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Ein wilder Fluss, eine geheime Stadt und ganz viel Schokolade

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  • Beitrags-Kategorie:Südamerika

Nach dem absoluten Höhenflug auf dem Inka Trail ist bei mir wieder der Alltag eingekehrt. Obwohl, so schlimm ist es auch nicht. Ich kann euch für den heutigen Beitrag schon ein paar kleine Highlights versprechen.

Fangen wir mal mit meinen zwei letzten Tagen in Cusco an. Da habe ich noch einmal die leckere Lasagne in meinem Hostel gegessen. Es war ja schließlich noch Weihnachten. Ansonsten blieb ich faul, sortierte Fotos und widmete mich meinem Blog.

Vergangenen Samstag hatte ich Weiterreisetag. Ich lungerte tagsüber im Aufenthaltsbereich des Hostels rum und ließ mich am späten Nachmittag von einem Taxi zur Bushaltestelle von Peru Hop bringen.

Ich war etwas wehmütig, weil ich Cusco und mein Hostel so gemocht hatte. Vor allem war es schön gewesen, ganz lange an einem Ort zu bleiben. Ich hatte – mit Unterbrechung – zehn Nächte in Cusco verbracht.

Nun ging es für mich in die zweitgrößte Stadt Perus: Arequipa südlich von Cusco. Mir stand mal wieder eine Nachtfahrt bevor, auf der ich im Endeffekt einigermaßen vor mich hinschlummern konnte. 

Gegen 6 Uhr morgens kamen wir in Arequipa an und wurden wie immer in Minivans umgeladen und in unsere Hostels gebracht. In meinem Hostel wurde ich von einem völlig unfähigen Nachtrezeptionisten und der Nachricht begrüßt, dass es jetzt erst einmal für 24 Stunden im ganzen Haus kein Wasser gebe. 

Ich wartete eine Stunde in der Lobby und machte mich dann auf in die Stadt auf der Suche nach einem Frühstückslokal. Ich fand ein tolles Café, setzte mich auf die Dachterrasse und bestellte mir über Whatsapp (so macht man das da) ein köstliches Avocadobrot.

Danach begann ich, sehr produktiv zu werden und meine Ausflüge für die nächsten Tage zu buchen. Zuerst einmal die wichtigste Tour: Colca Canyon.

Die Colcaschlucht ist – je nachdem, wen man fragt – die zweittiefste Schlucht der Welt und für die meisten das Highlight ihres Besuchs von Arequipa. Eigentlich wollte ich eine zweitägige Wanderung dorthin unternehmen. 

Ich fand auf die Schnell aber leider nur einen Anbieter mit regulären Gruppentouren, ohne Wanderung. Aufgrund der Nebensaison hatte ich Angst, keine Alternative finden zu können und buchte schließlich die reguläre Tour, worüber ich im Nachhinein etwas traurig war, weil ich noch ganz im Wanderfieber war.

Während meiner Toursuche bekam ich schon etwas von Arequipa zu Gesicht und mir gefiel die Stadt sehr gut. Sie könnte locker irgendwo in Spanien stehen, da sie eine Neugründung der spanischen Eroberer war. Arequipa wird deshalb auch „Weiße Stadt“ genannt – nicht wegen ihrer weißen Gebäude sondern wegen der Hautfarbe ihrer Einwohner.

Drei weitere kleine Aktivitäten buchte ich noch, fühlte mich sehr fleißig und belohnte mich für meine Mühen mit dem Besuch eines weiteren Cafés und einer sehr leckeren Zitronen-Baiser-Torte.

Danach war es schon Mittag und als ich zurück in meinem wasserlosen Hostel war, durfte ich zum Glück einchecken.

Wie immer: Straße vor dem Hostel

Im Hostel traf ich auf einen alten Bekannten: Marco aus Deutschland, mit dem ich in Samaipata in Bolivien im selben Schlafsaal gewesen war. Er arbeitet für ein paar Wochen an der Rezeption des Hostels.

Abends ging ich nochmal raus für Restaurantbesuch Nummer 3 des Tages. Ich muss wirklich mal wieder damit anfangen, auf schlankerem Fuß zu leben. Jedenfalls bin ich immer noch in meiner Pastaphase und fand ein köstliches, italienisches Restaurant.

Am nächsten Morgen machte ich mich erneut auf den Weg ins Zentrum für meine erste, organisierte Aktivität: eine Walking Tour. Wir waren eine ziemlich große Gruppe mit rund 15 Leuten, die unser Guide Edgar durch die historischen Straßen lotste. 

Ein Beitrag aus Südamerika wäre natürlich kein richtiger Beitrag ohne Lamaberichterstattung. Deshalb kann ich stolz verkünden, dass Edgar uns zur Lama World führte, einem Minimuseum zur Wollherstellung – mit leibhaftigen Lamas und Alpakas.

Neben den domestizierten Lamas und Alpakas gibt es ja noch die wilden Vicuñas, deren Wolle besonders wertvoll ist. Sie werden einmal im Jahr von den Bergbewohnern eingekesselt, geschoren und dann wieder freigelassen. Wer ein Vicuña tötet, muss mehrere Jahre ins Gefängnis, weil die Tiere geschützt sind. Ich hatte euch zuvor schon Fotos von Vicuñas gezeigt, aber hier zur Auffrischung nochmal ein aktuelles Foto von meiner Colca-Tour.

Vicuñas haben immer die gleiche Fellzeichnung und Farbe

In der Lama World konnte man natürlich auch Textilprodukte kaufen und das teuerste Stück war dieser Vicuña-Umhang(?). Was schätzt ihr, wie teuer der war?

Ich sag’s euch: 21.000 Soles. Das entspricht ungefähr 5.000 Euro. Soviel hatte keiner aus unserer Gruppe dabei. 

Stattdessen opferte ich beim nächsten Stopp fünf Soles, um eine der Spezialitäten von Arequipa zu probieren: Queso Helado – Käseeis. Das Eis hat seinen Namen aufgrund seiner Farbe bekommen, nicht aufgrund seines Geschmacks. Der ist nämlich eher zimtig. 

Es war ganz in Ordnung, aber ich bräuchte es nicht noch einmal. Herr Ben und Herr Jerry überzeugen mich mehr.

Der Eisstand war in einem ehemaligen Gefängnis untergebracht, das inzwischen zu einem Souvenirmarkt umgewidmet wurde.

Viele historische Häuser in Arequipa haben gleich mehrere Innenhöfe: einen für die Hausbesitzer, einen für Gäste, einen für Bedienstete. Manche dieser Innenhöfe sind heute prächtig restauriert und öffentlich zugänglich.

Die Tour endete auf einer Dachterrasse am zentralen Plaza, auf der die anderen noch Chicha probierten, das traditionelle Maisbier. Ich kann euch leider nichts zum Geschmack sagen, weil ich selber nicht am Umtrunk teilnahm.

Zurück im Hostel traf ich eine weitere alte Bekannte aus Samaipata. Verrückt. Sarah aus Deutschland hatte dort damals gearbeitet. Nun war sie Gast in Arequipa und hatte quasi mit Marco die Rollen getauscht.

Ach und am Morgen hatte ich auch Claire aus meiner jüngeren Vergangenheit wiedergesehen. Mit ihr war ich ja in Puno im Hostel gewesen und hatte den Ausflug auf dem Titicacasee gemacht. Vielleicht erinnert ihr euch.

Gegen 14 Uhr hatte ich den zweiten Termin des Tages. Ein Fahrer holte mich ab und lud dann noch eine ganze Horde weiterer Teilnehmer ein. Leider wieder alles Spanischsprecher. Wir fuhren zum Fluss Chilli.

Dort wollten wir raften gehen. Ich habe bislang erst einmal in meinem Leben Rafting betrieben – auf Bali in Indonesien bei meiner ersten Weltreise. Das hatte mir damals so viel Spaß gemacht und eigentlich hatte ich mir vorgenommen, das häufiger zu tun, aber dann war es doch nie wieder dazu gekommen. 

Wir hielten zuerst am Lager des Anbieters an und quetschten uns in Neoprenanzüge, Sweatshirts, Wasserschuhe, Schwimmwesten und Helme.

Dann ging es runter an den Fluss.

Und dann begann die wilde Fahrt. Sie endete aber nach einer Minute bereits wieder, weil wir auf einem Stein strandeten und nicht mehr vom Platz kamen. Unser Bootsführer musste sich ganz schön ins Zeug legen, uns da wieder wegzubekommen.

Mit mir im Boot waren drei junge Frauen, die genauso gerne bei den gruseligen Stromschnellen quietschten, wie ich. Das war leider auch das einzige Mittel unserer Verständigung, weil sie nur Spanisch sprachen, genauso wie der Bootsführer.

Das fand ich dann auch etwas besorgniserregend. Ich verstand zwar die einfachen Anweisungen, also wann wir vorwärts, wann rückwärts paddeln sollten und wann gar nicht. Aber vor dem anspruchsvollsten Teil der Strecke setzte unser Guide zu einer langen Instruktion an, von der ich nichts verstand. 

Als ich ihn darauf aufmerksam machte, meinte er nur, ich solle mir keine Sorgen machen. Das trug nicht zu meiner Beruhigung bei. Und manche Abschnitte waren wirklich etwas furchteinflößend. Einen Heidenspaß machte es aber auch.

Unterwegs hielten wir mal an und wer wollte, konnte von einem Stein in den Fluss springen. Ich wollte nicht, weil es mir dafür viel zu kalt war und weil ich der Tiefe des Flusses nicht traute.

Ein paar wollten springen, trauten sich dann doch nicht, was in eine sehr lange Warterei und Debattiererei ausartete und damit endete, dass unser Guide die Zaudernden Huckepack nahm und mit ihnen sprang. 

Danach absolvierten wir noch die ein oder andere Stromschnelle, schälten uns aus den nassen Klamotten, fuhren zurück in die Stadt und damit war ein sehr abwechslungsreicher Tag in Arequipa zu Ende.

Nächster Tag, neues Abenteuer. Und auf das freute ich mich besonders, weil ich sowas noch nie gemacht hatte. Ich ging zum Schokoladenunterricht.

In Arequipa gibt es eine kleine Schokoladenmanufaktur, die Kurse zur Herstellung von Schokolade anbietet. Neben mir nahm noch ein US-Amerikaner teil und die anderen acht waren alle aus Peru. Aber da der Kurs für diesen Tag als englischsprachig angekündigt war, zog unser Lehrer Joshua das Englische komplett durch und auch die anderen Teilnehmer bemühten sich redlich. Das fand ich sehr süß.

Joshua zeigte uns erst Kakaofrüchte und erklärte uns, wie daraus die Kakaobohnen gewonnen und getrocknet werden. Dann durften wir selber Kakaobohnen sortieren, rösten, schälen und mahlen. Wir probierten Kakaotee und den Kakaotrank der Azteken. 

Schließlich gingen wir alle runter in die Küche, lernten noch etwas über die richtige Temperierung von Schokolade und durften dann unsere eigenen Pralinen herstellen. 

Am Ende testete Joshua unser neu erworbenes Wissen: Wir sollten Schokolade probieren und unter anderem den Schokoladengehalt erraten. Mein Team gewann natürlich. Das war ein richtig cooler Nachmittag.

Auf der anschließenden Suche nach Abendessen und Geldautomat erlebte ich noch eine kleine Überraschung. Ich fand nämlich eine richtige Fußgängerzone mit Geschäften und Straßenmusikanten. In vielen Ländern der Welt findet man sowas nicht. Einmal mehr fühlte ich mich an Spanien erinnert und freute mich sehr, etwas zu schlendern.

Auf dem zentralen Plaza waren die Silvestervorarbeiten im Gange. In Arequipa läuft man zum Jahreswechsel dreimal um den Platz und muss dabei etwas Gelbes tragen, hatte mir ein Hostelmitarbeiter in Cusco erzählt. Wer wollte, konnte sich schon am Vorabend Gelb ausstatten, wie ihr seht.

Mein Silvestertag begann ja so gemütlich. Mit Claire machte ich mich auf den Weg zu Masamama. Das ist eine Bäckerei in Arequipa, von der mindestens die Hälfte der Bewohner meines Hostels total besessen war. Es gibt dort die besten Croissants der Welt und der Kuchen erst. Wenn jemand den ultimativen Grund braucht, um nach Arequipa zu kommen, dann ist es diese Bäckerei.

Claire und ich hatten uns kaum gesetzt, da stießen Joanne (Schweiz) und Mila (Chile) zu uns, die wir am Abend zuvor im Hostel kennengelernt hatten. Wir hatten einen sehr kalorienreichen, witzigen Mädelsbrunch und waren uns alle einig, dass es für so etwas auf unseren Langzeitreisen viel zu selten die Gelegenheit gibt.

Wir blieben mindestens drei Stunden, bevor sich unsere Wege für den Nachmittag trennten. Claire und ich wollten noch in das ehemalige Nonnenkloster Santa Catalina. 

Das ist eine riesige Anlage, die – von dicken Mauern umgeben – mitten im historischen Zentrum von Arequipa liegt. Die Nonnen, die hier seit dem 16. Jahrhundert lebten, kamen aus wohlhabenden Familien. Sie lebten in Klausur, verließen die Klostermauern also nach ihrem Eintritt nicht mehr.

Das erinnert mich persönlich ja eher an Gefängnis, aber ein ziemlich schickes. Die Nonnen hatten ziemlich große, private Häuser, Innenhöfe, Gärten, ein Badehaus.

Die kräftigen Farben weckten auch ein wenig Marokkofeeling. Wisst ihr noch, Chefchaouen, die blaue Stadt?

Claire und ich waren zu geizig, um uns eine geführte Tour zu erkaufen, deswegen fragten wir uns viele Dinge. Unter anderem auch, ob denn vor 400 Jahren im Kloster auch alles so schön grünte und blühte wie heutzutage. Aber wir glauben schon.

Wir kamen am Ende noch in einen Raum, in dem eine riesige Monstranz ausgestellt war. Aber ich fand die Weihnachtskrippe dort noch interessanter.

Waren Giraffen, Eisbären, Rentiere und Alpakas bei Jesus' Geburt? Ich vertraue da den Experten vom Kloster.

Das Kloster wurde übrigens erst 1970 der Allgemeinheit zugänglich gemacht. Heutzutage leben immer noch ein paar Nonnen im Kloster. Aber leider nicht in den historischen Mauern sondern in einem modernen Seitentrakt.

Wieder zurück im Hostel dödelten wir noch ein wenig rum, bevor die große Party startete. Na gut, so ein großes Ding war es nicht. Auf der Dachterrasse gab es Burger und Getränke. Da schauten wir mal eine Weile vorbei und Claire stibitzte uns gelbe Ketten. Fürs Glück, ihr wisst schon.

Die anderen waren mit dem Burgerangebot nicht so ganz einverstanden. Also machten Claire, Mila, Joanne, Silvain aus Frankreich, eine Australierin, deren Name mir entfallen ist, und ich uns auf den Weg in die Stadt und landeten in dem Restaurant, das zu der Schokoladenmanufaktur gehört, wo ich meinen Kurs gemacht hatte. 

Und wie es der Zufall so will, war Joshua unser Kellner, der mich auch wiedererkannte. In der Küche war das Gas ausgefallen, also waren nur Ofenprodukte verfügbar, was dazu führte, dass ich mal wieder Lasagne serviert bekam. Lecker, aber nicht so gut wie in Cusco und Toro Toro.

Danach schauten wir kurz auf dem Plaza vorbei. Das gefiel mir gar nicht. Es war inzwischen circa 22 Uhr und ich musste schon aufpassen, dass ich nicht in irgendwelche Feuerwerkskörper lief.

Eigentlich wollten wir ja Mitternacht auf dem Platz sein, aber weil es noch so früh war, liefen wir noch einmal zurück zum Hostel. Und was soll ich sagen, ich blieb dann auch da und machte mich nicht mit den anderen um kurz vor 24 Uhr erneut auf den Weg.

Ich schaute mir stattdessen von der Dachterrasse kurz ein paar Feuerwerke an. Die Peruaner sind da sehr Deutsch und ballern großzügig ihre privaten Feuerwerke ab. In manchen Ländern sind ja nur öffentliche Feuerwerke erlaubt.

Um 00:15 Uhr machte ich mich bettfertig. Und warum war ich so eine Lusche? Na zum einen bin ich ja eh kein großer Silvesterfan und zum anderen musste ich am nächsten Morgen schon um 7 Uhr aufstehen, weil meine Colcatour bevorstand. Und die wollte ich ausgeruht angehen.

Ich hatte euch zu Beginn des Beitrags erzählt, dass ich etwas unglücklich mit meiner Colcabuchung war. Aber ich kann schon einmal vorwegnehmen, dass die Tour im Endeffekt ein Riesenerfolg war. Und jetzt erzähle ich euch, warum.

Ich war die Erste, die von unserem Fahrer Erlis (?) eingesammelt wurde. Erlis war der erste Fahrer, der mir hier in Südamerika begegnete, der Englisch konnte. Normalerweise können das nur die Guides.

Apropos, unseren Guide Sabino holten wir als Nächstes ab. Absolute Spitzenklasse war er. Dann stiegen die anderen Gruppenmitglieder zu: Yen aus China, Pia und Johann aus Hamburg und Ricardo und Giada aus Italien. Mit denen kam ich allen super aus.

Erlis fuhr uns erst einmal eine Weile durch die Gegend. Wir brauchten alleine schon eine Stunde, um aus Arequipa rauszukommen. Die Stadt wirkt gar nicht so, hat aber mehr als eine Million Einwohner.

Irgendwann hielten wir an unserem ersten Stopp. Ich meine, das war der Rastplatz, wo es den bunten Tee gab.

Unser farbenfroher Tee mit Cocablättern und dem Heilkraut Chachacoma

Es kann aber auch die Stelle gewesen sein, wo wir die Vicuñas vor herrlicher Bergkulisse sahen. Eines dieser Fotos habe ich euch ja schon gezeigt. Hier noch ein zweites.

Nach einer weiteren Stunde kamen wir am Steinwald an. Zuerst einmal sah die Landschaft noch recht unspektakulär aus.

Dann aber führte uns Sabino weiter hinein ins Tal und auf einmal erstreckte sich eine total faszinierende Landschaft vor uns.

Wir sahen sogar einen Adler und hofften, dass er nicht verletzt war, weil er uns so nahe an sich ranließ.

Mein tierisches Highlight der Tour folgte an unserem nächsten Rastplatz. Natürlich war ein Alpaka involviert. Hatte ich euch schon mitgeteilt, dass ich nach meiner Wiederkehr eine Alpakafarm in Norwegen eröffnen möchte? Wer da mit einsteigen möchte, kann sich gerne melden.

Aber zurück zur Tour: Auf dem Rastplatz gab es einen kleinen Stall mit ein paar Alpakas und Lamas. Und eins der Alpakas war ausgebüxt, ging im Souvenirgeschäft und im Sitzbereich auf Erkundungstour und ließ sich durch die Mitarbeiterinnen auch nicht verscheuchen. Immer wenn es knisternde Tüten hörte, kam es angaloppiert.

Nach dem Stopp hielten wir kurz an einem Lavafeld, wo uns Sabino unter anderem eine riesige Yareta zeigte. Das ist die moosähnliche Pflanze, die ich schon in Chile gesehen hatte. Sie wächst erst ab Höhen von mindestens 3.500 Metern und soll unter anderem gegen Diabetes helfen. 

Überhaupt erinnerte mich die Landschaft eine Weile lang sehr an den Norden von Chile. Das änderte sich schlagartig, als wir ins Colcatal kamen.

Auf dem Weg hinunter ins Tal gabelten wir eine lokale Großfamilie auf, die Silvester in den Bergen verbracht hatte. Sabino nutzte die Gelegenheit gleich, um uns eine Lehrstunde in Sachen lokaler Hutmode zu geben, weil er meinte, dass man die Herkunft der Frauen der Region wunderbar an ihren Hüten erkennen könne.

In Chivay am Beginn des Colcatals verabschiedeten wir uns von der Familie und auch von Yen, die ihren Flug zurück nach Hause bekommen musste und deshalb nicht die vollen zwei Tage mitmachen konnte.

Chivay ist keine Augenwweide

Wir hielten uns nicht lange in Chivay auf, sondern fuhren weiter ins Colcatal hinein und genossen schon bald herrliche Aussichten.

Das Tal ist aufgrund der vielen Vulkanasche sehr fruchtbar. Ganz viel Mais wird dort zum Beispiel angebaut. 

Wir fuhren an ein paar winzigen Dörfern vorbei und kamen schließlich in Pinchollo an, wo wir die Nacht verbringen würden.

Im Hotel gab es endlich Lunch, uns knurrte allen der Magen. Und einmal mehr erinnerte mich die peruanische Küche an gute deutsche Hausmannskost. Es gab Braten in Soße und Nudeln.

Von unserem Hotel war ich begeistert. Nicht nur, dass ich ein Einzelzimmer mit Bad hatte, aber die Aussicht war auch fantastisch und der Aufenthaltsraum so gemütlich.

Wir konnten uns ein wenig ausruhen und trafen uns dann zum gemeinsamen Abendspaziergang. Das Dorf Pinchollo war auch nicht sonderlich hübsch und wirkte ziemlich verlassen.

Aber wir wollten auch gar keine Dorfbesichtigung machen, sondern Sabino wollte uns den Beginn der eigentlichen Colcaschlucht zeigen. 

Wie tief die Schlucht nun genau ist, darüber lässt sich anscheinend herrlich streiten. Angaben reichen von 1.000 Metern bis zu über 4.000 Metern. Es kommt vor allem darauf an, von wo man misst. Von der Talkante bis zum Boden sind es wohl um die 1.200 Meter. Vom höchsten Berggipfel bis nach unten sind es dann mehr als 3.000 Meter. 

Viele nehmen zweiteren Wert und machen die Schlucht damit doppelt so tief wie den Grand Canyon.

Zurück im Hostel wurden wir mit Abendessen empfangen: Forelle mit Kartoffeln und zum Nachtisch Schokopudding. Und ein besonderes Extra gab es im Anschluss noch.

Mit meiner Wärmflasche kuschelte ich mich nach dem Essen gleich ins Bett. Es war wirklich frisch geworden. Die Bettdecken waren aber so dick, dass ich nachts ziemlich ins Schwitzen kam.

Morgens mussten wir die Lodge nach einem leckeren Haferbrei-Rührei-Frühstück leider recht zeitig verlassen, weil Sabino mit uns noch einiges vorhatte. 

Zuerst fuhren wir zu weiteren Aussichtspunkten an der Colcaschlucht, wo wir ein wenig spazieren gingen. Leider sahen wir keinen der Kondore, die in der Schlucht zuhause sind.

Danach sattelten wir die Fahrräder. Das war Teil der Tour: 14 Kilometer Fahrradfahren entlang des Colcatals. Meistens ging es bergab, nur einen Kilometer mussten wir kämpfen.

Ich hielt schätzungsweise 12 Kilometer durch, bevor ich mein Fahrrad wieder auf den Anhänger verladen ließ und die letzten zwei Kilometer im Bus mitfuhr. Was war da denn in mich gefahren?

Ich sag’s euch. Ich war immer noch von meiner Fahrradtour in Chile traumatisiert, merkte ich. Damals im Valle del Elqui war ich doch mehrmals von Hunden angegangen worden

Und nun steigerte ich mich mit jedem Kilometer, den wir fuhren, mehr in den Gedanken hinein, dass mich gleich wieder ein Hund attackieren würde. 

So, und außerdem war die Strecke ziemlich steil und Sabino wollte auch im Bus mitfahren, weil sein Finger wehtat. Also machten wir es uns auf dem Beifahrersitz gemütlich und scheuchten die anderen Fleißigen noch ein wenig vor uns her.

Als wir uns im Bus schließlich wieder auf den Rückweg machten, war uns das Glück gnädig. Wir sahen Kondore. Sabino meinte, dass am Colca Canyon schätzungsweise 50 Kondore leben und wir sahen vier bis sechs davon. Unter anderem einen jungen Kondor, der gerade Flugunterricht bekam. (Bei Zweien war ich mir nicht sicher, ob es nicht Adler waren.)

Für meine Kameralinse waren die Vögel immer noch recht weit entfernt, aber hier sind meine besten Resultate.

Zum Lunch fuhren wir noch einmal zurück in unsere Lodge. Auf dem Weg begegneten wir einigen Wildpferden, einigen Eseln und einer Tänzerin, die auf der Straße die Touristenbusse stoppte, um sich ein Taschengeld zu verdienen.

Nach dem Mittagessen (Hühnchen mit Reis) packten wir unsere Rucksäcke und machten uns auf den langen Rückweg nach Arequipa. Als feierlichen Abschluss stoppte Erlis an einem Stand am Straßenrand, an dem man Colca Sour kaufen konnte. Das ist wie Pisco Sour, aber mit der für die Colcaschlucht typischen Kaktusfrucht. 

(Chile und Peru beanspruchen ja beide den Pisco – einen Traubenschnaps – für sich. In Chile hatte ich bereits Pisco Sour probiert. Normalerweise wird der Cocktail aus Pisco, Zuckersirup, Zitrone und Eiklar gemixt.)

In Chivay verabschiedeten wir uns von Giada und Ricardo, die mit dem Bus weiter nach Puno fahren wollten. In den Außenbezirken von Arequipa verließ Sabino uns, dann setzte Erlis Johann und Pia im Stadtzentrum ab und als letzte mich im sogenannten Vallecito, im Tal unterhalb des Zentrums. 

Ich hatte mir den Luxus gegönnt, während der Tour nicht aus dem Hostel auszuchecken, sodass ich mein Bett und meine Sachen wie gewohnt im Zimmer vorfand.

Ich lief ein letztes Mal zu der fantastischen Bäckerei Masamama und versorgte mich dort mit Proviant für die bevorstehende Busfahrt am nächsten Tag.

Unterwegs traf ich durch Zufall Silvain. Ich mag das immer, wenn ich Bekannte auf der Straße treffe. Das fühlt sich fast so an, als wäre man Einheimische.

Zurück im Hostel passierte nichts Spannendes mehr. Ich packte meinen Kram und ging früh ins Bett. Meinen Wecker musste ich nämlich auf 4:45 Uhr stellen. Mein nächstes Reiseziel wartete auf mich.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Opa Hans

    Ja Anne, nun sind die Feiertage schon wieder Vergangenheit und die Zukunft im Neuen Jahr mit der Frage, wie wird es verlaufen? Für Dich sicherlich so wie das Alte endete, voller neuer Abenteuer.
    Und davon ist Dein neuer Bericht ja voll bespickt. Überhaupt muss ich feststellen, hast Du bisher bei Deinen Buchungen keine Fehlgriffe dabei hattest und immer das Glück auf angenehme Mitmenschen zu treffen.
    Ist schon lustig, da schlenderst Du da draußen in der weiten Welt so durch die Gegend und triffst mal ganz nebenbei auf alte, gute Bekannte. Dass passiert mir nicht mal so oft in Senftenberg.
    Ja manchmal ist die Welt wirklich nur ein Dorf.
    PS: Das die niedlichen Alpakas und Lamas Dich besonders berühren ist verständlich, aber Dein Gedanke
    mit einer Farm in Norwegen wird Deine Mama und den Rest der Familie sicher nicht begeistern.

    1. Anne

      Die Mama kann mich ja ganz oft besuchen kommen 😀 Auch hier nochmal alles Gute zum Geburtstag lieber Opa!

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