles war mehr Richtung Party orientiert. Aber dafür kann ja das Land nichts.

Ja und damit ist das Südamerika-Kapitel für diese Reise abgeschlossen. Hoffentlich nicht für immer. Ich muss ja noch den Rest von Argentinien sehen. Die Galapagosinseln stehen auf meiner Liste und eine große Amazonasrundreise.

In Cancun war es zum Glück genauso warm wie in Kolumbien. Da war ich beruhigt. Der Einwanderungsbeamte war diesmal sehr nett, verabschiedete mich mit einem deutschen „Danke“ und bewilligte mir 180 Tage Aufenthalt. Ich hatte gelesen, dass manche Beamte willkürlich nur ein paar Tage bewilligen.

In der Ankunftshalle besorgte ich mir ein Busticket nach Playa del Carmen und ging danach auf der Suche nach besagtem Bus nur einmal kurz verloren. Als ich die richtige Haltestelle fand, war ich angenehm überrascht über das moderne und makellose Aussehen der Busse.

Nach einer Stunde kamen wir im Zentrum von Playa del Carmen an und ich musste nur noch ein paar Straßen zu meinem Hotel laufen. Meine G Adventures Tour konnte beginnen.

An der Rezeption traf ich auf den ersten meiner Tourkameraden, Nick aus England. Meine Zimmernachbarin war hingegen noch nicht da, sodass ich das Zimmer erst einmal ganz für mich alleine genießen konnte, ein seltener Luxus.

Am Nachmittag zog ich auf der Suche nach etwa zu essen oder einem Supermarkt noch einmal los und fand einen Walmart ganz in der Nähe.

Ich fühlte mich ja fast wie in den USA, so viele amerikanische Produkte. Nur Fudge Bars hatten sie nicht, Marie. Ich kaufte mir Pizza und ein Schweinsohr und machte mich mit meinem ausgewogenen Mahl zurück ins Hotel.

Am Abend kam der große Moment: Ich lief hinunter in die Lobby um meine Gruppe kennenzulernen. Zuerst einmal war da unsere Gruppenleiterin Bianca aus Mexiko, die gleich einen sehr netten Eindruck machte. 

Der Rest der Gruppe ist sehr englandlastig. Da wären Julie und Rog, die verheiratet sind. Außerdem Ruth, die in etwa in meinem Alter ist und dann noch Nick und David, mit denen ich nicht warm werde.

Aus Kanada haben wir noch Peter, und Mark kommt aus München. Ich bin tatsächlich die Jüngste. Das fühlt sich ganz merkwürdig an nach all den Monaten, in denen ich von 18-Jährigen umgeben war.

Und das Wichtigste: Ich erfuhr beim ersten Treffen, dass ich in den ersten elf Tagen ein Einzelzimmer haben würde. Alle anderen hatten nämlich den Einzelzimmerzuschlag bezahlt. Ich natürlich nicht, aber dadurch habe ich nun kostenlos ein Zimmer für mich. 

Achso, die elf Tage kommen daher, dass unsere Tour aus zwei Teilen besteht. Ruth und Peter machen nur den ersten Teil mit, dafür bekommen wir anderen an Tag 12 acht neue Mitstreiter.

Nachdem uns Bianca einen kleinen Reiseüberblick gegeben hatte, gingen wir zum Kennenlernessen in ein mexikanisches Restaurant. Und ich muss euch mal was sagen: Ich bin ja wirklich sehr anstrengend, was das Essen angeht. Das haben ja inzwischen alle mitbekommen. 

Aber Mexiko haut mich um. Ich muss hier nicht zittern und bangen, dass ich auf der Speisekarte irgendetwas finde, das ich runterbekomme. Ich liebe das mexikanische Essen. Ihr werdet deshalb in nächster Zeit wohl häufiger Restaurantbilder zu Gesicht bekommen.

Fangen wir doch mal mit meinem Essen am ersten Abend an: Enchiladas in Salsa Roja – roter Soße – mit Bohnendip und Reis.

Zu jedem Essen gibt es zusätzlich weiche oder knusprige Tortillas, also Teigfladen. Die kann man in scharfe oder sehr scharfe Soße dippen.

Nach dem Festmahl besorgte ich mir mit Biancas Hilfe noch eine SIM-Karte. Das ist zur Zeit sehr ungewohnt für mich, dass ich jemanden habe, der mir bei allen Hürden Händchen hält.

Am nächsten Morgen stand unsere erste Fahrt an. Von Playa del Carmen fuhren wir mit dem Minivan nach Mérida. Zwischenstopp: Chichén Itzá.

Zuallererst hielten wir aber fürs Frühstück an einem lokalen Restaurant. Bianca erklärte uns geduldig, wie man richtig bestellt, sonst hätten wir das alle vermutlich nicht auf die Reihe bekommen. Ich entschied mich für Hühnchentacos, Rührei und Bohnendip.

Frühstücken wie die Einheimischen

Danach aber Chichén Itzá, meine erste Begegnung mit den Mayas. Vor 1.000 Jahren war Chichén Itzá eine wichtige Stadt des Mayareichs, das sich auch ins heutige Guatemala und Belize ausdehnte. 

In Mexiko und seinen südlichen Nachbarn leben auch heute noch Mayas und pflegen ihre Traditionen und Sprachen.

Unser Tourguide Isauro erzählte uns aber vorrangig von der historischen Bedeutung Chichén Itzás und den genialen astronomischen Berechnungen, die den Gebäuden zugrundeliegen. Prachtstück der Ruinenstadt ist die große Kukulcán-Pyramide.

Ich fand den Ballspielplatz am Faszinierendsten. Die Mayas spielten ein Spiel, das sie Pok-ta-pok nannten und ganz vereinfacht so ähnlich wie Basketball funktionierte.

Nun soll in Chichén Itzá alle paar Jahre ein ganz besonderes Pok-ta-pok stattgefunden haben. Die Spieler einer Mannschaft wurden nämlich nach dem Spiel allesamt den Göttern geopfert. Und das waren nicht die Verlierer sondern die Gewinner, erzählte uns Isauro. Geopfert zu werden und damit die Möglichkeit zu bekommen, ein neues Leben zu beginnen, galt nämlich als große Ehre. 

Auf dem Gelände der alten Mayahauptstadt ist auch ein Cenote zu finden. Cenotes gibt es auf Yucatan wohl überall. Ich habe gelesen, dass es in Mérida sogar einen Supermarktparkplatz mit einem Cenote gibt. 

Ich bin keine Geologin, aber im Grunde sind Cenotes Höhlen mit Süßwasser. Manchmal bricht die Höhlendecke ein und dann hat man einen schönen Pool oder einen Brunnen oder einen praktischen Ort, an dem man Menschen opfern kann. 

Mittagessen war wieder so lecker. Wir aßen bei einer einheimischen Familie, die in der Gegend bekannt für ihr zartes Schweinefleisch ist, das jeden Tag frisch zubereitet wird, indem es unter der Erde verbuddelt und dann mit Hilfe eines Feuers gegart wird.

Wir konnten auch dabei zusehen, wie diverse Familienmitglieder Tortillas zubereiten. An Tortillas und Schweinefleisch konnten wir uns im Anschluss in Kombination mit weiteren Köstlichkeiten sattessen.

Am Nachmittag kamen wir in Mérida an, der Hauptstadt von Yucatan. Bianca lief mit uns einmal kurz ums Carré und zum Plaza, damit wir einen ersten Eindruck bekommen.

Die anderen gingen anschließend in ein Restaurant, aber ich war noch vom Mittagessen satt und lief deshalb nur noch schnell zum Supermarkt, um mir Snacks für den nächsten Tag zu kaufen, bevor ich es mir in meinem neuen Einzelzimmer gemütlich machte.

Am nächsten Tag hatten wir Freizeit. Julie, Rog und ich hatten uns dazu entschieden, gemeinsam einen Ausflug zu vier Cenotes zu machen und Bianca hatte uns für dieses Vorhaben einen Taxifahrer organisiert. Der stand jetzt pünktlich um 9 Uhr auf der Matte.

Die Fahrt war etwas abenteuerlich. Der Motor des Taxis ging nämlich jedes Mal aus, wenn wir zu langsam wurden. Der Fahrer startete also an jeder Kreuzung und an jedem Stauende neu und fuhr dann mit quietschenden Reifen an, damit der Motor nicht erneut absoff.

Fuhren wir zu schnell, fing der Motor übrigens auch an zu stottern. Julie fragte den Mann zaghaft, ob mit seinem Auto denn alles in Ordnung sei, worauf dieser nur lakonisch antwortete, dass wir schon am Ziel ankommen würden.

Womit er Recht behielt. Der Parkplatz vorm Eingang zu den Cenotes war fast leer. Unser Fahrer eskortierte uns zum Empfang, wo wir uns für das Cenotepaket inklusive Lunch entschieden. Dann schmissen wir uns in unsere Badeanzüge, bekamen jeder eine Schwimmweste, die hier Pflicht waren und wurden in einen Van gesetzt, der uns zum ersten Cenote fuhr.

Die letzten Meter mussten wir laufen. Die Natur war sehr karg, wie ihr sehen könnt.

Roge und ich auf dem Weg zum Cenote

Anfangs hätte ich ihn fast übersehen, aber plötzlich tauchte vor uns ein Höhleneingang auf.

Das sah für mich im ersten Augenblick etwas furchteinflößend aus. Zum Glück entpuppte sich die Höhle mit dem Cenote aber als weitaus geräumiger, als der Höhleneingang vermuten ließ. Und ein wenig Licht fiel auch aufs Wasser, sodass wir nicht im Dunkeln schwimmen mussten.

Nachdem wir genug geplanscht hatten, siedelten wir zum zweiten Cenote um. Das war auch in einer Höhle, die ein wenig tropfsteinartig aussah. Und viele kleine Fische schwammen dort um uns herum. 

Der Eingang zu Nummer 3 ließ eine weitere Höhle vermuten.

Allerdings war bei dieser die Decke eingestürzt, was zu diesem tollen Anblick führte. Guckt doch mal, wie die Wurzeln des Baumes nach dem Wasser greifen.

Neben den kleinen Fischen, die in den Cenotes schwammen, begegneten uns auch diese tierischen Vertreter hier. Zum Glück nicht im Wasser.

Das vierte Cenote sah am unhöhligsten aus. Es ließ sich aber super darin schwimmen, weil es schön groß war. Und Julie, Rog und ich hatten es die meiste Zeit ganz für uns allein.

Zum Mittagessen kehrten wir ins cenoteeigene Restaurant ein. Wenn ich mich richtig erinnere, hieß mein Essen Queso Relleno und damit verhielt es sich genauso wie mit Mamas Linsensuppe: Sieht nicht appetitlich aus, schmeckt aber sehr gut.

Käse gefüllt mit Brät, dazu dicke Tomatensoße und dünne Hühnerbrühe

Unser Taxifahrer hatte sein Gefährt während unseres Schwimmvergnügens leider nicht wundersamerweise geheilt. Deswegen war die Rückfahrt nach Mérida wieder äußerst abenteuerlich. 

Am Nachmittag ruhte ich mich aus und begann, diesen Blogbericht hier zu schreiben. Ich arbeite nun schon seit Tagen daran, weil ich immer nur ein bisschen Zeit habe. Ich habe noch Welten aufzuholen, aber verabschiede mich für heute erst einmal mit diesem abendlichen Bild von dem Park, der neben unserem Hotel in Mérida zu finden war.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Mama

    Ich freue mich nach deiner Rückkehr schon auf die vielen neuen Köstlichkeiten, die uns servieren wirst. Mmh, das wird ein Schmaus! 😋

    1. Anne

      Aber Mama, ich habe doch keine Ahnung, wie man das alles zubereitet. Außerdem magst du gar keine dicken Bohnen!

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